If I had a TARDIS …

Bei Amerdale bin ich auf Nydamits Idee aufmerksam geworden: wenn ich eine TARDIS hätte, wohin würde ich damit reisen? TARDIS, das ist die fantastische aus der Serie Dr. Who bekannte Zeitmaschine. Und ja, ich weiß … sie ist soviel mehr als eine Zeitmaschine. 😉 Wohin wir gerne durch Zeit und Raum reisen würden – dass haben wir uns doch alle schon Mal gefragt. Nydamits Regeln sind nun folgende: „Nehmen wir an ich darf sieben Reisen unternehmen, bei denen ich auf der Erde bleiben muss, nur in die Vergangenheit reisen darf und nicht in die Geschichte eingreifen kann, sondern lediglich als Beobachter unterwegs bin und auch nicht alle 5 Meter von Aliens attackiert werde.“ Natürlich würde ich ziemlich gerne auf andere Planeten reisen oder auch in die Zukunft (das aber schon eher mit gemischten Gefühlen), aber ich denke, selbst bei solchen entschärften Reisen in die Vergangenheit fällt mir was ein.

Nochmal zur Erklärung, was die TARDIS ist …

ca. 1665, Niederlande, Delft

Undzwar würde ich mich da detektivisch üben und versuchen herauszufinden, ob der grandiose Jan Vermeer nun per Camera Obscura seine Werke geschaffen hat und ich würde versuchen herauszufinden, wer das Mädchen mit dem Perlenohrring ist. Selbst, wenn die Antwort viel weniger spektakulär als so manche Filmversion ist, hätte ich das einzigartige Gefühl ein bisschen „dabei gewesen zu sein“.

triumph

ca. zwischen 1921 und 1926, Frankreich, Paris

Wenn sich wirklich soviele großartige Künstler wie in Midnight in Paris dargestellt im Paris der 1920er Jahre tummelten, dann wäre ich da gerne Zaungast. 🙂 Zumindest bei Hemingway ist belegt, dass er zwischen 1921 und 1926 dort lebte und hat diese Zeit auch in Büchern verarbeitet. Die Zwanziger Jahre üben außerdem eine gewisse Anziehung auf mich aus. Die Kunst, der Jazz, die Literatur und Sicht auf die Welt in der damaligen Zeit. Hach, das wär doch was. 🙂

ca. 1946, Japan

Osamu Tezuka gilt als der Manga no Kami-sama, der Mangagott. Er hat alles gemacht. Gesellschaftskritische und historische Geschichten (Kirihito, Adolf), herzerwärmende Kinderstorys (Kimba der weiße Löwe, Astro Boy) und hat enigmatische Antihelden geschaffen (Black Jack). Dank ihm wurde der moderne Manga geboren. Aber er musste sich auch dem Konflikt stellen, den Weg eines Künstlers zu gehen oder Medizin zu studieren. Und er entschied sich für den Weg des Künstlers. Das muss so ca. 1946 passiert sein, als er 18 Jahre alt war. Und ich würde gerne dabei sein. Denn ich kann mir vorstellen, dass in der Nachkriegszeit die Entscheidung nicht Mediziner, sondern Künstler zu werden, eine schwierige Entscheidung war.

etwa 1952, Großbritannien, Cheshire, Wilmslow

Kennt ihr die Episode Vincent und der Doctor? Genau das wünsche ich auch Alan Turing. Wie gerne würde ich ihn kidnappen und mit ihm in die Gegenwart düsen und ihm zeigen, dass an jeder Uni in der Mathematik und Informatik studiert wird, seine Lehren auf dem Plan stehen. Ihm zeigen, dass Computer und Software überall sind, er große Berühmtheit und postum Ehrungen erhalten hat. Dass er heute ein Kriegsheld und sovielen Menschen ein Begriff ist und mehr geschätzt wird, als zu seiner Zeit, in der er ein verkanntes Genie war. Aber das wäre wohl ein klitzekleines bisschen gegen die Regeln.

