ausgelesen: Alexander Kords „Emma“

Inhalt

"Emma", Image Source
„Emma“, Image Source

Wo ist Emma? Als der anfangs noch namenlose Protagonist früh geweckt wird, ist seine Frau wie vom Erdboden verschluckt. Keine Nachricht in der Wohnung, keine Spur von seiner Frau. Er ist alleine mit seiner kleinen Tochter Lina und bekommt langsam Panik. Geht von Haus zu Haus, stellt Fragen und die Zeit vergeht aber Emma bleibt verschwunden. Ist etwas passiert? Er kennt seine Frau gut genug, um zu wissen, dass das untypisch ist. Sie kann ihn unmöglich verlassen haben, oder? Sie sind doch glücklich, haben vor einer Weile ihre Tochter Lina bekommen… Der Leser weiß etwas mehr. Der Leser weiß, dass Emma das Haus in der Nacht verlassen hat und sich zielstrebig zu einem uns unbekannten Ort begeben hat. Und dass am nächsten Morgen einem Jogger während seiner Lauf-Routine eine unangenehme Überraschung bereitet wird.

Hintergrund

Lieber nicht zuviel verraten! In Emma schildert Alexander Kords (fast) abwechselnd aus der Perspektive von Ben Schwarz (Emmas Mann) und aus der Perspektive eines Beobachters das Geschehen. Dadurch ist der Leser Ben zumindest am Anfang immer einen kleinen Schritt voraus. Meine Theorien-Bildung hat das sehr begünstigt. 🙂 Die Wendungen in der Erzählung sind hierbei das Element des Noir-Groschenromans (so der Untertitel). Und Noir hat hier nichts mit den Detektiven in von Zigarettenrauch umwaberten Büros zutun, sondern mit einem Ehemann, der das Geheimnis um seine Frau lüften will, selber ermittelt und dafür der einen oder anderen düsteren Gestalt vertrauen muss. Im Vorfeld konnte man in Alexander Kords Blog den Endspurt und Countdown bis zur Veröffentlichung von Emma miterleben und aktuell einen Einblick gewinnen wie es ist, wenn man via Kindle Direct Publishing ein Buch veröffentlicht.

Meinung

Im Laufe der Geschichte muss Ben sich nicht nur einmal darüber Gedanken machen, ob seine Ehe wirklich so glücklich war wie immer angenommen. Emma versucht kein Hollywood-Reißer zu sein, sondern eben ein Noir-Groschenroman wie es der Untertitel sagt. Es geht um die Zweifel eines Ehemanns und um die Sorgen eines Vaters. Ben fragt sich auch mal wo er sein Kind läßt, während er versucht zu ermitteln und ist nicht einer der John-Wayne spielt oder Columbo imitiert. Die kleine Lina ist noch ein Baby aber ihre Omnipräsenz in der Geschichte erinnert uns immer wieder daran, was für einen inneren Krieg Emma gespürt haben muss, als sie in dieser Nacht das Haus und damit Mann und Kind verließ. Das alles geschieht in einem grauen, düsteren Umfeld, einer Stadt die der Protagonist hasst und die sich in diesen schweren Stunden auch von ihrer verregnetesten Seite zeigt – in gepflegter Noir-Manier. Alexander Kords Roman hat außerdem eine unterschwellige Ironie: eine Theorie die im Buch über Emma geäußert wird, aber nicht vollkommen ernst gemeint ist, wird sich letztendlich als das herausstellen, was sich wirklich zugetragen hat. Von Kapitel zu Kapitel wird der Leser mit immer neuen Details konfrontiert und wer, wie ich, immer stets mitraten möchte und schauen will, ob die eigene Vermutung über die Hergänge stimmt, wird nicht nur einmal überrascht. Mir hat die Lektüre gut gefallen. Wer sich Emma zu Gemüte führt, sollte aber damit umgehen können, wenn offene Fragen bleiben. (Aber auch dran denken: im echten Leben werden zuweilen auch nie alle Fragen beantwortet.)

Fazit:
lesenswert

An dieser Stelle bedanke ich mich noch einmal bei Alexander Kords für das Rezensionsexemplar!

„ausgelesen“ ist eine Kategorie meines Blogs, in der ich immer zwischen dem 15. und 20. eines jeden Monats ein Buch unter die Lupe nehme. Der Begriff „ausgelesen“ ist sehr dehnbar. So wie die Themenvielfalt meines Blogs. Ein „Buch unter die Lupe nehmen“ schließt Belletristik, Sachbücher, Manga, Comics unvm mit ein. 🙂

3 Antworten

  1. Hat dies auf Ich und… rebloggt und kommentierte:
    Die gute MissBooleana hat dankenswerterweise eine Rezension zu meinem Buch „Emma“ verfasst. Danke sehr!

  2. Gibt es das Buch nur als Version für den Kindle? Deine Rezension hat mich angesprochen…

    1. Da bin ich jetzt eine schlechte Beratung, weil ich mich mit Kindle und Ebookreadern nicht auskenne – frag doch mal den Autor über seinen Blog 🙂 http://alexkordsblog.wordpress.com

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