Serienlandschaft: Hannibal und die Sache mit dem Hirsch

Schaut ihr Blogger da draußen euch auch öfter die Suchbegriffe an, die Leute zu eurem Blog geführt haben? Meine Stipvisiten der letzten paar Monate haben immer zu der Erkenntnis geführt, dass scheinbar sehr viele Leute sehr gerne wissen möchten, was es mit dem Hirsch-Motiv in Hannibal auf sich hat. Also. Interpretieren wir heute doch mal. – Der Artikel enthält ggf. leichte Spoiler für die erste Staffel!

Freud would say …

…keine Ahnung was Freud sagen würde. Es ging bestimmt in die sexuelle Richtung. Ich hatte zwar mehrere Jahre Psychologie in der Schule, aber ich gehe mal den simplen Weg und suche eine gut katalogisierte und vertrauenswürdig(er) aussehende Webseite über Traumsymbole. Und da steht (wenn wir mal den Anfang überspringen):

[Anm. Miss Booleana: einen Hirsch] sehen: bedeutet die Möglichkeit, Gewinn, Freude und Freiheit zu erreichen; man hat einen hochmütigen Feind;

Tatsächlich wird der Hirsch oftmals mit Anmut, Kraft und Herrschertum gleichgesetzt. Aber dieser Ansatz wirkt ein bisschen wie Horoskope. Es steht eine riesengroße Auswahl möglicher Assoziationen drin und man sucht sich die Erklärung aus, die am besten passt. Aber das mit dem hochmütigen Feind passt schon wirklich teuflisch gut. 😈 (Die ggf. sexuellen Traumdeutereien und Erklärungen überlasse ich mal anderen Fannibals.)

… wo hat Will den Hirsch her?

Ich denke wirklich, dass es etwas mit dem Unterbewusstsein Wills zutun hat. Aber anders. In Hannibals Behandlungsraum/Büro steht eine hübsche Hirsch-Statue. Nehmen wir mal an Wills feine Auffassungsgabe hat sofort erkannt, dass Hannibal eine Fassade um sich aufbaut und eine unheilvolle ‚Aura‘ aufgeschnappt. Scul… äh … Dr. DuMaurier hat das schließlich auch schon festgestellt. Außerdem hat das Hirschsymbol augenscheinlich viel mit Hannibals Auftreten gemein: die gewählte hochmütige Ausdrucksweise, die Dekadenz gepaart mit einer stillen Zurückhaltung. Hat er vielleicht von Anfang an unterbewusst Hannibal mit dem Hirschi assoziiert?

Außerdem ergeben sich da einige Parallelen. Der stattliche Paarhufer begleitet Will oftmals in schwierigen oder psychisch enorm belastenden Situationen – so wie Hannibal. Jetzt wäre es ganz interessant zu wissen, wann Will den Hirsch das erste Mal zu sehen glaubte? Meine kleine Netz-Recherche hat mir darüber keinen Aufschluss gegeben. Meine Erinnerung sagt: erst nach dem Kennenlernen von Lecter und Garreth Jacob Hobbs Niederstreckung und ggf. sogar erst nach dem Entdecken seiner Hütte. Die ja offensichtlicher auch noch voller Geweihe war. Man kann auch ganz gut beobachten, dass er zunehmend hinter die Identität des Hirsch-Symbols kommt. So wird der Hirsch eine Metapher für den Täter und bringt Will schließlich auch auf die Idee, dass Georgia Maedchens Tod kein Unfall war und alle Morde und Nachahmungstaten die ein und derselben Person sind. Nach und nach wird die Hirsch-Metapher immer menschlicher, bis er letztendlich Hannibals Züge annimmt.

Was sagt ihr – klingt das logisch? Oder gibts Lücken in der Argumentation? Kann Wills Verstand wirklich soviel unterschwellige Düsternis wahrgenommen haben um in kürzester Zeit den Hirsch aus dem Büro mit Hannibal zu verknüpfen und wiederum mit den Morden? Dann wäre seine Fähigkeit zur Empathie wahrscheinlich noch einzigartiger als sie es ohnehin schon ist. Und vor Allem schneller als Wills Verstand.

Hier übrigens noch ein weiterer kleiner Leckerbissen (Sorry, den Spruch konnte ich mir nicht verkneifen) für diejenigen, die noch mehr lesen können und wollen bis es endlich im Februar weitergeht. Ein Interview mit Dr. Mark Benecke über die Figur des Hannibal Lecter.

Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei :).

22 Antworten

  1. Hmm, interessante Interpretation auf jeden Fall. Ich könnte mir vorstellen, dass es wirklich Wills Unterbewusstsein ist, das den Hirsch mit Hannibal verbindet. Vielleicht kommt das ja in der zweiten Staffel auch noch deutlicher heraus. Wir werden sehen ;-).

