Remakes – schwieriges Thema. Was viele Filme betrifft, muss ich den Remake-Kritikern zustimmen. Manche machen es sich zu einfach und produzieren Remakes wie am Fließband, anstatt neuen Inhalten eine Chance zu geben. Und dann tuen sie es mitunter nicht mal besonders gut. Leider. Aber Remakes können auch eine Chance sein. Wenn die Verfilmung eines Stoffs beispielsweise vom technischen Fortschritt profitiert oder die Handlung modernisiert wird. Kleine Abänderungen der Handlungen machen eine sperrige Geschichte lebendiger. Ich war schon immer eine von denen, die es langweilig findet, wenn von guten Filmen Remakes gemacht werden. Aber ich bin auch eine von denen, die nicht von vornherein alle Remakes verteufelt. Remakes können auch gut sein. Insofern stimme ich absolut mit Ma-Go Filmtipps überein und finde die Blogparade zu dem Thema extrem spannend: liste 10 richtig gute Remakes auf. Die Teilnahme war gebongt, als Zusatzaufgabe habe ich mir aber gestellt nur Filme hier aufzuführen, bei denen ich sowohl Original, als auch Remake kenne. Damit fallen aber klassische Beispiele unter den Remakes wie ‚Departed – Unter Feinden‘ raus, denn das Original habe ich nie vollständig gesehen.
Die Reihenfolge ist nicht wertend
The Ring (2002)
Tjahaha, ein Video, dann klingelt das Telefon, und dann hast du nur noch sieben Tage. Wer kennt den Gruselklassiker nicht, der eine ganze Remake-Welle asiatischer Horrorfilme ausgelöst hat? Das japanische Original Ringu aus dem Jahr 1998 hat aber auch was für sich. Das Original ist etwas pragmatischer und verzichtet auf große Schocker. Ein gelungener Film, der mehr auf die Wirkung der Story als auf die Schockmomente setzt. Aber das amerikanische Remake hat irgendwie etwas mehr Pepp. Die verzerrten Gesichter der Opfer sind extrem unrealistisch, liefern aber guter Schocker. Der eigentlich Trumpf ist aber wie stark die Szenen des gruseligen Videos in die Handlung eingewoben werden. Die Ursprungsgeschichte des Mädchens aus dem Fernseher hat sogar noch etwas ergreifendes. Den Blau-Filter hätten sie zwar gerne etwas runterschrauben können und den zweiten Teil hätte auch niemand gebraucht, aber Fakt ist: hier ist das Remake eine gelungene Abwandlung des Originals. Übrigens ist das Original bereits eine etwas freie Interpretation des Romans. 😉
Das Wunder von Manhattan (1994)
Die Neuverfilmung des Klassikers aus dem Jahr 1947 ist etwas weniger naiv und moderner. Man kann sagen, dass der Stoff ein Update bekommen hat. Die Beziehung zwischen Mutter und Tochter ist weniger streng und man traut sich eine Liebesgeschichte einzubauen. Aber auch hier sehe ich Original und Remake in etwa auf derselben Augenhöhe, denn das Remake ist zwar schön, aber auch mächtig kitschig.
Roter Drache (2002)
Wer kennt den Film nicht? Anthony Hopkins als Dr. ‚Hannibal the Cannibal‘ Lecter, Edward Norton als Will Graham, der Dr. Lecter in den Knast bringt und hinterher seine Hilfe erbetteln muss für die Ermittlung im Fall des ‚tooth fairy‘ genannten Serienkillers. Das Original Blutmond bzw. Manhunter aus dem Jahr 1986 hat sich für mich v.A. dadurch abgesetzt, dass es eine ‚gelassenere‘ Figurenzeichnung hat. Lecter spielt hier etwas weniger die Karte des intellektuell überlegenen Mörders aus, der gerne schockt und beobachtet. Brian Cox als Lecter ist einfach anders, aber anders gut. V.A. da Anthony Hopkins Lecter drei Mal gespielt hat, ist es auch wahnsinnig interessant eine andere Interpretation des Stoffes zu sehen. Aber das Remake hat auch Ralph Fiennes als Francis Dolarhyde und seine fiebrige Chemie mit Reba (Emily Watson). Eine Darstellung, die einen gleichzeitig berührt und erschreckt.
Hannibal (Serie)
Ja und wo wir gerade bei Roter Drache waren, kann ich die Serie Hannibal nicht ungenannt lassen. Es wäre irgendwie nicht richtig die Serie von Bryan Fuller als besser als die Filme zu bezeichnen. Sie ist anders, spezieller, interpretiert und arrangiert vieles anders. Während man in Roter Drache und Blutmond (und im Roman) vor vollendete Tatsachen gestellt wird, erzählt die Serie die mögliche Vorgeschichte der dunkelschwarzen Beziehung zwischen Graham und Dr. Lecter. Und das ist sehr künstlerisch, blutig und ein bisschen over-the-top. Muss man mögen. Ich für meinen Teil fand’s genial. Letztendlich schließt die Serie dann auch mit der Handlung von Roter Drache ab.
