angelesen: „Blood on the Tracks“ Bd.1, „Kaiju No. 8“ Bd.1 & „Chainsaw Man“ Bd.2

Heute gibt es zwei erste Bände und Neuerscheinungen in den Besprechungen und eine Fortsetzung, mit der ich langsam mal Dampf machen sollte. Es stellt sich auch wieder die alte, leidige Frage: zuerst Manga oder zuerst Anime? Die Besprechungen sind spoilerfrei.

„Blood on the Tracks“ Bd.1, Shūzō Oshimi, Manga Cult

Shūzō Oshimi hat u.a. bereits mit Die Blumen des Bösen Gespür für abgründige Stoffe bewiesen. In Blood on the Tracks ist es nun eine enge Mutter-Sohn-Beziehung, die im Zentrum der Handlung steht. Der Schüler Seiichi Osabe wird darin von anderen als verhätschelt angesehen. Noch wissen wir als Lesende wie auch Seiichi nicht, was andere damit meinen bis auf ein paar wenige Hinweise und Foreshadowing durch nahezu unheimliche Close-Ups auf das Gesicht der Mutter, stets Seiichi im Blick. Gegen Ende des ersten Bandes verstehen wir dann aber. Genauso wie Seiichi.

Blood on the Tracks ist jetzt schon das Versprechen auf einen dramatischen Manga über den Horror im Zwischenmenschlichen und wird moralische Fragen vor uns auffächern. Schaut man sich die Cover des insgesamt 13-bändigen Manga an (der übrigens auch erst im April 2022 in Japan fertig verlegt wurde), dann fällt auch auf, dass die wie ein Familienalbum aussehen. Bis es zu einem bestimmten Punkt mit dem Muster bricht. In Oshimis Artwork sieht man immer wieder Close-Ups auf Gesichter, die teilweise noch unergründbar scheinen. Wir sehen nur: da spielt sich was in Gedanken ab. Außerdem arbeitet der Mangaka viel mit Schraffuren, die den aufwühlenden Charakter des Inhalts gut wiedergeben. Zwar entwickelt sich Band 1 noch recht langsam, aber das Foreshadowing ist stark, emotional und spätestens dann das Ende ein Versprechen auf mehr. Hooked!

„Kaiju No. 8“ Bd. 1, Naoya Matsumoto, Crunchyroll

KAZÉ Manga oder Crunchyroll … noch nicht alle Webseiten sind sich einig, wie man es nennen soll, seitdem Crunchyroll KAZÉ gekauft hat. Die Angaben im Buch und das Logo sind aber eindeutig. Mein Gott. Ernsthaft – wie Crunchyroll expandiert und durch die Decke geht. Aber das ist ein anderes Thema. Seit 2020 läuft die Reihe Kaiju No. 8 in Japan, vor wenigen Tagen erschien der erste Band in Deutschland. Schauplatz ist ein alternatives Japan, das ständig von Kaijūs, übergroßen Monstern, heimgesucht wird. Die werden regelmäßig vom japanischen Verteidigungskorps mit ihren Spezialanzügen (nicht mit EVAs ^^) erlegt. Und danach müssen ihre Überreste beseitigt werden. In einem solchen Aufräumtrupp arbeitet Kafka Hibino, während seine Jugendfreundin Mina der Star des kampferprobten Korps ist. Er würde auch gern, hat den Eignungstest aber bisher nie bestanden. Als er wieder dank seines neuen Kollegen Renos den Mut fasst, beginnt er aber auch sich ab und zu selber in ein Kaiju zu verwandeln. Tja. Könnte hinderlich sein.

Kaiju No. 8 ist ein Spitzen-Action-Comedy-Manga mit sehr schönem Charakterdesign und einem sehr angenehmen, klaren und schnörkellosen Zeichenstil. Sowohl in den Actionlastigen und Gore-Momenten wuppt Mangaka Matsumoto das wie auch in den witzigen oder dramatischen. Der Manga ist außerdem im vollen Bewusstsein vieler Eventualitäten geschrieben wie 1. selbst wenn der verwandelte Kafka heldenhafte Dinge tut, wird er zwangsläufig verängstigen und verfolgt werden. 2. Kaiju aufräumen ist kein Kinderspiel. Ein bisschen schade ist es aber schon als Kafka und Reno den Test für das Verteidigungscorps anstreben und sich die Handlung von der Zerlegung der Kaiju wegbewegt. Das war ein Metier, das man weniger sieht und kennt. Wohingegen das bis an die Zähne bewaffnete Rumlaufen in engen Spezialanzügen und rumwummern mit großen Waffen schon zig mal gesehen ist. Obwohl ich bisher alle Figuren sehr mag, erinnern mich die weiblichen Charaktere aber bei Weitem zu stark an Asuka und Rei in Neon Genesis Evangelion und andere Tropen zwischen „arrogante Spitzenreiterin mit Issues“ und „wortkarges Ass“. Muss man abwägen wie sich die Geschichte entwickelt. Kafkas Vorname kann wohl nur eine Anspielung auf Die Verwandlung sein. 🙂

