Ist das Remake-Reboot Hellraiser – Das Schloss zur Hölle nur für diejenigen ein fantastischer Film, die nie so ganz zur Hellraiser-Filmreihe der 80er Jahre (und folgende) gefunden haben? Vielleicht. Darin versucht die ehemals Drogenabhängige Riley (Odessa A’zion) einen Neustart. Neuanfänge sind aber schwierig, wenn man mit dem helicopternden Bruder (Brandon Flynn) zusammenlebt und der Partner (Drew Starkey) einen gern zu illegalen Aktionen überreden will. So kommt es zu Zerwürfnissen, Konflikt und einem Einbruch. Nachdem Riley und ihr Freund eine seltsame Puzzle-Box gestohlen haben, verschwinden Menschen und die Rätsel fordern Blut. Riley und ihre Freunde versuchen herauszufinden, was es mit der Box auf sich hat und landen in der Villa des ebenfalls verschwundenen Millionärs Voight (Goran Višnjić) – oder ist es eine Falle?
Auf eine verdrehte Weise ist Hellraiser – Das Schloss zur Hölle ein Remake von Hellraiser – Das Tor zur Hölle, der ersten der Verfilmungen von Clive Barkers Horrorklassikern. Mit dem Original hat es aber wenig gemein. Nach fast fünfzehn Jahren Produktionshölle und Besetzungsroulette ist Barker selber wie auch David S. Goyer als Produzent gelistet, das Drehbuch stammt hingegen von Ben Collins und Luke Piotrowski, während David Bruckner Regie führte. Doug Bradley erscheint hier nicht als Anführer der Zenobiten, sondern Jamie Clayton, womit meines Wissens das erste Mal eine Frau die ikonische Rolle Pinheads übernimmt. Hardcore-Hellraiser-Fans müssen auf eine Menge verzichten, zumal das Drehbuch auch eher konventionell und deutlich zugänglicher ist als in früheren Hellraiser-Filmen. Die Handlung von Original und Pseudo-Remake hat bis auf das Auftreten der Zenobiten keine Gemeinsamkeiten.
Dinge, die so bleiben: die Morde deuten sich stets schaurig an, sind gore galore und schmerzhaft anzuschauen. Es gibt Bodyhorror. Bei all dem ist es nicht schwierig sich die Welt des Schmerzes der Zenobiten vorzustellen und zu fürchten. Jamie Claytons Pinhead hält sich wie bekannt eher im Hintergrund und hat ein paar wenige, dafür aber ausdrucksstarke Auftritte. Die Effekte, Kostüme, Make-up und Ausstattung sind stark. Man kann eine Menge des sich nicht erklärenden Wahnsinns der Hellraiser-Teile vermissen, aber hier findet sich eine Menge von dem, was ich immer bei Hellraiser sehen wollte.
Kommt man erstmal über die anfangs eher unsympathischen Charaktere und die Reißbrett-Storyline um Riley hinweg, dann kommt der Film in Fahrt und erklärt mehr über die Zenobiten, die Puzzle-Box und diese Dimension des Schmerzes, als ich bisher in den „alten“ Hellraiser-Filmen verstanden und erklärt bekommen habe. Somit ist der Film weitaus zugänglicher. Wer natürlich gerade den schrägen Wahnsinn der früheren Adaptionen schätzt, empfindet hier vielleicht wenig Liebe. Meisterlich hingegen empfand ich zu sehen wie ein Zenobit geboren wird. Be careful what you wish for.
Hellraiser – Das Schloss zur Hölle (OT: Hellraiser), USA, 2020, David Bruckner, 110 min
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Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 😆
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