Serien-Besprechung: „Hinter der Gartenmauer“, „HAPPY!“ S1, „Big Little Lies“ S1, „Bates Motel“ S5, „Orphan Black“ S5, „Maniac“ S1, „Legion“ S1

Das Jahr ist vorüber! Und ich habe es nicht geschafft alle Serien zu besprechen, die ich geschaut habe, obwohl die Bestrebungen da waren. 🙁 Nun muss ich mir wohl überlegen, was ich dieses Jahr noch besprechen möchte, bevor ich tolle Rückblicke schreibe und eventuell die Reviews verlinken will. Mhmmmm … deswegen ist es nicht schwer einen gemeinsamen Nenner der heute besprochenen Serien zu finden: es sind Serien, die ich besonders gut oder interessant oder spannend oder als polarisierend empfand oder auf die ich sehnsüchtig gewartet habe – nicht zuletzt weil es u.a. auch erste oder finale Staffeln waren. 🙂 Reviews sind spoilerfrei für die besprochene Staffel, aber ggf. nicht für vorhergehende Staffeln.

„Over the Garden Wall – Official Trailer“, via Madman (Youtube)

„Hinter der Gartenmauer“

Hinter der Gartenmauer (Im Original Over the garden wall) ist eine 10-teilige Animationsserie, die vom Teenager Wirt und seinem kleinen Halbbruder Greg erzählt, die sich im Wald verlaufen haben und den Weg nach Hause suchen. Offensichtlich gehen sie aber immer tiefer in den Wald und treffen groteske Wesen, gruselige Holzfäller, witzige und seltsame Gestalten – und das Empfinden beruht auf Gegenseitigkeit. Auch die Wesen findet Wirt und Greg durchaus seltsam. Kein Wunder, Greg trägt eine Teekanne auf dem Kopf und stets einen Frosch mit sich rum, dem er wechselnde Spitznamen gibt. Der verrückte und aufgeweckte Greg und sein großer, zynischer Bruder Wirt werden bald von der schlecht gelaunten Vogeldame Beatrice begleitet, die verspricht sie zu einer Hexe zu bringen, die ihnen helfen kann den Weg nach Hause zu finden. Die Geschichten variieren üblicherweise irgendwo zwischen tragisch, witzig und gruselig und zwar in allen Facetten und sehr viel davon. Tragisch beispielsweise, wenn Wirt und Greg eine Schule finden, in der eine etwas durchgeknallte Lehrerin unbedingt Tiere im Lesen und Schreiben unterrichten will, aber die Mittel gestrichen bekommt. Gruselig, wenn sie beispielsweise ein Dorf voller Kürbiswesen treffen, die nicht wollen, dass Fremde in ihre Gemeinde eindringen, aber noch weniger, dass sie gehen (denken zumindest Greg und Wirt) und am witzigsten ist wohl immer noch Greg mit seinen Eskapaden und irren Ideen, die Wirt zur Weißglut bringen. Und so ganz nebenbei lauert im Dunkel des Waldes eine immense Gefahr, die Wirt und Greg schon lange im Auge hat. Es ist ein Jammer, dass die Serie von Patrick McHale (Schöpfer von Adventure Time) nur aus zehn Episoden á jeweils nur 10-12 Minuten besteht, denn den gelungenen Mix aus folkloristischer Mystery-Geschichte mit dem herrlich schrägen Humor von Greg und dem Zynismus von Wirt könnte ich mir stundenlang anschauen. Er spielt stets mit den Erwartungen und Grauschattierungen des Lebens. Selten sind die Bösen wirklich die Bösen und es ist ein Fest an Kreativität und eine Hommage an die charmanten Wirrköpfe und Antihelden, die über sich hinauswachsen und eine der besten und leider kürzesten Serien, die ich dieses Jahr geschaut habe. (10/10)

Sternchen-10

„HAPPY!“ Season 1

„The happy horse, horse, horse, so full of fun of course, of course!“ mit seinem Happy-Dance begrüßt das kleine, flauschige, geflügelte, blaue Einhorn mit der riesigen Nase den Hitman Nick (Christopher Meloni). Er stellt sich als der Fantasiefreund der kleinen Hailey vor (Bryce Lorenzo), die in Gefahr schwebt und Nick soll ihr helfen. Das Mädchen wurde entführt und eben dieses geflügelte Einhorn mit dem klingenden Namen Happy (gesprochen von Patton Oswalt) versucht Nick zu erklären, dass nur er ihr helfen kann. Nick aber ist ein Ex-Cop, der die Gesellschaft aufgegeben hat. Und den die Gesellschaft aufgegeben hat. Er gibt keinen Sch$%& mehr auf andere Menschen. Als Happy ihm aber zu verstehen gibt, dass Hailey niemand geringeres als seine Tochter ist, kann Nick nicht anders.

