Serienlandschaft: Besprechungen zu „WandaVision“ & „The Falcon and the Winter Soldier“

Eigentlich habe ich ganz gut ohne das MCU gelebt. Und es ist kein Geheimnis: ich habe es nicht im geringsten vermisst! Bis vor Kurzem der neue „Thor“- und „Dr. Strange“-Film in die Kinos kamen. Denn die gehören zu den paar Figuren, die ich sehr mag und schon neugierig bin wie es mit ihnen weitergeht. Tja und da sind wir nun. Nachdem ich irgendwo am Ende von Phase 3 aufhörte irgendwelche MCU-Filme zu schauen, geschweige denn die Serien, nehme ich das wieder auf. Ein bisschen widerwillig. Nennen wir es #MCUAufholen. Los geht’s mit den Serien, die Phase 4 einläuteten. Die Besprechungen sind spoilerfrei, nicht aber falls ihr Avengers: Infinity War und Avengers: Endgame noch nicht gesehen habt.


WandaVision | Official Trailer | Disney+, Marvel Entertainment, Youtube

WandaVision

Trautes Heim, Glück allein! Wanda Maximoff (Elizabeth Olsen) und Vision (Paul Bettany) ziehen in ihre neue Nachbarschaft. Ganz in Schwarzweiß und mit Petticoat und Anzug nehmen sie an der Nachbarschafts-Talentshow teil, wuppen ein Abendessen mit dem Chef von Vision und verstecken dabei meistens ihre Fähigkeiten ohne ins Schwitzen zu kommen. Sie, eine Hexe Schrägstrich Superheldin, er Android Schrägstrich Superheld. Und nur ein Augenblick vergeht, fast so schnell wie man auf der Fernbedienung den Kanal umschaltet, finden sie sich statt der 50er-Vorstadt-Idylle in einer 70er-Jahre-Slice-of-Life-Serie wieder. Was Wanda und Vision da in Westview treiben ist Eskapismus und lässt von der ersten Sekunde an Fragen offen. Wollen wir aber wirklich wissen, was sich hinter Visions scheinbar plötzlicher Reinkarnation verbirgt? Oder Wandas Heile-Welt-Montagen, die sich an Klassikern der Seriengeschichte entlang hangeln? Sind die beiden gefangen oder aus freien Stücken dort!? Unbeobachtet und ohne Konsequenzen bleibt das Treiben in Westview jedenfalls nicht.

Man hat den einen oder anderen Verdacht wie es zu den x Serienversionen von Wanda und Vision kommt. Der Spaß liegt darin die Anzeichen zu erkennen und sich zu überlegen wie das sein kann. Zwischendurch verwirrt uns WandaVision aber auch mal, um es uns nicht zu leicht zu machen. Aber weil man so ein Spiel nur so lange treiben kann, gibt es relativ bald in den nur 9 Episoden á ca. 30 Minuten Spielzeit eine Aufklärung. Und die trifft in das emotionale Schaltzentrum. Ich hatte nicht erwartet, dass mich WandaVision so berührt. Obwohl ich Disney+ nie abonnieren wollte. Obwohl ich die Serie erfolgreich über ein Jahr und den massiven Hype hinweg ignoriert habe. Was die Serie so sympathisch macht ist ihr gründlichst durchgezogenes Konzept mit massiv viel Hommage an Serienklassiker. Zwischen den Episoden gibt es gar Werbespots mit versteckten Hinweisen auf MCU-Begriffe und -Personen. Die einzelnen Abschnitte aus Wandas und Visions Leben sind bekannten Serien nachempfunden wie Bezaubernde Jeannie, Verliebt in eine Hexe, The Office oder auch Malcolm mittendrin. Was sie alle symbolisieren ist Kindheit. Die Szenen mit denen wir aufgewachsen sind und anhand derer wir vielleicht unser Leben modellieren. Ob das gut oder schlecht ist, fragt die Serie auch. Welche Helden wir gefeiert haben. Aus welchen fiktiven Vororten wir unser Bild gewonnen haben wie wir mal leben wollen. (Oder auch nicht.) Und v.A. Eskapismus. Ein gutmütiges Pflaster, wenn das Leben uns scheinbar im Stich lässt. WandaVision ist eine sehr runde Serie, mit einigen spannenden Überraschungen und einem tollen Production Design. Vielleicht habe ich auch geweint. (8/10)

