Fantastischer Film: Happy Together

Das ist nun für den Pride Month 2024 im Blog eher ein bittersüßes Filmerlebnis und offenkundig auch so von Wong Kar-wai beabsichtigt, wenn man sich den Titel (und Originaltitel) des Films und seinen Inhalt anschaut. Denn glücklich sind Ho Po-wing (Leslie Cheung) und Lai Yiu-fai (Tony Leung) nicht. Beide sind schwul, in einer Beziehung miteinander und zusammen nach Argentinien ausgewandert. Ihre Beziehung ist schwierig. Mehrmals trennen sie sich, kommen wieder zusammen, verdächtigen sich, manipulieren sich, geben nur sich gegenseitig halt. Es traf noch nie so gut auf ein Paar zu wie auf die Beiden: sie können nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander. Ist das Happy End hier ein für alle mal Adieu zu sagen oder doch ein Happy Together?

HAPPY TOGETHER 4K | Official Trailer (English), Block 2 Distribution, Youtube

Unter Wong Kar-wais Filmen ist Happy Together wohl der auserzählteste, der am wenigsten Raum zur Spekulation und Interpretation bietet. Beide sind in einer Deadlock-Situation, nachdem sie sich das erste Mal voneinander getrennt haben. Sie haben als Immigranten stellenweise nicht so viel Akzeptanz in Argentinien, bekommen nicht die besten Jobs und haben kein Geld um nach Hongkong zurück zu gehen. Sie beide kennen sich gegenseitig am besten, was im fremden Land umso schwerer wiegt. Was verursacht, das ihre gegenseitige Umarmung so viel wärmer zu sein scheint. Der Film macht es einfach zu verstehen, warum es die beiden mit so starker Anziehungskraft immer wieder zueinander zieht. Aber auch warum sie so stark aneinander abprallen. Warum die Verdächtigungen und das Hintergehen so schwer wiegt. Ursache-Wirkung ist hier kaum auseinanderzuhalten. Besonders wild wird es als Fai sich weigert Po-Wing seinen Reisepass zurückzugeben.

Der Film macht es nicht deutlich, ob beide Hongkong verließen, weil sie annahmen in Argentinien freier als homosexuelles Paar leben zu können. Da Happy Together in Hongkong zensiert wurde, hat man zumindest Anlass darüber zu spekulieren. Es ist sicherlich nicht der Feelgood-Film für den Pride Month, aber einer, der in wunderbar nostalgischen und stellenweise gar noir-angehauchten Bildern das Gefühl eines endlosen Sommers einfängt und die Atmosphäre der Sackgasse, in der sich beide in ihrem Leben aber auch in ihrer gemeinsamen Beziehung befinden. Der Song von The Turtles trägt zur Bitterkeit der Geschichte bei und wie so manch anderen höre ich den Song jetzt nur noch mit Erinnerungen an Wong Kar-wai Filme.

Happy Together (OT: 春光乍洩), Hongkong, 1997, Wong Kar-wai, 96 min

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Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 😀

2 Antworten

  1. Den habe ich schon so lange auf meiner Watchlist, ich muss den jetzt wirklich endlich mal sehen. Ich liebe die Filme von Wong Kar-Wai und dieser ist einer der wenigen glaube ich, die ich noch nicht gesehen habe. Danke für die Erinnerung und deine schöne Besprechung 🙂

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Danke für das schöne Feedback Sabine. 😀 Und falls du die Gelegenheit hast demnächst „Happy Together“ zu schauen – viel Spaß damit.

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