Netzgeflüster: Game-Besprechung „Bear & Breakfast“ (Switch)

Dass ich das mal sage: „Bear & Breakfast“ ist das erste Spiel, dass ich hier bespreche ohne den Hauptteil der Handlung zu Ende gespielt zu haben. Obwohl ich „Bear & Breakfast“ einerseits heiß und innig liebe, habe ich abgebrochen. Das ist mal Clickbait, oder? Die Game-Besprechung ist daher weitestgehend spoilerfrei und übrigens Türchen Nr. 15 des Blog-Adventskalenders.

Hank, big in business

Bear & Breakfast ist ein 2D-Management-Spiel des rumänischen Studios Gummy Cat und des kalifornischen Armor Games Studio, das im Juli 2022 released wurde. Das Spiel zentriert Hank, den Bär, der relativ zufällig Unternehmer wird. Als ein „Immobilienhai“ in den Wald kommt und verlassene Hütten anpreist, fällt es dem gutmütigen Hank irgendwie zu aus denen Motels zu machen. B&B eben – Bear & Breakfast. 😉 Als Hank beginnen wir relativ einfach mit einer Hütte mit Plumpsklo, arbeiten uns vor zu einem Motel an einer Autobahn und später zu schönen B&Bs an einem Stausee oder mit Skihütten. Mit der unterschiedlichen Umgebung verändern sich auch die Bedürfnisse potentieller Gäste. Hank muss im Wald Material sammeln um Möbel zu bauen, kochen für die Gäste und findet vielleicht auch Freunde, die bei all dem helfen.


Bear and Breakfast – Launch Trailer – Nintendo Switch, Nintendo of America, Youtube

Bring back the people!

Und diese Freunde sind alle sehr drollig, verschroben oder witzig, haben allesamt sehr eigene Charaktereigenschaften und Spleens. Mein Favorit ist wohl der Waschbär Took, der eine schon recht fragwürdige Beziehung zu Müll hat. Durch Quests werden uns mehr Funktionen freigeschalten, wir bekommen seltene Items oder auch einfach mal eine hübsche Hose für Hank, den Bär. Wir bewegen Hank in 2D über eine liebevoll gestaltete Karte, die dem Spiel zu recht bei anderen Reviewer:innen das Label cozy game eingebracht haben. So sind wir eventuell am Strand unterwegs, an einem Leuchtturm vor romantischem Abendhimmel oder in einem melancholisch, herbstlichen Wald, wo wir Pilze, Kamille und Äpfel sammeln können. Außerdem treffen wir alle Jahreszeiten an und wer richtig hinschaut findet vielleicht sogar irgendwo in der Leidenschaft eine Ruine oder einen geschmückten Weihnachtsbaum versteckt.

Alles an der Optik des Spiels ist liebevoll, lediglich das Menüdesign hin und wieder eher oldschool, klobig und umständlich in seiner Usability. Manchmal wären Aufgaben mit einem Tastendruck machbar, wofür man hier unnötig viel Hin- und Hergeschiebe braucht. Etwas schade ist, dass sich das Design der Charaktere in-game von beispielsweise dem der Ladebildschirme unterscheidet, welches ich eigentlich noch schöner finde – das ist aber schon meckern auf hohem Niveau. Ich liebe die Karte und das Character Design, dasselbe gilt für den entspannenden Soundtrack.

