Fantastischer Film: The Fountain

Als ich als Teenager das erste Mal The Fountain gesehen habe, empfand ich den Film als wirr. Als ich ihn das zweite Mal gesehen habe, war ich tief bewegt. Dazwischen lag auch etwas Lebenserfahrung. Der Film behandelt drei (Lebens)Geschichten, die immer wieder Tommy (Hugh Jackman) und Izzie (Rachel Weisz) zusammenbringen. Zwei Menschen und eine Liebe für die Ewigkeit. Aber ihr Glück ist nie von Dauer, egal in welchem Zeitalter. Im 16. Jahrhundert sucht der Conquistador Tomás im Auftrag seiner geliebten Königin den Baum des Lebens und begibt sich dabei in große Gefahr. Von dem Baum erhofft sich die Königin Heilung und die Entdeckung zum Schlüssel des ewigen Lebens. Im Jetzt hingegen versucht der Wissenschaftler Tommy Creo mittels einer Pflanze aus Zentralamerika einen Wirkstoff gegen Krebs zu erzeugen um ihn bei seiner unter einem Hirntumor leidenden Frau Izzie anzuwenden. Jahre, wenn nicht sogar Jahrhunderte später schwebt Tommy mit Izzie in der Inkarnation des verdorrten Baum des Lebens dem Stern Xibalbá im Weltall entgegen, um auf diesem Wege ihrer beider Tod zu verhindern. Drei Orte, drei Zeitalter, aber immer dieselben Seelen, die scheinbar immer demselben Schicksal entgegen schweben. Oder können sie den Kreis durchbrechen?

„The Fountain – Trailer“, via YouTube-Filme (Youtube)

Anfangs sollte Brad Pitt die Hauptrolle spielen – der hat dann lieber Troja gedreht. Es mag die Sicht einer Einzelnen sein, aber ich hätte an seiner Stelle The Fountain bevorzugt. Auch wenn die Einspielergebnisse vielleicht nicht an Troja heranreichen. Aronofsky holte aber immerhin seinen Stammkomponisten ins Boot. Clint Mansell begann seine Karriere sogar mit der Musik zu Aronofskys Filmen in Pi und Requiem for a Dream – gewaltige Kompositionen, die nicht selten langsam und nachdenklich beginnen, sich aber dann plötzlich zu einer emotionalen Wucht auftürmen, die bewegt und erschüttert und im Ohr bleibt. Nicht nur, wenn sich die tausend Jahre umfassende Geschichte von Tommy und Izzie überschlägt und zu ihrem (unvermeidlichen?) Ende führt.

„The Fountain OST – Death Is The Road To Awe [HD]“, via Movie Walls (Youtube)

Darren Aronofsky vereint in dem Drehbuch, dass er zusammen mit Ari Handel verfasst hat einen Hauch Historienfilm, Gegenwartsdrama und spirituelle Fantasy zu einer epischen und symbolträchtigen Ringerzählung mit einem fulminanten Ende, die wie viele seiner Filme da hintrifft, wo es weh tut. Sie greift fundamentale Themen auf wie das ewige Leben, Verlust, Tod und Reinkarnation, aber letzten Endes geht es doch v.A. um den Menschen und die Tragödie des Einzelnen. Lieben, Schmerzen erdulden, kämpfen und verlieren. Vielleicht ist es weniger das ewige Leben oder Reinkarnation oder der Wunsch die Zeit zurückzudrehen, der beide antreibt, sondern mehr die Möglichkeit noch einmal zusammen zu sein. Es noch einmal zu versuchen. Auch wenn der Ausgang derselbe ist. Ist die Erleuchtung das Leben und die Liebe erlebt zu haben? Auch wenn die großen Rätsel der Menschheit Rätsel bleiben? Am deutlichsten wird das am Beispiel des Wissenschaftlers, der das lang gesuchte Heilmittel gegen Krebs entdeckt, aber für seine eigene, über alles geliebte Frau und den Beweggrund für seine Forschung um eine kurze Zeit zu spät kommt. Wäre es dann doch der Moment wert gewesen? Fünf Minuten mehr miteinander? Seine Bitterkeit ist greifbar. Großartig und facettenreich gespielt von Hugh Jackman in einer seiner vielleicht gewichtigsten und besten Rolle. Rachel Weisz hatte selten so etwas verletzliches und eine Rolle die ihr überhaupt erlaubt diese Seite zu zeigen. Es lässt weiterhin die Interpretation zu, dass der Conquistador ewig lebt, zumindest seine Seele. Beim ersten Schauen ist es möglich gefühlsmäßig alles aufzuschnappen, aber vielleicht nicht alles zu verstehen. Beim zweiten Schauen kommt man dem näher. Wenn aber genauer hinschaut ist der Film gnadenlos und ringt uns eine (traurige? wichtige?) Erkenntnis ab. (Unsere Zeit ist jetzt.)