„Chainsaw Man“ Bd. 2, Tatsuki Fujimoto, Egmont Manga

Nachdem mir Band 1 schon gefallen hat, enttäuscht auch Band 2 nicht. Denjis Deal mit Power verfolgt er eifrig weiter, auch wenn sie versucht hat ihn auszuliefern. Was für Denji dabei rausspringt ist wieder Mal Ausdruck des naja, etwas subversiven Humors von Chainsaw Man. Auch nicht frei von Fanservice-Gedanken. ^^ Man kann schwer etwas dazu schreiben ohne zu spoilern, weswegen ich es an dieser Stelle einfach lasse. Nach dem Auftrag gibt es auch relativ bald einen neuen für Denji, der auch mal zeigt in was für einer Welt er eigentlich lebt. Denn abgesehen von der Erwähnung der Teufel wissen wir verhältnismäßig wenig. Der Pistolenteufel wird erwähnt und was für verheerende Schäden und hohe Anzahl an Todesopfern er nach sich zog. Schockierend wird es manchmal erst, wenn die Opfer Gesichter bekommen. In dem Zusammenhang lernen wir etwas mehr über Aki, was sehr wünschenswert ist und dem schwarzhumorigen Manga noch dankbarerweise Tiefe entgegen setzt.

In einem zweiten Band ist da noch nicht wahnsinnig viel zu erwarten, aber etwas mehr wüsste ich schon ganz gern über die Charaktere. Gerade gegen Ende des Bandes lernen wir einige mehr kennen. Ich erwarte nicht, dass die alle den dort angefangenen Story Arc überleben. Es gilt dort wieder einen Teufel zu besiegen, der ihnen dieses Mal eine auf andere Weise interessante Falle stellt. Ich würde am liebsten gleich weiterlesen. Und wenn ich Buchhandel meines Vertrauens die Mangas abgeholt habe, werde ich das auch tun… .

Dass ich „Blood on the Tracks“ weiterlese, erklärt sich vermutlich in der Besprechung. Weiterlesen werde ich „Kaiju No. 8“ wohl auch, aber es hängt vieles davon ab wie die folgenden Bände gestaltet sind. Zwischendurch habe ich mich auch gefragt, ob ich „Chainsaw Man“ weiterlesen oder lieber den Anime sehen möchte. Aber mit Band 2 ist das nun relativ klar – erst Manga. Wenigstens ein paar Bände. Der Anime wird wohl kaum alle 12 bisher erschienenen adaptieren. Also … 🙂 Sehr cooles Ding. „Blood on the Tracks“ zum Anderen ist wohl einer der besten Drama-Manga, die ich bisher gelesen habe. Kennt ihr die Reihen? Wie ist eure Meinung dazu? Und was hilft euch bei der Entscheidung „zuerst Manga oder zuerst Anime“?

In „angelesen“ sammle ich die Eindrücke von Buchreihen, die ich lese. D.h. insbesondere von Manga und Comics, die ich noch nicht abgeschlossen habe und deswegen nur als Teil eines Ganzen betrachten kann. Wer andere Literatur sucht und die Meinung zu abgeschlossenen Reihen, findet die in ausgelesen, einer weiteren Rubrik hier im Blog. 🙂

5 Antworten

  1. Avatar von donpozuelo
    donpozuelo

    Ich dachte kurz, hier kommt jetzt was zu Bob Dylans Blood on the Tracks

    Chainsaw Man hat ja jetzt seit kurzem auch seine Anime-Serie bekommen und ich höre auch davon nur Gutes. Dieses Konzept klingt aber auch schon wieder herrlich verrückt

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Durch die Recherche dazu, woher der Name des Mangas kommen könnte, habe ich auch von Bob Dylans Album(?) gehört. Aber ich kenne mich mit Bob Dylan leider so gar nicht aus, weswegen ich mir den Zusammenhang nur so zusammenmunkeln kann. Aber der Manga ist sehr gut bisher. Auf einer menschlichen Ebene auch sehr creepy.

      Jaaa, da ging durch die Gemeinde schon regelrechte Aufregung als der Chainsaw Man Anime überhaupt erst angekündigt wurde. Ich lese noch ein paar Bände bevor ich mir die Staffel anschaue. Aber soviel lässt sich schon sagen … ganz schön krasser Humor, aber wirklich gute Reihe.

      1. Avatar von donpozuelo
        donpozuelo

        Auf das Album bin ich auch erst durch die Serie „Californication“ gekommen, da empfiehlt Hank seiner Tochter das Album als bestes „Break-Up Album“ und es stimmt. Tolle Platte, kann ich nur empfehlen.

        Und ja, Chainsaw Man interessiert mich auch sehr.

  2. Den Kaiju muss ich wohl haben … läuft mir gerade ständig über den Weg und sieht ganz nach meinem Geschmack aus 🙂

    LG
    Sandra

  3. Avatar von voidpointer
    voidpointer

    Flowers of evil und Blood on the Tracks klingen wirklich spannend, wobei ich nicht weiß, ob das zur Zeit das richtige für mich ist …

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