Reise, Reise: Frankfurt am Main

Jetzt wo der Juni schon fast wieder rum ist, wird es doch Zeit von den Abenteuern des Monats Mai zu erzählen solange die Erinnerung noch frisch ist. Die Nippon Connection rief und ich beschloss in den Blogger-Außeneinsatz zu gehen. Da der Mister und ich noch nie in Frankfurt waren, wollten wir zusammen dort hin und nebenbei noch ein bisschen Sightseeing machen. Planerisch gesehen kein leichte Aufgabe bei soviel Programm und so wenig übrigen Urlaubstagen. Und die Hitze war unser Feind.

Nach Frankfurt auf vielen Wegen … das Wichtigste in kurz und knapp

Scheinbar ist es von überall her einfach nach Frankfurt zu kommen. Außer von Magdeburg aus. Die Zugverbindung lässt sehr zu wünschen übrig, die Buslinien scheinen gewaltige Umwege zu fahren … kurzerhand reisten wir mit dem Auto ins schöne Hessen. Fünf Stunden Fahrt später manövrierten wir uns dann nur noch zu Fuß und mit der U-Bahn durch die Stadt mit der beeindruckenden Skyline. Tatsächlich war ich noch nie in einer deutschen Stadt bei der man so eine Genickstarre beim Schlendern bekommt, weil die Hochhäuser ihrem Namen alle Ehre machen. Wer übrigens Zeit für richtig viel Sightseeing hat, für den lohnt sich sicherlich eine Frankfurt Card mit diversen Vergünstigungen. In unserem Fall haben wir einfach ein Gruppen-Tagesticket für die U-Bahn genommen, unsere wenigen Eintritte selber gezahlt und kamen damit recht günstig durch die Stadt. Die U-Bahn-Pläne sind leicht verständlich, die Haltestellen gut ausgeschildert, wir sind ziemlich gut in Frankfurt klargekommen. 🙂 Den besten Burger haben wir bei Der fette Bulle gegessen und was nicht fehlen darf: Ebbelwoi (Apfelwein) und Grüne Soße probiert. Zu unseren schockierendsten Erkenntnissen zählte, dass am Feiertag (Christi Himmelfahrt) kein Bäcker offen hatte, aber immerhin das sehr sympathische Café Kante gleich um die Ecke zur Nippon Connection. Kein Wunder, dass dort noch um elf ausgehungerte Gestalten an der Türschwelle standen.

„Mir ist auch nur ein bisschen schwindelig“

Am ersten Abend waren wir gespannt auf die Innenstadt. Im Meer aus Stahl und Glas gingen wir u.a. an der Messe vorbei und sahen das Frankfurt-Bild, das für mich von nun an stellvertretend für die Stadt stehen sollte. Ein Schnappschuss, der einfach zu gut ist. Wie zwischen den Hochhäusern das Kreuz eines Kirchturmwipfels emporragt. Ein bisschen entrückt. Wie ein Relikt, um das herum der Finanzmarkt gebaut wurde, das aber sagt „ich bin immer noch da“. Man könnte jetzt auch anfangen über alte und neue Götter nachzudenken, wo American Gods Staffel doch noch beharrlich in unseren Köpfen ist … . Neben dem ausgedehnten Spaziergang und der Suche nach dem besten Burger der Stadt, verschlug es uns auf den Main Tower. Das einzige Hochhaus mit Aussichtsplattform, auf das man einfach so darf. Ihr wisst schon … ohne Sicherheitsfreigaben, Chipkarten oder Verträge, die mit Blut besiegelt wurden. 😉 Und der Blick war der helle Wahnsinn. Da es kurz zuvor geregnet hatte, mischte sich in den Horizont auf der einen Seite gleißender Sonnenschein, der die Wolken durchbrach und auf der anderen Seite dicke, dunkel-blaugraue Regenwolken. Die Flugzeuge im Landeanflug wirkten plötzlich so nah und auf Augenhöhe, die Menschen und Autos unter einem wie zerbrechliches, kleines Spielzeug. Und in den Augen mancher Banker sind sie das vielleicht auch. Wer weiß. Von dort oben war v.A. gut zu sehen wie sich historische Bauten und Hochhäuser abwechseln. Und obwohl ich nicht der Typ für Höhenangst bin, ist mir am Rand kurz ziemlich schwindelig geworden.