1962, Deutschland, Brandenburg

Die Zeit kurz vor der Geburt meiner Mutter. Neben vielen anderen Dingen, die mich über meine Familie zu der Zeit interessieren, würde ich gerne die DDR sehen. Mir war es lange nicht bewusst wie seltsam und erschütternd es sich für die Leute anfühlen muss, die in der DDR geboren wurden und dort aufwuchsen, dass es ihr Land heute nicht mehr gibt. Eine tief sitzende Frustration ist da, wenn sie beispielsweise erzählen zu welchen Spottpreisen man früher studiert hat. Unweigerlich wird alles mit damals verglichen. Wer in etwa in meinem Alter ist, kann die Geschichten auswendig, es aber nur bedingt nachvollziehen. Wir haben soviel in der Schule über die damalige Zeit gelernt – auch einige unbequeme Dinge, die wir Wahrheiten nennen und über die Menschen, die in der DDR aufgewachsen sind, nur bitter schweigen oder kopfschütteln können. Das wär die Reise wert.

ca. 1962, Deutschland, Sachsen

Und wenn ich schon meine Mutter besuche, dann muss ich meinem Vater als Kind auch unbedingt einen Besuch abstatten. Und dabei sehe ich wahrscheinlich auch gleich noch den Opa, den ich leider nie kennenlernen durfte.

2000er Jahre, Deutschland

Außerdem würde ich die Chance nutzen und mich von meinen Großeltern zu verabschieden, bevor sie gestorben sind. Dazu hatte ich nicht die Gelegenheit. Aber das wäre jetzt hoffnungslos geschummelt, denn dann müsste ich zu 3 Zeiten an drei verschiedene Orte.

Zu so einem richtigen TARDIS/Dr. Who-Abenteuer gehört ein Hauch Gefahr aber ja auch irgendwie dazu, oder? Wo würde es euch hinverschlagen, wenn jetzt plötzlich in eurem Garten die TARDIS landet? Achso: hier nochmal, damit ihr das Geräusch erkennt:

20 Antworten

  1. Eine spannende Reise! Speziell mit den persönlichen Lebensgeschichten bzw. Besuchen bei der Verwandschaft könnte ich mich gut identifizieren. Allerdings würde ich dann doch eher mit dem DeLorean reisen wollen… 😉

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Haha, bei mir hat die TARDIS weitaus mehr einen Stein im Brett. 😉

  2. Schöne Auswahl! Besonders die Idee mit Alan Turing finde ich toll. 😉 Und danke für das Video und das Doctor Who-Fangirl-Feeling. 😀
    Den TARDIS-Sound habe ich sogar auf meinem Handy – ich warte noch immer auf den richtigen Augenblick, es in einer Menschenmenge abzuspielen und zu schauen, wer sich zu mir umdreht. 😀

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Danke 🙂
      Das mit Alan Turing fiel mir auch tatsächlich als erstes ein.
      Und gern geschehen: als ich die Videos geschaut hatte, wollte ich auch am liebsten sofort eine neue Staffel XD
      Schönes Experiment 😀 In meiner Umgebung gibts kaum Leute die Dr. Who kennen (Kommilitonen und Freunde, die weiter weg wohnen mal ausgenommen). Wenn ich das auf Arbeit oder so abspielen würde, ich weiß nicht, ob es überhaupt jemand erkennt. 🙂

      1. Bitte 🙂
        Ich habe ja noch 1 Staffel vor mir, aber ja. 😀
        Ich kenne auch kaum jemanden. In meiner Schule würde wohl auch kaum jemand reagieren, aber so mitten in der Stadt…? Übrigens führen wir mit unserem Darstellenes Spiel-Kurs demnächst in der Schule ein Theaterstück auf und ich werde Klavier spielen – bei einer Szene als Begleitung auch einen Teil aus „I am the Doctor“ xD