The Fountain, USA, 2006, Darren Aronofsky, 93 min

Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 😆

7 Antworten

  1. Avatar von voidpointer
    voidpointer

    Die Symbolik des Films fand ich vielversprechend und sie hatte bei mir hohe Erwartungen an den Film geweckt. Der Film ist in meinen Augen durchdacht konstruiert, wobei ich ihn nicht gerade als mitreißend bezeichnen würde.

    Ein bisschen missfallen mir auch wie bei Mother die Implikationen der Handlung auf die Geschlechter. Nicht, dass das Kleid mit dem Baum des Lebens nicht allein schon zum Niederknien wäre, aber mehr Beinfreiheit bei der Gestaltung der Handlung hätte der Königin auch gut gestanden. 😉

    Ich finde es interessant, dass er das Mittel gegen Krebs schon rechtzeitig hatte um seine Frau zu retten, aber warten wollte bis er sicher ist und somit alles (außer den Affen) verlor..

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Um ehrlich zu sein ist mir in der Szene mit der Königin nie aufgefallen, dass auf ihrem Kleid auch ein Baum-Muster ist. Ich war meistens von ihrer Umgebung (ebenfalls mit durch Geäst verzierten Gemächern) abgelenkt. 😉 So lernt man immer wieder was dazu.
      Das stimmt, die weiblichen Rollen sind nicht herausragend. Sie wirken hier ein wenig wie die zarte damsel in distress. Man könnte fast denken, dass Aronofsky die Frauen gern leiden lässt, aber im Grund lässt er jeden leiden. „Moster“ bietet ja doch aber eine sehr deutliche Plattform und Handlungsebenen für eine weibliche Rolle?

      Ja, die Geschichte mit dem Mittel nimmt mich auch immer ziemlich mit – nicht zuletzt, weil sie die ist, die am ehesten in der Gegenwart spielt und so greifbar wirkt.

      Symbol und Soundtrack berühren mich aber immer wieder sehr.

  2. Ich war auch nicht wirklich glücklich mit dem Film. Fand ihn irgendwie seltsam klebrig stellenweise. Nicht ganz schlecht, aber kein Meisterwerk für mich.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Schade … aber es wäre ja auch langweilig, wenn wir alle dasselbe gut finden würden. Beim ersten Sehen vor einigen Jahren hat er mich sehr befremdet. Aber als ich ihn Anfang des Jahres nochmal geschaut habe, hat er mich irgendwie tief getroffen und berührt. Manchmal ändert sich die Wahrnehmung.

  3. Ich liebe diesen Film!!!! Das erste Mal gesehen und sofort verliebt! Den kann ich mir auch immer wieder anschauen. Das ist noch die Zeit, als Aronofsky wirklich großes Kino zum Nachdenken und Wundern gemacht hat!

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Es ist auch einer meiner Lieblingsfilme im Allgemeinen und wahrscheinlich mein Lieblingsfilm von Aronofsky. Obwohl ich gestehen muss, dass er mich beim ersten Mal schauen irgendwie nicht sehr gecatcht hat. Da war ich Teenager und würde heute vermuten, dass da vielleicht die Lebenserfahrung fehlte, die Schlüsselmomente in der Erinnerung, die der Film anspricht und berührt. Heute haut er mich auch um und wenn ich nur die Musik höre, bekomme ich Gänsehaut.

      Aber findest du echt, dass Aronofsky heute kein Kino zum Wundern mehr macht? Zum Nachdenken finde ich schon. Auch wenn Noah und mother! etwas weird waren, zum Nachdenken bringen sie einen schon … zumindest mich. Bei ihm kann man jedenfalls immer wieder aufs Neue gespannt sein, was er sich ausdenkt.

  4. Den muss ich glaub ich auch noch einmal schauen. Beim ersten Versuch war der mir irgendwie zu verkopft und out of space (teilweise ja im wahrsten Sinne).

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