angelesen: „Akamatsu & Seven“ Bd. 1, „Monster & the Beast“ Vol. 02 & „20th Century Boys“ PE Vol. 10

Heute wird es etwas „Boys Love“-lastig – leider bin ich damit für den Pride-Monat zu spät dran. Aber andererseits … warum sollte nur der Juni Pride-Monat sein. 😉 Dazu gibt es auch einen Band einer meiner absoluten Lieblingsreihen „20th Century Boys“, der sich hiermat in der „Perfect Edition“ genannten Neu-/Sonderausgabe bereits dem Ende entgegen neigt. Besprechungen für alles ab einem 2. Band enthalten ggf. Spoiler für die vorherigen. Leider habe ich den 10. Band der „20th Century Boys“ PE gerade verliehen und daher keine Bilder im Artikel.

„Akamatsu & Seven“ Bd. 1; SHOOWA, Hiromasa Okujima (KAZÉ Manga)

Seufz, das ist einer der Gründe, warum ich so ungern brandneue Reihen lese. Der Boys-Love-Titel Akamatsu & Seven erschien gerade frisch in Deutschland bei KAZÉ Manga und gefiel mir außerordentlich gut. Der zweite Teil erschien nun im Juli, aber als ich den ersten las, konnte ich die Fortsetzung kaum abwarten. Aber vor dem Urteil, erstmal zum Inhalt. Akamatsu ist ein etwas vorlauter Oberschüler, der sich gern prügelt. Seit Kurzem schaut er auf der Suche nach einem würdigen Gegner immer beim örtlichen Spielplatz vorbei, wo ein Typ rumhängt, den er bisher nicht ein einziges Mal das Wasser reichen konnte. Wenig später wird sich der als Seven vorstellen. Als Akamatsu mitbekommt, dass Seven obdachlos ist bzw sich von seinem Lohn bisher noch keine Wohnung leisten kann, bietet er ihm an bei ihm unterzukommen. Auch wenn die Neu-Mitbewohner gut miteinander auskommen, haben sowohl Akamatsu als auch Seven die eine oder andere Last mit sich zu schleppen, die sie dem anderen erst Mal nicht auf die Nase binden wollen.

Der Anfang des Manga ist etwas aufgesetzt, was aber auch Mittel zum Zweck sein kann. Hinter Akamatsus „Harter Kerl“-Fassade und inneren Monologen à la „Ich brauche was um mich abzureagieren“ steckt ganz offensichtlich irgendetwas, das er nicht verarbeiten kann und versucht mit Prügeleien zu kompensieren. Was ich ganz erfrischend finde ist, dass er trotz seines Prügeldrangs kein unangenehmer Typ ist, was man spätestens dann sieht, wenn er Seven seine Hilfe anbietet. Zu erfahren warum Seven überhaupt obdachlos ist, trägt einen eher durch die ersten Kapitel. Danach ist es die Dynamik der beiden und natürlich der wie ich finde bei romantischen Stoffen immer interessanteste Teil der Annäherung, des „kriegen sie sich?“ Und das ist hier angenehm slow-paced, da sie ja sowieso überhaupt nichts über einander wissen. Und nebenbei ist es höchst unterhaltsam.

Wenn die beiden alles fehlende in ihrem Männerhaushalt einkaufen gehen oder Seven sehr offensichtlich in der Mall üblen Typen aus dem Weg gehen will und Akamatsu dabei in eine etwas brenzlige Lage bringt, ist das schon sehr witzig. Der zweite Teil des Bandes räumt immerhin schon mit Akamatsus Geheimnis auf und entwickelt eine erstaunlich „gesunde“ Note in punkto für den anderen da sein. Bis dahin zirkeln beide um die Frage herum, ob da auch mehr laufen könnte. Das Gespann aus SHOOWA (Story) und Zeichner Hiromasa Okujima liefert eine schöne Mischung ab, die nicht ganz frei von üblichen BL (Boys Love) Tropen ist, aber immerhin auf übertrieben blumige Romance-Inhalte verzichtet und stattdessen zwei relativ kernige Charaktere hat. Dass die Charakterzeichnung so ausfällt, die Zeichnungen sehr „slice of life“-artig sind und auf süßliche Romance-Manga-Klischees verzichten und die Kampfszenen sehr ansehnlich sind ist wohl nicht zufällig so: Hiromasa Okujima ist hauptsächlich im Shounen, Seinen und Battle Manga Genre zuhause. Akamatsu & Seven soll wohl in drei Bänden abgeschlossen sein und ich kann’s kaum erwarten.