Sternchen-8

The Falcon and the Winter Soldier

Nachdem Sam Wilson alias Falcon (Anthony Mackie) den legendären Schild von Captain America an das Museum der Kriegshelden und Superhelden übergab, nimmt ihm das James „Bucky“ Barnes alias Winter Soldier (Sebastian Stan) einigermaßen übel. Für beide war Steve ein Freund und Idol. Jemand, der an sie glaubte. Dass Sam den Schild weggeben konnte, erscheint Bucky wie eine allzu leichte Trennung. Offenbar gehen beide mit dem Verlust unterschiedlich um. Die Welt jedenfalls ist nach dem Blip und Auftauchen all der ehemals verschwunden Menschen nicht stehen geblieben. Captain America is dead, long live Captain America. Beiden schmeckt es überhaupt nicht wie schnell mit John Walker (Wyatt Russell) ein Ersatz für Steve gefunden ist, der den Namen Captain America übernimmt und auch den Schild. Immerhin ein Grund für Beide sich zusammenzuraufen. Nebenbei werden sie mit dem Fall einer Gruppe von Anarchisten konfrontiert, die sich Flag Smashers nennen und alle Ungerechtigkeiten adressieren, die durch den Snap, Blip und das Kraft-Ungleichgewicht zwischen Mensch und „Übermensch“ (Superhelden und Supersoldaten) entstanden sind. Sam und Bucky müssen sich nicht nur zusammenraufen, sondern auch das Erbe Steves verteidigen.


Official Trailer | The Falcon and the Winter Soldier | Disney+, Marvel Entertainment, Youtube

Power corrupts – das ist wohl einer der thematischen roten Fäden, der sich durch die nur 6 Episoden lange Staffel zieht und an fast allen Charakteren demonstriert wird. An Bucky beispielsweise, der sowohl Opfer als auch Täter ist und Vergebung sucht. Mit gemischten Ergebnissen. Obwohl gerade diese Storyline meines Erachtens nach so spannend ist und Sebastian Stan einige wirklich gute Charaktermomente hat, kommt er und Bucky Barnes Story für meinen Geschmack ein gutes Stück zu kurz. Gerade das Entkommen der Konditionierung und seine Rolle in Wakanda wäre meiner Meinung nach noch ein paar Sätze mehr wert gewesen. Macht wird auch empfindlich Sam, John Walker und einige andere Charaktere des MCU tangieren, die mehr oder weniger überraschend hier auftauchen. Was The Falcon and the Winter Soldier gut kann ist rasante Actionsequenzen zu liefern und es bemüht sich sogar mit dem Thema Migrationswellen, Racial Profiling und Erasure (Aussparung) schwarzer Persönlichkeiten aus der Geschichte einige wichtige und debattenreiche Themen zu adressieren. Der Teil ist extrem gut. Das Gezeter und die Entwicklung zu einer zahmen Bromance Buckys und Sams ist ganz ok als Comic Relief, hätte aber auch gern noch etwas persönlicher werden können. Oder nennen wir es beim Namen, wenn Marvel schon mutiger und zeitgeisteriger werden möchte: es hätte sich gern über Queerbaiting zum real deal erheben können.

So ganz reif und durchdacht ist die Serie damit leider nicht. Zwar schwimmt sie atmosphärisch ganz im Fahrwasser des patriotischen Star-Spangled-Superhero und zollt Captain America (dem Original) Tribut. Aber es fühlt sich stellenweise so an als ob man sich dachte, dass die Charaktermomente schon komplex genug sind und so kann man an der Ausarbeitung der Gegenspieler sparen. Trotz der charismatischen von Erin Kellyman gespielten Karli Morgenthau als Gesicht der Flag Smashers, werden deren Motive erst so richtig in den späteren Episoden klar. Vielleicht hätte der Mäuse-Konzern den Zuschauenden hier mehr zutrauen und stringenter erzählen sollen. Oder sich die Rückkehr einiger Nebencharaktere sparen sollen. Wobei ich einen Auftritt genossen habe, den anderen weniger. Sagen wir mal so: die kreativen Köpfe des MCU haben kein Händchen mit weiblichen Charakteren. Auch sind einige der Überraschungen und Story-Treibern sehr reißbrettartig um nicht zu sagen billig gelöst. Jetzt muss man nochmal zeigen wie Sam gegen Ende trainiert und schwitzt, damit wir wissen, dass es auf ein Finale zu geht. Und jetzt muss nochmal schablonenhaft ein weiterer MCU-Charakter auftreten und plötzlich zu Reichtum und Einfluss kommen, weil … . Ja warum eigentlich? Solche beliebigen Momente gibt es leider zu oft. Zumindest unterstützen sie das Motiv der Serie – Power corrupts. (6/10)

