Woops – meine letzten Kurzreviews habe ich Mitte Juli in die Bloggerlandschaft geschickt. In der Zwischenzeit war hier irgendwie das Sommerloch angekommen, während ich mich aktuell vor guten Serien kaum retten kann. Aber nichtsdestotrotz … werfen mir mal einen Blick auf die Serien, die ich vorrangig im Juli bis Anfang September zu Ende geschaut habe. Wie immer gilt: ich halte die Besprechung spoilerfrei für die Staffel, die ich bespreche. Aber: enthält Spoiler für vorangegangene Staffeln! Und ansonsten … können wir mal bitte darüber sprechen, dass TWIN PEAKS fortgesetzt wird. *ausflipp*
Masters of Sex (Staffel 1)
Die teils ziemlich gehypte Serie ist im Amerika der 50er Jahre angesiedelt und erzählt die Geschichte von William „Bill“ Masters (Michael Sheen) und Virginia E. Johnson (Lizzy Caplan). Masters ist Gynäkologe und Sexualforscher. Im prüden und teilweise erstaunlich unaufgeklärten Amerika der 60er Jahre stößt er damit teilweise auf taube Ohren oder erntet Entsetzen. Ihm fehlt außerdem eine Hilfskraft die unverblümt sexuelle Themen anspricht. Dabei fällt ihm die Krankenhausangestellte Virginia auf. Eine ehemalige Sängerin und zweifache Mutter, die sich nicht zu fein ist, Wörter wie Masturbation und Orgasmus laut auszusprechen.
Tatsächlich ist die Serie eine feine Mischung aus Aufklärungsarbeit und Hollywood. Aufklärungsarbeit meine ich im Sinne: Feminismus, Geschichte und Sozialstudie vom Amerika der 50er/60er Jahre. Wie kontrovers die Rolle der Frau ist, wie schlecht viele aufgeklärt sind, weil niemand über Sex redet und wie bspw. Homosexualität wahrgenommen wird, erweckt den Eindruck von Zeitaltern, in denen man noch glaubte die Erde sei eine Scheibe und wenn du mal so richtig wandern gehst, fällst du vielleicht vom Rand. Mit Hollywood meine ich die feinen, dramatischen Beziehungsgeflechte und Verwicklungen, den Sex und die wunderschönen Kostüme und Stylings. Das ist alles ziemlich schön anzuschauen. Und gleichzeitig so schockierend, wenn man die Geschichte einer Frau hört, die ihre Sexualität eigentlich nie richtig ausgelebt hat – aber eben auch nicht mehr unbedingt jung ist. Oder wenn ein junges Paar gar nicht weiß was Sex ist. Oder wie gleichgültig männliche Ärzte auf viele Themen reagieren oder allgemein nicht gerne mit der Realität von Sexualität konfrontiert werden wollen … dann begreift man wieviel Gegenwind Masters und Johnson hatten. Das ist der gute Teil der Serie. Und auch wenn ich das zwischenmenschliche genauso spannend finde, ertappe ich mich bei dem Gedanken, dass es vielleicht doch zu perfekt geskriptet ist und ineinander greift. So ist das niemals passiert. Es sei denn es gibt noch mehr Zoff und Tränen in der nächsten Staffel. Dann glaube ich wieder dran. Und hier und da ertappe ich mich wie ich der Gegenwind und der Zweifler bin und mich frage „Ehrlich? Ulysses? Musste das denn sein? Ist das nicht für die Serie ausstaffiert und übertrieben worden? Und die Kamera, ehrlich?“ Tja. Großartig aber nicht so kontrovers und realistisch wie es sein möchte? Ich weiß es nicht! Ich habe die Biografie auf der es basiert nicht gelesen, aber meine innere Stimme kann ich auch nicht unterdrücken.
