Netzgeflüster: Was Blogs können

Als ich anfing zu bloggen, fand ich einen Katalysator für den Wunsch nach Austausch und den Drang zu schreiben. Mein Blog sollte außerdem mein erweiterter Mindpalace sein, der so Dinge festhält wie Empfindungen und Meinungen über Medien. Weil ich eben auch mal was vergesse. Welcher Film von Kathryn Bigelow ist mein liebster? Und was hat mich doch gleich an diesem einen Buch fasziniert, was gestört? Das alles können im Einzelnen auch Excellisten, ein Tagebuch, soziale Netze und Gespräche im real life erledigen. Aber nicht alles in Summe. Als ich anfing zu bloggen, sagte mir aber auch eine damalige Kommilitonin: „Bloggen ist doch jetzt schon tot“. Das tat weh.

Viele Jahre war das für mich unerheblich, weil ich eine gewisse, kleine Bubble gefunden habe. Eine, in der ich lese und die mich liest und das macht mich sehr glücklich. Als ich mich neulich an einem Wochenende aber hinsetzen und Kommentare beantworten wollte, sah ich, dass es keine neuen gab. Ich sah auch, dass zwei von mir geschätzte Bloggende aufhörten und Abschiedsartikel schrieben. Dann wiederum las ich zwei Artikel großer Zeitungen und Online-Portale, die das „personal blogging“ zurückforderten. Tja, was soll es denn nun sein? Quo vadis, Blogging? Das entscheiden letzten Endes die Lesenden. Und doch habe ich mal zusammengetragen, was ich als die Chancen des Bloggings als Teil der Netzkultur sehe.

Die Vielfalt an Inhalten

Das erste Argument für das Bloggen ist auch das schwächste und allgemeinste. Seitdem es das Internet gibt, werden Inhalte von Privatpersonen und Business in den elektronischen Äther gestopft. Die Themenvielfalt ist sicherlich mit dem sogenannten Web 2.0 explodiert, damals eben vorrangig auf Textebene. Es gab plötzlich Wikis, CMS und Blogsoftware, die jeder bedienen kann. Heute gilt diese Themenvielfalt aber auch für alle anderen Darreichungsformen wie Podcasts und Videoformate. Daher: das schwächste und allgemeingültigste Pro-Blog-Argument. 😉

Blogs sind zeitsparend

Zeit, Ruhe, Bloggen

Hier gehen sicherlich die Meinungen auseinander und die Wahrnehmung ist von Konsument:in zu Konsument:in unterschiedlich. Für diejenigen, die nur 10-min-Podcasts hören, aber „2000 Zeichen pro Tag“-Blogs lesen (gibt es das?), wird die Rechnung wohl nicht aufgehen. Nehme ich mich als Datengrundlage, dann finde ich in meinem Podcatcher hauptsächlich Episoden verschiedener Casts, dere Episoden 28 Minuten bis über zwei Stunden Spieldauer haben. Sowohl in meinem Podcatcher, als auch in meinem Feedreader sind aber schon viele unterschiedliche „Content Creators“ abonniert. Von Youtube fange ich erst gar nicht an, da komme ich schon seit Jahren nicht hinterher. Es ist ein Überangebot, das schier unzähmbar erscheint und daher nie lückenlos konsumiert werden kann. In meinem Fallbeispiel kann ich aber 20 Blogartikel in der Spielzeit einer einzigen Podcastepisode lesen. Das wissenschaftlich zu sezieren oder das „Ergebnis“ messbar zu machen, erscheint mir fast unmöglich. („Was ist der Gewinn der beiden im Vergleich?“ „Bringen die 20 Artikel mehr als die 28 Minuten Casts?“ Wie misst man das? „Waren die vermittelten Informationen im Podcast tiefgründiger, oder wurde einfach viel gelabert?“ etc.) Hier stehen sich einfach blanke Summen gegenüber, die vielleicht auch nur für mich aufgehen. Tatsächlich sind über einstündige Podcast-Formate für mich immer noch schwer zu verfolgen und fast eine Wochenaufgabe, für die zog andere Casts hinten runterfallen – wie übrigens auch Blogartikel. Nur ist die Masse hier scheinbar größer, aber leichter zähmbar.

