Dem aufmerksamen Leser des Blogs dürfte aufgefallen sein, dass man hier kaum noch populäre Bilder von irgendwelchen Filmen findet, keine Screens aus irgendwelchen Serien oder sonstiges Bildmaterial, das offensichtlich nicht auf meinem Mist gewachsen ist, aber vor Jahren mal den einen oder anderen Blogartikel eventuell illustriert hat. Und wenn es doch irgendein Bildmaterial gibt, dann ist es gemeinfrei, wurde mir zur Verfügung gestellt und es stehen da Quellenangaben. Wie kommt das? Weil sie mich drangekriegt haben.
„Mich. Ausgerechnet mich.“
Als ich angefangen habe zu bloggen war ich irgendwie etwas schlauer und habe den Blog bewusster geführt. Klingt seltsam, ist meistens wahrscheinlich eher so, dass man später achtsamer ist, war aber so. Mir war eigentlich klar, dass ich keine Bilder verwenden darf, deren Urheber ich nicht bin. Es sei denn sie unterliegen beispielsweise der Creative Commons Lizenz und ich halte mich an deren jeweilige Auflagen. Beispielsweise den Urheber zu nennen etc. Aber dann habe ich unbedarftes Blogger-Küken mich in der Szene umgeschaut.
Um mich herum waren überall Blogs, die anziehender aussehen, weil bebildert. Da sah ich keine Quellenangabe, keine Hinweise darauf, ob das Bild zur Verfügung gestellt oder eine Erlaubnis erteilt wurde. Und da war es: „Und die anderen machen das ja auch!“ Das war der Fehler.
„Die anderen machen das ja auch“
Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Und sich darauf auszuruhen, dass es bei anderen ja auch klappt ist ein Trugschluss, der im schlimmsten Fall letzten Endes zu einer Strafe führen kann. Ich habe mich darauf ausgeruht, dass ich die Bildquellen angegeben habe, dass ich Disclaimer an die Bilder angebracht habe und deutlich gemacht habe, dass es nicht meine sind. Habe zu Serien bzw. Filmen den Verleih angegeben, das hat auch noch Arbeit gemacht, die im Grund keinen interessiert und im Falle eines Falles keinen Unterschied macht.
Butter bei die Fische
Was ist also überhaupt passiert? Eines schönen Tages trudelte bei mir ein Brief einer Kanzlei ein mit einer Forderung in Geldwert, aufgrund der Nutzung eines urheberrechtlich geschützten Bildes in einem Blogpost. Es war keine Abmahnung im üblichen Sinne, sondern ein „Entgegenkommen“, dem eine Abmahnung gefolgt hätte. Da ich weiß, dass das für Blogger, insbesondere für die non-profit-Blogger wie mich, wichtig ist: es war eine Forderung im unteren dreistelligen Bereich. Der Brief enthielt wenig. Da war nur der Link meines Artikels und der enthielt mehrere Bilder, es war nicht mal eine Angabe dabei um welches es sich eigentlich handelt.
Ich war geschockt, mir waren das irgendwie zu wenig Beweise, dass ich auch die Person hinter dem Alias bin und das ganze mein Server auf dem der Blog betrieben wird. „Da kann ja jeder kommen.“ Aber mein Denken war da viel zu kompliziert – wahrscheinliche habe ich zuviele amerikanische Anwaltsserien gesehen. Letzten Endes habe ich nach einigem Briefwechsel hin und her (und sich türmenden Kosten, denn die geforderte Summe wächst mit der Länge der Angelegenheit) die Summe bezahlt.
Und mir ging viel durch den Kopf
Was wenn jetzt noch mehr Forderungen kommen? Warum hab ich überhaupt angefangen Bilder zu benutzen, die mir nicht gehören? Bin ich ein böses, mieses Stück? Ich will kein böses, mieses Stück sein … ich habe doch meistens sogar angegeben welchem Verleih die Bilder gehören. Was mache ich jetzt? Alle löschen? Mit einem Schlag? Schreibe ich ein Skript das einfach alle löscht? Aber dann verliere ich auch die vielen Fotos, die ich selber gemacht habe und die daher absolut legitim sind. Lösche ich alles per Hand? Das dauert ewig. Und selbst dann – was wenn was gecached ist und trotzdem über Bilderjäger-Software angezeigt wird? Die sind wahrscheinlich effektiv sowas wie die Google-Bildersuche, die ähnliche/gleiche Bilder aufspürt und den Kanzleien wahrscheinlich nur den Link anzeigt. Schnelles Geld, wenn man so will.