  3. Oh Gott, bei der Frage dürfte man wohl im ersten Augenblick so reagieren, wie wenn man feststellt „that it’s bigger on the inside“ ist. 😉
    Eine spannende Aktion und deine Antworten sind echt klasse. Bei der Nennung von Alan Turing musste ich etwas schlucken, da kamen gerade in Verbindung mit „Vincent“ die Gefühle hoch. Aber es sind alles tolle Stationen, für die sich so ein Trip sicher lohnen würde. Auch die Sache mit der DDR. Ich kenne es ja von meinen Eltern, die dort aufgewachsen sind. Wenn die ihre Geschichten auspacken und dann in der Schule mein „wessi“-Lehrer (in Hessen), der mal für eine(!) Woche dort auf Reisen war, so seine konträren Geschichten erzählt… Da tun sich Abgründe auf, da es zwei vollkommen andere Sichtweisen sind. Das mal selbst erlebt zu haben, das stelle ich mir ungemein interessant vor.
    Und ja, drei Orte gleichzeitig wird schwierig. Ein Zeitparadoxon, das nicht mal der Doctor schafft. New York… *schnüff*

    Das hier nehme ich mir mal mit… 🙂

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Haha, ich warte in der Serie aber auch immer auf den Satz XD „It’s bigger on the inside“
      Danke, danke, machst du mit? 😉 Bin gespannt, was du antwortest. 🙂
      Jaa … ich musste auch manchmal während des Lesens der Biografie daran denken wie unfair es doch ist, dass erst heute klar ist, war er alles geleistet hat. Eben damals wie bei Vincent, der erst soooo viele Jahre später berühmt ist. Was wäre das für ein Moment … . Hach.
      Echt? So richtig schön ein Wessi-Lehrer, der denkt, dass er über alles Bescheid weiß? Der war bei ehemaligen DDR-Bürgern bestimmt total beliebt … . Wie reagieren deine Eltern auf solche Geschichten? Ich hatte Glück. Die Geschichtslehrerin, die ich in meinen letzten Schuljahren hatte, hat selber in der DDR gelebt und sowohl die Schattenseiten, als auch die guten Dinge betont und immer gesagt „Ich habe gern in der DDR gelebt, aber man darf nicht vergessen, dass …“. Sie hat immer vermittelt, dass nicht alles schlecht war, aber auch dass nicht alles gut war und das kam mir sehr korrekt vor. Allerdings habe ich auch schon viele Leute getroffen, die in der DDR lebten und den Mauerfall heute als negativ ansehen und denken, dass es ihnen jetzt besser gehen würde, wenn es nie passiert wäre. Kaum zu glauben, aber wahr. Deswegen wäre das wahrscheinlich eine extrem interessante Reise, die sich bestimmt wie ein Paralleluniversum anfühlt …

      1. „It’s smaller on the outside“
        .___. ^^
        Ja, aber das wird wohl noch ein wenig dauern bis ich dazu komme. Möchte noch ein wenig was anderes nachholen.
        Jepp. Genau so einer war das. Der sich so richtig schön mit seinem angeeigneten Wissen profiliert hat. „Ja, wisst ihr: Damals bekam ich nur ein Glas Orangensaft und war ganz erstaunt. Das ist Planwirtschaft.“ Nicht ganz so, aber in dem Dreh. Zum Glück beschränkten sich seine Eindrücke auch eher auf die Kleinigkeiten. Die Erstauntheit von ihm kann ich aber nachvollziehen. Es muss tatsächlich wie eine andere Welt gewirkt haben.
        Meine Eltern? Die sehen das so wie deine ehemalige Geschichtslehrerin. Es war halt ihr Leben, anders kannten sie es nicht. Man hatte zwar nicht alles was man wollte, aber man war trotzdem gut versorgt. Auch wenn vieles einfach etwas länger dauerte (etwa das erste Auto und so Dinge). Aber auch Dinge wie „Man musste eben aufpassen, was man so sagt.“ Von daher hätten sie für meinen Lehrer wohl nur ein müdes Lächeln übrig gehabt. 😉
        Ja, Paralleluniversum trifft das ganze bestimmt gut, Ich sag‘ ja gerne „jedem das seine, solange es anderen nicht schadet.“ Es kann nur manchmal irritierend sein.