„HAPPY! Trailer Season 1 (2018) SyFy Series“, via Series Trailer MP (Youtube)

Es hätte sich angeboten die Serie während der Weihnachtszeit zu schauen, da Hailey von einem im Abspann als Very Bad Santa betitelter Figur entführt wird und die gesamte Serie spielt auch vor, während und nach der Weihnachtszeit. Ihr wisst schon, wo es so um Familie und Besinnliches geht. Besinnlich ist es zwar für Nick, der mal durch die Ereignisse wieder an das Leben vor seinem Ausstieg aus der Gesellschaft zurückdenkt, aber ansonsten wird geschossen, Dinge explodieren, es gibt Orgien, ruchlose Stars, Reality-Shows und vielleicht sogar Aliens und Zombies. Das weiß man nicht so genau. Die Serie ist nicht umsonst vom CRANK!-Schöpfer. Der Very Bad Santa wird übrigens gespielt von Joseph D. Reitman. Und obwohl Nick eigentlich der antiheroische Ritter in schmutzig-weißer Rüstung ist, sehen beide relativ lädiert aus. Besonders Patrick Fischler geht in seiner Rolle als Smoothie auf. Das alles gehört zum schwarzen Humor der Serie, der ziemlich over the top ist. Happy wird gegessen und zwischenzeitlich auch mal moralisch ruiniert, Nick angeschossen, hat Herzanfälle, wird gefoltert und tritt in Bärenfallen um nur ein paar Beispiele für die Tour de Force zu nennen, in die Haileys Rettungsmission gipfelt. Es ist ein krawalliges, aberwitziges, atemloses Unterfangen, dass leider viele Fragen offen lässt und irgendwie zu abrupt endet, aber ansonsten ein dreckiges, lautes Vergnügen ist. (8/10)

Sternchen-8

Big Little Lies

Hin und wieder gibt es Serien, denen ein Ruf vorauseilt. Begleitet von Preisen, Kritikerstimmen und Fans machte das prominent besetzte Big Little Lies von sich reden. Die Miniserie bestehend aus nur sieben Episoden und erzählt aus dem Leben mehrerer Frauen und ihrer Familien im kalifornischen Küstenstädtchen Monterey. Die einerseits mehr als privilegierten und finanzstarken Familien frönen dort ihrer Rangeleien und Liebschaften und bemühen sich ihr Leben nach außen hin mindestens so perfekt aussehen zu lassen wie ihr Gesichts-Make-up. Dabei ködert die Serie bereits in der ersten Folge mit einem Aufhänger, der so einfach wie zielführend ist. Sie kündigt an, dass jemand stirbt. Verrät aber weder wer das Opfer, noch wer der Täter ist. Im Zentrum des Geschehens stehen erst einmal Jane (Shailene Woodley), die als Alleinerziehende mit ihrem Sohn frisch nach Monterey gezogen ist und die sich mit Celeste (Nicole Kidman) und Madeline (Reese Witherspoon) anfreundet. Beide sind schon länger in Monterey. Madeline ist geschieden und stets im Clinch mit ihrem Ex-Mann und ihren „munteren“ Töchtern. Und ihrem neuen Mann. Und der Hälfte der Bewohner von Monterey. Celeste lebt nach außen hin ein perfektes Leben mit ihrem Mann Perry (Alexander Skarsgård) und den gemeinsamen Zwillingssöhnen. Aber wie so vieles in Monterey ist das nur schöner Schein.