Es braucht wenig um Blogs zu lesen

Wenn einigermaßen responsive, dann können Blogs in Feedreadern, Apps und einfach auf der Webseite gelesen werden. Sie sind dann über alle Endgeräte verfügbar, die entsprechende Apps oder mindestens über einen Browser verfügen. Was braucht es also? Im Zweifelsfall eben nur Internet. Bei Podcasts sieht das inzwischen ähnlich aus, bei Videoformaten gilt dasselbe. Kopfhörer sollten es dann aber zumindest in der Öffentlichkeit schon sein und bei Videos gibt es eben je nach Inhalt kein „Freihand-Hören“. D.h. irgendwann wird man mal hinschauen wollen. Klar, einen Blog kann ich nicht beim Schnippeln während des Kochens lesen. Also manche vielleicht, ich nicht. Alles hat seinen angedachten Zweck, manches geht hier und da besser als anderes. Trotzdem brauche ich weniger um beispielsweise Blog zu lesen.

Blogs sind durchsuchbar

In vielen Fällen werde ich auf die Podcasts und Videos gar nicht aufmerksam, die mir Lösungen versprechen. Neulich wurde in einem Podcast über Scrum eine Frage beantwortet, über die ich selber schon lange mariniere. Suche in der Suchmaschine brachte nichts hervor. Klar – der Inhalt war auf der Tonspur, nicht in der Beschreibung des Podcasts, nicht im Titel. Transkripte werden nicht zwingend zur Verfügung gestellt oder seo-wirksam ausgewertet. Und so ist der Inhalt an und für sich da, aber für niemanden durchsuchbar. In Podcasts und Videos wird u.a. durch tagging dagegen gearbeitet oder durch das markieren von Segmenten innerhalb von bspw. Youtube-Videos. Der Blog geht aber in vielen Fällen als Ganzes in die Auswertung im Index ein. Andersrum: wenn ich auf einer Webseite suche, finde ich gleich den Abschnitt durch Schlüsselwörter und bin in Sekunden an der Stelle, wo ich hinwill. Podcasts kompensieren das häufig durch ein Inhaltsverzeichnis, das mich aber meist trotzdem nicht zu der konkreten Stelle führt, sondern nur zum dem Näherungswert.

Sie sind die Single-source-of-truth

Häufig unterscheidet sich die Darstellung von Podcastepisoden stark nach Podcatcher oder wie auch immer man sie konsumiert. Ich hatte schon Apps, die nicht die ganze Beschreibung des Podcasts übernehmen oder keine tags. Manchmal nicht mal die URL zum Podcast. Häufig finde ich manche Podcasts eben nur in Spotify oder im Podcatcher oder auf der Podcast-Webseite. Es gibt keine mir bekannte Möglichkeit wirklich alle Podcasts in einem Feed zu vereinen. Blogs sind textbasiert und leichter integrierbar. Sie haben meist die eine Quelle, wenigstens die Quell-URL.

Blogs sind (meist) interagierbar

Es gibt natürlich jede Menge Bloggende, die sich dagegen entscheiden Kommentare auf ihren Plattformen zuzulassen. Die Gründe sind vielfältig. Hatespeech – ich kenne mindestens drei von Frauen geführte Gaming-Blogs, die diesen Schritt gehen mussten, um ein ruhiges Leben zu haben. Anderer Grund auf Kommentare zu verzichten: mangelnde Zeit für die Moderation. Aber letzten Endes führen viele Blogs, um zu ihren selbst gewählten Themen eine Plattform für Austausch zu ermöglichen. Podcasts werden häufig durch Podcatcher konsumiert, also Apps die ähnlich Feedreadern die Folgen auflisten. Die Podcatcher heißen aber nicht umsonst catcher, weil sie die Folgen abgreifen, aber keine Reaktionen zurückspeisen. So gehen den Podcastern die Kommentare in einzelnen Apps und dortigen Bewertungen o.Ä. verloren. Ich habe schon von einigen Castern gehört, dass sie das sehr bedauern. Dass ihnen Feedback häufig entgeht oder es als frustrierend wahrgenommen wird, kein Echo zu bekommen. Auch dass man eben social media als Ersatz für die Kommentarspalte nutzt. Natürlich funktioniert das auf Blogs auch nur ansatzweise besser. Wer nie die Blogs öffnet, sondern auch nur im Feedreader liest, verzichtet häufig darauf einen Kommentar dazulassen. Leider auch ein Grund, warum viele Bloggende das Handtuch schmeißen. Auch ich bin frustriert deswegen. Wie komme ich dann also zu meiner Einschätzung, dass Kommentare und Feedback ein typisches Blog-Ding sind? Sagen wir mal so: ich lese viel Blogs und höre viel Podcasts. Kommentare sehe ich aber nur unter „klassischen“ Blogs und fast nie unter den Podcasts. Und das ist eigentlich sehr sehr schade.

