Zweimal am Tag ins Kino … das war ein gelungener Tag. 🙂 Vor Allem bei zwei so unterschiedlichen, aber guten Filmen. Zuerst war ich im neuen Spidey, danach in Transcendence. An letzteren bin ich mit einer gewissen berufsbedingten Neugier herangegangen, da mich alles was mit Künstliche Intelligenz zutun hat fesselt. Allerdings ist Spidey der actionlastigere Film und ich hätte den wohl nach Transcendence schauen sollen. Aber ansonsten fand ich das schon nicht schlecht. Muss ich mal wiederholen. 😉
The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro
Worum gehts?
Spiderman (Andrew Garfield) hat sich zu einer echten Größe etabliert. Positiv wie negativ. Es gibt Leute, die ihn hassen und welche die ihn verehren. Nach den jüngsten Ereignissen wird Peter Parker im normalen Leben eher von den Geistern der Vergangenheit geplagt. Die Warnungen von Gwens Vater gehen ihm nicht aus dem Kopf und er fragt sich stets selbst, ob er das Mädchen, das er liebt nicht eines Tages in Lebensgefahr bringen wird!? Außerdem fragt er sich umso mehr warum ihn seine Eltern so plötzlich verlassen haben, als er noch klein war? Passenderweise taucht ein weiterer Schatten der Vergangenheit auf: sein Kindheitsfreund Harry Osborn (Dane DeHaan). Der übernimmt OSCORP, die Firma seines soeben verstorbenen Vaters. Aber die Welt bleibt trotz Peters aufgewühlten Privatleben nicht stehen. Durch einen Unfall gepaart mit Missverständnissen und aufgestauter Frustration wird aus dem unscheinbaren Max Dillon (Jamie Foxx) Spideys neuer Gegner Electro.
Hintergrund
Kaum zu glauben aber wahr: ich habe vor Monaten tatsächlich mal darüber nachgedacht, den Film zu boykottieren. Der Grund dafür ist eine Szene im Trailer, aufgrund derer Kenner der Spiderman-Comics auf das Ende des Films schließen können. Aber letztendlich mag ich die Figur Spiderman einfach zu gerne, um deswegen nicht zu gehen. (Außerdem spielt Dane DeHaan mit und ich fangirle doch … <3 ) Und es besteht ja eine Rest-Hoffnung, dass etwas anders gemacht wird als im Comic. Langzeit-Fans bekommen sowieso hier und da einige schöne Anekdoten geboten. So beispielsweise bei Peters Handy-Klingelton. Das ist nämlich die Melodie aus dem Spiderman-Zeichentrick aus den 70ern.
Nicht nur den Leuten, die Filmmusik abgöttisch lieben, wird der abwechslungsreiche Soundtrack auffallen. Den steuert Hans Zimmer bei und bekommt dafür Unterstützung von den Magnificent Six (kleine Anlehnung an die Sinister Six?). Bei ERGOthek könnt ihr nachlesen wer die sind – ihr werdet überrascht sein, wer sich da so alles einfindet. Und genauso abwechslungsreich sind die Titelthemen der Charaktere, beispielsweise die von Max Dillon, sowie seinem neugeborenen anderen Ich Electro. Ganz prima an die Charaktere angelehnt! Und ich muss auch sagen, dass Electros Make-Over mir ganz gut gefällt. So verglichen mit dem Comic-Electro. Bedeutungsschwangere Pause. Es gilt übrigens wieder: bis zum Schluss sitzen bleiben! Der Clip den wir dann noch zu sehen bekommen ist ziemlich gewichtig, denn er deutet die Zusammenarbeit mit anderen Marvel-Franchises an. Bisher war Spiderman davon aufgrund rechtlicher Schranken ausgeschlossen.
Fazit
Marc Webb ist es schon beim ersten Teil gelungen einen sympathischen, modernen Helden zu kreieren und den Zuschauer vergessen zu lassen, dass es in der jüngeren Vergangenheit schon Mal Spiderman-Filme gab. Von technischer Seite hätte es keine neuen Filme gebraucht, die alten waren vollkommen okay. Aber der Spiderman, der uns hier präsentiert wird, ist anders. Die Verwicklungen rund um das Verschwinden seiner Eltern werden aufgegriffen und grundsätzlich erst einmal Peter Parkers Zeit vor Mary Jane erzählt. Spiderman lebt hier die Leichtigkeit und die coolen Sprüche des Spidermans aus den Comics besser vor. Was dabei aber aus den Augen gelassen wird ist das Nerdtum. Klar, im ersten Teil war das ein Thema und Peter werkelt immer noch in seiner Garage rum. Aber er ist ein Hipster, der eher akzeptiert wird und als „Schwarm“ rüberkommt. Für mich lag an der Figur des Spiderman immer der Reiz, dass er ein Nerd ist und im Alltag oft abgewiesen wird. Einer der mit Mobbing zu kämpfen hatte, aber insgeheim superstark ist. Das ist für mich der Punkt, um zu sagen: hier schlägt der Film fundamental fehl. Stattdessen wird das Nerdtum hier wieder negativ und altmodisch anhand von Max Dillon karikaturiert. Das ist aber auch so ziemlich der einzige Punkt, an dem mich die Mondernisierungen und Removierungen von Marc Webb stören.
Dafür ist The Amazing Spider-Man 2 endlich mal wieder ein Film, der richtig gut Gebrauch von 3D und dem grandiosen Filmdsountrack macht. Die Kämpfe mit Electro und den Style des Bösewichts insgesamt empfand ich als spektakulär. Von seiner Dematerialisierung, über seine elektrisch knackende Stimme bis hin zu seiner Optik. Auch der Facettenreichtum der Charaktere gefällt mir. Electros Dilemma und Enttäuschung wird nach und nach aufgebaut. Ein anderes Positivbeispiel ist Dane DeHaan als Harry Osborn, der verzweifelt ist, mit Schläue vorgeht und dessen Dialog mit seinem Vater ich auch nicht so schnell vergessen werde. Große Empfehlung, gutes Comic-Kino.
