Das gehörte Wort … „Silent Child“ von Sarah A. Denzil – Hörbuch-Besprechung

Obwohl mir der H.P. Lovecraft-Marathon der vergangenen neun Monate(!) viel Spaß gemacht hat, war es auch ziemlich schön neulich in die Wunschliste der Hörbücher zu schauen und sich einfach etwas ganz anderes rauszupicken. Das heißt so wahnsinnig anders ist das gar nicht. Es ist wieder gehörte Spannungsliteratur undzwar welche mit Titeln wie „Winner of Audible’s 2017 Narrator of the Year Award“ und „Audible’s Thriller of the Year“. Halten die Vorschusslorbeeren was sie versprechen?

Sarah A. Denzils Buch Silent Child ist scheinbar vor geraumer Zeit via Self-Publishing erschienen. und hat scheinbar die Aufmerksamkeit der richtigen Leute auf sich gezogen, sodass es als Hörbuch produziert und von Joanne Froggatt eingesprochen wurde, die man als Anna aus der Serie Downton Abbey kennt. Für mich eine noch durch die Serie vertraute Stimme, die ich gern gehörte habe und die vielleicht sogar der anfängliche Grund war, warum ich mich für das Hörbuch entschied. Nicht die netten Beititel. Silent Child wird es aber etwas schwer haben, da es sich den Namen mit einer relativ aktuellen Verfilmung teilt, die nicht auf dem Buch oder Hörbuch basiert und die die Suchergebnisse dominiert.

Das Hörbuch Silent Child handelt von Emma Price, deren Sohn während eines Hochwassers des Flusses Ouse in Yorkshire verschwindet. Er hätte in der Schule sein sollen, aber seine Betreuer verloren ihn aus den Augen. Als kurze Zeit später sein roter Anorak aus dem Meer gefischt wird, scheint der Fall klar zu sein. Emmas sechsjähriger Sohn Aiden ist höchstwahrscheinlich tot. Für Emma beginnt eine schwere Zeit, die sie in Rückblicken aufarbeitet als das unerwartete passiert. Ein Anruf von der Polizei, man solle ins Krankenhaus kommen – Aiden wurde gefunden. 10 Jahre nach seinem Verschwinden. Der nun 16-Jährige ist apathisch und ein silent child – er redet nicht. Trotzdem darf Emma ihren Sohn in die Arme schließen und mit nach Hause nehmen und sieht sich einer Menge an Herausforderungen entgegen. Sie hat sich gerade zusammen mit einem neuen Mann ein neues Leben aufgebaut und ist schwanger, muss aber verarbeiten, dass ihr zehn lange Jahre verschwundener Sohn noch lebt und den damit verbundenen Schuldgefühlen und Fragen. Wo war Aiden? Was ist ihm passiert? Dazu kommt der Presserummel und die Meinungen der Menschen um sie herum. Emmas Leben wird von einem Tag zum anderen zu einer Achterbahnfahrt.

Der Titel Winner of Audible’s 2017 Narrator of the Year Award ist offenkundig sehr verdient. Joanne Froggatt spricht Emma als die Erzählerin in der perfekten Balance zwischen neutral und emotional genug. Es ist nicht zu gediegen, sodass man gespannt zuhört ohne abzudriften und in einem verträglichen Maß emotional ohne gestelzt oder übertrieben zu wirken. Die anderen Nebencharaktere spricht sie glaubhaft durch kleine Modifikationen wie den Klang, Tempo, Wortwahl ohne dass es albern wirkt. Man hört, wenn die Stimme ihrer Emma Price bebt und sie den Tränen nahe ist – einige der berührendsten Momente. Und ich würde sogar soweit gehen, dass die Vertonung das größte Plus des Hörbuchs ist, das mit einigen sehr einfachen Mitteln arbeitet. Audible’s Thriller of the Year ist am Anfang erschütternd wegen Emmas Tour de Force und überzeugt v.A. als Drama. Später versucht das Buch v.A. ein Thriller zu sein, präsentiert einen Verdächtigen nach dem anderen mehr oder weniger glaubhaft. Die vielen falschen Fährten werden mit einer etwas hanebüchenen Story aufgelöst. Nicht geschickt, aber zumindest spannend. Man fühlt sich zwar ein bisschen in der Falle eines weiteren Krimis nach Schema F, aber trotzdem gut unterhalten. Das wahrscheinlich wirklich unglaubhafteste ist letzten Endes wie die hochschwangere Emma mit einem zu erwarten dicken Babybauch durch ein turbulentes Finale stolpern muss, was einem aus vielerlei Gründen die Haare zu Berge stehen lässt.

Kennt ihr das Hörbuch? Wenn ja, wie hat es euch gefallen? Wann habt ihr zuletzt wegen eines Sprechers zu einem bestimmten Hörbuch gegriffen?

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