Vor einer Weile fing ich an den gleichnamigen Manga zu lesen, blieb aber leider nicht dran. Es passiert nicht selten, dass mich der dazugehörige Anime einholt – zu dem ich dann auch überlief. Ob das eine gute Entscheidung war, kann ich nicht sagen. Nur, dass der Anime Spitzenklasse ist. Der Rest verbleibt spoilerfrei.
Laois und seine Gruppe ist am Boden zerstört. Sie sind während ihres letzten Auftrags tief in das Innere des Dungeons vorgedrungen, aber an der Konfrontation mit dem roten Drachen gescheitert. Dabei wurde seine Schwester Falin gefressen. Elfin Marcille und Halbling Chilchuck sind geblieben, während der Rest der Crew stiften gegangen ist. Sie wollen Falin unbedingt zurückholen. Mit ein paar Tricks und Kniffen kann das noch gelingen, denn der Dungeon ist ein magischer Ort. Doch wie sollen sie nochmal so weit kommen? Noch dazu ohne Verpflegung? Dieses Dilemma hört der Zwerg Senshi mit an und hat die Lösung: einfach von den Kreaturen im Dungeon ernähren! Er will ihnen helfen und zeigt wie.
Der Aufhänger klingt jetzt vielleicht nicht so wahnsinnig aufregend und ich kann mir vorstellen, dass viele bei dieser Zusammenfassung schulterzuckend vor dem Bildschirm sitzen. Dazu muss man aber sagen, dass es in der Welt von Delicious in Dungeon absolut verpönt ist Dungeon-Kreaturen zu essen. Es halten sich sogar hartnäckig Gerüchte, dass man dadurch selber zum Monster werden könne. Und wie das eben so ist mit lange gehegten Mythen – der Stachel sitzt tief. Insbesondere Marcille empfindet einfach nur gewaltigen Ekel bei dem Gedanken, dass sie hier Kelpie, Basilisk oder Warge essen soll. Ganz anders die Foodies Senshi, der schon lange so lebt und Laios, der sogar eine heimliche Obsession mit Dungeon-Food und Fabelwesen hegt. Spätestens hier wird klar: Comedy ist ein großer, gut geölter und funktionierender Motor des Manga wie des Anime.
Natürlich spielt die Gruppendynamik eine große Rolle wie auch ein wenig die Vergangenheit und Ziele der Einzelnen. Mangazeichnerin Ryōko Kui legt hier ein außerordentliches World Building vor, das verschiedene Kulturen, Lebewesen und sehr diverse Körperformen und Stile berücksichtigt. Studio Trigger setzte das ebenso bewusst in eine herrliche und sicher animierte Serie um. Ich möchte sogar sagen, dass Trigger den Dungeon als Schauplatz noch einen Ticker besser in Szene setzt, weil es mehr mit Licht, Schatten und Farben spielt bzw. spielen kann. So oder so: die Dungeon-Mahlzeiten funktionieren in beiden Medien. Der Anime nimmt sich ebenso wie die Vorlage Zeit zu erörtern, was von den Monstern aus dem Kerker man kochen kann, was man besser lässt und kein Witz: es empfiehlt sich die Serie mit einem Snack bei der Hand zu schauen, denn sie macht Appetit. Ob ihr wollt oder nicht.
Es gibt aber auch einige Aspekte, die muss man beiden Medien verzeihen. Da wird so viel, so lange gekocht und das Tun so lange erörtert, dass man sich fragt, was von Falin eigentlich noch übrig sein soll, wenn Laios, Marcille & Co. ankommen!? 😅 Aber dieses plot hole ist wohl der unausgesprochene Witz der Serie. Die erste Staffel fasst 24 Episoden zu je 25 Minuten und ist damit herrlich kurzweilig. Was man abkönnen muss: den Wechsel in der Atmosphäre.
Mittig ist es dann nämlich so ernst und düster wie Fullmetal Alchemist und erinnert auch aus anderen Gründen daran. Wer noch nicht weiß, ob das Dungeon-Thema interessant genug ist, wird überrascht sein wie abwechslungsreich die Episoden sind. Es gibt auch Nebenhandlung um andere Reisende im Dungeon, die irgendwie etwas verloren wirken zwischen dem großen Handlungsbogen um die Suche nach dem roten Drachen und Falin. Aber das wird. Auch wer bisher dachte wenig mit klassischen Fantasy-Themen am Hut zu haben, bekommt Futter, wenn typische Muster von High Fantasy persifliert oder auf die Spitze getrieben werden. Dann ist auch noch alles exzellent animiert! Schade nur, dass man den Stilbruch zwischen verschiedenen Zeichner:innen so stark bemerkt, insbesondere in den besonders actionreichen Episoden. Aber das ist meckern auf hohem Niveau. (8/10)
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Ich hatte echt viel Spaß mit „Delicious in Dungeon“ und fiebere der zweiten Staffel entgegen. Da der Manga schon komplett erschienen sein müsste, ist es sehr verlockend den nun weiterzulesen. Allerdings bin ich in diesem Fall wohl doch etwas mehr beim Anime als beim Manga. Letzterer hat mich durch das längere Zeit recht ähnliche verlaufende Muster irgendwann verloren. Im Anime scheint das Geschwindigkeitsempfinden anders zu sein. Oder mit anderen Worten: der Anime legt einen Zahn zu. Habt ihr das ähnlich empfunden? Seid ihr eher Team Manga oder Team Anime? Bis das geklärt ist … guten Appetit! 🍜
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