Viele Hörbücher sind es nicht mehr, dann bin ich durch mit der Reihe „H.P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens“ von LPL Records. „Jäger der Finsternis“ ist für mich das inzwischen siebte und wieder eins der Hörbücher, die mehrere Kurzgeschichten zusammenfassen. Meistens haben mir die besser gefallen, in denen eine oder zwei längere Geschichten erzählt werden wie beispielsweise Der Schatten über Innsmouth oder Das Ding auf der Schwelle und Die Ratten im Gemäuer. Bei einer erneuten Sammlung kürzerer Geschichten geht es aber leider soweit, dass ich mich nicht so sehr dazu motivieren konnte. Die Besprechung sagt euch wie das mit mir und dem „Jäger der Finsternis“ geklappt hat.
Das Hörbuch enthält sechs Kurzgeschichten aus der Feder H.P. Lovecrafts in ungekürzter Form und wieder gesprochen von David Nathan, den ich mir inzwischen bei H.P. Lovecraft Hörbüchern nicht mehr wegdenken kann 😉 Es enthält die Kurzgeschichten
Die Musik des Erich Zann
In der Gruft
Das Bild im Haus
Der Tempel
Jäger der Finsternis
Träume im Hexenhaus
Die Musik des Erich Zann handelt von einem Studenten, der in seinem Mietshaus nachts fast außerweltlich-wirkende Musik hört und der Sache auf den Grund geht. Die Ursache scheint der deutsche Violinspieler Erich Zann zu sein, der nicht preisgeben will, was für Töne es sind. Ich empfinde die Geschichte als die spannendste und athmosphärischste des Hörbuchs, da man hier die Musik und die grauenerregenden Töne gut einfängt und dem Zuhörer ein paar spitze Violinentöne einspielt. Sorgt für Gänsehaut und setzt sich durch das Thema Musik angenehm von anderen Lovecraftschen Storys ab. In der Gruft handelt von dem unheimlichen Erlebnis eines fragwürdigen Bestatters, der sich aus Versehen selbst in einer Gruft einschließt. Für die Geschichte gilt ähnliches wie für die vorhergehende. Sie ist losgelöst vom Kanon der üblichen Lovecraft-Geschichten. Durch die behäbige Schilderung wie er versucht zu entkommen, hat die Geschichte so ihre Längen, aber trotzdem gegen Ende einen Gänsehaut-Faktor.
Das Bild im Haus handelt von der unheimlichen Begegnung, die ein Mann hat als er während eines Sturms Obdach sucht. Sein Gastgeber ist offensichtlich begeistert von grausamen Kulten und Kannibalismus, was den Aufenthalt zum sich langsam aufbauenden Nervenkitzel macht. So sehr ich aber von David Nathan als Sprecher begeistert bin, die Darstellung des angeblichen Yankee-Akzents wirkt unfreiwillig komisch, was der als unheimlich angedachten Inszenierung schadet. Offenkundig ist die Schuld aber nicht bei David Nathan zu suchen, sondern es ist höchstwahrscheinlich einfach dem Versuch geschuldet den Akzent ins Deutsche zu übertragen. Ansonsten fällt leider der eingestreute Rassismus mit dem die fremden Kulturen geschildert werden unangenehm auf. Aber Das Bild im Haus hat einen erstaunlich subtilen, doppelten Boden. Erst beim zweiten Hören fiel mir auf, dass die Geschichte die Frage aufwirft, ob der Kannibalismus den gruseligen Gastgeber unsterblich gemacht oder zumindest seine Lebensdauer verlängert hat. Er hat Bücher von erschreckend vielen Personen aus erschreckend vielen Epochen und spricht einen alten Dialekt. Wenn man ganz genau hinhört und darüber nachdenkt, gibt die Geschichte also mehr her als anfangs gedacht. Jetzt stellt sich die Frage, ob das für oder gegen Lovecrafts Handlungsaufbau und die Spannung spricht?
