Neulich im Kino … Review zu „Mission: Impossible – Rogue Nation“

Der 4. Teil von Mission Impossible hat mir richtig gut gefallen, weshalb ich tatsächlich ziemlich gespannt auf den 5. Teil war. Und dass obwohl mich die MI-Filme vorher eher kalt gelassen haben … Review ist spoilerfrei.

Worum gehts?

Im 5. Streich der Mission Impossible Reihe wird Ethan Hunt (Tom Cruise) gleich zu Beginn mit der Verbrecherorganisation Syndicate konfrontiert. Die wurden bis dahin lange nur für ein Gerücht gehalten, versuchen nun aber ihn persönlich zu rekrutieren. Wenn es sein muss ihn zu brechen. Die undurchsichtige Ilsa Faust (Rebecca Ferguson) hilft ihm. Selbe Zeit, anderer Ort: das IMF hat mehrfach seine Kompetenzen überschritten, Agent William Brandt (Jeremy Renner) kommt in Erklärungsnot. Letztendlich wird das IMF aufgelöst und in die CIA eingegliedert. Cut. Monate später haben sich Brandt und Benji (Simon Pegg) mit ihren Rollen eher weniger abgefunden als eben irgendwie arrangiert. Ethan Hunt jagt in der Zeit auf eigene Faust das Syndicate und wird selbst zum Gejagten, bis ihm bewusst wird wieviel mehr Macht die Organisation hat und dass er Hilfe braucht. Das Team schließt sich wieder zusammen, wenn es sein muss auch ohne Auftrag, ohne Schirmherr, go rogue.

Hintergrund

Vor MI4 hieß es, dass Jeremy Renner die Rolle als das Gesicht der Filmreihe übernimmt und „Ethan Hunt“ in den Ruhestand schickt. Mir hätte es gut gefallen, aber im jüngsten Streich sieht das schon wieder ganz anders aus. Wahrscheinlich ist Tom Cruise doch ein zu großer Kassenmagnet, auf den man nicht verzichten will. Ein Aushängeschild tauscht man nicht einfach mal so aus, wie wahrscheinlich auch der 4. Bourne-Streich zeigt, in dem ebenfalls Renner den uns bekannten Jason Bourne ablösen sollte. Ich persönlich würde ehrlich gesagt viel lieber Jeremy Renner in der Titelrolle in Mission Impossible sehen, ich bin ein großer Fan. Aber für die breite Masse funktioniert das vermutlich nicht. Renner ist grandioser Schauspieler – The Town, The Hurt Locker, 12 and Holding, The Immigrant, meinetwegen auch American Hustle. Aber für die Masse sind das zu spezielle Filme, möglicherweise zu spezielle Themen und der Herr Renner ist möglicherweise untergegangen zwischen Bonds, Bournes und Ethan Hunts. Ein Jammer!

Ansonsten war ich etwas überrascht zu sehen, dass Alibaba in den Film investiert hat. Alibaba ist eine chinesische Plattform, die man mit Amazon vergleichen könnte und die einen sehr großen Bekanntheitsgrad genießt. Offensichtlich nach und nach ins Streaming- und Filmgeschäft vordringt.

Fazit

Mission: Impossible – Rogue Nation ist ein gut gemachter Film, der durch die over-the-top-action und die sympathischen Darsteller und den eingestreuten Witz lebt. Ansonsten kränkelt der Film an einer zu überfrachteten Handlung, die keine neuen Konflikte schafft, sondern die des Vorgängers Mission Impossible: Ghost Protocol nachahmt. Die Action funktioniert nach dem Prinzip: höher, schneller, weiter. Warum lebt Ethan Hunt überhaupt noch? Das ist für einen Abend an dem man etwas abschalten und gut unterhalten werden will, ohne zuviel nachdenken zu müssen, eine richtig gute Wahl.