„Monster & the Beast“ Vol. 2, Renji (Yen Press)

Gegen Ende des ersten Bandes gab es das erste kleinere Zerwürfnis zwischen Liam und Cavo, das glücklicherweise schnell beiseite geschafft wurde. Cavo ist nicht einverstanden, dass Liam mit mehreren Leuten ins Bett geht, flirtet, etc. Daraufhin sagte ihm Liam, dass er sich nie ändern wird und wenn das Cavo nicht passt, muss er gehen. Offenbar war sich Liam bewusst, dass Cavo für ihn Gefühle entwickelt und wollte die Sache „beenden“, bevor es ernster wird. Cavo ist aber nicht wirklich gegangen und hat Liam vor seinen Verfolgern gerettet, inklusive eines Liebesgeständnisses. In mancherlei Hinsicht war damit der Fortschritt zwischen erstem und zweitem Band langsam (Liams Vergangenheit ist immer noch ein Geheimnis) und in anderen Dingen sehr schnell (Cavos Gefühle). Für Liam ist es umso überraschender, dass Cavo akzeptiert wie Liam lebt (und liebt) und das ist der Status Quo des zweiten Bandes. Es gibt ein paar Details rund um Liams Fähigkeiten, die aber noch keine großen neuen Erkenntnisse liefern. Mir stellt sich immer noch die Frage, ob Liams Gelegenheitsbekanntschaften einvernehmlich sind oder ob er sie mit seiner Fähigkeit verführt. Falls nämlich ja, dann verstehe ich schon eher warum Liam das „Beast“ in Monster & the Beast ist. Aber er wirkt zu nett dafür, so recht kann ich mir das also nicht vorstellen. Hier wäre es aber wahrscheinlich schlauer gewesen den Leser*innen mehr zuzutrauen. Man ahnt schon seit Band 1, dass Verführung und/oder Einredung Liams Superpower ist. Interessanter wäre hier schneller die Grenzen seiner Fähigkeit abzustecken.

Immerhin wird relativ schnell klargemacht, dass Cavo nicht durch Liam beeinflusst wird und seine Liebe echt ist. Oh wow, das klingt kitschig. Der Rest des Bandes widmet sich hauptsächlich einem relativ einfach gestrickten „Case of the Week“, bei dem Cavo und Liam ihre Fähigkeiten einsetzen um einem unterdrückten Dorf aus der Misere zu helfen. Das soll wahrscheinlich dabei unterstützen hinter die Mechanik von Liams Fähigkeit zu kommen, ist aber etwas dröge und langatmig. Außerdem sind Liam und Cavo währenddessen mit etwas anderem als sich gegenseitig beschäftigt, weswegen es dann auch wenig Vorankommen in ihrer Beziehung gibt. Band 2 hat dadurch deutlich weniger Erkenntnisse als man sich erhofft, aber natürlich einige goldige Szenen zwischen Cavo und Liam. Das „große fies aussehende Monster“ ist in Beziehungsthemen doch sehr viel zurückhaltender. :3 Immerhin erfährt man etwas über Liams Verfolger und es gibt einen wirklich fiesen Cliffhanger.

