Auch ich lerne dazu danke der Reihe im Blog. Mary Allen Wilkes war mir vorher kein Begriff, tatsächlich war sie aber der erste Mensch, der zuhause einen Rechner hatte. Und das zu einer Zeit, als Computer noch so groß wie Kleiderschränke waren. Ein Betriebssystem hat sie programmiert. Und dabei wollte sie eigentlich Anwältin werden. Heute geht es um Mary Allen Wilkes.
Mary Allen Wilkes wurde 1937 in Chicago geboren. 1959 machte sie ihren Abschluss in Philosophie und Theologie am Wellesley College. Ihr Plan war danach Anwältin zu werden, wovon ihr aber Freunde und Bekannte abrieten, weil sie eine Frau ist. Was auch immer die Begründung gewesen sein mag, letztendlich führte diese Entscheidung Wilkes an die Informatik heran. Ein Satz ihres Geographie-Lehrers kam ihr in den Sinn – sie würde eines Tages mal eine Computerprogrammiererin werden. Tatsächlich war die Informatik auch in den 1950er und 1960er Jahren ein von Männern dominiertes Gebiet, aber die Berufschancen für Frauen waren gut. Es war noch nicht lange her, dass Frauen zu Zeiten des zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit menschliche ‚Computer‘ waren. So war auch das Feld für Mary Allen Wilkes geebnet. Sie begann 1959 im Lincoln Laboratory des MIT zu arbeiten. Zu ihren Aufgabe zählte es eine Programmiersprache zu entwerfen, die auf LINC (Laboratory INstrument Computer, zur damaligen Zeit ein „Minicomputer“) läuft und Anfänger-freundlich ist. Daraus ergibt sich unter Umständen der Übergang von Wilkes von Philosophie zu Informatik und sie erhielt Einblicke in das Thema Programmierung. Sie arbeitete an Maschinen wie dem IBM 709 oder dem TX-2. Sie simulierte LINC auf dem TX-2 und begann 1961 Betriebssysteme für den LINC zu schreiben. Undzwar nicht nur eins, sondern eine ganze Reihe. Die sogenannten LAP (Line Assembly Program oder auch LINC Assembly Program – verschiedene Erklärung in Quellen) entwickelte sie bis zur Version LAP6. Wie man dem Namen schon entnehmen kann, ermöglichte LAP es dem Nutzer auch Assembler-Code zu schreiben und ausführen zu lassen. Mary Allen Wilkes plante und implementierte die Systeme selber.
„We had the quaint notion at the time that software should be completely, absolutely free of bugs. Unfortunately it’s a notion that never really quite caught on.“ Mary Allen Wilkes (siehe Youtube-Video)
Als ihre Forschungsgruppe umzog, beschloss sie von Zuhause zu arbeiten. Sie hatte gerade eine Weltreise hinter sich und zog kurzerhand mitsamt eines LINC bei ihren Eltern ein, das ihr das Computer Systems Laboratory zur Verfügung stellte. Dadurch wurde sie die erste Person, die zuhause an einem Computer arbeitete und der LINC erntete den Titel als Vorgänger des Personal Computer, wobei da System immer noch so groß wie ein Schrank war. Ihr Arbetsplatz war im Flur des Hauses, da der LINC sonst nirgends Platz hatte. Ihr Vater konterte auf Kommentare bezüglich der Arbeit seiner Tochter oder warum sie noch bei ihren Eltern lebte, stets mit
„I’ll bet you don’t have a computer in your living room.“ (siehe Youtube-Video)
Durch das Erweitern des Speichers des LINC in den Folgejahren, brachte LAP6 die sogenannte scroll editing technique mit sich: scrollen. Das vereinfachte das Arbeiten am LINC und war ein großer Sprung was die Usability betrifft. Der Algorithmus wurde von Mishell J. Stucki und Severo M. Ornstein bereitgestellt, die Technik von Wilkes implementiert. 1972 verließ sie aber das Fachgebiet und ging doch noch ihrem Wunsch nach Anwältin zu werden. Sie studierte nochmal und praktizierte dann bis 2012 als Anwältin und Richterin in verschiedenen Funktionen.
Zum nachlesen/Quellen:
Wikipedia (en)
ethw.org
emma.de
Zu den bisherigen Artikeln
Ankündigung
Teil I: Ada Lovelace
Teil II: Grace Hopper
Teil III: Hedy Lamarr
Teil IV: Marissa Mayer
Teil V: Jade Raymond
Teil VI: Gertrude Blanch
Schon verrückt irgendwie … man hat ihr davon abgeraten Anwältin zu werden und sie wechselte in ein Gebiet, in dem heute der Anteil der Frauen weitaus niedriger ist. Kanntet ihr Mary Allen Wilkes oder wusstet ihr, dass die erste Person war, die zuhause einen Rechner stehen hatte? Inzwischen sind wir übrigens schon bei der siebten Ausgabe. Wer weiß … vielleicht bekomme ich noch das Frauen-Jahr voll, wenn ich es auf 12 Beiträge bringe. 😉
Netzgeflüster ist eine Kategorie meines Blogs in der ich mich immer zwischen dem 10. und 15. eines jedes Monats Themen rund um IT, Forschung, Netzwelt, Internet und eben auch Gerüchten widme. 🙂
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