Trotz der sogar sehr oberflächlichen Anfangsprämisse entwickelt die Serie Spannung aufgrund der Geheimnisse und Konflikte im Leben der Frauen, die nicht selten auch durch gesellschaftliche Rollenbilder und Schein und Sein geformt sind – vielleicht der wirkliche große Aufhänger der Serie und das, was immer wieder auf’s neue polarisiert. Celeste ist beispielsweise in einer gewalttätigen Ehe gefangen und wird zunehmend übler von Perry zugerichtet, Madeline ist im Begriff ihre Ehe zu zerstören und Jane hat ein Geheimnis, das noch schwerer zu verdauen ist. Anfangs wirkt es etwas einfach bis hin zu trivial, für manchen Zuschauer vielleicht sogar witzig oder schwarzhumorig-gesellschaftskritisch wie die ganze Serie über Aufnahmen von Zeugenbefragungen dritter Personen eingespielt werden, die davon berichten, was sie alles angeblich über Jane, Celeste und Madeline und ihre Männer wissen. Gossip ahoi. Jeder will es am besten wissen und hat den Durchblick. Das muss man mit Humor nehmen oder darüber hinwegsehen, sonst verebbt die an sich gut gemacht Sache für den Zuschauer in Trivialitäten. denn was wirklich passiert ist, erfährt man ganz zum Schluss und es macht die Serie wirklich sehr spannend. Bis dahin durchzuhalten … das liegt am Zuschauer. Denn es überzeugt mit Sicherheit nicht die Geschichte eines jeden Charakters. Auch das Getue der Neureichen muss man abkönnen, die aussschweifenden Partys und Kindergeburtstage und das Getue der Helicopter-Eltern. (8/10)

Sternchen-8

„Bates Motel“ Season 5

Es gab seit jeher zwei Anreize Bates Motel zu schauen. Zum Einen um zu ergründen wie es zu Psycho kommen konnte und zum anderen Psycho zu sehen. Das heißt zu verstehen wie Norman so besessen von seiner Mutter wurde und Zeuge zu sein wie dieser schleichende Prozess schließlich in dem mündet, was man als Alfred Hitchcocks Suspense-Meisterwerk kennt. Nachdem Normans (Freddie Highmore) Zusammenbruch gegen Ende der vierten Staffel Norma (Vera Famiga) als Opfer forderte, sind in Staffel fünf einige Jahre vergangen. Er führt alleine das Hotel und gibt sich der Illusion hin, dass Norma noch am Leben wäre und sie ihren Tod nur vorgetäuscht hätten. Perfekte Erklärung um seine dissoziative Persönlichkeitsstörung zu verdrängen, denn in diesem Szenario muss sich natürlich „Norma“ stets vor den Augen anderer verstecken. Aber der innere Konflikt zwischen Norman und Norma schwelt und als mit Madeleine (Isabelle McNally) eine Frau in die Stadt zieht, die Norma zum verwechseln ähnlich sieht, droht dieser zu eskalieren. In der Zwischenzeit wurde Alex Romero (Nestor Carbonell) dann für ein Vergehen drangekriegt und sitzt selber ein, während statt seiner ein neuer Sheriff in der Stadt ist (Brooke Smith). Dylan (Max Thieriot) hingegen scheint den Absprung geschafft zu haben und lebt glücklich mit Emma (Olivia Cooke) als frisch gebackene Eltern weit weg von Norman bis ihn die Nachricht ereilt, dass Norma schon vor Jahren verstorben ist. Währenddessen lässt sich Chick (Ryan Hurst) aus Neugier und mit einer Agenda öfter bei Norman blicken als „nachbarschaftliche Fürsorge“ es zulässt.

Es klingt nicht nur so, als ob Bates Motel für alle Neben- und Hauptcharaktere ein Ende erdenkt und ihnen Screen Time spendet, es ist auch so. Daher ist sie wahrscheinlich die konsequenteste mit der einen oder anderen Hommage an Psycho („Duschvorhänge gehen hier weg wie nichts“ so sinngemäß 😉 ) und sogar die legendären Dialoge im Hinterzimmer der Rezeption voller präparierter Tiere zwischen Norman und Marion Crane, die hier von Rihanna gespielt wird. Dabei ist die finale Staffel erstaunlich dicht am Film, fügt neues hinzu und verändert anderes (signifikant). Wie die ganze Serie zerstört es zwar den Psycho-Effekt nicht, aber trifft evtl je nach Erwartung des Zuschauers das Ziel auch nicht 100%. Prequel/Sequel/Remake-Serien von Filmen haben es eben nicht leicht. Aber das Spiel von Freddie Highmore und Vera Famiga sowie die „Wer überlebt wohl“-Suspense gegen Ende machen Bates Motel Season 5 zu der bisher wahrscheinlich besten, die ohne lange Exposition auskommt und viel Hommage beinhaltet. Chick beispielsweise hätte fast Robert Bloch portraitiert 😉 (8/10)