    1. Ich bin auch gespannt! 🙂 Was wäre deine Theorie über die Hirsch-Sache?

      1. Eigentlich bin ich da ziemlich planlos :-D.

      2. hi ich antworte, zwar echt spät, muss dies aber dennoch loswerden; Der Hirsch ist ein Symbol für die Verbindung zwischen Hannibal und Will. Er tritt nach ihrer ersten Begegnung zum ersten Mal auf, danach immer in Situationen, in denen Will mit Hannibals Einfluss ringt, bzw. kämpft. Dies wird an Ende der 2. Staffel noch einmal deutlicher, als Hannibal Will „aufschlitzt“ und ihn zurücklässt, um selbst zu fliehen. An diesem Moment stirbt der Hirsch, also die Verbindung zwischen Hannibal und Will. Später tritt der Hirsch allerdings wieder in erscheinung, nämlich als Will Hannibal nach Italien folgt, um das jüngste Mordopfer des Chesapeak Rippers zu sehen.

        1. Avatar von Miss Booleana
          Miss Booleana

          Ja, das ist ziemlich offensichtlich geworden, was der Hirsch bedeutet 😉 hat sich ja quasi selber erklärt.
          (nicht vergessen, dass der Artikel über ein Jahr alt ist 😉 )

          1. Ja genau 😀

  2. Avatar von Badstag
    Badstag

    Ich sehe das auch so…1. ein Hirsch ist der König des Waldes. etwas was mit Macht und Herrschen zu tun hat aber auch mit einer uralten Naturverbundenheit. 2. Natürlich erkennt Wills Unterbewusstsein sofort was Sache ist aber durch die Nähe die Hannibal als Psychiater und auch als Freund zu ihm aufgebaut hat würde er bewusst niemals ihn in betracht ziehen.

    1. Hm – da hast du jetzt ein Wort in den Raum geworfen, das mir zu denken gibt. Naturverbundenheit. Danke 🙂

      1. Avatar von Badstag
        Badstag

        Was fällt dir spontan zu Naturverbundenheit ein.

  3. Ich stimme in allem zu. Interessant wäre noch zu erwähnen, dass der Hirsch auch für Hannibal eine besondere Bedeutung hat. So wurde er in den Romanen ständig von dem mit einem Pfeil angeschossenen Hirsch verfolgt. Eine Erinnerung, welche Bestandteil seines Kindheitstraumas war. Auch gut in Hannibal Rising interpretiert.

    1. Oh danke für deinen Kommentar, dann war das wohl nicht so abwegig gedacht. Und vor Allem danke für den HInweis mit dem angeschossenen Hirsch. Daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern, ist schon ziemlich lange her, dass ich die Bücher gelesen habe. Da bekomme ich gleich richtig Lust, das nochmal in Angriff zu nehmen! 🙂

      1. Endlich mal jemand, der die Bücher auch gelesen hat.
        Zu Anfang hatte ich ja gedacht, dass es sich um eine typische ’schnell-und-billig-Geld-machen‘-Serie handelt. Besonders skeptisch war ich auch wegen dem Geschlechter Wechsel einiger Charaktere. Aber ich bin überrascht. Die Serie ist nicht nur spannend, sie baut auch darauf auf, dass man die Geschichte kennt. Man weiß was passieren wird, aber nicht wie es passieren wird. Die Beziehung der Charakter sind trotz Geschlechter-Wechsel perfekt wiedergegeben, sowie die Charaktere selbst. Und gerade die Symbolik mit dem Hirsch gibt dem Ganzen noch einen einzigartigen Schliff. Wenn man die Bücher kennt, hat man für gewöhnlich eine hohe Erwartung an jede Art von Interpretation.

        1. Stimmt! Du hast in allen Punkten Recht. Wie sie mit Andeutungen spielen ist wunderbar. Und teilweise auch mit Bildern und Szenen aus den vorhergehenden Filmen. Obwohl ich Hannibal Rising weder als Buch, noch als Film besonders mochte, haben sie sich da in der letzten Staffel ziemlich bedient. War aber gut irgendwie. Schließlich gibt es da Parallelen – von wegen Rache und so.
          Und auch das mit dem Geschlechterwechsel und den Beziehungen betrifft, kann ich dir nur Recht geben: Freddie Lounds / Lana Chorostecki ist ein richtiges Ekel wie aus dem Bilderbuch. Sehr gut getroffen, ich kann sie auch kein bisschen leiden XD

          Als ich im Vorfeld davon gelesen habe, dass sie ein Remake machen, war ich ein bisschen entsetzt und dachte mir „bitte verkackt das nicht“. Und dann dämmerte mir erstmal, dass sie auch einen jüngeren Lecter besetzen werden. Ich habe jeden Tag das Internet befragt, ob es Neuigkeiten gibt. Als ich aber gelesen habe, dass sie Mads Mikkelsen besetzen, war meine Welt in Ordnung.