Blogs tun etwas für die Lese- und Schreibkompetenz

Das ist jetzt der Punkt, an dem ich mich wohl etwas weiter aus dem Fenster lehne. 😀 Ist das denn so? Habt ihr meine Tippfehler schon gezählt? Ich behaupte trotzdem, dass Blogs etwas für die Lese- und Schreibkompetenz tun. Als „Produzent:in“ brauch man beides, als „Konsument:in“ fördert man immerhin die Lesekompetenz. Ich empfinde das zumindest so. Auch stilistisch und inhaltlich hinterfrage ich deutlich mehr, was ich da zu Papier bringe. Ist die Beweisführung schlüssig? Springe ich in meinen Gedankengängen? Ich denke mehr über das Schreiben nach als ich es vor der Bloggerei getan habe und bekomme darüber auch Feedback, was mir hilft. Ich denke ernsthaft, dass mir das gut tut und vielleicht sogar meine Analysekompetenz gestärkt hat. Letzteres weisen all jene, die Videos und Podcasts skripten natürlich genauso auf.

Irgendwas mit Internet

Wo wir gerade bei Kompetenzen sind, erfordert das Bloggen auch einen bewussten Umgang mit dem Internet, digitaler Präsenz, Technik (wenn man beispielsweise selber hostet oder selbster administriert) oder vielleicht sogar Rechtssituation. Ist das jetzt die Schattenseite …? Das überlasse ich euch zu beurteilen, aber ich denke das ist so ein Fluch-Segen-Ding.

Nicht jeder hält gern sein Gesicht in die Kamera

Geht man in’s Internet, muss man sich fragen mit welchem Level von Präsenz man komfortabel ist. Gläserner Mensch? Datenschutz oder Datenschmutz? Bloggen kann ein safe space für all jene sein, die gefunden werden können oder gar gefunden werden wollen. Die aber eine gewisse Privatsphäre brauchen. Die nicht gern ihr Gesicht in die Kamera halten. So gesehen kann Bloggen sogar das kostengünstigere Hobby sein.

Zu dem Thema kann ich auch sehr den Artikel WHY BOOK BLOGS STILL MATTER IN AN AGE OF BOOKTOK von Danika Ellis empfehlen. Es ist aus Sicht der LGBTQ+ Community geschrieben mit einem besonderen Auge auf Trends vs. Themenvielfalt. Anfangs war der Titel dieses Beitrags übrigens „Was Blogs besser können“. Zwar gibt das die Intention auch wieder, vielleicht sogar besser, ist aber auch sehr frontal. Es geht mir nicht darum andere Plattformen oder Medien klein zu machen, alle haben ihre Daseinsberechtigung, ihre Vor- und Nachteile. Einen Blog kann ich mir über Umwege zwar auch vorlesen lassen, aber ein Podcast konsumiert sich beim Kochen schon angenehmer. So oder so: das eine schließt das andere nicht aus. Ich konsumiere all diese Plattformen, aber produziere sie nicht alle. Als jemand, die gern schreibt, hat das Bloggen immer noch einen besonderen Stellenwert für mich. Zusätzlich zu den oben genannten Punkten. Wie seht ihr das? Was ist eure „Lieblingsplattform“ oder euer bevorzugtes Medium? Warum bloggt ihr? Warum bloggt ihr nicht? Und um wieder zum Einstieg zurückzukehren: ist Bloggen wirklich tot?

