Heute gibt es wieder ein Bündel an Manga-Zwischenberichten mit dem gemeinsamen Nenner, dass alle Manga zum „Boys Love“-Subgenre gehören. Oder Shounen-Ai/Yaoi. Queerer Manga. Gay Romance. Nennt es wie ihr gerne möchtet. Ich mache weiter mit zwei bereits angefangene Reihen und dem Einzelband „Midnight Rain“. Obwohl es in der Beitragsreihe hier ja eigentlich um Zwischenberichte aus Reihen gehen soll, ist der One Shot wohl ein Ausreißer. Aber er passt durch das Thema hier gerade gut ein.
„Monster & the Beast“ Vol. 3, Renji (Yen Press)
Hui, das Ende von Band 2 war ziemlich fies. Ich hätte nicht auf Band drei warten wollen. Nachdem sie sich aus den Augen verloren haben, setzt Liam wie geplant mit dem Schiff auf einen anderen Kontinent über. Cavo versucht dasselbe, aber es dauert bis wieder eins ablegt und er es an Bord schafft ohne Aufsehen zu erregen. Das gibt Liam die Gelegenheit ihn zu vermissen und das tut er tatsächlich. Das ist sehr formelhaft, das hat man schon so oder so ähnlich hundert mal gesehen, aber es verliert nicht an Reiz. Ich bin sogar ganz froh, dass es so gekommen ist. Man kann das wohl kaum verspoilern, denn es liegt auf der Hand, dass sie versuchen sich zu erreichen und es auch schaffen. Sonst wäre die Reihe wohl zu Ende. Danach gibt es deutlich mehr Fortschritte als im zweiten Band. Sowohl zwischen Cavo und Liam als auch was Hinweise auf Liams Vergangenheit betrifft. Vor Allem letzteres könnte für meinen Geschmack immer noch deutlich schneller erzählt werden. Es lässt sich eine ganze Menge erahnen und frustriert zuweilen, dass man auf die schlussendliche Auflösung wohl eine Weile warten muss.
Dafür entschädigt so ziemlich alles zwischen Liam und Cavo. Die Frage wie das körperliche funktioniert wird auch geklärt, da können sich interessierte Leser*innen selber überlegen, ob sie das glücklich oder unglücklich gelöst finden. Den Status Quo den beide hier erreichen finde ich aber erstmal wünschenswert, da einvernehmlich, in Maßen kitschig und naja, typisch für Cavo und Liam ganz goldig. Schade, dass es das jetzt erstmal war mit Monster & the Beast. Der vierte Band ist bisher noch nicht im englischsprachigen Raum erschienen. Trotz des langsamen Pacings werde ich den Manga weiterlesen, denn die Charaktere und das Miteinander von Liam und Cavo gehen schon ans Herz und haben eine Menge Comic Relief. Hier geht’s zu den Besprechungen zu Band 1 und 2.
„Midnight Rain“ CTK
Die erste Begegnung zwischen Ethan und Mike ist nicht unbedingt nur freundlich. Mike hat kein Interesse am Smalltak Ethans im Waschsalon. Ein bisschen reden sie doch. Kurze Zeit später bricht Mike vor Ethans Tür zusammen. Verprügelt und mit einer tiefen Bauchwunde. Ethan kümmert sich um ihn, fühlt sich offensichtlich von ihm angezogen. Trotzdem er nicht nur begeistert von Ethans offener und anhänglicher Art ist, bleibt Mike mit der pessimistischen Frage, wo das hinführen soll.
Sowohl Mike als auch Ethan haben ihr Päckchen zu tragen, woraus von Anfang an kein Hehl gemacht wird. Sie wohnen in einer gefährlichen Gegend, Ethans Wohnung ist nicht gerade in Schuss und der Schimmel vermehrt sich. Während Mike für schummrige Geschäfte nie wirklich sesshaft wird und dahin geht „wo die Arbeit ist“, hat Ethan selbst eine Schuld zu begleichen. Vielleicht ist es dieses Gefühl von „noir“, was den Eindruck erweckt, dass Midnight Rain eine relativ erwachsene, aber auch zuweilen schmerzlich hoffnungslose Note hat. Der Pessimismus Mikes dringt gut durch, während man durchaus mehr über Ethans Gedankenwelt hätte erfahren sollen. Nach außen ist Mike grantig und lässt sich emotional nur sehr gemächlich auf Ethan ein. Dass Ethan das Gezanke nichts ausmacht ist auch etwas schwer nachzuvollziehen. Aber beide fahren keinen Modus, indem rosig-blumige Tropen des Genres Platz haben.
