Inhalt
William Shakespeares Bühnenstück handelt vom Prinz von Dänemark, Hamlet, der noch um seinen kürzlich verstorbenen Vater trauert. Seine Mutter hindert es nicht den Bruder des Königs, Hamlets Onkel, zu heiraten. Nur zwei Monate nach dem Tod des Ehemanns. Der König ist tot, lang lebe der König. Hamlet nimmt das bitter auf, kommt darüber nicht hinweg. Seine Vertrauten teilen ihm eines Tages mit, dass ein Geist sein Unwesen im Königreich treibt und sie erkennen darin Hamlets Vater. Als er sich dem Geist stellt, erzählt ihm dieser, dass er heimtückisch von seinem eigenen Bruder umgebracht wurde. Hamlets Onkel, der nun sein Stiefvater ist. Der Geist will, dass Hamlet Rache nimmt. Und das tut er.
Hintergrund
Jeder kennt Hamlet ein bisschen. Viele der Aussprüche sind in Form von Redewendungen Teil des alltätglichen Sprachgebrauchs geworden. Zum Beispiel: Etwas ist faul im Staate Dänemark(s). Noch einer gefällig? Sein oder Nichtsein. Das ist hier die Frage. Manche (wie zum Beispiel The Oxford Handbook of Victorian Poetry) behaupten, dass es eins der größten literarischen Werke ist. Dafür spricht wie genau Menschen nachforschen welche Fassung von Hamlet wann wo erschien, gefälscht wurde, etc. In diesem Zusammenhang fallen auch Worte wie Ur-Hamlet. Wer sich damit beschäftigt (und auch wer sich nicht damit beschäftigt), merkt schnell: das Thema ist sehr komplex. Wie komme nun gerade ich dazu Hamlet reviewen zu wollen? Die Sache ist die: ich will gar nicht.
Wie schon lang und breit in meinem vorletzten Artikel erklärt: ich bin kein großer Shakespeare-Fan. Ich weiß, dass er großes Vollbracht hat. Seine Geschichten hallen für die Ewigkeit wider. Er hat die großen Tragödien geschaffen, die noch heute die Menschen bewegen. Aber um ehrlich zu sein …. es gibt Stoffe, die mich mehr bewegen. Die Geschichten, die aus der Aristokratie geboren werden, nehmen mich mit ihrer altertümlichen Sprache nicht ganz so mit. Ich habe durchaus ein Faible für poetische Sprache – aber das was ich mag wurde einige Jahrhunderte später geschrieben. Der Wahn, der manche Leute befällt, Klassiker lesen zu müssen, weil es ja schließlich Klassiker sind – nun ja, dieser Wahn hat mich nie befallen. Wenn ich denn neugierig bin, dann ja. Aber ansonsten eher nein. Und auf Hamlet war ich neugierig. Punkt zwei: Bühnenstücke gehören auf die Bühne. Das ewige Lesen der Passagen in der Schule habe ich mit sehr gemischten Gefühlen in Erinnerung. Natürlich ist Shakespeare Dramatik, Tragödie und Poesie – das geschriebene Wort alleine versetzt andere in Verzückung. Ich fühle mich dabei wie beim Lesen eines Drehbuchs (was es ja auch ist …) und suche immer die Emotion. Solche Stücke liest man nicht, solche schaut man sich auf der Bühne an. War schon meine Meinung in der Schule. Laber laber Rhabarber – warum habe ich es denn dann gelesen? Weil ich mir nicht sicher war, ob ich den Live-Stream in der englischen Sprachfassung verstehen würde, die ich mir am 15. Oktober angesehen habe.
Meinung
Ich habe es nicht übermäßig gern gelesen. Glaubt man John Heminge und Henrie Condell (aus „The First Folio“: „Reade him, therefore; and againe, and againe: And if then you doe not like him, surely you are in some manifest danger, not to understand him.“), dann bedeutet das jetzt wohl, dass ich Hamlet nicht verstanden habe. Das denke ich nicht. Die Aufführung hat mir nämlich sehr sehr gut gefallen. Natürlich ist mir Hamlets Dilemma klar: die fast inzestuös wirkenden Verbindung erscheint ihm wie ein tiefer Verrat und erschüttert sein Weltbild. Er schmiedet Pläne, die über-interpretiert werden und das Unglück, eine Kausalkette, nimmt seinen bitteren Lauf und zieht alle hinab, die Hamlet nahe stehen. Was ich bis heute nicht verstehe ist wie gleichgültig Hamlet reagiert, obwohl er für den Tod eines unschuldigen Mannes verantwortlich ist und seine Taten weite Kreisen ziehen (Stichwort Ophelia). Das muss man wohl so deuten, dass ihm nur noch seine Rache wichtig ist. Wie oben erklärt, bin ich Verfechterin der Meinung, dass man Werke der Dramatik v.A. auf der Bühne sehen sollte, denn Shakespeares große Worte alleine sind eben Teil eines Stückes, die gespielt und inszeniert werden will. Shakespeare gibt seine Worte ab. Was man im Buch liest, sind die kargen Dialoge und Monologe wie man das noch von damals aus der Schule kennt. Eigentlich bin ich ein sehr fantasievoller Mensch, aber bei Hamlet erschienen mir während des Lesens alle Charaktere fremd und unsympathisch und die Dialoge gestelzt, was sicherlich damit zusammenhängt, dass ich kein Fan der altertümlichen, geschwollenen Sprache bin. Interessant hierbei ist, dass die Werke mitunter auch stark unterschiedlich übersetzt wurden: eine große Verantwortung für diejenigen, die den Stoff mit derselben poetischen Sprache wiedergeben müssen. Ich habe die Übersetzung von August Wilhelm (von) Schlegel gelesen, die weitgehend sehr gelobt wird. Und ich ziehe meinen Hut vor denjenigen die sowas leisten, aber die englische Fassung im Theater erschien mir soviel lebendiger. Andererseits: sieht man das ganze gespielt, entwickelt das eine ganz andere Dynamik. Deswegen kann ich nur dafür plädieren: habt Mut ins Theater zu gehen.
Fazit:
ein Muss für Fans von Klassikern und Shakespeare und alle anderen … geht ins Theater.
„ausgelesen“ ist eine Kategorie meines Blogs, in der ich immer zwischen dem 15. und 20. eines jeden Monats ein Buch unter die Lupe nehme. Der Begriff „ausgelesen“ ist sehr dehnbar. So wie die Themenvielfalt meines Blogs. Ein „Buch unter die Lupe nehmen“ schließt Belletristik, Sachbücher, Manga, Comics unvm mit ein. 🙂
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