Nachdem mich vor Kurzem Jana darüber aufgeklärt hat, dass der Autorinnenschuber eine Reaktion auf den rein männlichen SZ-Autorenschuber „Soulmates“ ist und von Nicole Seifert angeregt wurde, möchte ich mitmachen und die Bücher von zehn Frauen teilen, die ich gelesen habe und großartig fand. Da ich den Soulmates-Beitrag der SZ nicht gelesen habe, ist das also ein reines „Draufhängen auf den Hashtag“ – ich finde einfach die Aktion gut. Wir alle sollten unsere Bücherregale mal auf Diversität untersuchen. 😉 In vielen Belangen! Denn da gibt es noch einige Dimensionen mehr. Vielleicht nehme ich das mal als Anlass. Aber zuvor … mein Autorinnenschuber 🙂
Bunte Mischung … was haben wir denn da. Zu ganz oberst liegt Alle Menschen sind sterblich von Simone de Beauvoir, was für mich eins der Bücher war, das ich 2019 gelesen habe und das mich schwer begeistert hat. Einfach weil es so allumfassend reflektierend über das Leben und die Menschen ist. Zudem psychologisch ausgefeilt und ein wilder Ritt durch die Geschichte. Es hat mich unendlich gepackt und zwischenzeitlich sehr berührt. Harper Lees To Kill A Mockingbird war übrigens mal mein erstes gemeinsames Lesen mit anderen Bloggern zusammen. 🙂 Bzw mit einer ganz bestimmten – kannst du dich erinnern? 😉 Lees Buch ist eine wunderbare Ode an aufgeschlossene Geister, den jugendlichen Heißsporn und die Selbstverständlichkeit mit der Kinder frei von eingeengten Weltsichten loslaufen – wenn man sie denn lässt. Yoko Ogawas Das Geheimnis der Eulerschen Formel ist ein einfühlsames Portrait, das zeigt wie sich eine Familie an unerwarteter Stelle zusammengefunden hat. Aber auch das einer Krankheit, die einen sehr intelligenten Menschen seines Selbst beraubt hat. Clover ist der bisher vierbändige und nicht abgeschlossene Manga der vierköpfigen Mangazeichnerinnen-Gruppe CLAMP. Hier trifft Steampunk auf Philosophie. Die wunderschönen Zeichnungen und das melancholische Flair der unausgesprochenen Beziehungen ergreift mich jedes Mal aufs Neue. Virginia Woolfs A Room of One’s Own war ein unerwartetes Geschenk – und somit ein sehr kostbares, vielen Dank nochmal dafür. 🙂 Der Zeitgeist und das Gedankenexperiment Woolfs ist ein cleveres und entlarvendes, feministisches Manifest, das (traurigerweise?) heute immer noch aktuell und wichtig ist.
In Deine kalten Hände adressiert die koreanische Autorin Han Kang die Masken, die wir für die Gesellschaft aufsetzen und die uns bis zur Unkenntlichkeit unseres Selbst berauben. Ein sehr einfühlsames und aufwühlendes Buch, das für seinen Inhalt aber erfrischend leicht geschrieben ist. Und dessen Ende ein Versprechen an den Ausbruch aus den ungeschriebenen Gesetzen ist. Erst vor Kurzem habe ich Shirley Jacksons The Haunting of Hill House gelesen. Einen Schauerroman, der sich obwohl recht früh erschienen sehr über das Genre erhebt und offen die Frage stellt, ob der Horror nicht nur in unseren Köpfen lauert. Tatsächlich ist er der früheste Vertreter, den ich kenne, der eine Vielzahl an Deutungsmöglichkeiten zulässt. Spuk oder Manipulation, psychische Erkrankungen oder böse Geister? Bertina Henrichs Die Schachspielerin habe ich zu einer Zeit gelesen als es den Blog noch nicht gab. Dass eine Frau aus ihrem Alltag ausbricht und Schach spielen lernt schlägt hohe Wellen in diesem Buch – ein Aufruf zum Ausbrechen aus Geschlechterrollen und eingetretenen Pfaden. Margaret Atwood darf in meinem Autorinnenschuber auf keinen Fall fehlen. Aber welches ihrer Bücher nehmen? Es drängt sich bei dem Titel ja schon ein bisschen auf … Der Report der Magd wurde bestimmt einige Male genannt. Und auch ich komme nicht drum herum. Schließlich zeigt ihr Werk anschaulich wie sich Stück für Stück eine Gesellschaft aufgelöst und in die Steinzeit versetzt hat, sobald sie sich bedroht fühlte. Xiaolu Guos Kleines Wörterbuch für Liebende hat einen unendlich spannenden Effekt. Das Buch ist im Stil einer Chinesin geschrieben, die noch im Begriff ist Englisch/Deutsch zu lernen (wann hat man je zu Ende gelernt? Eigentlich nie). Anfangs ist alles in gebrochenem Englisch/Deutsch geschrieben, später flüssiger. Entlarvend ist es die ganze Zeit über. Andere Mentalitäten, andere Erwartungen an das Leben, andere Behandlung – und das manchmal in wenige Worte gebannt. Das geht und liest sich verblüffend, wenn auch nicht immer einfach.
Header image/photo credit: Janko Ferlič
Jetzt ihr – wo ist euer Autorinnenschuber? Euer Diversity-Schuber? Euer Nationalitäten-Schuber? Euer LGBT-Schuber? Euer … „Was weiß ich“-Schuber? 🙂 Zeigt her, was ihr habt. Was wäre auch in eurem Autorinnenschuber? Was da oben habt ihr gelesen? Was nicht?
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