Auf viele der Fragen hatte ich keine Lösung und habe mich letzten Endes einfach dafür entschieden die sauberste und gründlichste Methode zu benutzen, die mir volle Kontrolle erlaubt. Ich habe jedes Bild einzeln und händisch gelöscht. Und es hat sehr lange gedauert und mich von einer Menge anderer Projekte und Ideen abgehalten. Und ich habe mich wahnsinnig geärgert, eine Lehre daraus gezogen und mir einiges für die Zukunft hinter die Ohren geschrieben. Was bitter ist, war ich mir der Gefahr ja eigentlich bewusster als viele andere, die unbedarft Bilder in ihre Blogs klatschen. Außerdem habe ich mich geschämt, da ich ja selber auch zeichne, meine Bilder im Internet veröffentliche und nicht wünsche, dass die von anderen ohne meine Erlaubnis benutzt werden. Aber mein Akt war nicht als ‚böse Straftat‘ gedacht – weswegen mich das alles auch wiederum vor den Kopf stieß und traurig machte.
Wann ist ein Blog ein Blog?
Ich muss gestehen: mir erschien mein Blog ohne die Bilder weniger wert zu sein. Es gibt sogar Artikel, bei denen hätte ich am liebsten geheult (ja, ehrlich) als ich die Bilder rausgenommen und vom Server gelöscht habe. Beispielsweise bei diesem Artikel über eine Doctor-Who-Episode bin ich mir ganz sicher, dass ohne Bilder kaum klar ist, was mich berührt und veranlasst hat darüber zu schreiben. Es gab Gründe, warum die das Thema so gut unterstreichen. Und ohne sie kam es mir wie ein Flickwerk vor, wie eine halb-zerrissene Tapete, die von der Wand hängt, ein mitleidiges Ding. Tatsächlich hatte ich den Eindruck, dass mein Blog und meine Artikel nun weniger attraktiv geworden waren. Das Internet, dass sich früher so frei anfühlte, kam mir plötzlich sehr klein, eng und weniger heimelig vor. Und über das Korsett des deutschen Rechts wollen wir mal gar nicht erst anfangen zu reden. Aber mit der ganzen Angelegenheit kamen auch bittere Erkenntnisse. Nein, er ist nicht weniger attraktiv geworden. Und es ist mein selbst gewählter „Job“ als Blogger auch ohne fancy Bilder klarzumachen, worum es mir geht.
Mythen und Tipps rund um Bilderrechte
Durch diverse andere Blogs haben ich von Seiten wie Pixabay und Unsplash erfahren. Dort kann man Fotos und Grafiken sogar hochaufgelöst herunterladen und benutzen. Wenn man will, kann man was spenden oder den Namen des Künstlers nennen, muss man aber nicht. Aber auch hier gilt: Vorsicht. Es hindert niemand einen Troll daran Bilder anderer hochzuladen und wer sie verwendet ist letzten Endes trotzdem der oder die Leidtragende. Am sichersten ist es nur seine eigenen zu verwenden, v.A. wenn diese keine Personen zeigen. Die Urheberrechtsfrage bleibt aber so oder so ein heißes Eisen. Zeigen deine Bilder beispielsweise urheberrechtlich geschütztes Material (beispielsweise ein Buchcover – hier müssten alle Buchblogger aufhorchen), dann kann auch das zu Problemen führen. Genauso wenn die Fotos und Grafiken existierende Menschen zeigen. Einfach ist es nicht.
Vielleicht ist es daher ein guter Grund sich daran zu gewöhnen etwas reduzierter zu bloggen. Mehr Text, weniger Schischi. Ich versuche es. Youtube-Videos scheinen laut eines Gerichtsbeschlusses save zu sein, solange sie keine illegalen Inhalte haben. Man sollte also beispielsweise tunlichst vermeiden einen illegal hochgeladenen Film einzubetten. Und außerdem habe ich eine Entdeckung gemacht bei der Aktion, die mich die letzten Monate auf Trab gehalten hat. Was für schöne Blogartikel ich im Laufe der Zeit geschrieben habe, die sogar ohne schöne Bilder eigentlich ganz schön schön sind. Zum Beispiel der über das Arbeiten und digitale Welten bauen mit der Gamedesign-Software Unity. Oder der über die künstlerisch wertvollen Musikvideos von Ane Brun. Auch mein kurzer Liebesbrief an Paris. Oder das hier: ein sehr persönlicher Moment – als ich mit den Lesern hier geteilt habe, dass ich das erste Mal einen Zeichenwettbewerb gewonnen habe. Und … happy end? Ich hoffe es wirklich. Denn was ich tue, tue ich nicht aus Profitdenken oder bösem Willen, sondern einfach weil ich gern schreibe und blogge. Das ist alles. Schauen wir mal, ob das reicht.
Was für Erfahrungen habt ihr mit dem Thema Urheberrecht gemacht? Verwendet ihr Bilder, die ihr einfach googelt? Könnt ihr Seiten ähnlich wie Unsplash empfehlen? Wie steht ihr zu dem Thema? Fragt ihr für jedes Buchcover, jedes Filmplakat, etc den Verlag bzw Verleih an? Wie handhabt ihr die Bildrecht-Frage?
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