(8/10)
Dates (Staffel 1)
Dates handelt von einer handvoll Menschen in London, die ihr privates Glück mithilfe einer Datingplattform suchen. In jeder Folge werden wir Beobachter eines Treffens zweier Personen, die sich online kennengelernt haben. Darunter sind sehr unterschiedliche Charaktere wie der Witwer und Vater David (Will Mellor) oder auch die abgeklärte und undurchschaubare Mia (Oona Castilla Chaplin, u.a. Game of Thrones) oder auch Andrew Scott als Christian (bekannt aus Sherlock). Dabei behaupte ich mal, dass keins der Dates so ganz normal läuft. Aber ist irgendein Date überhaupt normal?
Die in 8 Folgen abgeschlossene erste Staffel der britischen Serie liefert uns ein einfaches, aber sehr gutes Serienkonzept. In jeder Folge werden nach und nach Details über die Personen enthüllt. Es ist fast so, als ob wir ein Date mit den Personen hätten und sie selber nach und nach kennenlernen. Es gibt nur einige Charaktere, die 2-3 Mal auftreten und jedes Mal lichtet sich etwas mehr der Schleier. Insgesamt kann man die Serie als Drama einstufen, aber eins das sehr still ist und sehr schön unterschiedliche Szenarien vorstellt. Es gibt Folgen die sind traurig, welche die sind lustig und wieder welche die sind deprimierend. Es werden gleichzeitig so viele Geschichten über Liebe erzählt, die alle nahe gehen, aber! gänzlich frei von Kitsch. Beziehungen im Zeitalter des Web 2.0 in Metropolen, die von Menschen nur so wimmeln und trotzdem steht man sich nicht nahe. Sehr schöne Serie. Nur mit dem doch allzu offenen Ende und den nur angerissenen Geschichten mancher Charaktere bin ich nicht so zufrieden. Kommt denn nun die 2. Staffel oder nicht?
(8/10)
How I Met Your Mother (Staffel 9)
Die 9. und letzte Staffel von How I Met Your Mother zeigt uns nun nicht nur Teds steinigen Weg bis er endlich „die Mutter“ trifft, sondern jetzt auch wie das erste Aufeinandertreffen der Beiden ist. (Fast) die gesamte Staffel spielt an dem Wochenende von Robins und Barneys Hochzeit – weswegen der Handlungsbogen etwas sehr gestreckt wird, aber zum augenzwinkernden Charme der ganzen Serie passt. Außerdem werden einige lose Handlungsfäden aufgegriffen. Man läßt die Serie nicht enden, ohne nochmal gezeigt zu haben, was aus vielen Nebencharakteren wird. Eindeutig eine meiner liebsten Eigenschaften der finalen Staffel. Ich behaupte außerdem mal, wenn man dann endlich das erste Aufeinandertreffen sieht, bleibt kein Auge trocken. Ja gut, manche grinsen auch eher angesichts der vielen Episoden, die die Mutter und Ted verbinden. Aber, und damit verrate ich wohl nicht zuviel, man brauch Ausdauer. Denn auch dieses Mal wird es Ted nicht einfacher gemacht. Und uns auch nicht. Er trifft seine zukünftige erst sehr spät im Handlungsverlauf der Staffel. Bis dahin werden aber so genial viele Hinweise gestreut und es spielen sich sooo sympathische Szenen ab, dass ich mich kaum darüber beschweren werde. Vermutlich hat jeder der diese Review hier liest, auch schon mitbekommen, dass die letzte Staffel genau deswegen und auch wegen ihres Finales sehr in der Kritik stand. Was das erste betrifft, schließe ich mich meinen vielen vielen Vorrednern und Reviewschreibern an und sage: Es geht nun mal darum wie er die Mutter kennenlernte. How I Met Your Mother. Niemals hat jemand versprochen, dass wir nach dem „Kennenlernen“ noch die ganze Lebensgeschichte der Beiden serviert bekommen. Das macht ja gar keinen Sinn so. 😉 Stattdessen haben die Serienmacher einen guten Kompromiss gefunden, indem sie ab und zu einen Blick in die Zukunft geworfen haben. Und was das Ende betrifft … ja, ich mochte es im ersten Moment auch nicht. Aber nach ein paar Minuten dachte ich anders darüber. Macht euch einfach ein Bild.