(9/10)
Transcendence
Worum gehts?
Dr. Will Caster (Johnny Depp) forscht zusammen mit seiner Frau Evelyn (Rebecca Hall) auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz. Sein Team und er sind eine echte Instanz. Aber auch umstritten, da Caster „Transzendenz“ als Ziel hat. Das beschreibt künstliche Intelligenzen, die in der Lage sind Emotionen zu haben. Caster und sein Team hätten es sich wahrscheinlich auch nicht träumen lassen wie der nächste Konferenzbesuch für ihn ausgeht. Er wird von fanatischen Gegenern seiner Forschungsarbeit mit einer radioaktiv verseuchten Kugel angeschossen und bekommt die Schreckensnachricht, dass er in Folge der Vergiftung nur noch kurze Zeit zu leben hat. Evelyn hat derweil den Einfall Wills Gehirn zu scannen und einen „Mind-Upload“ zu machen. Eine Kopie von Wills Hirn als Künstliche Intelligenz aufzubauen und Wills Geist und Wesen somit zu retten – nur dass er dann eben ein „Programm“ ist, simpel ausgedrückt. Das glückt auch, kurz nachdem Will stirbt. Als der digitalisierte Will aber nach freiem Internetzugriff fragt, sich selbst optimiert und die fanatische Gruppe ihnen auf den Fersen ist, zieht sich die Schlinge für Evelyn bedrohlich zu.
Hintergrund
Der Regiesseur Wally Pfister hat früher vor Allem durch seine Arbeit als Kameramann in Christopher-Nolan-Filmen wie Inception für Aufsehen gesorgt und legt hier seine erste Regiearbeit vor. Da hat er sich auf jeden Fall ein interessantes Thema ausgesucht und im Prinzip v.A. am Anfang ziemlich klug einen Kompromiss aus tatsächlichem Forschungsstand und zuschauerfreundlicher Erklärung geschaffen. Künstliche Intelligenz (KI) an sich ist eigentlich alles andere als ein neues Thema. Stattdessen wurde zwischenzeitlich schon mehrmals der „Winter der KI“ erklärt, eine Etappe in der KI-Forschung, in der es einfach keine fundamental neuen Ergebnisse gibt. Mind-Uploading ist auch kein allzu neues Thema, wenn auch ein ebenso bisher ungelöstes. Trotzdem empfinde ich eine extreme Freude (Nerdyness), wenn in Filmen mit all diesen Möglichkeiten und Begriffen so ernsthaft um sich geworfen wird. Hach.
Fazit
Ach was habe ich mich darauf gefreut: Johnny Depp, Künstliche Intelligenz und Forschungsspielereien rund um Mind-Uploading in einem Film. Ich muss sagen, dass da meine Erwartungen einfach zu hoch waren. Zusammen mit dem Trailer, der schon einen Tick zu viel zeigt, leider keine gute Mischung. Dann umwaberte Wally Pfister diese Aura eines Mannes, der mit seinen Bildern die anspruchsvollen Blockbuster der letzten Jahre wie Inception und Batman Begins zu den visuellen Meisterwerken gemacht hat. Visuell beeindruckend und detailverliebt ist auch Transcendence. Ein weiteres dickes Lob betrifft den Spagat zwischen Tech-Talk und Erklärungen, die auch Nicht-ITler verstehen. Ich würde sagen, das ist ganz gut gelungen und niemand wird sich überfordert fühlen. Wir als Informatiker im Publikum hatten aber vergleichsweise wenig zu meckern. (Bei anderen Filmen ist das wesentlich schlimmer.) Ein weiteres großes Plus ist die moralische Tragweite des Films und der Mini-Twist am Ende. Aber Kritik habe ich eben leider auch. So hat der Trailer schon zuviel verraten und man erahnt während des Films wohin das ganze geht, wenn man sich noch ein wenig an die Werbung erinnern kann. Worüber ich aber nicht wirklich hinweg komme, ist die schwache Charakterzeichnung von Evelyn. Ob es an Rebecca Hall liegt? Oder am Drehbuch? Ich schätze es ist eine Mischung von beidem, wobei das Drehbuch wesentlich mehr Schuld trägt. Evelyn hinterfragt nichts. Erst, als es schon fast zu spät ist. Ihre Rolle ist am Anfang groß, ihr Charakter bleibt trotzdem wie ein unbeschriebenes Blatt. Wer ist sie? Was macht sie? Außer Wills Ehefrau sein? Will bezeichnet sie indirekt als eine der drei schlausten Menschen die er kennt. Das hat man nicht gemerkt. Gerade dann hätte sie wesentlich mehr hinterfragen müssen. In der letzten Hälfte wirkt sie wie ein platzierter Charakter, der einfach nicht mitkriegt was läuft und sich nicht traut zu fragen. Und da Johnny Depp als Mesh am Bildschirm und Stimme aus dem Lautsprecher agiert, gibt es da einfach zu wenig, was die ausufernde Handlung trägt. An einer Sache mangelt es dem Film aber nicht: creepy Visionen. *schauder*
(6/10)
Habt ihr Spidey 2 oder Transcendence schon gesehen? Wie haben sie euch gefallen? Und wie gehts euch in Filmen, in denen ein Hauptcharakter in eurem Beruf arbeitet, euer Hobby teilt, etc – löst das auch ab und zu was in euch aus?
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