Fantastischer Film: Coffee and Cigarettes

Inhalt

Jim Jarmuschs Episodenfilm hat ein zentrales, titelgebendes Thema: Kaffee & Zigaretten. In den jeweils nur einige Minuten lange Szenen sind wir als Zuschauer stille Beobachter der skurrilen Gespräche zwischen u.a. Iggy Pop und Tom Waits, Cate Blanchett und ihrer Cousine, Jack und Megan White oder auch Roberto Benigni und Steven Wright. Die Geschehnisse wirken manchmal belanglos, sind witzig, melancholisch oder haben einen doppelten Boden. Oder sind alles zusammen. Wie erklärt man sich beispielsweise was für eine Zeitschrift Renée liest oder ob Alfred Molina und Steve Coogan wirklich entfernte Cousins sind? Was wurde aus dem Zahnarztbesuch? Und wie ist RZAs und GZAs Tipp eigentlich für Bill Murray ausgegangen???

Hintergrund

„Cate Blanchetts Cousine“ erwähnt in einem der Filmchen die Band SQÜRL. Wer das für eine bewusste Pointe hält, weil der Name so herrlich schräg und für Amerikaner schwer auszusprechen ist, dem sei gesagt: so heißt die Band von Jim Jarmusch tatsächlich. In Only Lovers Left Alive hört man sogar einen Song von ihnen. Kreative Form der Schleichwerbung? In jedem Fall macht Jim Jarmusch seinem Ruf als Independentfilmer alle Ehre. Die einzelnen Episoden sind fast unabhängig voneinander, in schwarz-weiß-gedreht und kommen etwas lakonisch rüber. Man bekommt fast das Gefühl, dass sich einige andere Vertreter aus Jarmuschs Filmen hier ganz wohl fühlen würden. Bei einem Gespräch bei Kaffee und Zigaretten. Den running gag der Szenen bekommt man schnell mit (Ist das dein Mittagessen?) und ich muss gestehen: ich find’s auch seltsam, dass mir der Episodenfilm so gut gefällt. Schließlich rauche ich nicht und Kaffee trinke ich auch nicht.

Meinung

Jaaaa, das ist schon etwas mehr Arthouse. Aber ich fand Coffe & Cigarettes sehr charmant skurril und lustig. Die Atmosphäre und Stimmung ist eher etwas träge , lakonisch und melancholisch. Die Umgebung gibt nicht viel her, mal davon abgesehen, dass die Cafés in denen die Protagonisten sitzen, sehr unterschiedlich sind. Hippe Kneipe, moderne Hotel-Lobby, alte Kaschemme, wie bei Omi neben dem Küchenofen – für jeden was dabei. Dazu kommen die selten Wechsel der Kameraperspektive. Den Tisch von oben mit Kaffeetassen und Aschenbecher fängt die Kamera aber gerne ein. Wenn ich jetzt einen auf Super-Cineast machen möchte, würde ich wohl sagen, dass der Tisch ein Spiegel der Situation ist. Mit Arthouse und Indie-Filmen tue ich mich manchmal etwas schwer. Aber so Indie ist der Film bei all diesen bekannten Namen nun irgendwie auch nicht mehr. Der Skurrilitätsfaktor ist dabei sehr hoch, da sich alle Personen selber spielen. Und das macht Spaß! Und bei all diesen unterschiedlich abgedrehten Situationen wird schnell klar: weder die nicht vorhandene Umgebung, noch Kaffee und Cigaretten stehen hier im Vordergrund.

https://www.youtube.com/watch?v=P_7uQsP2TBk

Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 😆

8 Antworten

  1. Der Film erinnert mich thematisch immer ein wenig an „Smoke“ und „Blue in the Face“; kennst du die bzw. kann man die vergleichen? Die beiden Filme liebe ich nämlich…

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Die kenne ich leider nicht, aber ich habe mir mal die Trailer angesehen. Beide haben (soweit ich das beurteilen kann 😉 ) eine mehr zusammenhängende Story. In Coffe and Cigarettes sitzen die Leute auch vorrangig rum und reden – aber von der Atmosphäre her wirkt es schon ähnlich. Und wie ich im Trailer gesehen habe, spielt Jim Jarmusch in Blue in the Face mit XD Sehr schön. Sollte ich mir vielleicht mal anschauen.

  2. Einer der wenigen Jarmusch-Filme, die ich noch nicht kenne, obwohl schon ewig auf der Watchlist. Danke fürs Erinnern.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Gern geschehen. 🙂

  3. Klingt ja wahnsinnig interessant. Vll. werfe ich da demnächst einen Blick drauf.
    Auf Jim Jarmusch wurde ich ja erst so richtig durch Only Lovers Left Alive aufmerksam, der mir heute noch im Kopf rumschwirrt. Seine früheren Werke hatte ich vor langer Zeit auch schon mal gesehen, ihnen aber nur selten, bzw. wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Vll. bin ich ja jetzt im richtigen Jarmusch-Alter. Ich glaube ich sollte ihm nochmal eine Chance geben.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Oh, das ist ein guter Gedanke, dass es ein Jarmusch-Alter gibt. Ich glaube, wenn ich den Film vor 10 Jahren geguckt hätte, wäre ich alles andere als begeistert gewesen. Da habe ich mich zwar auch schon Filmfan genannt, aber da wäre meine Aufmerksamkeit unter Garantie nach 20 min weg gewesen.

      Ich habe bisher auch noch nicht viele Jarmusch Filme gesehen. Ein Freund hat mir mal eine DVD geschenkt. Das war Mystery Train. Seit Only Lovers Left Alive habe ich auch sehr Lust mir mehr von ihm anzusehen.

  4. Ach, ich mag den Film gern. Und wie wunderbar eklig sich hier Steve Coogan auf die Schippe nimmt: grandios!
    Unbedingt „Night on earth“ und „Down by Law“ von Jarmusch anschauen!

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ist notiert! Danke für die Tipps! 🙂 Bin eher noch ein Jarmusch-Neuling.

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