ニッポン コネクション … ようこそ*

An dieser Stelle ein Geständnis: die Nippon Connection war mein erstes Filmfestival. Und es war sehr cool. Japanisches Essen, Merch, schöne Gespräche und vor Allem: viele interessante Filme. Als Blogger dabei sein zu dürfen hat mich nochmal mehr gefreut und für so ein Debüt haben wir uns auf dem Festival-Rummel glaube ich ganz gut geschlagen. Zu den wahrscheinlich besten, gesehenen Filmen zählt für mich Mr Long und A Silent Voice. Am meisten befremdet haben mich die Animated Shorts der Tokyo University of the Arts and Animation. Da waren viele coole und interessante dabei, aber es war verblüffend wieviele eine Geschichte erzählen, in die man sich was hineininterpretieren muss. Nämlich alle. Außerdem blieb auch Death Note – Light up the NEW world hinter meinen Erwartungen zurück. Trotzdem war es cool sich mal mehrere Tage am Stück in einen dunklen Saal zu verkriechen und nur mit Film, Anime und Japan zu beschäftigen. Hach, schön. Und! Blogger zu treffen. So bin ich u.a. Jana und Schlopsi begegnet – es war mir eine Freude! Und ich hoffe das nächste Mal haben wir mehr Gelegenheit zum schnacken. 🙂 Übrigens wurde man kulinarisch bestens versorgt und ich hatte die Gelegenheit mal alles mögliche an japanischen Köstlichkeiten durchzuprobieren. Takoyaki hat es mir sehr angetan. Und zum Abschluss gab’s stilecht Sake. Nur das Ramune ohne größere Sprudelexplosionen zu öffnen ist auch uns nicht gelungen. Kanpai!

Was wir leider nicht mehr gepackt haben und weswegen mein Herz auch ein bisschen blutet ist das Deutsche Filmmuseum. Wir haben soviele Filme geschaut und uns Frankfurt angesehen, aber zum Schluss haben wir uns dafür entschieden, das nicht mehr in den Plan zu quetschen. Dafür muss man sich Zeit nehmen, das wird mit Sicherheit nachgeholt.

Auf Wiedersehen Frankfurt

Am letzten Tag in Frankfurt sind wir nochmal durch die Innenstadt flaniert und haben einige Einkaufsstraßen besucht. Den Goethe haben wir auch gesehen, der hängt scheinbar überall rum. Erst im Frühjahr in Leipzig hatten wir das letzte Mal das Vergnügen. Was der hier überhaupt will, fragte ich mich. Aber Wikipedia belehrte mich eines Besseren und hat eine große Wissenslücke geschlossen. Goethe wurde in Frankfurt geboren. Und das Goethehaus heißt auch nicht ganz zufällig so … . Wieder was gelernt. Als wir aus Versehen in eine der größten Buchhandlungen gefallen sind, die ich bisher kennengelernt habe, wurde die Zeit plötzlich von einem schwarzen Loch aufgefressen. Und als wir rauskamen, zwang uns die Hitze fast in die Knie. Klingt wie ein Abenteuerroman. Ist auch einer. Quasi. Wir suchten dann noch Börse, Bulle und Bär und versuchten uns mit Kaffee von innen an die Hitze zu gewöhnen bis wir ins Einkaufszentrum MyZeil mit beeindruckender Architektur gefallen sind und bald die Heimreise antraten, bei der mindestens ein Handy in der Sonne gekocht wurde. Schön wars 🙂 Auf ein Wiedersehen, Frankfurt!

* Nippon Connection … Yokoso / Willkommen

Wart ihr schon Mal in Frankfurt oder wohnt ihr sogar in der Region? Was muss man in Frankfurt gesehen / gegessen / getrunken haben? Ohne was macht mein Leben keinen Sinn mehr? Wart ihr schon Mal in der Nippon Connection? Und wie heftig muss ich jetzt abends in mein Kissen weinen, weil wir nicht im Deutschen Filmmuseum waren? Vielleicht will ich die Antwort auf die letzte Frage nicht wissen …. aaaarrr eines Tages! Eines Tages … . Aber mal ehrlich: Das ist auch einer der Gründe, warum ich bisher nicht auf der Frankfurter Buchmesse war: es ist so weit weg und so seltsam schwierig von uns aus zu erreichen.