Sternchen-6

Eine Frage hat sich mir immer noch nicht geklärt. Schließt der Begriff „Marvel Cinematic Universe“ auch Serien mit ein!? Ich gehe davon aus, ja. Und deute das „Cinematic“ als Live-Action-Adaptionen statt strikt Kino als Auswertungsplattform. Denn davon sind wir nun danke Disney+ eh fast weg. Landen da die Kinofilme nicht inzwischen eh einen kurzen Seufzer nach der ersten Spielwoche im Kino? Nachdem ich „WandaVision“ dann letzten Endes mehr mochte als ich erwartet hatte, war „The Falcon and the Winter Soldier“ für mich zäh. Buckys Story kam viel zu kurz. Wie erging es euch? Oder habt ihr gar keine Lust mehr auf das MCU, egal ob in Film- oder Serienform? Und währenddessen … hangele ich mich dort weiter lang. ^^

Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei :).

9 Antworten

  1. Avatar von donpozuelo
    donpozuelo

    Ja, die Serien gehören jetzt fest ins MCU. Doctor Strange 2 erzählt ja zum Beispiel Wandas Geschichte aus WandaVision weiter. Das wird ja jetzt häufiger passieren. Jonathan Mayors hatte auch schon seinen Auftritt in Loki, bevor er dann für Ant-Man 3 kommen wird. Sie verweben das alles mehr und mehr.

    Bei Falcon bin ich voll bei dir. Die Serie hätte sehr viel besser sein können

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Also dass die „irgendwie“ dazu zählen liegt ja schon in der Natur der Sache. Aber andererseits finde ich sie manchmal nicht in Listen, die die Phasen des MCU auflisten. Ich gestehe ich habe auch den Überblick verloren, wo welche anfängt und aufhört.
      Ich hänge mich eben nur am Begriff „Cinematic“ etwas auf.

    2. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Worauf ich jetzt aber erstmal gar nicht klarkomme ist, dass Falcon als nächstes einen Solofilm bekommt und Bucky auch – als Teil der Thunderbolts. Ich meine …wozu denn dann der ganze Bums?
      Also ok. Damit sie ihre jeweiligen Traumata (Bucky) und Entscheidungen (Sam) mit der Hilfe des jeweils anderen bewältigen. Aber irgendwie finde ich mit dem Wissen jetzt die Serie ein kleines Stück weniger relevant und bin irgendwie regelrecht etwas sauer. Wer hätt’s gedacht.

      1. Avatar von donpozuelo
        donpozuelo

        Wozu? Geld! Marvel schlachtet einfach alles aus. Zumal Captain America natürlich ein Name ist, den man weiterführen muss. Und ja, die Falcon Serie macht einfach keinen Sinn. Weil sie da endet, wo Avengers Endgame aufgehört hat. Es gab so gesehen keine wirkliche Entwicklung. Echt nervig.

        1. Avatar von Miss Booleana
          Miss Booleana

          Najaaa. In der Serie gibt es schon Entwicklung – zumindest seitens Bucky sehe ich die. Für Falcon war es wohl eher ein notwendiger Schritt der irgendwie hergeleitet werden muss. Wie oben beschrieben fand ich ja auch gut, dass sie viele zeitgenössische/kritische Themen verwoben haben. Zum Beispiel Erasure und Racial Profiling. Aber das ist halt immer so (näherungsweise) familienfreundlich mit angezogener Handbremse. Die Schritte hätten größer sein können.

          Und ja, Geld, ach.

          1. Avatar von donpozuelo
            donpozuelo

            Ja, die kritische Auseinandersetzung mit relevanten Themen will bei Marvel noch nicht funktionieren. Das zeigt sich, finde ich, gerade bei FATWS… da wird viel versucht, aber alles sehr lieblos gemacht. Malen nach Zahlen mäßig, damit man drauf zeigen kann, dass man es gemacht hat. Macht Marvel ja leider zu häufig so…

  2. Bin da punktemäßig bei dir. Fand „Wandavision“ auch sehr viel gelungener als den Falcon und Soldier. Na mal sehen, was du zu den anderen, noch offenen Serien des MCU so sagst.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Darauf bin ich auch gespannt..

  3. […] Schauen wir mal! Am gespanntesten bin ich auf Fresh, weil mein Sebastian Stan Fangirling noch von The Falcon & The Winter Soldier ähm, aktiv, ist. ^^ Außerdem auf Hatching und Malignant, weil darüber gefühlt viel gesprochen […]

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