Sternchen-8

„Orphan Black“ Season 5

Nachdem Orphan Black vor inzwischen fünf Jahren mit einer spannenden Idee und einem grandiosen Cast startete, zerfaserte die Serie sich in der Mitte ihrer Lebensdauer. Zwar hatten alle Staffeln denkwürdige Charaktermomente, waren spannend und die einzelnen Charaktere konnten sich weiterentwickeln, sodass es sich nie komplett nach Stillstand anfühlte, aber was das große Ganze betraf, schoben die Drehbuchautoren von Orphan Black immer wieder den großen Plan und die Auflösung dessen nach hinten – was war nun mit Projekt Leda? Wie würde man Cosima retten?? Es gab in jeder Staffel eine Handvoll Offenbarungen, v.A. aber immer wieder eine neue abartige Vision, die sich ein immer wieder neuer Gegenspieler ausgedacht hat, mit der er Menschen zum Versuchsobjekt kranker genetischer Experimente macht. Das Potpourri an Visionen – keine Frage, sehr spannend. Und mittendrin immer wieder unsere von Tatiana Maslany großartig gespielten Sestras. Aber das stets ähnliche Muster führte in Staffel drei und vier zu Ermüdungserscheinungen. Glücklicherweise bringt die fünfte Staffel die Serie zu einem würdigen Abschluss für alle Sestras, wenn Totgeglaubte wiederauferstehen und Cosima in der Kommune Revival medizinischen Wundern aber auch Gefahren begegnet und evtl sogar dem sagenumwobenen P.T. Westmorland (Stephen McHattie), dem Kopf der Neolutionists, während Helena kurz davor steht ihre Babys zur Welt zu bringen und dafür bei Alison und Donny (Kristian Bruun) kampiert bis es dort zu gefährlich wird und die Familie Hendrix von ihren Eskapaden der Vergangenheit eingeholt wird. Auch mit Krystal und den Castor-Klonen gibt es ein Wiedersehen. Es ist keine Staffel ohne irgendwelche vorhersehbaren Handlungsstränge und leidige Muster, aber es ist eine Staffel mit einem vielleicht so ziemlich perfektem Ende. (8/10)

Sternchen-8

„Maniac | Official Trailer [HD] | Netflix“, via Netflix (Youtube)

„Maniac“ Season 1

Realität ist heilbar lautete der Slogan mit dem in meiner Kampagne für Netflix‘ Eigenproduktion Maniac geworben wurde. Der Trailer war maniac, die Themen sind maniac – und ziemlich cool. Es ist fast als ob Netflix alles genommen hätte, was cool oder edgy klingt und es in einem Topf geworfen und bunt durcheinander gewürfelt hätte. Ein medizinischer Versuch, Drogen, eine Künstliche Intelligenz, Traumwelten die irgendwie real und irgendwie doch nicht sind, zwei Menschen die dadurch vielleicht zusammen finden. Sortiert man das Ganze, klingt es ungefähr so: Annie Landsberg (Emma Stone) und Owen Milgrim (Jonah Hill) nehmen beide an einer Studie teil, in der ein medizinisches Prozedere getestet wird, das verspricht psychische Erkrankungen aller Art zu kurieren. Das Team von Neberdine Pharmaceutical und Biotech besteht aus der Wissenschaftlerin Dr. Azumi Fujita (Sonoya Mizuno), die anhand der neurotischen Wissenschaftler in ihrem Umfeld eigentlich den Verstand verlieren müsste, aber als einzige einen kühlen Kopf bewahrt und Dr. James Mantleray (Justin Theroux), der das Verfahren maßgeblich mitentwickelt hat. Ihr Ansatz ist es die Menschen mittels drei Drogen in einen Trance-ähnlichen Zustand zu versetzen und ihnen Traumsequenzen zu zeigen, die die Aufarbeitung ihrer Psychosen unterstützen. Daran ist maßgeblich die künstliche Intelligenz GRTA involviert. Zu dumm nur, dass GRTA quasi einen emotionalen Zusammenbruch hat, nachdem ein Wissenschaftler gestorben ist, in den es sich verliebt hat. Und ganz eigene Pläne mit den Teilnehmern des Versuchs hat.

