angelesen: „Smoking Behind The Supermarket“ Bd. 1, „RG Veda“ Bd. 2-5

Wer „angelesen“ vermisst hat und sich fragt, was ich eigentlich zuletzt so gelesen habe, denen kann ich „The Horizon“ sehr ans Herz legen. Ich war hin und weg von der kurzen Reihe. Davon abgesehen fing ich auch eine relativ neue Mangareihe an und setzte eine relativ alte fort. 😀

„Smoking Behind The Supermarket“ Bd. 1, Jinushi, Hayabusa

Im Zentrum von Jinushis Manga steht Herr Sasaki, ein (typischer?) japanischer „Salaryman“, der oft spät und frustriert von der Arbeit kommt. War der Tag mal wieder besonders schlimm, geht er in den örtlichen Konbini. Weniger wegen der Einkäufe, sondern viel mehr wegen der fröhlichen Frau Yamada, die ihn mit ihrer „Never give up“-Attitüde immer wieder aufpäppelt. Als er dann mal beschließt (verbotenerweise) hinter dem Supermarkt eine zu rauchen, macht er die Bekanntschaft mit der gepiercten, flappsigen, coolen Tayama – aus ihrer gemeinsamen Raucherpause wird bald schon eine Tradition, die beide mehr suchen als sie sich anfangs eingestehen.

Man muss nicht des japanischen Mächtigen sein (obwohl es hilft), sondern es reicht ein Gespür für Characterdesign und Storyline zu haben und man merkt schnell, dass die fröhliche „Yamada“ und die lässige „Tayama“ ein und dieselbe Person sind. Der Klappentext verschweigt es, aber eigentlich halte ich es für einen witzigen Aufhänger. Wann merkt es aber Sasaki? Für seine mentale Gesundheit könnte es hilfreich sein zu sehen, dass auch sein Sonnenschein Frau Yamada sich für die Arbeit verstellt. Oder schönere Lesart: auch ihr Charakter eben mehrere Facetten hat? Es ist jedenfalls sehr witzig zu beobachten wie die Beiden umeinander herumtanzen. „Tayama“ verarscht ihn herrlich, wirft ihm immer mal wieder Happen über Frau Yamada hin. Es entwickelt sich sehr langsam und angenehm eine romantische Story, die aber auch durch die Reflektion von Altersunterschieden, Arbeitsalltag, was man sich vom Leben erhofft, persönlicher Weiterentwicklung eine sehr gereifte Sicht auf die Dinge vermittelt. Was mich immer wieder wundert ist die überdenkenswerte Klassifizierung von Manga. Smoking Behind The Supermarket wird als Seinen klassifiziert, d.h. es würde sich an überwiegend männliche, Ü20-Leser richten. Was daran ist für „überwiegend männliche Leserschaft“? 🤔 Romance, Slice of Life, Ü20, Comedy … sehe ich schon eher.

„RG Veda“ Bd. 2-5, CLAMP, Verlag

In meiner Review zu Band 1 der Master Edition musste ich schon feststellen, dass ich zu spät auf der Party aufgeschlagen bin. Die letzten Bände der neu aufgelegten Master Edition sind vergriffen. Was mache ich also? Die alte Edition von Carlsen Manga aus der Bibliothek ausleihen. 😊 Die erschien damals im wesentlich kleinformatigeren Manga-Tankōbon-Format von ca. 10×15 cm, was schon echt klein ist. Handlich für die Straßenbahn, aber auch etwas schade für die opulenten Szenen, die CLAMP zeichnet. Die Handlung setzt sich verglichen zu Band 1 der Master Edition ungefähr in der Mitte von Band 2 fort und erfolgt erstmal in relativ ähnlichen Bahnen.

Das heißt die Schicksalsgemeinschaft um Yasha, Ashura, Sōma und Ryū reist umher, trifft Personen, die ihnen helfen und die anschließend von den Generälen Taishakutens umgebracht werden. 😣 Ziemlich düster, ziemlich wiederkehrend. Die Schergen haben immer wieder irgendwelche neuen Spezialfähigkeiten, letzten Endes aber doch keine Chance gegen Yasha & Co. Dieses gleichbleibende Muster ist nicht mein Ding. Aber wie wir wissen sind die auch heute noch keine Seltenheit in Literatur und anderen Medien.

Was schon eher gefällt sind die kleinen Abweichungen von der Norm gemessen an Parallelhandlungen. Ihre nächste Verbündete (und deren tragische Vorgeschichte) entwickelt sich mal etwas langsamer und es braucht bis sie zur Gruppe stößt. Man erfährt auch, dass Ashuras Mutter noch lebt und dass er einen Halbbruder hat – Tenou. Das verändert die Dynamik nochmal mehr und in Ashura keimt neben seinen allgemeinen Schuldgefühlen auch noch der furchtbare Gedanke, dass er das ungewollte Kind seiner Mutter ist. Es wird nicht einfacher für Ashura.

Ein bischen Comic Relief und lindernden Schmalz befördert wie verliebt Tenou in Kendappa ist. Aber bei dem Body Count des Manga ist schon klar, dass die wenigsten das hier überleben werden. Es ist quasi das Manga-Game-of-Thrones – sicher ist hier niemand. Fragen, auf deren Auflösung ich gespannt bin: kann man Kendappa zu den „Sechs Sternen“ zählen? Wer wird sie am Ende verraten? Und überwiegt in Ashura die gute oder die böse Seite? Die ältere Taschenbuch-Ausgabe kommt mit Erklärungen der indischen Mythologie, was ich sehr cool finde und zieht einen Vergleich zu den Personen im Manga. Hat man den Überblick über die Charaktere verloren, kann das sicherlich hilfreich sein. Was die neue Ausgabe aber besser macht: glorifizierende japanische Bezeichnungen wie „Yasha-Ō“ werden mit „König Yasha“ oder ähnlichem übersetzt, was mir passender erscheint als das „Ō“ als Teil des Namens mitzuschleifen wie in der alten Taschenbuchversion.

Lese ich weiter? Klar! Beide Reihen. „Smoking Behind The Supermarket“ hat mir super gefallen und der zweite Band liegt schon auf dem Manga-SuB. Dass ich RG Veda weiterlese ist klare Sache, da ich nun schon über die Hälfte der Reihe geschafft habe und schon gespannt bin wie die Reihe ausgeht. Oder besser gesagt, ob sie so ausgeht wie ich fürchte? 👀

In „angelesen“ sammle ich die Eindrücke von Buchreihen, die ich lese. D.h. insbesondere von Manga und Comics, die ich noch nicht abgeschlossen habe und deswegen nur als Teil eines Ganzen betrachten kann. Wer andere Literatur sucht und die Meinung zu abgeschlossenen Reihen, findet die in ausgelesen, einer weiteren Rubrik hier im Blog.

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