Heute unterbreche ich die Reihe die sich mit Künstlicher Intelligenz beschäftigt für einen Artikel, nach dem die lieben Leser gefragt haben. Nämlich einem Tutorial wie man von wordpress.com zu wordpress.org umzieht. Das Spiel habe ich Ende September durch und meine Erinnerungen sind noch frisch. 😉 Ich gebe mir Mühe es simpel zu halten und der Artikel ist gar nicht wirklich so lang wie er aussieht. Das sind alles Bilder 😉
Begrifflichkeiten – .org, .com, .was?
WordPress ist ein sogenanntes Content Management System, das man selber auf einem Server hosten kann (wordpress.org) oder es nur benutzt und das hosten anderen überläßt (wordpress.com). Das was ihr beim Blog schreiben seht, die Oberfläche, ist im Prinzip dieselbe. Allerdings habt ihr mehr Freiheiten, wenn ihr selber hostet. Die Vorteile sind: keine Werbung, keine Gefahr einfach so gesperrt zu werden und mehr Freiheiten. Aber über Vor- und Nachteile kann man sich im WWW an vielen Orten belesen. Das Ziel hier: einen bestehenden wordpress.com Blog mitsamt aller Artikel, Medien und Follower auf einen .org Blog zu transferieren.
0. Voraussetzung schaffen: Server, Domain
Alles was ihr dazu braucht:
– ein Server
– eine Domain
Keine Angst vor den Wörtern Server und Domain. Wer nicht weiß wie man einen Server aufbaut und pflegt, kann sich einfach Webspace mieten bei Anbietern wie Strato oder diversen Telekommunikations-Riesen. Ihr könnt mit FTP-Clients dann auf euren Server zugreifen. Das fühlt sich an wie wenn man am PC Dateien von A nach B kopiert und ist wirklich wirklich einfach. Die Domain ist die Adresse eures Blogs – so wie hier http://miss-booleana.de. Eine oder mehrere Domains sind oftmals in einem Webspace-Paket mit drin und das kostet auch nicht viel.
Wichtig: als Anfänger nicht mit dem teuersten Webspace-Paket einsteigen. Mit den schmalen Paketen kommt man gut zurecht. Aber: WordPress benötigt eine Datenbank, also beim Bestellen darauf achten, dass ihr „SQL“ und Datenbanktabellen im Paket inbegriffen habt.
1. Platz machen für WordPress
Euer WordPress legt eure Artikel, die Kommentare unter den Artikeln und alle Informationen in einer Datenbank ab. Die müsst ihr erstmal anlegen. Auf der Seite eures Webspace-Anbieters könnt ihr in der Regal auf Informationen über euren gemieteten Webspace zugreifen und auch irgendwo auf eine Funktion zugreifen wie „Datenbank anlegen“.
Wichtig: die Daten notieren. Datenbankname, Datenbankbenutzername, Datenbank-Passwort und Hostnamen. Die braucht ihr später für WordPress.
Tipp: auch bei billigen Webspace-Paketen sind mitunter 1-5 Datenbanktabellen im Preis inbegriffen.
2. WordPress konfigurieren
Falls ihr euch erst Webspace zulegen musstet, ist das schwierigste wohl schon vorbei 😉 Als nächstes brauchen wir mal … WordPress! Das könnt ihr als Paket unter http://wordpress.org/ herunterladen. Unsere leichteste Übung.
Entpackt das Archiv irgendwohin hin auf euren Rechner, wo ihr es wiederfindet und schaut rein. Da gibt es eine readme.html bzw. liesmich.html in der steht, was ihr tun müsst. Undzwar öffnet ihr die Datei wp-config-sample.php mit einem Texteditor. Ich empfehle: nehmt keinen großen wie Word oder OpenOffice, sondern einen schlanken wie WordPad. Jetzt müsst ihr eure Datenbank-Angaben (die ihr euch vorher notieren solltet) dort eintragen. Undzwar genau hier:
Die Daten fügt ihr jeweils an dem zweiten in Hochkommata (‚ … ‚) stehenden Begriffen ein. Ihr seht das schon. 😉 Danach speichert ihr die Datei als wp-config.php ab. (Natürlich kann man noch allerlei Sachen in der smarten wp-config.php einstellen, aber uns soll das erstmal reichen.)
