Francis Xavier Cross (Bill Murray) ist der Oberhäuptling eines großen Fernsehsenders. Er kennt den steinigen Weg, den man in dem Business beschreitet. Ganz unten hat er einst angefangen und sich bis an die Spitze hochgearbeitet. Und ist trotzdem zu einem rücksichtslosen Mistkerl geworden, dem das Befinden und die Meinung seiner Mitarbeiter und Mitmenschen vollkommen egal ist. Als er sich in der besinnlichen Weihnachtszeit bei der Planung einer Fernsehshow die auf Dickens‘ Weihnachtsgeschichte beruht, besonders ignorant gibt (er versucht u.a. einer Maus ein Geweih aufzutackern bzw. lässt machen), erscheint ihm plötzlich sein verstorbener Boss in seinem Büro und erklärt, dass Cross in der Nacht vor Weihnachten nacheinander drei Geister einen Besuch abstatten werden. Der Geist der vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Weihnacht. Und die werden ihm eine Lehre erteilen.
„Die Geister, die ich rief (1988) Trailer Deutsch / German – Offiziell (HQ)“, via Blogbusters (Youtube)
Der Reiz von Richard Donners Die Geister, die ich rief … liegt für mich noch heute im einst Verbotenen, weil ich mir früher immer die Augen zuhalten musste, wenn der verweste Lew Hayward in Cross‘ Büro auftaucht, um ihm von den Geistern zu berichten oder der Geister der zukünftigen Weihnacht, der für mich auch heute immer noch ein Highlight ist. Der Film ist übrigens genauso alt wie ich. Als ich das Erscheinungsjahr nachgeschlagen habe, hat Wikipedia mir auch verraten, dass Miles Davis im Film einen kurzen Auftritt hat – gut zu wissen! Die Geister, die ich rief … heißt im Original übrigens Scrooged und das ist eine weitere Anspielung auf die Figur des Ebenezer Scrooge aus Charles Dickens‘ Christmas Carol (Weihnachtsgeschichte). Die Geister, die ich rief … ist eine Modernisierung des Stoffs, der schon zig Mal verfilmt wurde und in einem wunderbaren Mix aus komödiantisch, tragisch und karikaturistisch in Szene gesetzt ist. Vor Allem, weil der Film sich als Schauplatz das raue Business des Film- und Fernsehgeschäfts ausgesucht hat, womit Richard Donner und die Dehbuchautoren Mitch Glazer und Michael O’Donoghue einen besonderen Seitenhieb auf die eigene Branche austeilen. Mit der Erwähnung von Essensausgabestellen für Obdachlose und eben solchen, die während der Feiertage im Freien frieren müssen, gibt der Film den mittellosen unserer Gesellschaft ein ebenso modernes und erschütterndes Gesicht.
Hier und da schießt der Film ein bisschen über das Ziel hinaus, nur um dann an anderer Stelle wiederum zu still und langatmig zu sein und scheint sich daher immer mal wieder von seiner Kernaussage zu entfernen oder (im wahrsten Sinne des Wortes) mit zuviel Effekt und Geballer von der Handlung abzulenken. Für den einen oder anderen ist auch eher der Geist der gegenwärtigen Weihnacht (Carol Kane) Highlight oder Nervenprobe – das ist Sinn der Sache 😉 Bill Murray als Beulchen, Verzeihung, Francis Cross ist aber immer wieder herrlich in allen Facetten der Rolle. Cross‘ Werdegang von einem Jungen, der Weihnachten eigentlich liebte bis hin zu einem jungen Mann, der seine große Liebe trifft bis hin zu dem menschenfeindlichen Griesgram, der eben diese Liebe gehen ließ, wird anschaulich aber mit einigen Längen dargestellt. Und letztendlich bekommen wir ein Finale, dass mit Pauken und Trompeten an das Gute im Menschen appelliert und dazu aufruft gerade in dieser Jahreszeit nach links und rechts zu schauen und die Menschen nicht zu vergessen, die wenig haben oder Weihnachten nicht mit einem lachenden Gesicht begehen können.
Die Geister, die ich rief … (OT: Scrooged), USA, 1988, Richard Donner, 102 min
Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 😆
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