Netzgeflüster ist eine Kategorie meines Blogs in der ich mich immer zwischen dem 10. und 15. eines jedes Monats Themen aus IT, Forschung, Netzwelt und Internet widme genauso wie Spaß rund um die Arbeit mit Bits und Bytes. 🙂

22 Antworten

  1. Wenn es um den Konsum geht, muss ich zugeben: Ich schaue am liebsten Videos. Vor allem, weil ich dabei Spiele spielen oder durch meinen Twitter- oder Goodreads-Feed scrollen kann. Ich lese aber trotzdem weiterhin noch gerne Blogs, in der letzten Zeit sind sogar ein paar dazu gekommen. (Wenn auch niemand so konsistent bloggt wie du ;-)) Podcasts habe ich mal ausprobiert, aber schnell wieder aufgegeben, denn ich habe sie auf Kosten von Hörbüchern gehört und deren Konsum ist mir wichtiger.
    Aktiv ist es für mich ganz klar der Blog. Ich mit meinen Ängsten könnte es mir nie vorstellen, mich vor eine Kamera zu setzen. Da bin ich bestimmt nicht die einzige und deshalb glaube ich auch, dass der klassische Blog eine Zukunft hat.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Podcasts und Hörbücher wechseln sich bei mir auch ständig ab. 🙂
      Ja, es ist schon verlockend, dass man sich Inhalte erzählen lassen kann, statt zu lesen. Das lässt sich nicht von der Hand weisen…aber umso mehr freut es mich, wenn Blogs auch weiterhin gelesen werden. Aber wem erzähle ich das, du bloggst ja selber 😀

  2. Ah – es geht um den Konsum von Blogs, nicht um das Betreuen. Beim Punkt „Blogs sind zeitsparend“ wollte ich nämlich schon einschreiten 😀

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Na nicht nur – es geht auch um das Betreuen und Schreiben. Sondern stünde da nicht Lese- UND Schreibkompetenz. Was findest du am zeitraubendsten?
      Bei Podcasts und Videos ist denke ich die Nachbearbeitung knackig.

      1. Content erstellen ist schon sehr zeitraubend. Themenauswahl, das Schreiben an sich, das Hosten – also das frisst bei mir schon recht viel Zeit. Deshalb um so beeindruckender für mich, wie regelmäßig du hier solche langen und qualitativen Beiträge posten kannst!

        1. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das Podcasten mindestens genau so viel Zeit in Anspruch nimmt, wie das Schreiben von Blogartikeln. Mit Videos habe ich keine eigene Erfahrung, aber von Freund*innen weiß ich, dass es sehr zeitintensiv ist.

          Liebe Grüße
          Sandra

  3. Was für ein wunderbarer Artikel, bei dem ich an fast jeder Stelle laut zustimmend „JA“ schreien wollte.

    Gerade die Aspekte des Durchsuchens und der stärkeren Anonymität / Privatsphäre finde ich wichtig. Und zum Thema Durchsuchen fällt mir noch ein: Die Inhalte sind langlebiger auffindbar. Klar, auf YouTube oder bei Podcasts stehen die Inhalte auch länger bereit – sind aber mangels Durchsuchbarkeit nicht so gut auffindbar. Ich hatte zum Beispiel neulich ein kurzes Video zu einem bestimmten Thema gesucht – und nicht gefunden, obwohl ich wusste, dass es das Video gibt.
    Und von der Kurzlebigkeit bei Twitter, Insta, TikTok fang ich gar nicht erst an.

    „In meinem Fallbeispiel kann ich aber 20 Blogartikel in der Spielzeit einer einzigen Podcastepisode lesen.“
    Genau das! Der wohl größte Punkt, warum ich ungern Videos schaue und auch Podcasts sehr unregelmäßig höre, liegt genau darin begründet, dass sie mich für eine fixe Zeit binden und meine komplette Aufmerksamkeit fordern. Auf Blogs kann ich in der Zeit mehrere Artikel lesen, ich kann Abschnitte nur überfliegen oder skippen, wenn ich diese Infos schon kenne oder Zeitmangel habe, und versteh trotzdem den Kern des Artikels. Bei einem Video oder Podcast kann ich nicht so einfach etwas überspringen oder scannen, weil ich nicht sehe, wann ein gedankliche Bruch / ein neuer Abschnitt beginnt. Und wenn ich das Lesen für ein paar Stunden unterbrechen muss, weiß ich später sofort, wo ich weitermache – das geht bei Podcasts auch, aber bei Videos muss ich wieder ausprobieren, vor- um zurückspulen, bis ich die Stelle gefunden habe.