„20th Century Boys“ Perfect Edition Vol. 10, Naoki Urasawa (engl. Ausgabe, VIZ)

20th Century Boys ist genial, aber lang. Geduldig bin ich, aber Geduld hat eben immer einen Punkt an dem sie versiegt. Ich erreiche bei längeren Reihen relativ früh diesen Punkt. 20th Century Boys ist nicht nur wegen seiner Zeitsprünge und Twists und Turns eher länglich, sondern auch wegen der Nebenhandlungsstränge. Da die meisten Geschichten sehr rührend sind und ans Herz gehen, kriegt mich die Reihe dann meistens wieder und ich versöhne mich mit dem gefühlt stetigen Aufschieben des Endes. Aber am Anfang des zehnten Bandes der Perfect Edition hatte ich wieder zu kämpfen. Zwar erfahren wir hier endlich, wo „Yabuki Joe“ (ich benutze den Decknamen statt des echten, weil mir der Spoiler trotz Spoilerwarnung zu groß erscheint) all die Zeit über abgeblieben ist, aber sein Ausflug zusammen mit Detective Chono durch das Grenzgebiet und der Westernflair zünden bei mir weniger. Zwar bringt es viele Charaktere zusammen, die Leser*innen in der Konstellation noch nicht gesehen haben und „Yakubi Joe“ verändert wieder einmal sehr viele Leben, aber es zieht sich bis wir Fortschritte in punkto „Friend“ machen.

Dafür zieht die zweite Hälfte wieder an. Die Hinweise um die Identität von „Friend 2.0“ verdichten sich, sowie die Pläne um gegen all den Irrsinn vorzugehen, der sich ganz deutlich in der neuen Zeitrechnung ausdrückt. Unsere Held*innen befinden sich nämlich inzwischen in der „Era of the Friend : Year 3“. Puuuuh. Das Ende hingegen ist dann dramaturgisch allererste Sahne und lässt einen fast auf der Sofakante sitzend zurück und stöhnend, dass man auf Vol. 11 warten muss. Gut, dass der schon hier liegt … 😉

Habt ihr eigentlich auch so ein Problem mit überlangen Mangareihen? Wann fühlt es sich für euch überlang an? Geht es euch bei „20th Century Boys“ oder anderen Urasawa-Reihen auch so? Die sind ja bis auf bspw. Pluto alle eher länglich. Und lest ihr eigentlich Boys/Girls Love Manga? Ich weiß nicht, warum ich so lange gewartet habe den Artikel zu veröffentlichen – irgendwie haben sich wohl andere Themen vorgedrängt. Inzwischen habe ich bei allen drei Reihen weitergelesen. Aber das bedeutet ja immerhin, dass die nächste Ausgabe von „angelesen“ nah ist. 😉

In „angelesen“ sammle ich die Eindrücke von Buchreihen, die ich lese. D.h. insbesondere von Manga und Comics, die ich noch nicht abgeschlossen habe und deswegen nur als Teil eines Ganzen betrachten kann. Wer andere Literatur sucht und die Meinung zu abgeschlossenen Reihen, findet die in ausgelesen, einer weiteren Rubrik hier im Blog. 🙂

3 Antworten

  1. Also ich habe grundsätzlich kein Problem mit langen Reihen.
    „Grundsätzlich“ XD
    Ich mag es halt nicht, wenn man die Länge spürt und es kein Ende nimmt. So neverending stories.
    Leider weiß man das selten zu Beginn. Daher ist es für mich eher ärgerlich, wenn man voller Begeisterung in eine Serie einsteigt und dann plötzlich die Luft raus ist oder – fast noch schlimmer – sie ABGEBROCHEN wird D:

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ooooh da, das ist wohl das schlimmste. „Glücklicherweise“ dauert es ja ziemlich bevor Manga nach Deutschland kommen. Und da zeichnet sich in den allermeisten Fällen ab, ob das nun ein Ende haben wird oder abgebrochen wird. Aber bei „Monster and the Beast“ habe ich schon etwas Angst, dass es da zu keinem vernünftigen Ende kommt … na mal schauen.
      Und ja, wenn es sich zu sehr zieht, finde ich auch ganz furchtbar. Selbst bei wirklich richtig guten Manga wie „20th Century Boys“ gibt mir das zu denken.

      1. In den letzten Jahren konnte man beobachten, dass die Manga teilweise recht „schnell“ nach Dt kommen, dieser lange Zeitrahmen ist nicht immer gegeben.

        Und ja, auch gute Reihen, können einen harten Cut bekommen und das ist immer so n fieser Beigeschmack :/

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