          1. Ohja ganz recht. 🙂 Ich persönlich mochte wieder Hannibal Rising. Das Buch sowie den Film. Aber am Besten fand ich immer noch Red Dragon.
            Ich fand es echt dämlich, wie sie im Film Hannibal das Ende versaut hatten. Das hatte ja mal so gar nicht gepasst. Das Ende im Buch fand ich toll, war aber auch das genaue Gegenteil vom Filmende.

            Genau das hatte ich auch gedacht. Und ich bin mit Mads Mikkelsen als Hannibal sehr zufrieden. Der passt wunderbar in die Rolle 😀

            1. Ja – der Film Hannibal fällt auch irgendwie etwas aus der Rolle und es gibt wohl keine krassere Abweichungen zwischen Hannibal-Bücher und -Filmen als bei dem Ende von „Hannibal“. Sehr eigen.
              Was ich persönlich sowohl bei den Geschichten, als auch allgemein nicht so sehr mag: wenn der „Bösewicht“ (oder auch der Gute!) immer alles richtig macht und unantastbar ist. Da müssen sie auch bei der Serie gut aufpassen … das wirkt schnell unglaubwürdig. Wie siehst du das?

              1. Da stimme ich dir zu. In der Serie wird alles dafür getan, Dr Lecters Intelligenz besonders stark hervorzuheben. Einem wird regelmäßig klargemacht, dass immer noch Hannibal die Kontrolle hat, auch wenn es nicht so aussieht. Zudem werden seine Fähigkeiten zu Kalkulieren und zu Manipulieren dadurch unterstrichen, dass die sonstigen Fälle schnell und einfach aufgeklärt werden. Wie der Fall der Bienenfrau. das klappte ja gleich beim ersten Anlauf.
                Es ist auch so, dass ich auch bei den Szenen, wo Hannibals Leben bedroht wird, ich immer noch das Gefühl habe, dem sei nicht so und er hätte es einkalkuliert. Zum einen finde ich es gut, dass es um Hannibals Fähigkeiten geht, wie in den Büchern. Aber er ist nicht unverwundbar und das machen sie zu deutlich. In den Romanen war es nicht ganz so extrem, sogar glaubwürdig. Aber da war Hannibal nicht so sehr vom FBI umgeben gewesen, sondern war ständig dabei unterzutauchen, oder seine Freiheit zu erlangen. In der Serie setzt er einfach nur seine ‚Maske‘ auf.

                Die zweite Staffel fand ich ganz komisch mit der Koexistenz von Will und Hannibal. Die haben viele Elemente aus dem zweiten und dritten Buch hinein genommen, genauso die Beziehung zwischen Hannibal und Clarice Starling, nur halt auf Will und Hannibal kopiert. Diese Offenheit war passend im Buch gewesen, aber Will ist kein Mensch, der da rein passt. Im Buch war er ein introvertierter Mensch gewesen, der zu allem Abstand gehalten hat (bzw versucht hat) und in der ersten Staffel auch. Und auf einmal ist sein Verhältnis zu Hannibal so offen, wie es bei Hannibal und Clarice in den Büchern war.
                Was denkst du darüber?

                1. Oh das ist ein guter Punkt mit der Will/Hannibal-Beziehung. Bin da sehr ins Grübeln gekommen, weil ich mir sooo sehr wünsche, dass sie die Serie solange entwickeln und produzieren können, sodass wir den Schweigen-der-Lämmer-Handlungsbogen erzählt bekommen. Ich möchte so gerne Clarice und Hannibal sehen! Und dass dann soviele ähnliche Elemente schon auftraten … mh. Schwierig. Ich war mir lange Zeit nicht sicher, ob das Auftreten von Clarice überhaupt geplant ist oder eben einfach „nur“ gezeigt werden soll wie er letztendlich von Will geschnappt wird. Dann hat Bryan Fuller aber selbst in einem Interview mal davon geredet. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass sie die Beziehung zwischen Hannibal und Clarice dann anders gestalten und vielleicht auch mal eine sehr starke und sympathische Frauenfigur entwerfen, wenn es soweit kommt.
                  Denn scheinbar geht es ja ähnlich weiter. Wenn Will jetzt Hannibal über die Landesgrenzen hinweg versucht aufzuspüren, kommen wir ja gedanklich beim Buch/Film „Hannibal“ raus – wieder ein Szenario, in dem man einen Clarice-Handlungsbogen voraus nimmt. Schwierig. Ich finde den Gedanken zwar spannend, frage mich aber was dann noch für einen möglichen Clarice-Handlungsbogen „übrig“ bleibt.

