Habe ich das noch nie gemacht? Hm. Dann jetzt erst recht. 🙂 Heute gucken wir einfach mal zusammen Videos zu diversen Themen. Mit ein wenig Kommentar und Diskussionspotential. Also … zurücklehnen und genießen. Es geht um digitalen Aktivismus, Sicherheitspannen der Youtuber und „Everything wrong with agile“.
Digitaler Aktivismus und Digitalisierung des Bundes
„Lilith Wittmann über Digitalpolitik und die Lehren aus dem ID-Wallet-Fiasko | c’t-Gespräch“, via heise online (Youtube)
Es ist ja nicht erst seit Angelas Merkel geflügeltem Wort „Neuland“, dass wir uns über die Digitalisierung des Bundes unterhalten. Und mit „wir“ meine ich dieses Mal schlichtweg die Öffentlichkeit. In den letzten Jahren wurden einige Bemühungen um die Digitalisierung gestartet. Heise spricht mit Lilith Wittmann über den Elektronischen Personalausweis, ID-Wallet, die LUCA-App unvm. Sehr erhellendes Video, das an vielen Stellen beweist: es reicht nicht nur Leute hinzusetzen, die „was“ programmieren und dann wird das schon. Seitdem lese ich sehr gern bei Lilith auf Twitter mit.
Sicherheitspannen der Youtuber
Neulich spülte mir Youtube aus mir (wie so oft) unerfindlichen gründen Julian Bams Video auf die Startseite. Möglicherweise wegen der Popularität. Das Video ist eine Reaktion und Erklärung darauf, dass seine Accounts gehackt und Inhalte gelöscht wurden. Dass ich das hier aufgreife ist keine Häme. Alle, die digital kreativ werden und deren Arbeit, Herzblut und Projekte im Netz sind, können nachvollziehen wie groß die Angst vor solchen Vorfällen ist. Egal ob Hacks oder technische Pannen. Wie ich letztes Jahr erst erfahren musste, kannst du an alles denken und trotzdem die A****karte ziehen. In meinem Fall war es eine Sicherheitslücke in einem Plugin. Ich hatte die aktuellste Version, ich vertraute dem Urheber, aber guckst du von jedem Plugin und jeder App den Source Code, bevor du sie installierst? Nein. Und das ist wie vulnerabel wir alle sind, die irgendwas im Netz machen.
Nun war ich sehr gespannt wie es zum Julian-Bam-Hack kam, aber besonders viel Forensik wurde nicht betrieben. Julien beschreibst bildlichst die Situation wie der Hack auffiel. Am erhellendsten war an dem Video für mich noch welche Mechanismen Googles bzw Youtube hat, um an die Videos und Kanäle wieder ranzukommen oder eben nicht. Und was für Konsequenzen es für Youtuber dieser Reichweite hat, wenn sie gehackt wurden. Man stelle sich vor, was das bedeutet für Menschen, die ein ganzes Team beschäftigen und ein dermaßen großes Geschäft mit dem digitalen betreiben. Eine Auswertung wie es dazu kam, um andere davor zu bewahren oder Sensibilisierung für Medien- und IT-Kompetenz bleibt aber aus. Im Reaktionsvideo von Rezo, geht der wiederum zumindest auf ein paar Grundlagen ein wie Passwortmanagement und Backups. Ich unterstelle Julien Bam keinesfalls mangelnde Medien- und IT-Kompetenz, aber wo bleibt die Aufklärung neben all den witzigen Videos, jetzt wo es wieder läuft? Will ja keine Spaßbremse sein, aber wenn man die Kommentare der Zuschauer:innen im Rezo Stream liest, dann wäre das sicherlich keine schlechte Sache.
„Ich hab 8 Millionen Abonnenten verloren. Meine Youtube Kanäle wurden gelöscht“, via JUcktmichnicht (Youtube)
„SO wurde Julien Bam GEHACKT (Rezo reagiert)“, via Renzo (Youtube)
„Everything wrong with agile“
„Interview with an Agile Coach in 2022 – Sprint1“, via Programmers are also human (Youtube)
Der Youtube-Kanal Programmers are also human hat irgendwann vor ein paar Monaten angefangen sehr witzige Videos über typische IT-Berufe zu veröffentlichen. In der Pseudo-Interview-Form erzählen die Entwickler und Coaches aus ihrem Joballtag und treffen genau dahin, wo es weh tut. Der Perl-Entwickler scherzt er schreibt besonders unlesbaren Code, damit man ihn nicht feuern kann (Rare Interview with a Perl programmer in 2022), der Junior-Webentwickler scherzt, dass er alle 6 Wochen die Firma wechselt und der Webentwickler ( Interview with Senior JS Developer in 2022) entscheidet sich während des Interviews mehrmals um, ob Javascript nun das einzig wahre oder absoluter Müll ist. Dabei werden so ziemlich alle Schmerzpunkte der Industrie und der jeweiligen Technologien aneinandergereiht, die man sich so vorstellen kann. 🙂 Es ist sehr unterhaltsam. Besonders schön ist auch das Interview mit dem Agile Coach, das wohl in einem Satz beschrieben auch heißen könnte „Everything wrong with agile“.
Es gibt hervorragend wieder wie oft Scrum falsch gemacht wird oder nur als fancy keyword gedroppt wird, um den Anschein moderner IT-Projekte zu erwecken. Ein paar Beispiele: „New work, right?“, das Gleichsetzen von Scrum mit „auf dem Papier heißt es wir sind schneller“ und auch „I lost my job because I’m a horrible developer, now I’m an agile coach.“ Dass der Begriff „Mikro-Working“ fällt, ist schon ein dezenter Hinweis darauf, dass Mikro-Management als bad practice bekannt ist, aber trotzdem gemacht wird. Einer der besten Momente ist wohl wie er nach einer Weile Name Dropping und Gebabble merkt, dass der Agile Coach auf seinem Schaubild über Scrum gar nicht eingezeichnet ist. 🙂 Sehr lachen musste ich auch bei „Leave job, when debt is causing problems“ und „Managers love me – we get things done in more time. Eeeh, more done in time.“ LOL. Der Schlussatz ist wohl am entlarvendsten für das, was wirklich erschreckend oft gemacht wird, wenn Leute denken, dass sie gern SCRUM machen möchten. Ich würde mich über das „Interview mit dem IT-Projektmanager“-Video freuen.
Über welche entlarvenden Videos und Artikel rund um das digitale seid ihr jüngst gestolpert? Welche Themen umtreiben euch am meisten? Was ist euer Empfinden wie stark das Digitale eure Arbeit und euer Privatleben beeinflusst? Was gibt euch am meisten zu denken? Normalerweise hätte ich hier eine längliche Debatte über Elon Musk und Twitter geschrieben, aber da scheint noch einiges in Bewegung zu sein.
Netzgeflüster ist eine Kategorie meines Blogs in der ich mich immer zwischen dem 10. und 15. eines jedes Monats Themen aus IT, Forschung, Netzwelt und Internet widme genauso wie Spaß rund um die Arbeit mit Bits und Bytes. 🙂
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