Im Detail heißt das: Schnitt, Komposition, technische Spielereien, Score – das hat alles eine hohe Qualität, keine Frage. Wie Turandot dramaturgisch und musikalisch eingebunden wird, war wirklich sehen- und hörenswert. Das sehr bekannte Stück Nessun Dorma tritt im Score später wieder auf und markiert Szenen, in denen die Geheimagenten plötzlich gar nicht mehr so brachial wirken und wieder den Menschen durchschimmern lassen. Aber die Handlung ist eher weniger zufriedenstellend aufgrund der Redundanz. Wieder geht es dem IMF an den Kragen, wieder wird Ethan Hunt gejagt. Wieder gibt es Wendungen, wieder werden Stunts angepriesen. Wo ist die persönliche Entwicklung geblieben? Im letzten Film hat Hunts Privatleben, das Schicksal seiner Frau eine Rolle gespielt. Genauer gesagt sein Versuch ein normales Leben zu führen, was nach hinten losgegangen ist. William Brand hat das unmittelbar beeinflusst. Benji wurde Feldagent usw. Da gab es was zu erzählen. Während Mission: Impossible – Rogue Nation nach einem mittel-interessanten, bereits oft gesehenen Spielprinzip funktioniert. Ein neuer, mächtiger Gegenspieler und korrupte Machenschaften und natürlich Agenten des IMF, das sie gerade nicht schützen kann. Alles schon gesehen. Die catchphrase go rouge kann man dem Film so kaum abkaufen. Wie soll beim Zuschauer ankommen, dass die Agenten diesmal besonders über sich hinauswachsen, wenn das Geschehen dem Vorgänger so stark gleicht? Das einzige erfrischende ist, dass Rebecca Ferguson nicht wirklich als love interest ins Spiel gebracht wurde, sondern als eine Heldinnenfigur, die den anderen das Wasser reichen kann. Andererseits konnte man auf die üblichen Swimmingpool- und (Halb)Nacktszenen trotzdem nicht verzichten. Den Bechdel-Test besteht der Film auch nicht. Letztendlich fehlt dem neusten Franchise-Nachkommen Tiefe um mehr zu sein als Popcornkino. Ethan Hunt und Konsorten setzen sich so jedenfalls nicht von einem James Bond (der jüngeren Filmgeschichte) ab und auch nicht von ihren eigenen Vorgängerfilmen. Als gutes Popcornkino gibt’s zwar einige Punkte, aber ich habe mir davon wesentlich mehr erhofft. Die Handlung nochmal und nochmal um eine rasante Actionszene auszudehnen ist da ein müder Versuch der Kompensation.

(7/10)

Sternchen-7

Maaan, die Schreibweise der Mission-Impossible-Filme ist mir echt zu kompliziert. Mission hier, Impossible da, dann der Beititel, Ghost Protocol, Phantom Protocol, ach bitte … . Aber vermutlich muss man froh sein, dass diesmal der Titel beibehalten und nicht sinnfrei abgeändert wurde. Habt ihr den fünften MI-Streich schon gesehen? Und wie hat er euch gefallen? Welchen Film der Reihe empfandet ihr bisher als den stärksten? Für mich ist der der 4.

10 Antworten

  1. Ich müsste erst einmal den vierten Teil nachholen. :mrgreen:
    Aber irgendwie laufen die für mich seit dem zweiten Teil unter „Ferner liefen“, also, wenn nichts Besseres läuft, schau ich rein, aber wenn nicht, dann isses jetzt auch nicht schlimm. Dabei find ich den ersten richtig gelungen.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Also den vierten kann ich dir sehr empfehlen, der hat mir ausgesprochen gut gefallen. Ansonsten fand ich den 1. auch ganz gut, den 3 auch, nur den 2. nicht. Der 4. toppt für mich aber alles.

      1. Danke für die Info, dann halt ich mal die Augen offen! 🙂

  2. 😀 Ja, das mit den Beititeln wird echt langsam zu einem Problem… vor allem, was wollen sie sich als nächstes einfallen lassen??? Was wohl auch meine Frage in Bezug auf Action ist – hier hängt Tom Cruise am Flugzeug, aber was macht er bitte im nächsten Film… am Space Shuttle hängen???