                  An anderer Stelle mochte ich es wiederum ganz gerne, dass sie so ins Detail gehen und soviel vorgreifen. Zum Beispiel – wie du schon an anderer Stelle gesagt hast – bei den Vergers. Das ist wahrscheinlich DAS Beispiel.

                2. Ich würde auch sehr gerne Clarice sehen. Ich mochte es zuzusehen, wie sich deren Beziehung entwickelt hatte. Ich hatte ja die Befürchtung, dass Hugh Dancy beide Charaktere verbildlichen soll, was beide Figuren, meiner Meinung nach, zu stark verändert und verfremdet hätte.
                  Oh ich bin ganz gespannt, wie sie sie gestalten und wer sie spielen darf.

  4. Ich liebe Hannibal.Es müssten mehr geben auf dieser Erde.
    Hab nun auch die Staffeln verfolgt. Toll der Meds Mickelsen in seiner Rolle.
    Letzte Staffel etwas wirr und langweilig.
    Trotzdem unglaublich interessant und fesselnd.
    Wills Charakter und die des Hannibal.
    Seine Psychologin auch ziemlich schräg. Ihr Unterbewusstsein spiegelte Hannibal wohl.
    Letzte Szene.
    Sie ass sich selbst.

    Hannibal Rising fand ich persönlich am interessantesten von allen Filmen .

    Auch die Bücher Thomas Harris sehr gut verfasst.
    Vor Empathie Tränen in den Augen.
    Der Hirsch symbolisiert wie schon hier gelesen, naturverbundenheit , die Natur , Hsnnibals Wesen,Menschen zu essen , das war seine Natur.
    Denk daher Will war so angewidert gleichzeitig angezogen und Hannibal spiegelte Wills Natur wieder, die Will bekämpfte, weil er nicht so sein wollte…doch ein Teil seiner Natur nicht verdrängen konnte.
    Der Hirsch auch Wills Schutz. …Engel?
    Er tauchte immer auf, wenn Will in Schwierigkeiten war.Letztendlich durch die Kraft die innere liche Verbindung zwischen den beiden Will und Hannibal.
    Eine tiefe Verbindung .

  5. […] zwischen den Nutzern des Portals, da ich dort schon lange nichts mehr tue. Außerdem Serienlandschaft: Hannibal und die Sache mit dem Hirsch, Pretty Little Liars TAG, Serienlandschaft: Review „The Returned“ (US) und Vergleich zu „Les […]

  6. Avatar von Julian Neubauer
    Julian Neubauer

    Also da ist ein sehr guter Ansatz, ich glaube nach dem lesen der Bücher hätte mann sein Antwort.

    Ich spinne mir mal das so zusammen, dee Hirsch ist der Täter und etwas bedrühliches etwas was einen von dem Glück zurück hält(zusammen gebraut mit der Traum deutung). Im laufe der Serie erkennt Will das Hannibal der Täter ist und sieht ihn als schwarze gestallt mit einem Hirsch Geweih.
    Und „Hannibals Herz“ (aus Staffel 3) verwandelt sich in denn Hirsch weil das sein letztes Hindernis war.

    In meiner Erinnerung kam der Hirsch von dort an dann auch nicht mehr vor.

  7. Avatar von Ellena
    Ellena

    Hallo,

    ich bin zwar erst vor kurzem auf die Serie Hannibal gestoßen.
    Finde sie einfach nur verstörend gut und bin sehr froh darüber,dass es nicht nur mir so geht mit der Frage,was u.a. der Hirsch für eine Bedeutung in der Serie hat.

    Kann es nicht auch sein,dass der Hirsch für etwas Gutes steht.
    Er weist auf Hannibal hin,stirbt sozusagen am Ende von Staffel 2 mit Will,der aber gerettet wird und…in der Vorstellung von Will zieht der Hirsch doch auch das Gefährt im Schnee, an das Hannibal gefesselt ist.
    Um ihn zu foltern oder zu töten.

    Und Hannibal taucht auch immer wieder als eine Art Hirschdämon in Wills Gedanken auf.

    Steht der Hirsch nun wirklich für Hannibal oder eine Art guter Geist,der Will den Weg weisen möchte?

    Sind natürlich auch nur Vermutungen meinerseits.

    Vielleicht kann mir ja jemand weiterhelfen?!

    LG

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