Die Welle (2008)
Machen wir’s kurz: der amerikanische Film aus dem Jahr 1981 ist ein einfacher Fernsehfilm und bringt die Geschehnisse um das missglückte Experiment in einer Schule nicht besonders glaubhaft rüber. V.A. liegt das an den sehr durchwachsenen schauspielerischen Leistungen. Und das ist noch nett ausgedrückt. Die deutsche Verfilmung des Stoffs aus dem Jahr 2008 mit Jürgen Vogel als Lehrer ist dagegen klasse und lässt Raum die Entwicklung der Charaktere nachzuvollziehen. Man versteht, was die einzelnen Schüler in ihre Rollen drängt und versteht, was die Kinder dazu bringt so schnell die ausgedachte Ideologie des Lehrers anzunehmen und zu leben.
Let Me In (2010)
Die Welt hat dieses US-Remake nicht gebraucht. Das schwedische Original So finster die Nacht (OT: Låt den rätte komma in) von 2008 ist ausgesprochen gut. Etwas kantiger, kälter und stiller, aber extrem gut. Trotzdem kann ich nicht leugnen, dass das Remake auch gut geworden ist. Überflüssig, aber gut. Traurige Wahrheit ist, dass die amerikanischen Filme immer noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Wenn das dann auch noch helfen würde auf die Originale und das europäische Kino aufmerksam zu machen … wäre schön.
https://www.youtube.com/watch?v=zH9Efm6lfCU
Links: Original, Rechts: Remake
Rebuild of Evangelion
Das ist eigentlich eine Filmreihe, genauer gesagt Remakes der populären Anime-Serie Neon Genesis Evangelion. Im Jahr 2007 kam der erste der geplanten vier Filme in die japanischen Kinos. Leider liegt zwischen den Filmen eine nicht unwesentliche Zeitspanne. Sprich: es dauert unendlich bis der nächste Film kommt. Der vierte und letzte hat noch nicht mal einen Termin. Bitter. Denn die Neuverfilmung des Anime hat seinen Reiz. Die Optik ist aufpoliert und die Animationen durchgängig auf einem hohen Niveau. Ob die ganzen Änderungen an der Handlung verkraftbar sind, muss der letzte Film beweisen. Bis jetzt macht nicht alles Sinn. Aber es sieht irre cool aus im Gegensatz zur Serie, die über 10 Jahre alt ist.
King Kong (2005)
Peter Jacksons Remake des Filmklassikers King Kong und die weiße Frau ist wahrscheinlich der beste Versuch den Stoff zu aktualisieren und einen CGI-Anstrich zu verpassen. Man darf nicht vergessen, dass das Original aus dem Jahr 1933 ist. Und so spannend die Geschichte auch ist und so bewegend die ersten Gehversuche der Film-Special-Effects, aber so richtig spricht einen der Stoff nicht an. Die Technik ist weiter und Jackson hat ein gutes Remake abgeliefert. Hier und da ist es trotzdem etwas verpönt. U.a. wegen der Längen in der Geschichte, aber man sieht das der Film mit Liebe gemacht wurde. Und die Faszination für das erste Film-Monster, das nicht auf einer Romanfigur beruht, kommt zurück.
Psycho (1998)
Gus Van Sants Neuverfilmung von Hitchcocks Klassiker des Suspense kann nicht so ganz mit dem Original mithalten. Vince Vaughn erreicht nicht das Niveau an Verschrobenheit und schüchterner Verschrecktheit, was Anthony Perkins an den Tag legt. Norman Bates ‚Aura‘ ist dadurch eine ganz andere und sorgt dafür, dass er im Remake von Anfang an etwas gewöhnlich-pervers wirkt, während im Original sein Drama eher rüberkommt. Daher schockt die Auflösung auch mehr. Vergleicht man aber nicht und betrachtet Psycho als das was es ist, ist es ein unumstritten ganz guter Film, der dem Stoff einen moderneren Anstrich verpasst. Gus Van Sant hat sich scheinbar auch stark mit Hitchcocks Drehbuch, der Vorlage und den unveröffentlichten Szenen beschäftigt.
Stadt der Engel (1998)
Gibt es irgendein Remake, dass sich mehr von seinem Original unterscheidet? Ich glaube nicht. Beim traurigen Liebesfilm Stadt der Engel handelt es sich um die Neuverfilmung von Wim Wenders Der Himmel über Berlin aus dem Jahr 1987. In beiden Versionen verliebt sich ein Engel in eine menschliche Frau und wird für sie selber zum Menschen. Im Original ist der Film durchzogen von vielen poetischen, philosophischen Passagen, in denen der Engel (Bruno Ganz) durch Berlin wandert und den Gedanken der Menschen lauscht. Das kann man auch mal langweilig und vergeistigt oder deprimierend oder eintönig finden. Oder eben poetisch. Kommt auf den Zuschauer an. Stadt der Engel hingegen ist eher ein populärer Film, etwas einfacher, publikumswirksamer, leichter zugänglich, etwas kitschig. Aber v.A. dass er leichter zugänglich ist, ist hier Trumpf. Kann sein, dass das Remake trivialer ist, aber er bringt die Botschaft auch rüber und bereitet nicht ganz soviel Kopfschmerzen.
Original:
Remake:
Welche Remakes sind für euch die besten Beispiele dafür, dass Remakes eben doch was können? Welche sind die schlechtesten Beispiele? Und wie ist eure generelle Einstellung zu dem Thema? Habt ihr über ein Remake der Liste da oben eine ganz andere Meinung?
Schreibe einen Kommentar