Worum gehts?
„Kleiner Junge mit großer Liebe zu Wissenschaft im wilden Montana erfindet das Perpetuum Mobile“. So oder so ähnliche könnte die Schlagzeile lauten. Der Erfinder T.S. Spivet soll für seine Erfindung den renommierten Baird-Preis erhalten. Allerdings wissen die Schirmherren vom Smithsonian Institute nicht, dass T.S. Spivet (Kyle Catlett) ein kleiner Junge ist. Sie laden ihn zur Preisverleihung ein und er beschließt von zuhause wegzulaufen und den Preis anzunehmen, läßt aber sowohl seine Familie, als auch das Institut im Unklaren darüber. Beim Institut erkennen wir vielleicht noch warum. Aber wieso sagt er seiner Familie nichts? Seine Mutter (Helena Bonham Carter) ist eine anerkannte Erforscherin der Insekten, sein Vater (Callum Keith Rennie) ein kerniger, rauer Cowboy-Verschnitt und seine Schwester (Niamh Wilson) eine Möchtegern-Schönheitskönigin. Vielleicht liegt es daran, dass er einfach abhaut und sich alleine auf die mühsame und anstrengende Reise durch die USA begibt. Sie haben nicht viele Gemeinsamkeiten, leben alle in ihren eigenen Welten. Oder es liegt an dem Unfall, bei dem vor einiger Zeit sein Zwillingsbruder ums Leben gekommen ist.
Hintergrund
Es gibt immer wieder diese Menschen, die soviel großartiges geschaffen haben, aber trotzdem immer wieder auf einen Erfolg (oder Misserfolg) festgenagelt werden. Shyamalan wird wegen Aang und Das Mädchen aus dem Wasser wohl auf ewig fertig gemacht werden. Und Jean-Pierre Jeunet wird wohl auf ewig für die breite Masse mit Die fabelhafte Welt der Amélie gleichgesetzt. Das nervt ein wenig, ist hier in dem Fall aber zumindest eine höchst positive Assoziation. Besonders schmeichelhaft ist es aber spätestens dann nicht mehr, wenn jeder Film des Regiesseurs so beworben wird und wie schon bei Micmacs plötzlich der Satz rumspukt „Das nächste ‚Amélie’“. Nein. Nein! Außerdem gibts da noch andere tolle Sachen, die Jeunet gemacht hat, außer Amélie.
Manch Reviewer hat sich an dem amerikanischen Geist des Films gestört und sich gefragt, warum Jeunet den Schauplatz ausgerechnet in die USA verlegt. Nun, das kann er sich wohl schwer aussuchen. Als Vorlage diente das gleichnamige Buch des amerikanischen Autors Reif Larsen, der auch am Drehbuch mitwirkte. Die Elemente des Buchs (Karten, Zeichnungen, Blaupausen, …) wurden in dem Film aufgegriffen und in ähnlich träumerhafter Manier wie bei Amélie in das Geschehen eingewoben. Hier aber beispielsweise passend als 2D-Animationen.
Fazit
Der Film kommt bei mir tatsächlich nicht so bedeutend gut weg – wie ihr an der Bewertung seht. Vielleicht bin ich mit zu hohen Erwartungen an den Film herangegangen, weil ich mir sicher war, dass Jean-Pierre Jeunet „eine sichere Bank“ ist. Leider empfand ich den Film als etwas mühsam konstruiert und die Story hatte ein schlechtes Timing. Anfangs werden sehr lange die einzelnen Akteure, T.S.‘ Familie, beschrieben und eingeführt. Und einige davon doppelt, so beispielsweise sein Bruder. Das wirkt sehr zäh und die Dopplung läßt das Geschehen sehr zerfasert und zersplittert wirken. Genauso wie die einzelnen Andeutungen über seinen Bruder und was einst geschehen ist. Prinzipiell mag ich ja die Herangehensweise sich die Auflösung des großen Konflikts etwas aufzuheben, aber selbst das wird nicht stringent durchgezogen. Was der Höhepunkt des Films hätte werden können, wurde schnell abgekanzelt und mündet in einem irgendwie nur noch unglaubwürdigen Medienrummel um T.S. der alle Figuren als unsympathisch darstellt. Wie immer gibt es aber nicht nur schlechtes – der unschuldige Humor und die wunderbare Machart mit teil-animierten Sequenzen sind ein großes Plus des Films. Außerdem die Landschaftsbilder, die ein schönes raues Bild von dem Leben auf der Ranch und während der Reise zeichnen. Bei T.S. Reise bekommt man fast ein wenig Aufbruchstimmung – wenn auch nicht so sehr wie bei „Walter Mitty“ oder „Hector“. Die Charaktere mit denen T.S. es zutun bekommt, sind alles Unikate und die Darsteller hauchen ihnen viel Leben ein – sind individuell und verrückt und das macht Spaß. Das schließt die Hauptcharaktere des Films mit ein, die perfekt besetzt wirken. All das steht aber irgendwie im Kontrast zu der zerfahren wirkenden Handlung.
(6/10)
habt ihr den Film schon gesehen? Wie hat er euch gefallen? Nervt es euch auch so, wenn Werke eines Regiesseurs immer mit alten Erfolgen verglichen und angekündigt werden? Was sind eure prominentesten Beispiel dafür?
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