Inhalt
Flavia ist ein elfjähriges Mädchen mit einem scharfen Verstand und vor Allem einer großen Vorliebe für Chemie und ganz speziell für Gifte. Man sagt ihr nach sie habe es nicht so mit der Körperpflege und mit ihren älteren Schwestern Ophelia/Feely und Daphne/Daffy steht sie so ziemlich dauerhaft auf dem Kriegsfuß. An ihre Mutter hat sie keine Erinnerung. Und so lebt sie allein mit den netten Schwestern und dem Vater auf Buckshaw – dem Familienanwesen im englischen Örtchen Bishops Lacey. Sie wird von Projekten wie dem Versetzen von Feelys Lieblings-Lippenstift mit Giftefeu abgelenkt, als sie den Streit ihres Vaters mit einem Besucher belauscht. Als am nächsten Tag eine Leiche im Gurkenbeet der Luces gefunden wird, zählt sie eins und eins zusammen: man wird ihren Vater verdächtigen. Flavia beginnt zu ermitteln.
Hintergrund
Ich weiß nicht so ganz was mich an dem Buch so angezogen hat. Es war scheinbar ein Impulskauf. Jahrelang hat es in meinem Bücherregal (nennen wir es mal hochachtungsvoll den Sub) geschmort, weil ich lange lange gar kein Interesse hatte es zu lesen. Selbst der Klappentext beeindruckte mich zwischendurch nicht mehr. Warum habe ich das Buch so lange nicht gelesen? Keine Ahnung, ich finde es nämlich super und durfte auch feststellen, dass es inzwischen mitlerweile 4 weitere Bücher rund um Flavia gibt und 2014 ein fünftes folgen soll. Der Autor Alan Bradley ist eigentlich Elektro- und Fernsehtechniker und was das Schreiben betrifft sozusagen Autodidakt. Mit Flavia hat er 2007 den Dagger Award für ein unveröffentlichtes Debüt erhalten – 2 Jahre später erschien der erste Teil der Flavia-Bücher. Ich mag das deutsche Artwork der ersten Ausgabe nicht besonders. Finde aber an den weiteren Illustrationen zu der Reihe schon viel mehr gefallen. Man kann sie auf der Webseite zur Buchreihe ansehen. Insgesamt fangen sie das Feeling der Geschichte eigentlich sehr gut ein. Beim Lesen war einer meiner ersten Gedanken, dass sich der Stoff ganz wunderbar verfilmen ließe. Und dann: wenige Woche später lese ich in den Untiefen des WWW, dass Sam Mendes (American Beauty, Call the Midwife, Skyfall) 2012 die Bücher für Fernsehfilme in Erwägung zog. Das halte ich auch heute noch für eine ausgezeichnete Idee, denn die Charaktere und Schauplätze geben viel her. Der Verrückte-Wissenschaftlerin-Charakter von Flavia eignet sich prima für eine clever-düster-ironisch-schwarzhumorig-britische Umsetzung ähnlich Lemony Snickets, nur ohne Fantasy-Elemente. Sie macht sich bestimmt prima als Kindheitsheldin. Auch wenn nicht gezaubert wird, es keine Vampire gibt (verdammte Vampire!!!) – sondern um Wissenschaft geht. Yeah, baby – Science!
„Wie kann ich dir helfen, mein Liebes?“
Wenn ich etwas gründlich verabscheue, dann ist es die Anrede „mein Liebes“. Wenn ich einmal mein Opus Magnum mit dem Titel Eine Abhandlung über sämtliche Gifte schreibe und bei „Zyankali“ ankomme, vermerke ich unter „Anwendung“ garantiert: Besonders wirksam bei der Behandlung all derjenigen, die einen „mein Liebes“ nennen.
Meinung
Alan Bradley hat da eine Handvoll fantastisch verschrobene Charaktere erschaffen und ein etwas agatha-christie-esques Setting gepackt. Das alte England zu Zeiten von George VI. hat ein schönes Flair für ein Krimisetting. Ebensolche Krimifans kommen hier bestimmt auf ihre Kosten, auch wenn ich als Kriminalfan denke, dass da bestimmt noch ein besserer Fall drin gewesen wäre. Ich finde, dass das nicht an allen Ecken geglückt ist. (Vielleicht schon für Philatelisten – denn Briefmarkensammler werden hier ihre helle Freude. Seltene Briefmarken spielen eine Schlüsselrolle!) Dass ich trotzdem begeistert bin, liegt an Flavias schnoddrigen Sprüchen. Ihre sehr hohe Intelligenz und Naseweisheit könnte den Spaß schnell zunichte machen, aber der Autor wirkt dem entgegen, indem er Flavia an einigen Stellen ganz entwaffnet darstellt. Es ist immer sehr schlau, wenn man Schwächen durchscheinen läßt – nichts macht ein Buch so öde wie vermeintliche Antihelden, die sich eigentlich nur selber so bezeichnen oder noch schlimmer: Helden die alles können und keine Schwächen haben außer Platzangst (verweise ich da gerade auf 80% aller Dan-Brown-Romane? 😉 ) Insbesondere bei einem Kind ist es also ganz gut, wenn sie auch mal Angst hat oder ihr kein Konter einfällt. Die Reibereien mit ihren Schwestern sind herrlich schräg und ich bewundere es, dass alle Kinder der de Luces eine bestimmte große Leidenschaft haben. Feely beispielsweise das Klavierspiel, Daffy das Lesen (und die muss ziemlich schnell lesen, stelle ich fest …) und Flavia natürlich die Chemie. Apropos Chemie … hier und da wird natürlich mit Begriffen um sich geschmissen und vielleicht macht es Leuten die aus dem Wissenschaftszweig kommen wirklich mehr Spaß, weil sie alle Ausführungen verstehen. Allgemein gesprochen ist es aber auch für Nichtchemiker (wie mich) durchaus machbar alles zu verstehen. Also die richtige Dosis: nicht zuviel, nicht zu wenig.
„Wenn ein Mann euch mal zu aufdringlich wird“, hatte sie gesagt, „tretet ihr ihm in die Casanovas und dann nix wie die Beine untern Arm!“
Das hatte sich zwar seinerzeit wie ein nützlicher Hinweis angehört, dumm war nur, dass ich keine Ahnung hatte, wo sich besagte „Casanovas“ befanden.
Fazit:
Das Buch macht Laune!
„ausgelesen“ ist eine Kategorie meines Blogs, in der ich immer zwischen dem 15. und 20. eines jeden Monats ein Buch unter die Lupe nehme. Der Begriff „ausgelesen“ ist sehr dehnbar. So wie die Themenvielfalt meines Blogs. Ein „Buch unter die Lupe nehmen“ schließt Belletristik, Sachbücher, Manga, Comics unvm mit ein. 🙂
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