In diese illustre Ansammlung von Themen, Interessen und Motiven stoßen nun auch noch Annie dazu, die den Verlust ihrer Mutter und Schwester und die Entfremdung ihres Vaters versucht hat mit Drogen zu kompensieren und eigentlich nur an dem Versuch teilnehmen wollte, da dort u.a. „ihre“ Droge verabreicht wird. Owen hingegen versteht die Teilnahme als seine Aufgabe und Teil eines größeren Plans und Ausprägung seiner (eventuell durch seine Familie eingeredeten) Schizophrenie. Zeitgleich hat sie den schönen Nebeneffekt, dass Owen damit seiner reichen Familie für eine Weile entkommt, die möchte, dass er seinen verwöhnten Bruder in einem Fall vor Gericht entlastet. Tatsächlich begegnen sich Annie und Owen in ihren herbeigeführten Traumzuständen so oft, dass es kein Zufall mehr sein kann. Irgendwie schafft die Serie es all das zu verbinden und dem Ganzen einen Sinn zu geben, wenn man eine große Sache ausklammert: nämlich die psychischen Erkrankungen. Fast alle Charaktere haben ein Trauma auszustehen, aber große Begriffe wie Schizophrenie werden eben sehr „serien-gerecht“ aufgeweicht und fragwürdig dargestellt. Man sollte sich aber schon alleine deswegen nicht darauf verlassen, weil Maniac damit spielt, dass psychische Erkrankungen schwer diagnostizierbar sind und im Fall von Owen vielleicht gar nicht diagnostizierbar, weil er einfach nur stark von anderen beeinflusst wird und unglücklich ist. Es ist pure Satire wie GRTA aufgrund von einfacher Interviews und eines drogen-gestützten ersten Behandlungsintervalls die „genaue“ Erkrankung diagnostiziert. Das muss man lesen können, dann ist Maniac eine gute Serie. Sie handelt mit dem Thema des Drogenmissbrauchs, der irren Behandlung inklusive Traumsequenzen und der Verschwörungstheorien Owens vor Allem von Realitätsflucht. Cary Fukunaga führte Regie und komponierte dank des Drehbuchs einen wilden Genre-Mix, der tatsächlich bis zur letzten Episode spannend ist und alle Fragen beantwortet. Maniac ist witzig, tragisch, wirklich klug ineinander verzahnt, aber auch überbordend vollgepfropft und man muss über den einen oder anderen Bullshit wie plötzliche, vorübergehende Blindheit hinwegsehen können (Achtung Wortspiel). Der visuelle Stil als Mix der 70ies, 80ies, 90ies und futuristischer Technologien macht den Wahnsinn perfekt und die Serie zu einer in der man kaum fertig wird mit Entdecken. Und am Ende steht eine Erkenntnis: Realität ist nicht heilbar, sondern das was wir daraus machen. Wer wie ich gehofft hat, dass die Traumsequenzen irgendwie die Realität beeinflussen, der bekommt allerdings für diese Theorie nur wenig Futter. (8/10)

Sternchen-8

„Legion“ Season 1

Legion ist eine der Serien, die man nirgends schauen kann ohne draufzuzahlen. Sehr ärgerlich, denn es verbindet das Konzept mentaler Gesundheit mit großen Fähigkeiten und schafft eine Serie geboren aus dem X-Men-Universum zu erzählen ohne das Wort Mutant überzustrapazieren, aber nicht ganz ohne die altbekannten Muster. Im Zentrum der Handlung steht David Haller (Dan Stevens), der sich aufgrund diagnostizierter Schizophrenie in einer psychiatrischen Klinik befindet und dort Syd (Rachel Keller) kennen lernt und mit der schönen jungen Frau, die nicht berührt werden möchte eine zarte Beziehung ein. Dabei trägt David eine ganze Menge Ballast mit sich rum. Nachdem Syd und er kollidieren und Davids Kraft in der Psychiatrie freigesetzt wird, bleibt kein Stein auf dem Anderen. Und David steht vor der unbequemen Frage, ob er die ganze Zeit über vielleicht gar nicht schizophren war, sondern halt einfach Dinge kann, die niemand sonst kann. Und plötzlich ist die sogenannte Division 3 genannte Regierungsorganisation hinter ihm her.