Dass die Menschen zurückkommen sollen, wünschen sich übrigens mehrere der NPCs. Die Einen wie Took vermissen einfach den Krempel, die die Menschen zurücklassen. Für die anderen wäre es gut, weil das Geschäft hinkt. Manche verspüren einfach etwas Nostalgie wegen des Leerstands der alten Hotels, die Hank nun nach und nach restauriert. Dann hat das Spiel einen kleinen Sims-Faktor, da man natürlich die Motels einrichten darf. Dabei gibt es eine ganze Menge zu beachten, was sicherlich auch schon uns als Gäste in Hotels geärgert hat. Beispielsweise neben einem Frühstücksraum, einer Küche oder einem Heizungsraum zu übernachten, kommt nicht so gut an. Hanks (und unser) Leben im Spiel wird bald sehr geschäftig, sodass wir kaum hinterherkommen. Hier offenbart sich auch eins der etwas problematischeren Aspekte des Spiels: ein Berg an bald eher nervigen Pflege-Aufgaben. Die kann man mit der Hilfe von NPCs automatisieren, aber leider nicht ausreichend. Dann gibt es aber wieder andere Aufgaben wie das Kochen, die mir Spaß machen und die ich daher Hank hin und wieder freiwillig machen lasse.

Der ökologische Tatzenabdruck

Unser Wald wird vom echten Leben eingeholt. Wir haben uns die Menschen zurückgewünscht – da sind sie nun und lassen ihren Müll liegen. Bear & Breakfast kommt insofern einer Vorbildfunktion nach, dass wir im Spiel davon profitieren, wenn wir Müll aufheben. Auch Upcycling spielt ein Thema und das Nutzen vorhandener Ressourcen, um beispielsweise Möbel herzustellen. Wie cool, dass hier ökologische Denke und Nachhaltigkeit durchschimmert. Allerdings trägt es natürlich auch zu den oben erwähnten massigen Pflege-Aufgaben bei, die das Spiel in der Tat schnell zu einem Micro-Management-Spiel machen. Man muss gut planen, um die Aufgaben klein zu halten. Keine Frage aber: es ist absolut liebevoll geschrieben. Von den Memes, die hier und da die Grafiken beeinflusst haben, über die herrlichen verschrobenen Charaktere oder unumstößliche Fakten. Es ist schon ungewöhnlich, wenn ein Bär ein Bed & Breakfast betreibt. Und natürlich verstehen Menschen nur „Bärenlaute“, wenn Hank etwas sagt. 🙂

An der Stelle mal ein paar Tipps, die einem das Leben etwas leichter machen. Ab einem gewissen Punkt im Spiel braucht man massig gute Bewertungen und Geld. Ersteres bekommt man, wenn man sehr auf die Bedürfnisse der Gäste achtet. D.h. also auch wirklich nur Anfragen annimmt, deren Sonderwünsche man erfüllen kann. Also eher keinen Gast annehmen, der ein 4*-Bett erwartet, wenn man das nicht hat. Das mit dem Geld ist so eine Sache. Leider kann man Stand heute (Release 1.4.8) auf der Switch gebaute Möbel weder in Einzelteile zerlegen, noch wieder zu Geld machen. Wenn man also Kohle braucht, muss das allein erwirtschaftet werden. Es bietet sich beispielsweise an nur Anfragen von Gästen anzunehmen, die nur einen Tag bleiben, damit man möglichst mehr Durchlauf hat. An der Stelle hat das Spiel den ökologischen Gedanken noch nicht implementiert.

Bug an Bug und hält doch?

Wegen der vielen Pflegetasks, die von Quests abhalten, habe ich das Spiel aber nicht abgebrochen. Und abgebrochen habe ich es eigentlich auch nicht – ich warte lediglich auf das Fixen der Bugs. Es ist das erste Spiel, dass ich auf der Nintendo Switch spiele, das 1. abstürzt und 2. das häufig tut. Eine Stunde Spielen bringt meist 1-3 Abstürze. Da die häufig bei Speichervorgängen auftreten, nehmen die Abstürze den Fortschritt seit dem letzten Speichern mit und sorgen für entsprechend viel Frust. Kleine Kinderkrankheiten wie Bugs beim Bauen und Einrichten sowie Figuren, die durch Wände gehen können, erwähne ich da noch nicht mal.

