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1. 

   Eskapist

   10. April 2015

   Ach, Fernsehserien. So viele, so gute. Man gewöhnt sich an das hohe Niveau und will alles sehen. Muss man aber nicht, finde ich, denn vieles ist weiterhin entbehrlich, die Comicverfilmungen z.B. und Polizeiserien.

   Daredevil: Um mal zu sehen, wie Netflix das Comicthema angeht, werde ich mal reinschauen. Aber mir gehen die Superhelden allmählich auf den Wecker. „Marvel’s Agents of Shield“ ist durchaus unterhaltsam (und eine Möglichkeit, Eltern und ältere Kinder noch ein letztes Mal gemeinsam vor die Glotze zu bringen), „Agent Carter“ war zumindest originell (bisher nur in englisch), aber sonst ist das nicht meins, vielleicht noch „iZombie“, wenn ich mich mit Kanibalismus anfreunden kann.

   Masters of Sex: ist einfach großartig. Wer Mad Men liebt, muss auch hier reinschauen. Ausstattung und Schauspieler top, und eine unter die Haut gehende Geschichte. Für mich ein Fernseh-Highlight mit Bildungshintergrund. Schade, dass das ZDF so Angst vor dem Inhalt hat, und es spätnachts versendet (Staffel 1 lief im August um Mitternacht).

   How to get away with Murder: Shonda Rhimes am Gipfel ihrer Schreibkunst. Ist für mich die filmische Entsprechung zu „Ferienroman“. Interessanter Plot, viele Nebenhandlungen, Twists und Cliffhanger ohne Ende, sehr hektisch, beständig spannend. Aber wenn es zuende ist, erinnert man sich schnell an nichts mehr. Ich schaue gern „Scandal“, das genügt mir aus dieser Schreibfabrik.

   Broadchurch: Aaaaah – vor Jahren im Original gesehen. Für Tennant-Fans Pflicht, vor allem im O-Ton, sein schottischer Akzent wird nur schwach versteckt. Tennant und Colman sind gut verständlich, alle sprechen gepflegtes britisches Englisch. Die Geschichte ist langsam und intensiv. Gehört zum besten, was das Genre die letzten Jahre hervorgebracht hat. Keine unnötigen Schießereien, keine Verfolgungsjagden, keine Prügeleien, aber dafür einen intensiven Blick auf menschliche Abgründe, auf das Mikroklima eines kleinen Dorfes, wo jeder glaubt, den Nachbarn zu kennen. Muss man sich aufheben für den Moment, wo man richtig Lust drauf hat, und dann dürfen es auch – wenn man die Möglichkeit hat (Recorder?) – gleich drei Folgen sein. Staffel 2 mit etwas weniger Überraschung, aber da im gleichen Ort angesiedelt, hat sich natürlich durch die erste Geschichte in den Köpfen der Leute viel verändert. Würde man gern als Buch lesen.

   Da Vincis Demons: Popcornfernsehen. Unterhaltsam, aber ziemlich platt. Wenn du etwas über Leonardo lernen willst, bist du hier falsch. Er ist eigentlich auch nur ein Comic-Superheld, zieht immer die passende Erfindung aus der Tasche. Die übergreifende Geschichte ist pure Fantasy.

   Meine sonstigen Tipps:

   Jetzt läuft auf Passion der zweite Teil der ersten Staffel von „Outlander“ an. Ist ein bißchen umstritten (eher so ein Mann-Frau-Streitthema), aber man wird so unglaublich gut in eine andere Welt gezogen (auch hier ist O-Ton das Tüpfelchen auf dem i) dass Mann die erzählerischen Schwächen gut ertragen kann. Ich bin begeistert davon. Zumindest hervorragendes Filmhandwerk. Ab Mai dann (leicht gekürzt) bei VOX.

   „Bloodline“ von Netflix fand ich schön. Exakt so: schön. Nette Geschichte ohne große Überraschungen, aber eine wunderbare Besetzung. Die Schauspieler hatten viel Freiraum und zeigen etwas, das man in Serien bisher wenig zu sehen bekommt. Auch weil das Serienschema völlig fehlt (macht bei Netflix ja nicht mehr so richtig Sinn), hat man schnell das Gefühl einen großen Spielfilm zu sehen. Landschaft, Kamera, Ausstattung – alles sehr gut. Trotzdem: keinerlei Überraschungen, keine Grenzüberschreitungen, kein neues Erzählschema – aber schön.