(7/10)
Under the Dome (Staffel 2)
Kaum, dass Ende September die zweite Staffel in den USA zu Ende ausgestrahlt wurde, durften wir auch schon im Free-TV Zeuge werden wie es mit dem Ort Chesters Mill weitergeht, der eines Tages von einer durchsichtigen Kuppel umschlossen wurde und die Bewohner von der Außenwelt trennt. Staffel 1 endete mit einem fiesen Cliffhanger, als Barbie hingerichtet werden soll, sich aber die Kuppel plötzlich verändert. In der zweiten Staffel stehen die Bewohner der Stadt wieder vor ganz neuen Herausforderungen durch die Kuppel, die nicht nur ein Opfer fordern werden.
Das Problem ist nur: das fühlt sich wirklich nicht so neu an. Eine Staffel lang hüllt man sich wieder in Schweigen, noch mehr Mysterien verunsichern die Leute unter der Kuppel und es werden so gut wie keine Fragen beantwortet. Fast noch weniger, als in der ersten Staffel. Das ist auf Dauer ermüdend und wirkt nur wie ein Versuch die Serie künstlich in die Länge zu ziehen. Staffel 1 war für mich kein Meilenstein der Film- und Seriengeschichte, aber sie war besser als Staffel 2. Da hat man wenigstens noch das Gefühl der soialen Umwälzungen gehabt. Was passiert mit den Menschen, die in einer noch nie dagewesenen Situation plötzlich mit sich selbst gefangen sind? Wird dein Nachbar dein Feind? Das ist in Staffel 2 weniger ausgeprägt. Die Episoden sollten u.a. geprägt durch den Charakter Rebecca eher das Thema „Wissenschaft vs. Religion/Glaube“ darstellen. Meiner Meinung nach misslungen. Es wirkt eher wie Schema F und das Abspulen immer ähnlicher Dramen. Staffel 3 kommt bestimmt – ob ich nochmal einschalte? Naja. Mal sehen was meine Neugier dazu sagt.
(5/10)
Fleming. The Man Who Would Be Bond (Staffel 1)
Hierzulande auch bekannt als „Fleming. Mein Name ist Fleming.“ ist eine britische Miniserie, die in 4 Folgen das Leben Ian Flemings erzählt und dabei den Fokus auf seine Jugend, seine Playboy-Jahre und seine Laufbahn beim Militär legt. Dominic Cooper (The Devils Double, Dracula Untold) verkörpert Ian Fleming, Lara Pulver (Sherlock) Ann O’Neill, auf die er ein Auge geworfen hat.
Dass Ian Fleming der Autor der James-Bond-Romane ist, beeinflusst die Serie stark. Und ich vermute, dass das eher herbeigeführt wurde. Natürlich weiß ich es nicht, denn auch in diesem Fall habe ich mich (wie auch schon bei Masters of Sex, s.o.) nicht extra tiefgehend mit den porträtierten Personen beschäftigt. Wenn aber Ian Fleming mit kleinen Spionage-Gadgets hantiert und man den Martini-Witz erkennt, dann ist das bei den ersten 2, 3 Szenen noch charmant. Dann aber fragt man sich, wessen Geschichte man sich hier anschaut. Die von Ian Fleming, getarnt als Bond oder die von Bond, getarnt als Ian Fleming? Oder in anderen Worten: es fühlt sich an wie James Bond light. Dabei war der Anfang sogar noch irgendwo vielversprechend. Fleming ist Playboy und ein Nichtsnutz, der im Schatten seines Bruders steht. Was dann aber folgt, kommt mir zu glatt vor. Wie ein Junge, der einfach verflucht viel Glück im Leben hatte. Und das ist vermutlich nicht so ganz das Portrait des Ian Fleming, das ich sehen wollte und ich vermute so war das auch nicht geplant. Ein Lichtblick war für mich die Beziehung, die Fleming vor Ann pflegte.
