Wer von euch Lesern da draußen hat mal 500 Days of Summer gesehen? Die Hauptcharaktere des Films gehen mal aus Spaß in einen IKEA und spielen dort übertrieben Szenen eines unwirklichen Ehelebens. Hallo Schatz, willkommen zuhause, hier ist dein Essen. Oh Schatz, … der Herd funktioniert ja gar nicht! – Kein Problem Schatz, lass uns in unsere zweite Küche gehen. Und all solch lustigen Unsinn. Wer wie ich dachte, dass es doch lustig wäre ganz allein in einem IKEA eingeschlossen zu sein um solchen Blödsinn zu veranstalten, der wird spätestens nach Horrorstör mit einem IKEA andere Assoziationen haben. In dem Buch geht es um die Angestellten einer ORSK-Filiale. ORSK ist im Buch ein IKEA-Konkurrent aus den USA, der aber dem schwedischen Original in Nichts nachsteht und wie eine perfekte Kopie wirkt. Dummerweise ereignen sich in der ORSK-Filiale um die es sich dreht seltsame Dinge. Teile der Möbelausstellung werden scheinbar über Nacht verwüstet oder sind widerlich verdreckt. Der engagierte Filialleiter Basil trommelt daher einige Mitarbeiter zusammen, die über Nacht bleiben und herausfinden, was in dem Laden vor sich geht. Darunter ist Amy, eine Mit-Zwanzigerin, die mit ihrem Job und Leben hadert. Sie macht den Spaß eigentlich nur mit, weil sie die Kohle braucht. An etwas übernatürliches denkt keiner. Bis dann diese Schmierereien an den Wänden auftauchen… .
Bedeutungsvolle Pause Ende. Horrorstör ist ein Mix aus Comedy und Mystery mit einem flappsig-ironischen Ton und Humor. Firmenphilosophie und Elemente die an IKEA erinnern finden sich in dem ganzen Buch, von Anfang bis Ende und sowohl innen als auch außen. Droemer Knaur hat das Original-Layout übernommen, das das Buch auch rein äußerlich wie einen IKEA-Katalog aussehen lässt. Erst beim zweiten Hinschauen bemerkt man die verzerrten Gesichter und schaurigen Hände die durch Regale ins Leere greifen. Schöner Design-Kniff, der konsequent durchgezogen wird. Im Buch befindet sich u.a. auch ein Bestellzettel oder andere Elemente die das IKEA-Katalog-Feeling abrunden. Zu Beginn eines jeden Kapitels findet man beispielsweise die Vorstellung eines Möbelstücks, inklusive der Farbvarianten in denen es erhältlich ist und die Bestellnummer. Der aufmerksame Leser sollte aber gegen Ende des Buchs zwei Mal hinschauen, da es sich dann dabei nicht mehr um die gewöhnlichen Stücke der Möbelausstellung handelt, sondern die Horror-Varianten dessen. Und darin spiegelt sich schon wieder, dass der Horror ein bisschen braucht, bis er im ORSK angekommen ist. Erst ab der Mitte des Buches geht es dort so richtig los und wird eine waschechte Horrorgeschichte.
Man muss also ein bisschen Geduld mitbringen. Wahrscheinlich sollte man Horrorstör nicht mit der Erwartung lesen, dass es sich hierbei um eine Horror-Komödie handelt, auch wenn das in etwa die Definition des Genres ist. Für Horror ist es anfangs zu lasch, für Comedy nicht lustig genug – kommt auf den Leser an. Vielmehr erscheint es wie eine Satire mit einem Genremix, den man auch nicht unbedingt in irgendwelche Schubladen stecken muss. Das was hier satirisch dargestellt wird ist die Firmenphilosophie und wie ähnlich fiebrig sie einem erbitterlichen Folterhaus gleicht. Nun findet manch einer sicherlich den Vergleich etwas überzogen, aber auch das gehört zu der Satire, die fast interessanter ist als die Horror- oder Comedy-Abschnitte. Wer erwartet viel zu lachen oder sich unendlich zu gruseln könnte enttäuscht werden. Horrorstör ist irgendwo zwischen all dem.
Und das ist auch ein bisschen das Problem. Grady Hendrix‘ Schreibstil ist nicht sehr visuell und wenig beschreibend, stattdessen eher nüchtern-ironisch. Das fordert den Leser. Man muss erstaunlicherweise ein bisschen arbeiten und sich das Einrichtungshaus vorstellen, das Buch selber liefert nicht viel. Deswegen und weil der Genremix im Buch so durchwachsen ist (erst lustig, dann nur gruselig, v.A. aber Satire), liegt der Verdacht nahe, dass das ganze als TV-Serie besser funktioniert. Tatsächlich habe ich zuerst von dem Buch erfahren, als darüber berichtet wurde, dass FOX einen put pilot geordert hat. D.h. dass die Ausstrahlung garantiert ist. Wenn dort alle Bestandteile des Rezepts zusammenkommen, steht uns vielleicht wirklich eine ausgewogene Serie bevor. Was man vom Buch so nicht sagen kann. Aber immerhin gelingt die Entwicklung der Charaktere, auch wenn die ein wenig vorhersehbar ist. Ein weiterer Pluspunkt der Geschichte ist wie kurzweilig sie ist. Hendrix bläht die Geschichte nicht künstlich auf, sondern erzählt sie konsequent auf weniger als 300 Seiten, denn mehr gibt die Handlung auch nicht her. Das ist genau richtig so und macht Horrorstör zu einem Unterhaltungsroman, der ein bisschen anders ist als die anderen. Gewürzt mit versteckter Gesellschaftskritik, Sarkasmus und einer Idee, die sich in allen Details wiederfindet.
Fazit
Als kurzweilige Unterhaltung für zwischendurch genau das richtige. Von dem Wort Thriller oder Horrorkomödie nicht zuviel erwarten. Satire triffts eher.
„ausgelesen“ ist eine Kategorie meines Blogs, in der ich immer zwischen dem 15. und 20. eines jeden Monats ein Buch unter die Lupe nehme. Der Begriff „ausgelesen“ ist sehr dehnbar. So wie die Themenvielfalt meines Blogs. Ein „Buch unter die Lupe nehmen“ schließt Belletristik, Sachbücher, Manga, Comics unvm mit ein. 🙂
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