Der Tempel spielt (anders als man beim Titel erwarten könnte), innerhalb eines deutschen U-Boots und fängt die klaustrophobische Situation der Mannschaft und den damit entstehenden Wahn gut ein. Nach und nach dezimiert sich die Besatzung und meint außerhalb des U-Boots Lebewesen zu erspähen. Trotz des Szenarios fällt die Geschichte aber aufgrund des Deutschland-Kults unangenehm auf. Der Hauptcharakter erwähnt so oft die „überragenden“ Eigenschaften der Deutschen, dass es gelinde gesagt nervt. Schaut man darüber hinweg, kann man die Schilderungen mit der Legende von Atlantis, aber auch mit anderen Lovecraft-Geschichten in Verbindung bringen.
Jäger der Finsternis ist eine konfus angelegte Geschichte über einen Schriftsteller, der einen Kult aufdeckt und von da an die Dunkelheit fürchten muss. Es tut der Erzählung hierbei nicht gut, dass sie die Entdeckungen mehrer Personen aus mehreren Zeitebenen nacherzählt und der Spannungsaufbau hinkt. Bei der letzten Geschichte des Hörbuchs Träume im Hexenhaus fällt die Kritik ähnlich aus. Sie handelt von einem Studenten, der die Theorie über die Existenz anderer Dimensionen ausloten und dem Getuschel über eine Hexe auf den Grund gehen will und deswegen in ihr Haus zieht. Es ist eine der wenigen Geschichten Lovecrafts, in denen eine Frau eine wichtige Rolle spielt, allerdings auch hier leider wieder eine negativ konnotierte. Die Verbindung aus physikalischen Theorien wie anderen Dimensionen und der Anbetung eines mörderischen Kults plus der Erwähnung einer Hexe scheint zwar thematisch ineinanderzugreifen, aber man muss es mögen. Nicht jeder wird ein Fan des Mix aus Theorien und Motiven sein und meines Erachtens gelang Lovecraft in anderen Geschichten das Vereinen kosmischen Horrors, alter Legenden und außerweltlicher Ideen besser.
Jäger der Finsternis und Träume im Hexenhaus sind wahrscheinlich die bekanntesten Geschichten Lovecrafts in dieser Sammlung, konnten mich aber aufgrund ihrer vielen wirr verbunden Motive nicht begeistern. Tatsächlich sank meine Begeisterung mit jeder Geschichte des Hörbuchs ein wenig mehr, was trotz des spannenden Anfangs nach hinten raus gemischte Gefühle hinterlässt. Am schwersten ist diesmal aber nicht der Horror zu verdauen, sondern es sind die rassistischen Untertöne, die ein unangenehmes Gefühl hinterlassen. Grandios ist hingegen die musikalische Umsetzung des Horros, die Andy Matern zuzuschreiben ist.
Zu den bisherigen Lovecraft-Hörbuch-Besprechungen:
„Der Cthulhu Mythos“ (H.P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens #1)
„Necronomicon – Horrorgeschichten von H.P. Lovecraft“ (H.P. Lovecrafts Bib. d. Schreckens #8)
„Der Schatten über Innsmouth“ (H.P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens #2)
„Das Ding auf der Schwelle & Die Ratten im Gemäuer“ (H.P. Lovecrafts Bib. d. Schreckens #3)
„Der Flüsterer im Dunkeln“ (H.P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens #4)
„Der Schatten aus der Zeit“ (H.P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens #5)
Generell empfand ich den Gedanken als ganz angenehm, dass sich alle Geschichten mal nicht mit dem Necronomicon oder Cthulhu beschäftigen und ganz andere Ideen Lovecrafts abdecken. Natürlich findet das Necronomicon hier und da Erwähnung 😉 Aber v.A. die letzten Geschichten waren nicht mein Ding und es ist das erste Hörbuch, in dem der Rassismus- oder Herkunftskult so präsent war. Es ist bekannt, dass Lovecraft sich da einige Meinungen angeeignet hat, aber bisher waren mir wenige bis keine Geschichten untergekommen, in denen das eine Rolle spielt. Als nächster Teil der Hörbuch-Reihe wartet „Berge des Wahnsinns“ auf mich und da das eine der bekanntesten Geschichten Lovecrafts ist, bin ich sehr gespannt und wieder etwas motivierter.
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