        1. Avatar von Miss Booleana
          Miss Booleana

          Ich fand Clara schon immer unkonventionell und ich mag sie als Companion sehr 😀 U.a. auch für den Spruch.
          „Das ist Planwirtschaft“ XD Genau, das muss es sein … der hats begriffen. XD
          Da ist mir die Einstellung deiner Eltern glaube ich sehr sympathisch.
          Irgendwo kann ich auch die Leute nachvollziehen, die es nicht so richtig wahrhaben wollen, die nostalgisch zurückdenken. Nur das womit ich nicht kann sind die ganz krassen Mauerfall-Gegner…

  4. Wow, ein tolles Gedankenexperiment, und spannende Antworten. Meine Ziele wären zwar andere, aber die Idee, mich noch einmal von meinen Großeltern zu verabschieden, würde ich ohne mit der Wimper zu zucken von dir klauen. Irgendwie ist jede Form von Abschied viel zu kurz, aber rückblickend würde ich da auch anders reagieren und manche Dinge sagen…
    Ich glaub, ich werd dazu noch mal einen eigenen Beitrag verfassen, die Idee beschäftigt mich jetzt doch. 🙂

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Hey klasse, dann bin ich schon auf deinen Beitrag gespannt 😀
      Ja, ich habe auch ein wenig bei Amerdale geklaut. Wenn du ihren oben verlinkten Beitrag siehst, weißt du auch gleich welchen Punkt ich mir gekrallt habe.

      1. Musst aber ein bisschen warten, zwischen e3 und zwei Blogawards/Stöckchen kann es ein paar Tage dauern. 😳
        Werd mal bei Amerdale reinschauen und nachverfolgen, wie da hin und hergeklaut wurde. 😛

  5. Mich würden meine Großeltern nicht erkennen. Sie haben diese Daseinsebene vor gut drei Jahrzehnten verlassen. Ich denke solch ein Aufeinandertreffen würde sie sehr verwirren. Und hinsichtlich des Anlasses dürfte ich ihnen mit solch einer Aktion keinen Gefallen tun. Dennoch eine schöne Idee, diese Möglichkeit zu besitzen.

    1. Ich würde vermutlich zum 01.11.2013 bzw. 31.10.2013 in die USA zurückreisen und Aaron Swartz für all das danken, was er für die Freiheit aller Menschen im Netz erreicht hat. Ihm Mut für die bevorstehende Verhandlung zusprechen. In dem ihn die Regierung mit zahllosen (und absolut haltlosen) Vorwürfen einen Scheinprozess machen möchte und letztendlich auch am nächsten Tag in den Selbstmord getrieben hat.

    2. Ich würde nur all zu gern nachschauen, ob die Ermordung des US-Präsidenten John Fitzgerald Kennedy am 22. November 1963 in Dallas … den Rest kann sich sicherlich jede/r denken.

    3. Vielleicht noch ein 2 bis 3 jähriger Urlaub, an einem traumhaften Ort, mit tollen Menschen zusammen. In der Tardis ist schließlich genug Platz für Vorräte. 🙂

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Oh ja, das sind auch interessante Ideen!
      Das erinnert mich daran, dass ich unbedingt nochmal The Internet’s Own Boy schauen wollte.
      Und die Idee mit dem etwas längeren Urlaub finde ich auch ganz prima. 😉

  6. Uh, uh, bei dem Trip nach Paris wäre ich auf jeden Fall dabei! Ein bisschen mit Hemingway trinken? Das wäre abgefahren 😀
    Nach Japan würde ich auch mitkommen und einen kleinen Abstecher in ein Dojo machen: Das wäre die perfekte Möglichkeit, mal zu sehen, wie Karate dort trainiert wird 🙂

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Das wäre klasse, oder? 😀 Wir an einem Tresen mit Hemingway. Über das Leben philosophieren, kann ich mir gut vorstellen. 🙂
      Machst du Karate?? Dann wäre das mit dem Dojo wahrscheinlich wirklich höchst interessant!

  7. Fast nur private Lebensgeschichte. So etwas hätte ich nicht erwartet. Du hast starke Bindungen wie mir scheint.

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