   Ansonsten für alle, die die Möglichkeit haben, es zu sehen: „American Odyssey“, gerade auf NBC gestartet. Das ist wahrhaftig eine politische, eine linke, eine sehr demokratieinteressierte Serie aus Hollywood, die dem aktuellen Stand der Innenpolitik der USA die Leviten liest und sich trotzdem an den normalen Fernsehzuschauer richtet (ist deswegen auch kein Kunstwerk). Folge 1 ist noch pure Hektik um Ort, Story und Personen einzuführen, aber das wird sich beruhigen. Den Autoren ist es ein Anliegen, die verfahrene Situation zwischen USA und Islam, aber auch zwischen US-Regierung, Wirtschaft und der eigenen Bevölkerung irgendwie wieder zu verbessern. Da ging in letzter Zeit viel kaputt. Die Serie bezieht sich direkt auf die Geschehnisse um die Firma Blackwater, die im Irak eigenmächtig 17 Zivilisten getötet hat, und die ein Subunternehmer des amerikanischen Militärs war. Verknüpft ist das mit dem Urteil zu Citizens United, das es der amerikanischen Industrie erlaubt, einen Anwärter auf ein beliebiges politisches Amt direkt finanziell zu unterstützen (Sponsoring ohne Umweg über die Partei). Da dies dem „normalen“ Volk nicht möglich ist, kann hier über kurz oder lang das Kreuzchen des Wählers massiv entwertet werden, denn es gibt bald nur noch Kandidaten, die das Wohl der Industrie genießen (und Kohle für den Wahlkampf haben), die anderen bleiben ziemlich chancenlos. Diese legalisierte Verknüpfung von Politik und Wirtschaft wird in dieser – oberflächlich betrachtet – Abenteurserie thematisiert. Das Snowdon- und NSA-Thema ist ebenfalls drin, aber auf eine ganz überraschende Weise. Wir werden über das Thema Verschleierung nochmal neu nachdenken müssen. Da gibt es einen Aspekt, denn wir alle bisher ignoriert haben …
   Solche Geschichten wünschte man sich in Deutschland auch ab und zu.

   Herzliche Grüße an alle, die bis hierher gelesen haben

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   1. 

      Miss Booleana

      15. April 2015

      Hallo und danke für deine vielen Tipps –
      meine Frage bezog sich aber eher auf das deutsche Free-TV. Die US-Serien-Neuerscheinungen sind mir auch bekannt, ich versuche mich da auf dem Laufenden zu halten. Meine regelmäßigen Artikel zum deutschen Fernsehprogramm haben aber den Beweggrund, dass ich möchte, dass das Fernsehen hierzulande besser wird. Weshalb ich auf die meines Erachtens nach interessanten (Broadchurch, …) oder diskutierenswerten (Arrow) Serien hinweise. Das ganze in der Hoffnung, dass damit gutes Programm von vielen angenommen wird und sich durch positive Resonanz das Bestreben der Sendeanstalten verstärkt anspruchsvolle, unterhaltsame Formate vermehrt ins Programm zu nehmen.

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      1. 

         Eskapist

         16. April 2015

         Wir alle möchten, dass das deutsche Fernsehen besser wird. Aber wird es das, wenn man lobend erwähnt, dass die Serie „Broadchurch“ jetzt im ZDF läuft? Mit zwei Jahren Verspätung? Was tun wir, wenn wir hier applaudieren? Wir bestätigen dem ZDF nur, dass diese Form der Einkaufspolitik akzeptabel ist. Das ZDF sollte aber hellhörig werden, wenn es hört, dass seine eigenen (schwachen) Produktionen nicht gesehen werden, weil wir alle gerade Netflix oder US-Importe schauen (denn über die originalen Produkte von ARD und ZDF redest auch du nicht).
         Ich kann auch nicht freundlich darüber hinwegsehen, dass „Ray Donovan“ oder „Masters of Sex“ im Spätprogramm von ZDFneo versendet werden (letzteres sogar im „quotenstarken“ Monat August). Oder sollen wir es gut finden, dass Mystery maximal bei „Harry Potter 5“ oder dem eher wissenschaftlichen „Orphan Black“ endet, und alles darüber hinaus „für unser Publikum nicht interessant ist“? Immerhin wurde „Les Revenants“ im WDR unter der Woche spät abends versendet. Die anderen ARD-Anstalten halten sich davon fern, ist ja eine Zombie-Geschichte.