    Von daher hoffe ich, dass bei all der Fokussierung auf Bilder und Videos auch Texte und Blogs bestehen bleiben.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Das freut mich sehr! Ich erkenne mich auch in den von dir genannten Beispielen wieder. Erst neulich habe ich bedauert, dass ein Browser nicht gespeichert hat, bis wohin ich den Podcast zuletzt gehört habe. Und das ist einer, den ich tatsächlich in K-E-I-N-E-M Podcatcher finde. Andersrum wollte ich neulich für die Blogophilie ein paar Podcastepisoden verlinken und konnte aus meinem Podcatcher mehrmalig nicht die Quell-Links zu den Podcasts exportieren. Dann ist dann auch der geheime Grund, warum ich so selten in der Blogophilie Podcasts habe …

      Zu TikTok finde ich gar keinen Zugang …ich gestehe aber auch, dass ich es gar nicht richtig probiert habe. Mir kommt das nur wie ein weiteres, zeitraubendes, soziales Netz vor. Vllt klinge ich jetzt auch wie ein Boomer.

  4. Wie meine Vorkommentator*innen kann ich bei allen Punkten auch nur zustimmen. Was den Konsum angeht höre ich zwar auch Podcasts und schaue YouTube-Videos, doch Blogs möchte ich dennoch nicht missen. Gerade mit einem RSS-Reader eine unschlagbare Kombination. Zumal liebe ich den Austausch. Und auch im Reader (Feedly) bin ich angemeldet und kann nach einem Klick kommentieren (zumindest im WordPress-Kosmos). Ansonsten merke ich mir die Artikel für später vor und kommentiere dann, so wie jetzt auch, vom Rechner aus.

    Was die Content-Creation angeht, kann ich mir auch kein anderes Format gut vorstellen. Ja, ich bin auch auf Twitter, Instagram und Co. unterwegs, aber das ist eben einfach „nichts eigenes“. Auch viel Nostalgie spielt hier mit; ich blogge schon seit 2006 und viele Erinnerungen sind eben nur dort festgehalten, teils privater Natur, teils was den Medienkonsum angeht. Auch die Kontakte durch den Blog möchte ich nicht missen, so lese ich auch deinen Blog schon seit Anfang an und auch wenn es weniger Blogger*innen werden, so sind ein paar aus dem harten Kern noch immer dabei. Das finde ich schön und beruhigend in dieser schnelllebigen Welt.

    Mit einem Privatblog allerdings noch einmal enorm Reichweite zu generieren bzw. davon Leben zu können, diese Zeiten sind, so befürchte ich, wohl tatsächlich vorbei. Allein als Hobby jedoch, könnte ich mir nichts Schöneres vorstellen.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Oh, das mit dem „nichts eigenes“ ist ein guter Punkt. Da fällt mir nämlich ein Aspekt ein, den ich oben vergessen habe. Im Gegensatz zum „Microblogging“ auf TikTok, Instagram, Twitter, Tumblr und Konsorten ist man eben auch (relativ) plattformunabhängig. D.h. wenn Twitter morgen seine Richtlinien ändert und niemand mehr über Filme reden dürfte, dann wäre es Bloggenden herzlich egal, denn die haben ja ihre „single source of truth“. Klar, da gibt es auch Gesetzmäßigkeiten, aber zumindest hat man die eher in der Hand als das, was sich ein Konzern ausdenkt.

      Und über das Hobby denken wir auch gleich 😉

  5. ein super cooler beitrag, danke dafür.
    ich blogge auch schon ein paar jahre, seit 2016 um genau zu sein. auch ich hab schon gesagt, dass blogs „tot sind“, aber dennoch lese ich sie nach wie vor gerne und freue mich, dass es nach wie vor zahlreiche tolle blogs gibt, denen ich folge.
    in zeiten der schnelllebigkeit sind natürlich plattformen wie insta, twitter, tiktok etc. ansprechender für viele, aber blogs bieten einfach noch ganz andere möglichkeiten, die du ja schon aufgezählt hast.
    was die schreibskills und das generelle sprachgefühl betrifft, kann ich dir total zustimmen.
    seit dem ich blogge mache ich mir noch mehr gedanken über das schreiben, ausdrucksweise, satzbau etc.

    liebe grüße,
    nicci

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Das freut mich, ich sehe das ähnlich. 🙂 Und dass wir immer zu Blogs zurückkehren, ist wahrscheinlich auch ein Indikator.

      Ebenso liebe Grüße!