Es gibt explizite Sexzszenen (geblurrt) und beide handeln sich früher oder später Ärger ein, der blutig endet. CTK legt beide als prototypisch „männliche Männer“ an – inklusive Brusthaar, was schnell als stereotyp gesehen werden kann, aber nicht gerade stereotyp für BL ist, wo androgyne Figuren doch häufiger anzutreffen sind. Midnight Rain ist ein Einzelband und tatsächlich hätte ich sehr gern einen zweiten gelesen. Nicht nur, weil ich CTKs Zeichenstil so mag, sondern auch die etwas düster-realistische Note. Hier ist klein Platz für verfrüht entgegen gehauchtes „Ich liebe dich“. Intentionen und das Innenleben der Charaktere sowie auch etwas mehr Geschlossenheit und Zeit um Zusammenzuwachsen hätte ich Ethan und Mike gewünscht und gern in einem zweiten Band gelesen. Falls es neben dieser leisen Kritik nicht durchkommt: ich finde den Manga und das Charakterdesign ausgesprochen schön, angenehm „noir“ und hätte gern mehr davon.
„Akamatsu & Seven“ Bd. 2; SHOOWA, Hiromasa Okujima (KAZÉ Manga)
Also mich freut’s, dass es so bald mit dem zweiten Band der Reihe weitergeht – der erste hat mir sehr gut gefallen. Aber umso schwerer ist es auf den dritten zu warten. Im zweiten Band der Reihe befinden sich unsere Titelhelden in einer verhaltenen Leisetreter-Stimmung, wo keiner so richtig weiß wie er mit den Annäherungsversuchen des anderen umgehen soll. Oder ob man überhaupt nochmal darüber spricht. Denn seitdem Seven Schichten bei mehreren Arbeitgebern malocht, ist er kaum zuhause, wenn Akamatsu da ist, der noch die Schulbank drückt. Aber wir alle wissen, dass der Moment kommt, wo tacheles geredet wird. Wie das passiert ist wieder sehr witzig und direkt ganz süß. So geht es weiter und liest sich herrlich – hat mir sehr Spaß gemacht. Neben den vorsichtigen (und auch mal expliziteren) Szenen schwebt aber auch ein Damoklesschwert über Akamatsu und Seven. Während Akamatsus Probleme mit seiner Familie vorrangig im ersten Band Thema waren, verschiebt sich der Fokus nun auf Seven und seiner Vergangenheit. Ein alter Bekannter von Seven schwebt in der Peripherie der beiden und der Band endet mit einem präkeren Cliffhanger, aber auch einem den man irgendwie hat kommen sehen.
Trotz erster Dates und herrlich tappsiger Annäherungsversuche bleibt die Stimmung des ersten Bandes. Wenig blumiges, das zu oft das Boys Love Genre begleitet, dafür ein paar kernige Sprüche und Komik. Die Gangster-Episoden sind schwer einzuordnen. Die Geschäfte in die Seven offenbar verwickelt war sind unscharf umrissen und ich kann mir daraus noch nicht allzu viel Sinn machen. Gespickt mit einigen ekelhaften Szenen rund um die Gangster wirkt das alles eher unrund. Das tut dem Manga und der herrlichen Dynamik zwischen Akamatsu und Seven aber keinen Abbruch und ich empfehle den Manga weiterhin sehr.
Habt ihr die entsprechenden Reihen oder den Einzelband eventuell auch gelesen? Wie gefallen sie euch? Wann hattet ihr das letzte mal einen Einzelband in der Hand, bei dem ihr der Meinung wart, dass der zum genau richtigen Zeitpunkt abgeschlossen wurde und ihr euch auch nicht noch mehr Stoff gewünscht habt? D.h. einen, der gut war so wie er ist? Bei Manga begegnet mir das weniger oft als bei Comics. Und bevor das jetzt zu negativ für Manga ausgeht: die meisten wecken das Bedürfnis nach einem Wiedersehen mit den Charakteren. Seufz. Bei meinen queeren Manga-Themen hier drängt sich ja schon die Frage auf, wo die lesbischen Paare oder bisexuelle Protagonist*innen sind. Liam oben scheint bisexuell bzw pansexuell zu sein. Davon mal abgesehen: habt ihr Empfehlungen?
In „angelesen“ sammle ich die Eindrücke von Buchreihen, die ich lese. D.h. insbesondere von Manga und Comics, die ich noch nicht abgeschlossen habe und deswegen nur als Teil eines Ganzen betrachten kann. Wer andere Literatur sucht und die Meinung zu abgeschlossenen Reihen, findet die in ausgelesen, einer weiteren Rubrik hier im Blog. 🙂
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