3. WordPress installieren
Jetzt kopiert ihr den gesamten Inhalt eures entpackten WordPress-Verzeichnisses und der soeben erstellen wp-config.php auf euren Server in das Wurzelverzeichnis. (Bspw. mit einem FTP-Client wie Filezilla) Danach startet ihr die Installation indem ihr im Browser eurer Wahl die install.php aus dem Ordner wp-admin aufruft – auf eurem Server. Das ist einfacher, als es klingt. Angenommen eure Domain ist http://foobar.de, dann könnt ihr auf die Datei wie folgt zugreifen: http://foobar.de/wp-admin/install.php . (Habt ihr WordPress in einen Ordner gelegt, statt in euer Wurzelverzeichnis, steht vor dem ‚wp-admin‘ noch der Ordnername. So hier: http://foobar.de/ordername/wp-admin/install.php) Und dann gehts schon los! Die „berühmte 5-Minuten-Installation“ richtet jetzt WordPress auf eurem Server ein und kopiert sich sozusagen in eure Datenbank.
Bekommt ihr hier eine Fehlermeldung, habt ihr möglicherweise die Datenbank-Zugriffsdaten falsch in der wp-config.php eingegeben. Dann müsst ihr Schritt 2 und 3 wiederholen.
4. Den alten Blog exportieren
Ihr solltet euch jetzt auf gewohntem Weg einloggen können, seht dann das Dashboard und habt erstmal einen leeren Blog mit einem willkürlichen Design.
Jetzt holen wir mal eure alten Artikel, Kommentare etc. Loggt euch in eurem alten Blog ein und geht dort im Dashboard-Menü auf ‚Werkzeuge‘ und ‚Daten exportieren‘. Wählt am besten ‚Alles‘ aus.
Dann dauerts evtl. etwas und zum Schluss habt ihr eine sogenannte .xml-Datei. Da drin ist euer ganzer Blog mit Bildern 😉 Schaut mal rein. Konfus, oder? Aber sogar lesbar. Wichtig: eure Bilder liegen da drin als Link in eure alte Mediathek. Deswegen ganz wichtig: den alten Blog nicht löschen, bevor ihr nicht die Inhalt in den neuen Blog importiert habt.
5. Import in den neuen Blog
Diese XML nehmt ihr jetzt und schaut euch als erstes die Dateigröße an. Ist die XML größer als 2 MB, solltet ihr sie in mehrere kleinere Dateien zerlegen. Das macht für euch der Splitter von RangerPretzel. Das wäre auch sonst eine ganz miese Friemelei.
Anschließend geht ihr in euer Dashboard und sucht unter ‚Plugins‘ – ‚Installieren‘ das Plugin „WordPress Importer“ und installiert es. Danach könnt ihr über ‚Werkzeuge‘ -> ‚Daten importieren‘ eure XML-Datei(en) laden. Falls ihr mehrere habt, schön eine nach der anderen. Und ja, ihr dürft dabei ein bisschen beten. 😉
Und jetzt der Angst-Check. Schaut auf eurem Blog nach, ob alle alten Artikel da sind, alle Kategorien angelegt? Alle Kommentare da?
6. Fehlerbeseitigung: was wenn …
… mir Artikel fehlen?
Dann bleibt euch nichts anderes übrig, als die entsprechenden Artikel aus dem WordPress-Export (der / den XMLs) händisch rauszusuchen. Nutzt einen der oben besagten schmalen Texteditoren, sucht bspw. mit STRG + F nach dem Artikeltitel und kopiert alles rings um den Artikel, angefangen bei
(Das ist der Anfang) bis hin zu . Und keine Angst, falls ihr aus Versehen was doppelt importiert, ist der Artikel nachher nicht doppelt drin. Und ja: das ist der allermühsamste Teil, denn das müsst ihr mit allen Artikeln machen, die euch fehlen.