  6. Sehr interessant!

    Ich mag am Bloggen, dass ich anders als bei wissenschaftlichen Publikationen einfach „mal so“ was runterschrieben kann. Und wenn mir 3 Jahre später was Neues dazu einfällt, dann kann ich den Artikel einfach überarbeiten. Daher habe ich mehrere Artikel, die quasi „work in progress“ sind, an denen ich immer wieder rumschraube.

    Das Feedback auf dem Blog selbst und in den Sozialen Medien ist in mehrfacher Hinsicht wichtig für mich. Einmal, um Reaktionen zu erfahren, andererseits aber auch im Sinne von „Citizen Science“. Meine Leser*innen und Hörer*innen arbeiten im Idealfall indirekt an meinen Projekten mit, indem sie mich mit Ideen und Hinweisen füttern.

    Ein Podcast, dem es gelungen ist, auf dem zugehörigen Blog zahlreiche Kommentare pro Folge zu erhalten, ist Trek am Dienstag. Da ergeben sich manchmal sehr spannende Diskussionen, bei denen gelgentilich tolle Gedanken rauskommen.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Das stimmt! das „einfach so runterschreiben“ gilt leider auch für diskriminierende Inhalte oder anderes problematisches, aber ich denke dem steht eine sehr große Masse an positiverem entgegen. Sei es der freundliche Gärtnereiblog von nebenan. Alles hat seine Nische, zudem.

      Citizen Science – das ist ja spannend! So habe ich noch nie darüber nachgedacht. Aber in deinem Fall ergibt das sehr viel Sinn und ich bin ja auch dabei u.a. wegen des Austauschs. Wem soll ich schon immer von all den Filmen und Bücher erzählen … das wollen meine Arbeitskolleg:innen und Freunde auch nicht jeden Tag hören, haha.

      Was macht Trek am Dienstag anders!?

      1. Das ist eine gute Frage. Sie haben sehr viele Hörer*innen und davon melden sich recht viele im Forum und diskutieren gerne miteinander. Mir ist schon ein paar Mal aufgefallen, dass Star Trek-Fans ein wenig dazu neigen, sich gerne auszutauschen und das in einem angenehm freundlichen Ton. So scheint mir da bei TaD einiges zusammenzukommen. Da ist eine richtige Community entstanden.

        Was ich ganz vergessen habe: Ich kommentierte bis vor Kurzem jede Folge, die ich von einem Podcast gehört habe. Abgesehen von den üblichen Gründen bewahre ich mir so die Übersicht, welche Folgen ich schon durch habe 😉 Bei Podcasts ohne Forum passiert es mir nervig oft, dass ich Folgen versehentlich mehrfach einschalte und das dann erst mitten in der Sendung irgendwann merke. Bei Podcasts mit Forum schaue ich im Zweifelsfall einfach vorher nach, ob ich da was schon geschrieben habe und weiß dann Bescheid 😉

        Vor wenigen Wochen haben ich das aber eingeschränkt. Bei Podcasts, wo fast grundsätzlich keine Antwort von den Podcaster*innen kommt, spare ich mir das mittlerweile. Es ist irgendwie albern, etwas zu schreiben, wenn man vorher schon weiß, dass keine Reaktion erfolgen wird.

  7. Avatar von donpozuelo
    donpozuelo

    Ich zitiere nur „Vanilla Sky“: People will read again

    Und ja, Bloggen hat schon was. Man möchte zwar in unseren Zeiten echt meinen, es wäre überholt, aber vielleicht ist es auch genau das, was den Reiz noch ausmacht… ein bisschen Ruhe, ein bisschen Zeit für sich haben, lesen, reflektieren. Ist schon eine tolle Angelegenheit

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ich hoffe, dass „Vanilla Sky“ recht hat. 🙂 Mir gefällt der Gedanke.
      Vielleicht wird es wirklich wieder cool, wenn alle merken, das Entschleunigen ganz gut wäre. Manchmal habe ich das Gefühl wir fallen alle mal irgendwann mit digitaler Reizüberflutung um, lange bevor KI und Augmented Reality und Hologramme unseren Alltag anreichern.

