Inhalt
Für alle diejenigen, die am Shaffer Konservatorium in New York Musik studieren, gibt es ein geheimes Ziel: in die Studioband kommen, das offizielle Jazz-Orchester der Hochschule. Und wer da rein will, muss von Terence Fletcher (J.K. Simmons) abgenickt werden. Der erkennt Potential innerhalb weniger Töne und ist knallhart. Er verschwendet keine Zeit, erniedrigt die Leute, schreit oder wählt Worte, die sitzen – möglicherweise für immer. Andrew (Miles Teller) studiert Schlagzeug. Das Instrument und die Musik sind sein Leben, Buddy Rich sein Idol. Auch er will in die Studioband, rechnet aber schon nicht mehr damit, dass Fletcher auf ihn aufmerksam wird, bis plötzlich alles anders kommt. Er holt Andrew als Zweitbesetzung für das Schlagzeug in die Studioband und malträtiert ihn von der ersten Sekunde an. Kann Andrew in so einem Umfeld bestehen oder zerbricht er an der mörderischen Härte Fletchers?
Hintergrund
Was Andrew in Whiplash passiert ist eine tour-de-force. Kunst bis an die Grenze zur Gewalt. Der Werdegang des Films, bis er denn in die Kinos kam und ein Überraschungserfolg wurde, war auch nicht ganz ohne Umwege, Ecken und Kanten. Der Regiesseur Damien Chazelle bekam den Film nicht finanziert und machte deswegen 2013 den gleichnamigen Kurzfilm daraus. Im selben Jahr gewann er den Short Film Jury Award beim Sundance Film Festival. Danach wurde ihm dann endlich eine Finanzierung zugesagt und 2014 erschien der abendfüllende Whiplash. Es ist schlecht um die Kunst bestellt, könnte man meinen. Aber immerhin gab es hier ein Happy-End für Chazelle und Simmons, der 2015 den Oscar als bester Nebendarsteller erhielt. Miles Teller spielte Schlagzeug seitdem er 15 ist und hat tatsächlich gespielt, bis das Blut fließt. J.K. Simmons, der übrigens bereits im Kurzfilm den Fletcher spielte, wurden bei einer Szene zwei Rippen geprellt. Außerdem weigerte sich Simmons eine bestimmte Zeile nochmal zu sagen, die aber Teil des Kurzfilms war. Diese Beleidigung war ihm wohl dann doch eine Beleidigung zuviel. Chazelle nahm das als Anlass den Ton aus dem Kurzfilm einfügen zu lassen. Achtet mal drauf, ob ihr die Stellen erkennt.
Meinung
Whiplash ist wahnsinnig gut. Vielleicht packt einen der Film vor Allem dann, wenn man Musik mag. Und im speziellen Jazz, was bei mir der Fall ist. Es kann sein, dass die Begeisterung nicht alle packt, schließlich werden da viele Minuten lang einfach mal nur Songs gespielt. Und wenn es nicht passt, man keinen Jazz mag, holt der Film einen möglicherweise nicht in dem Ausmaß ab wie mich. Das psychische Duell von Andrew und Fletcher tut es aber mit Sicherheit. An einen Psychothriller kommt Whiplash mit seiner Intensität schon ziemlich nah ran. Wie Fletcher immer wieder eine neue Hürde schafft, für die Andrew sich bis zur Selbstaufgabe in das Spiel reinknien muss, ist spannend und schmerzlich anzuschauen. Ein bisschen Voyeurismus kommt dazu, wenn man darauf wartet, was sich Fletcher als nächstes einfallen lässt. Der Saal hat geraunt und gestöhnt bei den erniedrigenden Sprüchen und provozierenden Handlungen. Und es tat weh zuzusehen wie Andrew sich verliert, sich von einem eigentlich netten Jungen zu etwas anderem entwickelt und man fragt sich ernsthaft wie lange es noch dauert bis Fletcher irgendwen in den Tod treibt.
Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 😆
Schreibe einen Kommentar