Meine Frustrationstoleranz halte ich für mittelmäßig bis hoch und letzten Endes habe ich trotzdem die Controller niedergelegt. Ein Tipp wie man etwas besser durch das Spiel kommt: regelmäßig selber speichern ohne auf das automatische (in Angst) zu warten. Dazu mit der +-Taste ins Hauptmenü gehen. Gummy Cat spricht relativ offen über den mentalen und physischen Struggle des Game-machens. Für mich als Softwareentwicklerin ist das sehr nachvollziehbar und ich fühle den Schmerz, den die Köpfe hinter dem Spiel wohl empfinden müssen angesichts ihrer großartigen Idee auf der einen Seite und den Bug Reports auf der anderen. Aber so häufige Abstürze erfordern schon mehr QS bzw. QA. Ich würde auch so weit gesehen zu sagen: dann vielleicht lieber das (initiale) Release für die Switch verschieben. Der Zug ist nun natürlich abgefahren. Das sage ich nicht mit Härte, sondern viel Liebe, da ich das wirklich sehr liebevoll gestaltete Spiel sehr schätze. Für Anfang 2023 wurden Fixes angekündigt und ich freue mich schon drauf dann wieder Bear & Breakfast zu spielen.

 

Übrigens ist Bear & Breakfast auch via Steam verfügbar, dort kann ich aber nichts über die Stabilität sagen. Nur, dass dort Features früher ausgerollt werden. Eine andere schwierige Erkenntnis: während viele User auf Twitter, Reddit & Co. von den Abstürzen berichten, tun das die wenigsten (Switch-)Reviewer:innen, die ich auf Youtube und Instagram angeschaut habe. Unterstellen will ich ihnen nichts, schließlich habe ich letzten Endes auch nur 4, 5 Videos geschaut und das gibt kaum die Gesamtheit wieder. Auch möglich: dass sie Glück hatten und keine Abstürze verzeichnen konnten. Ein bisschen frage ich mich aber schon wie ehrlich die Reviews sind. Ich habe in-game etwa 100 Tage gespielt – die Zeit vergeht im Spiel relativ schnell. Kennt ihr zufällig „Bear & Breakfast“? Und wie hat es euch gefallen? Wann reißt euer Geduldsfaden bei Abstürzen und ähnlichem?

Netzgeflüster ist eine Kategorie meines Blogs in der ich mich immer zwischen dem 10. und 15. eines jedes Monats Themen aus IT, Forschung, Netzwelt und Internet widme genauso wie Spaß rund um die Arbeit mit Bits und Bytes. 🙂

3 Antworten

  1. Ich liebe solche Spiele eigentlich, aber ich hasse es, wenn man irgendwann so viel machen muss, dass es in Stress ausartet. Hab deswegen auch Pioneers of Olivetown aufgegeben, die Tage im Spiel vergingen einfach viel zu schnell. Ich weiß, ich bin damit eher allein auf weiter Flur, aber ich mag rundenbasierte Spiele wie Civilization, Da kann man sich für alles so viel Zeit lassen, wie man will.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Das musste ich googeln 😀 Aber Pioneers of Olive Town sieht auch sehr süß aus. 🙂
      Ja, wenn sich die Aufgaben nicht irgendwann automatisieren lassen, dann wird das sehr sehr nervig.. hier geht einiges davon. Aber die Abstürze sind schon verglichen zu den (einigen) Switch-Spielen, die ich bisher gespielt habe, echt ein No-Go… so leid es mir tut das zu zeigen, weil es ein sehr cooles Spiel ist. Angeblich soll aber für Anfang 2023 in Patch kommen. Mal schauen, ob der was behebt, ich werde es ausprobieren und wäre eigentlich auch sehr glücklich es weiterspielen zu können.

  2. […] gezeichnet, in dem ich versucht habe ein kleines bisschen den Wachsmalstift-Look des Switch-Games Bear and Breakfast hinzukriegen. Wer sich ein paar Sprites aus dem Wiki anschaut und dort speziell die Büsche in den […]

Schreibe einen Kommentar zu Digital zeichnen lernen 5: Herbst-Nachwehen und Werkzeugspitzen – Miss Booleana – Illustrationen Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert