Bereits letztes Jahr haben wir lose Pläne für die nächste Leserunde geschmiedet. Inzwischen hat sich ein für mein Empfinden schon größeres Grüppchen zusammengetan. 🙂 Antonie aka Lesewahn/Die fabelhafte Welt der Bücher, Jana aka Wissenstagebuch, Kathrin aka Phantásienreisen, Kerstin aka Wörterkatze und ich sind dieses Mal dabei und lesen Tolstois Klassiker der Weltliteratur „Krieg und Frieden“. (Ich drücke mich ganz offensichtlich um die Definition von Labels wie „Klassiker“ und „Weltliteratur“.) Wie? Wann? Wo? Warum? Das verrät der Beitrag.
Eine Leserunde? Jetzt???
Der Zeitpunkt könnte kaum einen bittereren Beigeschmack haben? Das ist korrekt. Als Russland diese Woche an Donnerstag, dem 24. Februar in die Ukraine einmarschierte, fielen bei uns Zuhause die Kinnladen, die Moral, es nahmen die schlimmsten Befürchtungen zu. Zwar nicht ich, aber mir sehr nahe stehende Personen sind direkt davon betroffen. Es gibt Familie und Freunde in der Ukraine. Es wird hektisch telefoniert, die Nachrichten laufen, die News-Ticker sind immer offen. Alles ist plötzlich anders. Zudem gesellt sich das bittere Gefühl, dass ein einziger(!) Mann (und zig Oligarchen?) bereitwillig eine lange Phase des Friedens in Europa durchbricht und die Panzer rollen lässt. Wofür? Für nichts von Bedeutung. Denn was etwas bedeutet sind Menschenleben. Wozu gefährden? #STOPTHEWAR Es wäre eine Farce, wäre es nicht so schockierend, beängstigend und traurig. Wikipedia nennt das Stand heute „Russischer Überfall auf die Ukraine 2022“. Fucking Kriegstreiber!
Nun ist wie oben erwähnt die Leserunde seit letztem Jahr geplant. Gerade erst wurde das Startdatum von Mitte Februar verschoben und ein neuer Termin gefunden. Wer hätte gedacht, dass Krieg jetzt nicht nur auf dem Titel unserer Leserundenlektüre stehen würde? Wir haben darüber diskutiert und lesen trotzdem. Klar ist, dass das Weltgeschehen triggern kann. Wer will was über Schlachtfelder lesen (egal wie humanitär die Botschaft am Endes Buches ist), wenn man die auch in den Nachrichten sieht und von allen Seiten das sehr reale Leid mitbekommt. Es gibt unterschiedliche Ansichten darüber, ob Eskapismus in solchen Zeiten besser ist oder Konfrontation. Das muss jede*r für sich entscheiden. Tolstois Krieg und Frieden ist für uns vielleicht irgendwas dazwischen. Deswegen sind natürlich Pausen oder gar das Aussteigen möglich. Ist es eh – das war eigentlich noch nie anders bei den Leserunden, in denen ich mitgemacht habe. Während ich anfangs auch eher ratlos da saß als mir die Leserunde und dessen Gegenstand einfiel, sehe ich das nun klarer. Da steht #LesenUndFrieden – als ein klares Zeichen pro Frieden, gegen Krieg.
Ich bin auch noch dabei. Ist vielleicht immer noch anders als jetzt Bulgakow zu lesen. Packe schon mal die Bücher aus.
— Jana (@Wissenstagebuch) February 25, 2022
Meine ist so, dass ich trotz recht persönlicher Verbindung zum Konflikt gerade den Hashtag als Zeichen gegen Krieg sehen will. Ich werde es niemandem übel nehmen, der*die sich während des Lesens rausnehmen will wg. Triggern. Vllt geht mir das genauso. Flexibel und offen bleiben.
— MissBooleana (@MissBooleana) February 26, 2022
Auch wenn der Krieg im Buch eine wichtige Rolle spielt, es Szenen auf dem Schlachtfeld und zerstörten Orten gibt, ist #KriegundFrieden so viel mehr. Ein Buch mit hoffnungsvoller Botschaft, eine Geschichte über Vergebung und Menschlichkeit. #LesenundFrieden
— Phantásienreisen (@Phantasienreise) February 26, 2022
Die anderen W-Fragen
Unsere Leserunde startet morgen am 28. Februar. Wir kommunizieren hauptsächlich über #LesenUndFrieden auf Twitter, wo ihr auch ohne Anmeldung unsere Gedanken nachvollziehen könnt. Für mich ist es die zweite Begegnung mit Tolstoi, nachdem ich vor einigen Jahren Anna Karenina im Zuge einer Leserunde und meiner Aktion „Russischer und Ukrainischer Herbst“ las und sehr mochte. Schon lange schleiche ich um sein Krieg und Frieden, habe letztes Jahr die Bücher geschenkt bekommen und nun gab es kein zurück.
Für mich ist die Leserunde demzufolge die erste Begegnung mit Krieg und Frieden. Ich kenne bisher nicht mal Verfilmungen. In der Runde ist das ganz unterschiedlich. Für Kathrin ist es ein Reread in einer anderen Fassung (Urfassung) und wir haben allgemein unterschiedliche Ausgaben. Meine ist die aus dem Hanser-Verlag, erschienen in zwei Bänden. Wir haben uns auf die Fahne geschrieben Spoiler möglichst zu vermeiden. Es ist jedem freigestellt auf den Blogs darüber zu schreiben, wann und wieviel. Ihr hört also sicherlich wieder von uns 😉 Bei kürzeren oder spontaneren Leserunden habe ich zuletzt ja auch keine Ankündigung geschrieben (siehe Der Trafikant), aber dieses Buch wird uns eine Weile begleiten. Es hat ein paar Seiten mehr. Habt ihr jetzt spontan Lust mitzumachen, tut es! 🙂
Zu den Artikeln der Leserunde
… coming soon …
Ich bin gespannt, wo die Ukraine, Russland und wir alle stehen, wenn wir 2000 Seiten weiter sind. Und ich bin natürlich gespannt auf das Buch. Aus „Anna Karenina“ habe ich Tolstoi als einen sehr lebhaften und empathischen Erzähler in Erinnerungen. Einen wahren Chronisten von Kultur, Lebens- und Zeitgefühl noch dazu. Tja dann. #LesenUndFrieden!
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