angelesen: „Smoking Behind The Supermarket“ Bd. 2 & „VEIL“ Bd. 1

Nachdem es im Oktober schaurig wurde, lege ich mal mit etwas mehr Slice of Life nach. Wenn ihr also nach all dem Kürbisschnitzen, Fake-Blut und Horrorfilme schauen, was entspannteres braucht, seid ihr hier richtig. 😉 Die Besprechungen sind spoilerfrei. Tatsächlich gibt es hier aber auch nicht viel zu spoilern.

„Smoking Behind The Supermarket“ Bd. 2, Jinushi, Hayabusa

Nach Band 1 von Smoking Behind The Supermarket steht da der Elefant im Raum: wann merkt unser naiver, freundlicher, gestresster Salaryman Sasaki, dass Frau Tayama und die Konbini-Angestellte Frau Yamada ein- und dieselbe Person sind? Mit „Tayama“ raucht er ständig hinter dem Konbini eine und sie philosophieren gemeinsam über das Leben. Yamada ist wegen ihrer fröhlichen Art eigentlich seine angebetete. Nun, alles will ich nicht vorweg nehmen, sondern stattdessen eher sagen, dass sich der Band darauf konzentriert zu zeigen, dass Tayama und Sasaki sich annähern und eben doch inzwischen etwas bedeuten. Auch wenn es ganz kleine Zeichen der Zuneigung und Anekdoten sind. Man fragt sich, wer wohl zuerst „bricht“. Ist es Sasaki, der bemerkt, dass Beide eine Person sind? Oder wird Tayama das Spiel irgendwann leid? Oder hilft ihnen ein Zufall? Die Prämisse wird sicherlich nicht zwanzig Bände lang funktionieren, aber noch tut sie das sehr gut. Ich bin gespannt auf den nächsten. Warum aber ist Band 2 ab 16 empfohlen? Habe ich was nicht mitbekommen? Bin ich abgestumpft? Ist es, weil Tayama/Yamada zwei Mal in Hotpants zu sehen ist?

„VEIL“ Bd. 1, Kotteri!, Carlsen Manga

Von VEIL habe ich durch Kerstin vom Blog Lost in Manga erfahren und war auf der Stelle neugierig. Der Manga hat den Untertitel Die Körpertemperatur von Orange und das alleine gibt schon einen kleinen Einblick in die poetische, intime Natur des Manga. Band 1 beginnt damit wie eine schöne, junge, blinde Frau auf der Straße wortwörtlich über einen Polizisten stolpert. Der ist bezaubert von ihr, kann und will sie nicht so recht aus den Augen verlieren. Sie erwähnt, dass sie einen Job sucht, er erzählt ihr von einer freien Stelle bei der Polizei. Der Rest ist Geschichte. Danach wechselt VEIL in einen Modus, der nicht kohärent erzählt ist, aber das macht nichts. In kurzen Episoden, die manchmal nur drei Seiten lang sind, werden Anekdoten aus ihrer beider (gemeinsamem) Leben erzählt. Ein Besuch im Teehaus, ein Aufeinandertreffen mit seiner Schwester, eine Mittagspause auf Arbeit. Einem Leben als „Arbeitskollegen und mehr“. Aus den Situationen der beiden spricht eine Wärme und Intimität, als ob sie bereits lange ein Paar wären. Der Manga verrät erst nach und nach, dass sie das wohl noch nicht sind.

Kotteri! ist der Künstlername von Ikumi Fukuda wie der Klappentext verrät. Das Artwork von VEIL ist vielleicht einzigartig. Es ist auf eine irrationale Weise schön. Wie „Sie“, die junge Fraue aus dem Manga, sich so perfekt anziehen und zurechtmachen kann, obwohl sie blind ist, wirft Fragen auf. Sie geht mit einer beneidenswerten Leichtfüßigkeit durch das Leben, die oftmals „Ihn“ auf den Plan ruft. Der sich um sie sorgt – sie umsorgt. Das alles könnte als das Verklären von Behinderung in schönen Bildern gelten. Doch liegt darin nicht auch etwas schönes wie VEIL „einfach“ diese Geschichte zweier Menschen erzählt? Zudem sieht der Manga manchmal wie ein Modemagazin aus, in dem beide in schöner Kleidung posieren. Manchmal mit anderen Menschen, die wir noch nicht kennengelernt haben und bei denen die Anekdotenhaftigkeit doch ausreicht.

Wer komplett auserzählte Manga oder Bücher braucht, wird damit vielleicht glücklich. Doch gerade der Mut zur Lücke funktioniert hier überraschend gut. Genauso wie das Unperfekte im Perfekten. Ist Kotteri!s Artwork doch so unperfekt in den Details (schiefe Panels, über den Rand gezeichnete Trennlinien, usw.), ist es so perfekt in allem anderen (Umgebung, Charakterzeichnung, Mimik und Gestik, ja sogar Retro anmutendes World Building), dass einem hier schiefe Linien mal wirklich so total egal sein können. Es ist herrlich anders und vermittelt in der Tat eine Körpertemperatur. Bis jetzt verzeichnet die Reihe in Japan 6 Bände und die nächsten sind bereits in Deutschland angekündigt.

Die Mangas "Smoking behind the Supermarket" Band 2 und "VEIL" Band 1 liegen nebeneinander, Cover zu Betrachtern gerichtet, auf einem weißen Untergrund.

Man liest wahrscheinlich heraus, dass ich beide Manga mit Sicherheit weiterlesen werde. Wie lange mich ein Konzept wie das von „VEIL“ begeistert, kann ich noch nicht sagen. Es gibt keinen Konflikt, aber viel Gefühl. Auch „Smoking Behind The Supermarket“ könnte mich noch abhängen, wenn die Handlung zu lange nicht voranschreitet. Andererseits wird der Manga sicherlich keine zehn Bände haben!? Ich hatte gehofft, dass der angekündigte 5. Band auch der letzte ist, habe aber noch keine definitive Information dazu gefunden. Wie lange hält euch Slice of Life? Und kennt ihr die beiden besprochenen Manga?

In „angelesen“ sammle ich die Eindrücke von Buchreihen, die ich lese. D.h. insbesondere von Manga und Comics, die ich noch nicht abgeschlossen habe und deswegen nur als Teil eines Ganzen betrachten kann. Wer andere Literatur sucht und die Meinung zu abgeschlossenen Reihen, findet die in ausgelesen, einer weiteren Rubrik hier im Blog. 🙂

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