8 Antworten

  1. Das war ein sehr schöner Bericht, der mich bedauern lässt es nicht auch zum Japanischen Filmfestival geschafft zu haben. Sollte ich mal im Auge behalten und das Frankfurt ein Filmmuseum besitzt war mir bislang nicht einmal klar – wieder was gelernt. Ganz liebe Grüße 🙂

  2. Ich finde ja, dass man von Frankfurt nicht viel mehr gesehen haben muss als das Ortsausgangsschild. Okay, den Römer vielleicht noch, aber die allein schon die Profanität der Paulskirche (Hihi) lässt mich bitterlich weinen. Nein, Frankfurt fand ich nie schön, auch wenn die Zeil zum Shoppen für mich in meiner Marburger Zeit alternativlos war.
    Was die südhessische Küche angeht: Hand aufs Herz, hat dir der Äbbelwoi geschmeckt? Ich kenne außer mir nämlich nur wenige Menschen, die das mögen, wenn sie es nicht von Geburt an trinken mussten. *g*
    An Küche hast du nicht viel verpasst, Grie Sooss ist natürlich gut (wenn sie sehr dick ist), ansonsten ist die hessische Küche eher unspektakulär, bzw. man sollte sich an Wirtshauskleinigkeiten und den Konditor halten: Erst Handkäs mit Musik, Rindswürste und Spundekäs (der fast schon wieder nicht hessisch ist und mit Laugenbrezeln super ist 🙂 ), danach Bethmännchen und natürlich Frankfurter Kranz. 😉

  3. Frankfurt ist für mich bedeutungsgleich mit Bank/Börse, Messe und Flughafen. Als Stadt zum Besuchen nehm ich es gar nicht wirklich wahr xD Wobei, ins Filmmuseum will ich auch schon immer mal (und dabei wäre es vor mir aus ja gar nicht mal so weit, ich muss das dieses Jahr hinbekommen, danke für die Erinnerung).

    An Essen fällt mir nur noch Frankfurter Rippchen ein und Ahle Wurst.

  4. Den Blick vom Mainufer auf die Hochhäuser finde ich immer sehr beeindruckend! Dazu der Römer – Frankfurt hat schon seine Ecken 🙂 Allerdings ist die hessische Landeshauptstadt das beschauliche Wiesbaden 😉

  5. Da meine Schwester früher in Frankfurt gewohnt hat und meine engste Freundin immer noch dort wohnt, kenne ich Frankfurt recht gut. Das Filmmuseum ist wirklich sehenswert, musst du dir bei einer anderen Gelegenheit mal anschauen. Vielleicht kommst du ja mal zur Messe 🙂 Im historischen Museum gibt es ein Modell von Frankfurt vor dem 2. Weltkrieg, da kriegst du Tränen in die Augen.

  6. Da freut es mich doch sehr, zu lesen, wie du Frankfurt von seiner schönen Seite erlebt hast. Schließlich habe ich dir die Stadt ja lange genug madig geredet. Aber wie bei allen Städten ist es wohl immer ein Unterschied, ob man als Touri oder als Arbeiter dort ist.
    Ich musste feststellen, dass ich im Rückblick auch an die kleinen Dinge denken musste, die mir meinen Aufenthalt immer nett gemacht haben.
    Empfehlen kann ich dir vor allem die Crepes aus dem Crepeladen auf dem Francois-Mitterand-Platz an der Mainzer Landstraße 37. 🙂 Da habe ich oft Mittag gegessen! Die machen die leckersten herzhaft gefüllten Crepes, die ich je gegessen habe!
    Skyline Plaza ist wie gesagt meine Hood 😀 Dort war ich immer einkaufen… jeden Tag nach der Arbeit. 🙂 Die Eisdiele hat genial leckeres Eis und hat mir nach einem schlimmen Arbeitstag gelegentlich den Tag gerettet.
    Ansonsten fand ich die alte Oper noch sehr schön und es ist immer einen Blick werd, die Goethestraße auf sich wirken zu lassen, da das die Luxusmeile ist und ich dort eine Uhr für 100.000 Euro betrachten konnte… die war potthässlich, aber hey… wer´s hat. … Nein ehrlich… diese Straße war für mich eine andere Welt und ist auf ihre eigene Art beeindruckend und erschreckend für mich gewesen.

    Ich denke, das mit der Frankfurter Buchmesse würde ich auch gern nochmal schaffen, also vielleicht schaffen wir es zusammen? 😛 :* Würde mich freuen!

  7. […] um mal nur ein Beispiel zu nennen. In dem Fall der Film, der mich am meisten abgeholt hat. In Reise, Reise: Frankfurt am Main habe ich außerdem unsere Eindrücke der Reise festgehalten. Sehr spannend war außerdem, dass im […]

  8. […] habe. Das Vorhaben mir das mal für 2018 vorzunehmen wuchs, als Ursula Gräfe in ihrer Podiumsdiskussion auf der Nippon Connection 2017 darüber sprach was denn bei der ersten Übersetzung schief gelaufen sein kann und was jetzt anders […]

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