Das gehörte Wort … Hörbuch-Besprechung zu „Die sieben Männer der Evelyn Hugo“

Hört man den Namen Taylor Jenkins Reid, denken wahrscheinlich alle zuerst an „Daisy Jones & The Six“. Der Roman mit dem sie ihren Durchbruch hatte, hat mich aber nie so richtig gecatcht. Neulich lief mir aber mehrmals „Die sieben Männer der Evelyn Hugo“ über den Weg und ich beschloss es meiner Mutter als Urlaubslektüre in Print zu schenken. Die Neugier wuchs, ein Hörbuch-Guthaben war noch da. Und so hörte ich es mir kurzerhand auch selber an. Spoiler: es hat sowohl meiner Mutter als auch mir sehr gefallen.

Das Hörbuch beginnt mit einem kurzen Zeitungsbeitrag, in dem davon berichtet wird, dass die Hollywood-Diva Evelyn Hugo einige ihrer berühmtesten Kleider für den guten Zweck versteigert. Dass es mit einem Zeitungsbeitrag beginnt, ist bezeichnend. Denn Zeitungen und Medien haben Evelyn Hugos Leben und ihre Entscheidungen maßgeblich beeinflusst. Evelyn Hugo ist inzwischen über siebzig Jahre alt und lebt zurückgezogen vor den Blicken der Medien. Umso überraschender kommt es für die Journalistin Monique Grant und ihre Zeitschrift, dass Evelyn Hugo explizit sie für eine große Reportage angefragt hat. Monique lässt sich auf das Angebot ein, in dessen Zuge sie mehr als nur eine Überraschung erlebt. Evelyn wird Monique ihr ganzes Leben erzählen. Von ihren skandalösen sieben Ehen, der goldenen Ära Hollywoods und davon welchen Preis Evelyn bezahlen musste, um so berühmt zu werden.

Liest man den Klappentext, lässt der übrigens keinen Zweifel dran, dass Evelyn Hintergedanken und sehr gute Gründe hat, warum sie ausgerechnet Monique angefragt hat. Das wirkt über weite Strecken tatsächlich wie der Aufhänger zig anderer Medien. Als erstes fiel mir Die Dreizehnte Geschichte ein. Es drängen sich vehement Vermutungen auf, ob Monique am Ende Evelyns Tochter sein könnte oder ähnliche Szenarien. Dafür ist Taylor Jenkins Reid aber zu clever und gibt uns früh zu verstehen: netter Versuch, aber ganz so einfach ist es nicht. Vieles wird hier schlauer gelöst als in dem Standard-Entwicklungsroman mit Twist. Auch dass Monique selber sehr gewieft sein muss, um Evelyns Angebot und den Job bei ihrem Arbeitgeber zu vereinen. Da weht einem ein Hauch Realismus entgegen – und das nicht das letzte Mal. Das Erlebnis wird für Monique zur Emanzipation. Zu einer teuer erkauften, aber zu einer spürbaren.

Das Hörbuch wird dabei von drei Sprecher:innen vertont: Brigitte Trübenbach, Martha Kindermann und Oliver Siebeck. Letztgenannter spricht hierbei die Zeitungsartikel ein, die Evelyn ein Leben lang begleitet haben und ihre Person kommentierten. Die beiden anderen Sprecher:innen teilen sich in die Erzählstimme Moniques und die von Evelyn Hugo, die ihre Geschichte erzählt. Und die hat es in sich. Hollywood ist nicht nett. #MeToo ist keine Erfindung der Neuzeit. Teilweise war es harte Arbeit ein Star dieser Größenordnung zu werden wie Evelyn beweist und zog große, persönliche Opfer nach sich. Welche, an denen Menschen durchaus zerbrechen könnten. Man merkt Evelyn an, dass sie genug Willen hatte das alles durchzustehen und ja, dass sie auch den einen oder anderen Wandel herbeiprovoziert hat. Aber dass sie letzten Endes doch ihr persönliches Glück abseits des Ruhmes suchte.

Was mich am meisten überrascht hat ist wie divers der Roman ist, obwohl das nicht gerade auf dem Klappentext steht. Evelyn selber ist hispano-amerikanischer Herkunft, die sie stets zu verstecken suchte. Darüber hinaus entpuppt sich das Buch als ein einfühlsam geschriebenes Portrait der LGBTQ+ Community aus einer Zeit, in der man sich verstecken musste, um nicht Hetze zu befürchten. Ich habe mit jeder Etappe in Evelyns Leben mitgefiebert, so kontrovers auch manche ihrer Entscheidungen oder manche der Personen in ihrem Leben waren. Kleiner, schöner Nebeneffekt: während des Hörens überlegte ich immer, welche Personen des echten Lebens Modell für Evelyn gestanden haben könnten. Ich tippte auf Elizabeth Taylor (wegen der Ehen) und Catherine Deneuve (wegen Evelyns Filmografie). Ersteres scheint tatsächlich so zu sein. (Quelle: Popsugar)

Überraschenderweise ist „Evelyn Hugo“ ja eigentlich sogar vor „Daisy Jones & The Six“ erschienen, aber wenn ich mich nicht täusche ganze 5 Jahre später in Deutschland veröffentlicht worden. Kennt ihr „Die sieben Männer der Evelyn Hugo“ und sollte ich „Daisy Jones & The Six“ doch mal eine Chance geben?

2 Antworten

  1. Das Buch habe ich auch sehr sehr gerne gelesen!

  2. Also ich habe sowohl „Daisy Jones“ als auch „Evelyn Hugo“ gelesen und beide gefielen mir ausgesprochen gut. Das Setting bei „Daisy Jones“ hatte mich etwas mehr angesprochen, deshalb würde ich diesen Roman noch eher bevorzugen – aber mit beiden macht man nichts falsch.

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