Es wird mal wieder Zeit für eine Blogparade. 🙂 Nach der letzten habe ich mir ja etwas Ferien von den Blogparaden gegönnt – die war auch ziemlich heftig, vielleicht erinnert ihr euch noch. 😉 Jetzt komme ich zurück mit einer Idee, die schon sehr lange in meiner Ideenkiste ruht und darauf wartet auf euch losgelassen zu werden. Es geht dabei um euer ganz persönliches Genre. Was damit gemeint ist? Naja, wenn es um Filme geht, hat ja jeder so ein „Ding“. Etwas, dass sich schwer in Kategorien und die typischen Genres einordnen lässt. Das ist nicht nur Komödie, Drama oder Actiofilm, sondern spezieller. Na eben so euer persönliches Ding. „Euer Genre“. Ob ihr nun Zeitreise-Themen extrem mögt oder Filme in denen der Name des Hauptcharakters nie genannt wird oder vielleicht Filme über indische Büroangestellte, die sich eingestehen ihrem Leben eine Wendung zu geben … es kann gar nicht speziell genug sein. 🙂
Die Regeln
Es geht also in der Blogparade, um euer ganz persönliches Genre. Die Filme, deren Motive euch immer wieder anziehen und die ihr spannend findet. Das heißt genauer: euer persönliches Genre braucht erstens natürlich einen griffigen Namen. Zweitens solltet ihr zu eurem Genre mindestens fünf Filme auflisten können. Um an der Blogparade teilzunehmen und in meiner Auswertung zu erscheinen, solltet ihr bis einschließlich 11. Februar euren Beitrag veröffentlicht haben und mir den Link zu eurem Artikel hier in die Kommentare posten. Pingbacks/Verlinkungen alleine reichen leider nicht. Natürlich könnt ihr an der Blogparade auch noch danach teilnehmen, aber dann aktualisiere ich die Auswertung nicht mehr. Ich bin gespannt auf eure persönlichen Filmgenres. 🙂 Anbei mein Beispiel …
Mein Ding sind … „Moral Disaster Movies“
Unter Moral Disaster Movies verstehe ich Filme, die die Protagonisten in eine fiese, moralische Zwickmühle versetzen oder den Zuschauer so schockieren, dass einem der Stoff noch Tage später im Kopf rumgeht. Bei Moral Disaster Movies frage ich mich zwangsläufig Wie hätte ich reagiert? Was hätte ich getan? Dabei haben Moral Disaster Movies manchmal richtige Durchschlagwirkung – sie können wachrütteln und machen, dass ich meine Umgebung anders betrachte. Und vor Allem, dass ich mich noch Jahre später an den Film erinnere.
„WOMB (Eva Green) | Trailer deutsch german [HD]“, via vipmagazin (Youtube)
Womb
Was würdest du tun, wenn du einen geliebten, verstorbenen Menschen zurückbringen könntest? Egal wie? Eva Green stellt sich als Rebecca im Film Womb dieser Frage und hat keine Zweifel. Sie lässt ihren eben verstorbenen Freund Tommy klonen, auch wenn das bedeutet, dass sie als „Mutter“ den Embryo austragen muss. Trotz des Sci-Fi-Szenarios ist Womb ein melancholischer Film, der augenscheinlich im Hier und Jetzt spielen könnte. Er konzentriert sich ganz und gar auf die Frage, welche Auswirkungen das auf Rebecca und Tommy hat und wie die Gesellschaft darauf reagiert. Ihre „Mutterrolle“ wird aber spätestens dann eine Tour-de-force, als Tommy älter wird.
Die Haut in der ich wohne
Pedro Almodóvars Die Haut in der ich wohne beginnt surreal und man ist sich nicht sicher, was man da genau sieht. Der Chirurg Robert Ledgard (Antonio Banderas) hält in seinem Haus eine junge Frau gefangen, die ihn zutiefst zu verabscheuen scheint, die er aber andererseits medizinisch versorgt und ansieht, als ob sie mehr für ihn ist als er für sie. Wenn später klar wird, was sich dahinter verbirgt, ist das ein Twist, den der Zuschauer nicht so schnell vergisst und der das Thema Identität und Selbst nicht nur an-, sondern einreißt.