      1. Avatar von donpozuelo
        donpozuelo

        Da könntest du definitiv recht haben. Das Gefühl habe ich auch manchmal…

  8. Eigentlich wollte ich schon vor Wochen antworten, aber die Zeit dafür hat einfach gefehlt. Aber immerhin verdeutlicht das Beispiel die Langlebigkeit von Blogbeiträgen ganz gut – auf Social-Media Plattformen wäre das so wahrscheinlich nicht mehr möglich gewesen.

    Ich glaube auch nicht, dass das Bloggen tot ist, zumindest kann ich mich als relativ neuer Blogger jeden Monat über immer mehr Leser freuen. Die Reichweite eines Fitness-Influencers wird man mit einem Buch Blog wohl nicht generieren können – aber ich sehe das als gutes Zeichen, schließlich spricht das für den vielfältigen Lesegeschmack der hiesigen Leserschaft.

    Natürlich höre ich auch Podcasts und gelegentlich YouTube-Videos, aber erstaunlich wenig mit Literaturbezug, spontan würde mir als wirklich regelmäßig konsumierter Kanal nur Markus Gasser einfallen. Wirklich gute Artikel zum Thema Literatur findet man mittlerweile sowieso nur noch in Blogs. Zumindest im Klassikerbereich ist das sog. Feuilleton ja mittlerweile dazu übergegangen, (1) das Nacherzählen von Nachworten, und (2) dürftige Übersetzungsvergleiche als journalistische Arbeiten zu verkaufen. Da verbringe ich meine Zeit lieber auf den unzähligen tollen Literaturblogs, die den klassischen Zeitungen schon längst den Rang abgelaufen haben.

    Social-Media Kanäle haben sicherlich auch ihre Berechtigung und eine vorschnelle Verurteilung wird ihnen nicht gerecht – aber so richtig viel kann ich dazu nicht sagen, da ich mich schon vor Jahren davon verabschiedet habe.

    Ansonsten kann ich dir nur bei all deinen Punkten zustimmen – Danke für diese tolle Erinnerung!

    Viele Grüße,

    Eugen

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Haha, na prima, das der Artikel dann gleich ein Beispiel für ein paar der Punkte da oben wurde. ^^

      Mir fallen tatsächlich schon ein paar deutsche Literaturvlogger/-youtuber:innen ein und jede Menge aus dem englischsprachigen Raum. Letztere höre ich weniger, weil die Bücher halt gefühlt immer so weit weg von dem deutschen Buchmarkt sind. Das muss ja nicht schlecht sein, aber ich habe immer das Gefühl mich dann sehr in einer Nische zu bewegen, die wenig mit den Themen meines Alltags und der tagtäglichen Nachrichten zutun hat. Ergibt das Sinn? Ich komme mir dann immer vor wie in einer Blase, abgeschnitten vom Rest meines Alltags. Deswegen habe ich komplett aufgehört englisch Book-Youtuber zu verfolgen.

      Allerdings muss ich auch gestehen, dass ich (zum Thema Zeitungen den Rang ablaufen) mir manchmal eine Spur mehr objektivität, betrachten mehrerer Seiten und Quellenangaben in Blogs wünschen würde. Aber es zwingt mich ja keiner, die weiterzulesen …

      Freut mich, wenn ich ein bisschen Aufwind verbreiten konnte. So war’s gedacht. ^^
      Ebenso viele Grüße

  9. […] In Zeiten von bild- und videodominierten Netzwerken und ultraschnellen Plattformen, die uns nur Inhalte zeigen, die nach Urteil von Algorithmen zu uns passen, sind Blogs schon oft totgesagt worden. Miss Booleana zeigt auf, warum dieses Format weiterhin eine ganz einzigartige Berechtigung hat und welche Vorteile Blogs gegenüber all den anderen Social-Media-Diensten haben. […]

  10. Gerade meine gespeicherten Beiträge durchgegangen, die ich noch kommentieren wollte 🙂
    Insbesondere dein Punkt „Blogs sind durchsuchbar“ finde ich unschlagbar – gerade wenn ich was ganz konkretes suche, dann ist das so viel schneller als vorspulen zu müssen in Videos oder Podcasts – immer in der Angst, etwas interessantes zu verpassen (deshalb mache ich das so gut wie nie, FOMO lässt grüßen).
    Weshalb ich Blogs auch mag, ist dass ich Bildern eine eigene Plattform geben kann. Es fühlt sich auf meinem Blog tatsächlich mehr nach Bühne an, wo ich mir Zeit nehme.

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