… mir Bilder fehlen?
Euch fehlen mit Sicherheit Bilder. Nicht, wenn ihr die Artikel anschaut, aber wenn ihr die Mediathek öffnet. WordPress kopiert die Bilder beim Importieren nämlich nur in die Artikel, aber nicht in eure Mediathek – das ist der feine Unterschied. Aber ihr wollt die ja evtl. mal wieder in neuen Artikeln verwenden!? In dem Fall braucht ihr sie in der Mediathek. Auch dafür gibt es ein Plugin namens ‚Attachment Importer‘. Den füttert ihr wieder mit euren XMLs und danach sollten alle Bilder da sein.
7. Follower, Follower, gib mir meine Follower!
So. Jetzt wollen wir mal die Follower rüberholen. Dazu installieren wir das Jetpack-Plugin. Das ermöglicht dir dein wordpress zu nutzen wie ein wordpress.com. Du kannst den Like und Follow-Button haben, die Kommentarfunktion etc. Dazu musst du Jetpack als erstes mit deinem alten wordpress.com-Konto verbinden. (Keine Angst, da geht nix kaputt) Nach der Installation wirst du von Jetpack selber durch den Prozess gelenkt. Danach kannst du das sogenannte Subscription Migration Tool nutzen – hier ist eine Anleitung dazu.
8. Und der alte Blog? (Umleitung oder Löschen)
Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten. Du kannst deinen alten Blog einfach löschen oder umleiten. Falls du schon viele Klicks, Follower auf anderen Plattformen und gute Suchmaschinen-Rankings hattest, empfiehlt es sich die Adresse deines alten Blogs (in meinem Fall missbooleana.wordpress.com) umzuleiten auf deine neue Adresse. WordPress macht das für dich für 11€ pro Jahr. Das Paket kannst du hier kaufen und es ist in 5 Minuten erledigt. Bis die Umleitung aktiv wird und du nach all den Änderungen wie gewohnt im WordPress-Reader deiner Follower erscheinst, kann es noch ca 1-2 Stunden dauern. Falls du das nicht möchtest, existiert dein Blog weiter – oder du löschst ihn eben. :'(
9. Nützliche Plugins und Hinweise
Das wahrscheinlich wichtigste Plugin ist Akismet – der freundliche Drache, der dich vor Spam schützt. Ansonsten ist dein WordPress vielleicht noch etwas „leer“. Manche Funktionalitäten die man von WordPress.com kennt scheinen verschwunden zu sein. Ganz so ist das nicht: die muss man sich als Plugin installieren. Ich empfehle euch noch ein paar:
- Artikel duplizieren
- TinyMCE Advanced (visueller Editor mit mehr Funktionen)
Noch ein wichtiger Hinweis am Rande: prüft Plugins kurz bevor ihr sie installiert. Es gibt tausende Plugins und auch einige schwarze Schafe. Und: haltet euer WordPress und eure Plugins aktuell, macht aber regelmäßig mal ein Backup. D.h. exportiert euren Blog in regelmäßigen Abständen oder vor Updates. Manche User klagen manchmal, dass ein brandneues WordPress-Update ihnen den Blog kaputt gemacht hätte. (Ist mir übrigens noch nie passiert, klopf auf Holz 😉 )
Und die haben es sich getraut:
gurks-kulturblog.de
kommsieh.de
piecesofemotion.de
Und? Plant ihr schon euren Umzug? 😉 Oder habt ihr euch schon getraut? Welche brennenden Fragen habe ich in dem Artikel nicht abgedeckt? Und falls ihr schon umgezogen seid – wie liefs? Bei mir lief ganz schön viel schief XD Aber es war nichts, was nicht mit etwas Geduld erledigt wäre – und mal ehrlich, wenn man dann die Themes ausprobiert ist wieder alles gut, oder? :3 <3
Netzgeflüster ist eine Kategorie meines Blogs in der ich mich immer zwischen dem 10. und 15. eines jedes Monats Themen rund um IT, Forschung, Netzwelt, Internet und eben auch Gerüchten widme. 🙂
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