(5/10)
Revenge (Staffel 2)
Darf man eine Serie reviewen, deren zwei Finalfolgen man nicht gesehen hat? Ich machs einfach. Denn es hat mir genügt die Zusammenfassung zu lesen. So schlecht fand ich Revenge Staffel 2. Nachdem die erste Staffel damit endete, dass Emily (Emily VanCamp) erfährt, dass ihre Mutter noch lebt und Victoria (Madeleine Stowe) bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommt, geht es ähnlich dramatisch weiter. Sie forscht nach, wo ihre Mutter ist und bekommt Unterstützung von Aiden Mathis (Barry Sloane), einem anderen Schüler vom „Rache-Sensei“ Takeda. (Hiroyuki Sanada, den ich sehr gern spielen sehe, verkörpert in der zweiten Staffel NICHT den Sensei. Sanada wurde das wahrscheinlich zu doof, als er das Drehbuch gelesen hat.) Aiden selber hat den Verlust seiner Schwester zu betrauern und trachtet den Mitgliedern der „Initiative“ nach dem Leben und will den ganzen Verein, inklusive der Graysons, auffliegen lassen. Anfangs will Emily nichts von seiner Hilfe wissen – lernt sie aber zu schätzen, als sich die Schlinge mehrmals bedrohlich um ihren Hals zuzieht. Die Freunde sind nämlich auch weniger geworden … Amanda beispielsweise ist schwanger und spielt fröhlich mit Jack Familie.
Hanebüchen. Einfach nur hanebüchen. Vermutlich hätte ich sogar nur einen oder 2 Sterne verteilt, wenn nicht ein sehr spannender Vorfall auf einem gewissen Schiff passiert wäre. Die einzigen Folgen, in denen ich den Darstellern ihre Leistungen abgekauft habe. Wobei die Darsteller vermutlich nichts dafür können. Revenge begann mit einer spannenden Grundprämisse, ist aber einfach nur in Schema F verfallen und versucht hoffnungslos die Geschehnisse spannend zu halten, indem es stetige Wendungen einbaut. Das Problem mit Plot-Twists und Wendungen ist aber: wenn es jede Folge eine gibt, dann wird das unglaubwürdig und ein Twist wirkt dann auch nicht mehr. Es wäre auch ein guter Hinweis, wenn man den Serienmachern mal gesagt hätte, dass es nicht sehr smart ist, wenn die Charaktere von Folge zu Folge eine 180°-Wendung durchlaufen. Ich war ja schon vorher misstrauisch, wenn in Serien jeden Tag eine Cocktailparty, Spendengala, oder ein Kostümball stattfindet. Oder wenn plötzlich ein uuuuh mega-gefährlicher Hacker aus dem Nichts auftaucht und droht alles lahmzulegen. Ab jetzt werde ich das gleich als Kriterium erkennen abzuschalten. Also … im Westen nichts Neues.
(3/10)
Ergo Proxy
Da ich schon viele Lobeshymnen auf die Animeserie gesungen habe, verkneife ich mir das hier und lasse die Bewertung für sich sprechen. Wer sich an meine Lobeshymnen nicht mehr erinnern kann, findet die Besprechung hier.
(10/10)
Die Sommerserien fand ich selber ziemlich unspektakulär. Sommerloch eben. Zu den Lichtblicken zählten noch Masters of Sex und Dates, der Rest … nah. In den nächsten Reviews habe ich mehr zu bieten. 😉 Zur Zeit bin ich extrem angefixt von Penny Dreadful, Person of Interest, The Returned unvm. Hattet ihr eigentlich auch das Gefühl, dass es ein ziemliches Sommerloch gab was Serien und Filme betrifft? Habt ihr einige der Serienstaffeln gesehen und wenn ja, wie fandet ihr sie? Wovon seid ihr im Moment angefixt?
Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei :).
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