„Legion Official Trailer #1 [HD] | An Original Series From FX and Marvel“, via Marvel Entertainment (Youtube)

Das ist noch lange nicht alles. Die Reise in Davids Hirn geht tief, denn er trägt seinen schlimmsten Feind mit sich spazieren und dieser manipuliert ihn. Das alles zu ergründen und inwiefern David wirklich schizophren ist, wie viel fremder Mutant in ihm steckt, wie viel er selber Mutant ist: das ist Davids Aufgabe, die sowohl ihn zermürbt als auch den Zuschauer in ein geschickt konstruiertes „Gedanken-Spiel“ verwickelt. Viele der Fähigkeiten der Mutanten, die er trifft, haben etwas mit Bewusstsein oder Unterbewusstsein zutun und fahren damit eine ganz andere Schiene als die Mutanten-Storys die man aus dem X-Men-Universum kennt. Es ist nicht selten, dass wir mit unseren Helden durch ein „Astral Plane“ waten oder David dabei zuschauen wie er im Zwiegespräch mit sich selber steht. Und es ist grandios! Grell, bunt, witzig, hier eine unerwartete Tanzeinlage, da ein Twist. Und Aubrey Plaza spielt einen großartigen Shadow King und vielleicht einen der besten Gegenspieler in einer Serie, die ich dieses Jahr gesehen habe. Die Legion-Origin-Story thematisiert aber noch nicht wirklich „Legion“ als Charakter oder Superhelden-Identität und wirkt deswegen deprimierend langsam, obwohl viel passiert. Und das was passiert, folgt trotz des tollen visuellen Looks und der Charaktere ein bisschen dem Muster einer Mini-Version von Xaviers Schule.

(9/10)

Sternchen-9

Hui, das war viel. Welche der oben besprochenen Serien habt ihr schon geschaut? Auf welche konnte ich euch jetzt neugierig machen? Hattet ihr evtl andere Deutungen zu Maniac oder anderen Serien? Ich muss gestehen, dass ich die Review zu einigen davon vor vielen Monaten geschrieben habe … hätte ich mich mal beeilt, hätten sich vielleicht mehr „Der gemeinsame Nenner dieser Serien ist …“-Beiträge ergeben.

6 Antworten

  1. Ich liebe Hinter der Gartenmauer – so eine atmosphärische und humorvolle Serie, die es trotzdem schafft, dass du dich zwischendurch gruselst!

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Au ja, tolle Serie. War eins meiner Highlights in der zweiten Jahreshälfte. Geniale Stimmung und Atmosphäre 😀

  2. Happy S1 und Bates Motel S5 habe ich auch beides gesehen und fand sie auch jeweils gut. Psycho habe ich mir sogar das erste Mal erst nach der Serie angesehen und war sehr erstaunt, wie ähnlich Highmore in seinem Spiel am Original war. Happy war ein großes und absurder Spaß, Staffel 2 soll dann an Ostern spielen.

    Die letzte Orphan Black Staffel steht schon ewig auf meiner Liste, aber ich habe mich immer noch nicht ran getraut. Staffel 4 hatte mich bereits ziemlich verloren.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Oh das ist ja spannend – ich habe mich immer gefragt wie Bates Motel und Psycho wirken, wenn man Psycho eben nach Bates Motel schaut. Scheinbar passt es! Aber ja, du hast Recht, Freddie Highmores Spiel und vermutlich auch Wesen(?) passt wirklich außergewöhnlich gut zu Anthony Perkins‘ Norman Bates.

      Ja das mit Ostern habe ich auch schon im Trailer zu Season 2 gesehen und bin seitdem sehr gespannt drauf 😉 Fragt sich wie das dann weitergeht. Ich hoffe auf Thanksgiving und Halloween.

      Leider hätte mich Orphan Black ca bei Staffel 3 auch fast verloren. Ich hatte den Eindruck, dass sie ihr Schema F zu stark wiederholen und zu wenig vorankommen, was den „big bad“ betrifft oder das übergeordnete Schicksal der Charaktere. Aber Staffel 5 reißt es ganz gut raus, finde ich. Zumindest werden halt alle losen Handlungsfäden zu einem sinnvollen Ende hin geführt.

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