Birth
In Jonathan Glazers Film aus dem Jahr 2004 begegnen wir Anna (Nicole Kidman), die die Hochzeit mit ihrem Freund plant. Es wird ihre zweite Ehe. Ihr erster Mann Sean ist vor 10 Jahren überraschend verstorben. Eines Tages steht jedoch ein 10-jähriger Junge vor ihrer Haustür und sagt, dass er Sean sei. Ihr Sean. Er kennt Details, die nur Sean kennen kann und sie beginnt sich auf eine seltsame Art zu ihm hingezogen zu fühlen. Oder ist es viel mehr der Gedanke, dass ihr Mann auf irgendeine Art noch existieren könnte, der ihr unter die Haut geht? Wegen des empfindlichen, wenn auch nur angedeuteten Themas der Zuneigung zu einem Kind geriet der Film Anfang der 2000er stark in die Kritik. In einer Sache sind sich aber alle einig, denke ich: wie aufwühlend das geschilderte Erlebnis sein muss.
Entgleist
Wie weit gehst du, wenn du erpresst wirst? Und wie weißt, wenn es um das Leben geliebter Menschen geht? Der Familienvater Charles (Clive Owen) lernt die attraktive Lucinda (Jennifer Aniston) kennen, es kommt zum Seitensprung, beide werden dabei ertappt und es kommt noch schlimmer. Nicht nur, dass die Untreue auf Charles lastet, er wird auch noch erpresst und spielt mit der Zukunft seiner Familie. Allzu viel verraten kann ich nicht, denn das würde die ganze Spannung vorwegnehmen. Aber was Charles widerfährt, richtet ihn fast zu Grunde und treibt ihn zum äußersten.
Sleep Tight
Nur der spanische Film Sleep Tight ist schlimmer. Ich würde ihn als moralischen Horrorfilm bezeichnen, da es so biestig und widerwärtig ist wie weit der Hauptcharakter des Films geht, um es den Menschen in seinem Leben schwer zu machen. Dabei handelt es sich um den Hausmeister César (Luis Tosar), der es v.A. auf die Bewohner des von ihm verwalteten Mietshauses abgesehen hat. Vor Allem bei der stets fröhlichen Clara (Marta Etura) lebt er seine sadistische Ader aus. Ein Film, der einen schlecht schlafen lässt.
Mother!
Darren Aronofskys jüngster Film wirkt nach außen hin wie ein Home Invasion Thriller, ist aber eigentlich ein surrealer Film wahrhaft biblischen oder humanistischen Ausmaßes. Mother! ist eine riesengroße Metapher und Javier Bardem und Jennifer Lawrence sind ihre Haupt-Akteure. Wenn sich dem Zuschauer erschließt, worum es hier geht, dann hat man schon eine Gefühlsachterbahn hinter sich gebracht. Es ist schwer sich anzuschauen wie die namenlose Frau (Lawrence) zusehen muss wie der Enthusiasmus ihres Mannes (Bardem) das eigene Heim und Glück nach und nach zerstört. Aber Aronofsky setzt noch einen oben drauf und lässt in dem Haus einfach mal die gesamte Menschheitsgeschichte stattfinden. Ungefähr ab da versteht der Zuschauer, wer die Frau und ihr Mann sind.
„MOTHER! Trailer German Deutsch (2017)“, via KinoCheck (Youtube)
Dogville
Grace Margaret Mulligan (Nicole Kidman) ist auf der Flucht. Sie bittet im kleinen Örtchen Dogville um Zuflucht. Aber es ist die Zeit der Großen Depression. Die meisten können nicht mal die Mäuler ihrer eigenen Kinder stopfen, geschweigedenn noch jemanden aufnehmen. So erklären die Bewohner von Dogville, dass sie alle einmal Grace aufnehmen und sie ihnen dafür im Alltag hilft. Was sich von Misstrauen zu Freundschaften entwickelt, gleitet bald ins selbstverständliche ab und danach ins vorwurfsvolle und final ins ausbeuterisch-unmenschliche. Gegen Ende kann man die Tour-de-force von Grace kaum noch ertragen. Der Film hat eine deutliche Botschaft und ist kein reiner moral-torture-porn, aber man muss „aushalten“.
