Nach 6 Jahren, einem weiteren Film mit Jason Statham (Revolver) und nach der Scheidung von Madonna kehrte Guy Ritchie mit wehenden Fahnen zu kommerziell erfolgreichen Filmen zurück. Rock N Rolla erzählt erneut eine Geschichte von Kleinkriminellen, die mehr oder weniger erfolgreich versuchen bei den big playern mitzuspielen. Diesmal sind es One Two (Gerard Butler), Mumbles (Idris Elba) und Bob (Tom Hardy), die auf dem Immobilienmarkt mitmischen wollten, aber gnadenlos am alles beherrschenden und im Geheimen lenkenden Mogul Lenny Cole (Tom Wilkinson) scheitern. Plötzlich schulden sie ihm horrende Summen, anstatt mit seiner Hilfe Geld zu machen. Das wiederum wollen sie richten, indem sie Überfälle für die Buchhalterin Stella (Thandie Newton) durchziehen, die weiß wo Geld versteckt gehalten wird. Die wiederum arbeitet für den Russen Uri Omovich (Karel Roden), der wiederum bald Lenny drankriegt, weil der sein Lieblingsgemälde geliehen bekam und es ihm gestohlen wurde. Daraus strickt sich ein diesmal etwas koordinierter im Kreis verlaufender Abwärtsstrudel als das Bild plötzlich bei denen auftaucht, die dessen Wert gar nicht schätzen können.
„Rock N Rolla“ deutscher Trailer“, via TrailerGott (Youtube)
Das Gemälde wird ein 1A-MacGuffin, ein Stilmittel des Films. Es ist ein wiederkehrendes Element, dass alle Charaktere verbindet, aber der Zuschauer bekommt es nicht einmal zu Gesicht. Man sieht es stets von hinten, nie von vorne. Rock N Rolla wirkt etwas feingeschliffener als frühere Filme von Guy Ritchie. Die Schnitte sind vielfältig wie eh und je, die Kameraarbeit setzt eins drauf. Die Verfolgungsszene mit der stets auf die Gesichter der Flüchtenden und Jagenden zentrierten Kamera ist ein herrlicher Gegenentwurf zur shaky cam und gibt trotzdem die atemlose und wahnwitzige Verfolgsjagd wieder. Und ist extrem cool. Was die verzwickten Pfade der Handlung betrifft, nimmt Ritchie das Tempo sogar etwas raus. Es ist nicht so schwierig der Handlung zu folgen wie bei anderen Filmen wie Bube, Dame, König, grAs, aber auch kein Film, den man mit brain off schauen kann. Vielleicht sogar das Optimum. Das einzige, was nicht so recht in den Film passen will ist leider der titelgebende Rock N Rolla – Lennys Sohn (Toby Kebbell), der als tot gilt, das aber so gar nicht ist. An seinem Beispiel wird das leben als echter Rock N Rolla gezeigt, zündet aber nur bedingt, da er trotz betonter Coolness wenig für die Handlung tut. Okay, außer dass er das Bild initial klaut. Vielleicht ist es dann auch gar nicht so schlimm, dass es nie zu dem angekündigten Spin-Off kam. Für die an Pulp Fiction angelehnte Tanzszene, Bobs und One Twos Tête-á-Tête und die spleenigen Charaktere liebe ich den Film aber sehr.
Rock N Rolla (OT: RocknRolla), UK, 2008, Guy Ritchie, 110 min
Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 😆
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