         Ich hätte auch gern mehr Spaß im deutschen Fernsehen. Aber die Spaßfrage wird gerade auf riesigen Konferenzen zum Thema Samstagabend-Show diskutiert. Es werden Ausschreibungen veranstaltet und Ideen geprüft. Dumm, dass nichts brauchbares dabei ist. Wie kann das sein? Na, ja, die Idee der Samstagabend-Show funktioniert halt nicht mehr (und ich würde auch gern zwischendurch mal eine attraktive Show sehen, aber bitte nicht infantil, nicht tümlich und gern ein bißchen frech). Das darf aber nicht sein! Shows sind das Thema, das in den Öffentlich-Rechtlichen mit viel finanziellem Aufwand diskutiert wird. Film und Serie sind eigentlich Stiefkinder (keine Bildung), da man ja einen großen Teil aus dem Ausland kaufen muss und das in Deutschland prinzipiell nicht gern gesehen wird. Das ZDF hat zig-Millionen für Serien ausgegeben, die auf ZDFneo versendet werden. Den Sender kann der Großteil der Deutschen gar nicht empfangen (0,9 Prozent Marktanteil). Warum nicht auch im Hauptprogramm? Warum muss „Mad Men“ auf ZDFneo laufen, so dass die DVD-Verkäufe in Deutschland höher liegen, als die Zuschauerschaft am Fernseher? Sind du und ich eigentlich die Zielgruppe von ARD und ZDF? Macht es überhaupt Sinn, noch über die Öffentlich-Rechtlichen nachzudenken, wenn Netflix gerade das ganze Fernsehschema über den Haufen wirft, wenn das Serienschema gerade neu erfunden wird und der 13-Stunden-Film im Kommen ist? Auch Amazon entwickelt sich weg vom Standardfernseh-Schema: „Bosch“ ist eine wunderschöne, ZDFtaugliche Krimiserie, die aber in wöchentlichen Episoden geschaut sehr unbefriedigend bleibt. Ich bezahle 18 Euro monatlich für Nachrichten und die Sportschau. Das ist viel Geld für wenig. Ich schaue auch den Tatort nicht mehr, seit er die Volkserziehung über eine gute Geschichte stellt, die Kommissare inzwischen nicht mehr ernst zu nehmen sind, und mich auch massiv stört, dass Sex und Brutalität ohne FSK-Zertifizierung am frühen Sonntagabend ausgestrahlt werden, und zugleich englische und amerikanische FSK-16 und -18-Serien auf diesem Sendeplatz abgelehnt werden (was ich ebenfalls gut finde, aber das zweierlei Maß geht mir halt auf den Wecker). Wäre da komplettes Ignorieren nicht eine bessere Maßnahme?

         Was soll ein interessierter und informierter Serienfan tun, wenn er weiß, dass der neue Serienhit, über den jetzt alle reden, vielleicht in ein oder zwei Jahren im Free-TV läuft – die wirklich guten Sachen dann auch noch gekürzt? Die Geduld habe ich nicht, für mich ist Fernsehen ja nicht Zeittotschlagen und Entspannen vorm Schlafengehen, dann wäre mir nur wichtig, dass eben immer irgendwas interessantes kommt.

         Aber für alle anderen sind deine Informationen natürlich sinnvoll. Pay-TV und VoD sind noch lange nicht Standard in den Haushalten.

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         1. 

            Miss Booleana

            19. April 2015

            Die Kritik habe ich hier schon sehr sehr oft angesprochen, aber ich kann mich ja nicht ständig wiederholen 😉 Das wird auch langweilig.

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2. 

   Imort

   15. April 2015

   Broadchurch

   Klingt ein wenig nach Twin Peaks, ist aber nur ein erster Eindruck. David Tennant und Olivia Colman als Team klingt sehr interessant. Beides grosartige Schauspieler mit viel Wandlungsfähigkeit. Seit Hot Fuzz bin ich ein groser Fan.
   Danke fúr den Tipp.

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   1. 

      Miss Booleana

      15. April 2015

      Vermutlich ist es aber doch eher direkt ein Krimi und hat nicht so viele herrlich schräge Mystery-Elemente wie Twin Peaks. 😉 Mensch! Olivia Colman! Klar! Die war ja bei Hot Fuzz dabei! Danke fürs dran erinnern, ich hab schon überlegt, woher sie mir so bekannt vorkommt. 😀

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