„Willkommen bei den Sch’tis – Trailer“, via FoxKino (Youtube)
Willkommen bei den Sch’tis
Ja! Es muss nicht alles dunkeldüster und superschlimm sein. Auch unser Held in Willkommen bei den Sch’tis hat eine kleine moralische Katastrophe durchzustehen. Er hat seine Familie belogen und vorgemacht, dass sein neuer Job im Norden Frankreichs, bei den Sch’ti, ganz schlimm ist. Dabei gefällt es ihm sehr gut im Norden. Und wenn er dann zum Wochenende heimfährt, ist seine Frau natürlich besonders nett, kocht ihm sein Lieblingessen, weil es ja so schlimm war im Norden! Und das genießt er und spielt das Spiel weiter. Aber wie das eben so ist mit Lügen. Die werden dummerweise größer und wenn sie auffliegen wird alles möglicherweise schlimmer. Klar, der Film ist eine wunderbare Komödie und eben auch so gefilmt. Er löst im Zuschauer kein verheerendes Dilemma aus, das noch Tage später im Hinterkopf nagt. Das Alles ginge sicherlich auch als Drama 😉 Aber der Film ist gut so wie er ist.
Dancer in the Dark
Dancer in the Dark ist Teil von Lars von Triers Golden-Heart-Trilogie und dreht sich um Selma (gespielt von Björk), die aufgrund einer Augenerkrankung schleichend erblindet. Sie lebt spartanisch und spart jeden Cent, um wenigstens ihrem Sohn eine rettende Operation zu ermöglichen. Als aber ein Nachbar in Geldnot gerät, nimmt das Unglück seinen Lauf. Selma ruiniert ihr Leben in einer Abwärtsspirale die ihresgleichen sucht, nur um niemandem weh tun zu müssen. Nebenbei flüchtet sie sich in die Welt der Musicals, in der das Leben ein bisschen besser ist und die mit dem goldenen Herzen auch den Optimismus und vielleicht sogar das Happy-End bekommen.
Alles, was wir geben mussten
Der Film handelt von einer Gruppe Jugendlicher, die beschaulich in einem Internat aufwächst. Aber ihnen entgeht nicht, dass sie anders aufwachsen als andere Kinder. Wer sind ihre Eltern? Wohin verschwinden ihre Freunde? Als die Realität sie einholt, trifft das auch den Zuschauer schwer und bringt eine Reihe schmerzlicher Fragen über den Wert eines Menschenlebens mit sich. Im Gegensatz zu vielen anderen der hier aufgeführten Filme hat Alles, was wir geben mussten eine entwaffnende Zartheit und Melancholie durch das wunderbare Gespann aus Keira Knightley, Carey Mulligan und Andrew Garfield, die auf der Suche nach der Wahrheit sind und ein zartes Band zueinander pflegen.
„Alles, was wir geben mussten – Trailer (Full-HD) – Deutsch / German“, via FoxKino (Youtube)
Das Genre klingt ziemlich düster, weil es meistens für seine Hauptcharaktere sehr krasse Implikationen hat und sie auf eine schwierige Reise schickt. Aber um ehrlich zu sein habe ich noch einige Lieblings-sub-sub-sub-Genre mehr. Ich finde beispielsweise Zeitreise-Themen spannend, oder Body-Horror-Filme oder Filme mit Twist oder oder oder. 🙂 Und bei einigen von denen hatte ich das Gefühl, dass ich unter Umständen jemand anderem das Genre wegnehme. Andererseits finde ich es nicht schlimm, wenn sich Genres doppeln. Ob das überhaupt passiert, zeigt dann wahrscheinlich meine Auswertung. Ich würde mich freuen, wenn ihr teilnehmt und bin sehr gespannt, was so „euer Ding ist“, was Filme betrifft. 😀
Schreibe einen Kommentar