    Ich mochte den FIlm auch sehr, aber gebe dir auch absolut Recht: Story ist vernachlässigbar und dass Tom Cruise in Wirklichkeit Superman ist und nur mit Kryptonit verwundet werden kann, muss man auch einfach so hinnehmen. Ich bin echt mal gespannt, wie es da weitergehen wird…

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Keine Ahnung – sie haben ja nun schon alles ausgeschlachtet, wie man den Agenten bzw. dem IMF auf die Pelle rücken kann … eigentlich bleibt jetzt nur noch Gehirnwäsche und solch Kram. Ethan Hunt wird umgekrempelt und seine Kollegen müssen ihn zurückholen … . Naja oder das mit dem Space Shuttle. Den Stunt macht der Cruise natürlich auch selbst. Im All. Wo sonst? 🙂 Nein mal im ernst, es gab mehr Filme in denen es dem IMF oder Hunt an den Kragen ging als Filme in denen sie einen reellen, davon unabhängigen Fall lösen. Schwierig so Geschichten zu erzählen … da fehlt irgendwie die Grundlage. Denke nicht, dass das in einem 6. Film noch funktionieren würde, wenn man das so beibehält. Habe aber auch neulich gelesen, dass der 6. kommen soll …. also – wo ist das Kryptonit?

  3. Klingt ja schon fast großzügig mit den 7 Sternen. 😉
    Ich hatte meinen Spaß und war gleich zu Beginn gefesselt. Die Story gefiel mir sehr, wobei Rebecca Ferguson da sicherlich einen sehr großen Teil beitrug. Mir gefiel die recht subtile Art des Films, das nicht gleich wieder alles und jeder in die Luft fliegt und so.

    Und nein, bitte kein Jeremy Renner als Lead in M:I. Nee, das will ich mir gar nicht erst vorstellen… Kryptocruise zeigt, dass er ganz sicher noch nicht zu alt für die Reihe ist.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Naja was heißt großzügig … ist eben ein atmosphärisch und handwerklich gut gemachter Action-Blockbuster, aber meine Kritik steht ja oben. Ist mir dem Vorgänger viel zu ähnlich. Ich finde es auch insgesamt nicht schlau, dass es sich um die IMF dreht, dabei geht es der IMF und seinen Agenten in 4 von 5 Filmen selbst an den Kragen. Schwierig. Da fehlt Glaubwürdigkeit.

      Haha – es fliegt nicht gleich jeder und alles in die Luft? Da ist aber schon genug in die Luft geflogen und bekämpft worden 😉 Ich denke da nur an die Verfolgungsjagd mit dem Auto und Motorrad.
      Magst du Jeremy Renner nicht?
      Ich mag Tom Cruise nicht, dann hält sich das ja die Waage 😉

      1. Na es klang so, als würde dir die Reihe schon zu den Ohren raushängen. Deswegen die Frage.
        Ach, Glaubwürdigkeit sucht man in den Filmen doch vergeblich. Das ist das letzte, an dem ich mich aufhängen würde. Da gab es schon ein paar Sachen, aber mein Gott. Den vierten Teil habe ich gar nicht mehr so im Kopf, wollte ihn eigentlich noch vor dem hier schauen. Habe es dann aber doch nicht mehr geschafft. Konnte den Vergleich daher nicht so ganz präzise ziehen.
        Ach komm, du weißt doch was ich meine. 😀 Hier ist nicht gleich der Kreml in die Luft geflogen.
        Renner mag ich schon, aber ich muss ihn nicht überall in Führungsrollen sehen. In M:I ist er für mich der coole Sidekick. Und hier kam er mMn nicht so gut rüber.

        1. Avatar von Miss Booleana
          Miss Booleana

          Nein, zu den Ohren hängt mir die Reihe nicht raus. Den 3. Teil fand ich gut, den 4. hammermäßig gut. Nach dem hätten die mir gern mehr abliefern können. Jetzt nach dem 5. denke ich, dass ich keinen 6. Teil mehr bräuchte. Jetzt nach dem Film hängst mir tatsächlich etwas zu den Ohren raus, wenn ihnen nichts mehr einfällt, um das Franchise zu bereichern.

  4. […] recht stark. Was ich im Kino gese­hen habt, ist euch bestimmt nicht ent­gan­gen: True Story, MI5 und Code­name U.N.C.L.E. und voll­kom­men ent­ge­gen gesetzt mei­ner Erwar­tun­gen […]

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