Inhalt
„Das Feld des Regenbogens“ ist ein One-Shot (Manga/Comic der in einem Band abgeschlossen ist) des Mangazeichners Inio Asano und erzählt Episoden aus der Vergangenheit und Gegenwert einiger Kinder, deren Schicksal miteinander und unmittelbar mit der „Feld des Regenbogens“ genannten Wiese verbunden sind. Sie alle gehen in eine Klasse, könnten aber wahrscheinlich kaum unterschiedlicher sein. Zum Beispiel Suzuki, der den Glauben in die Menschen brutal früh verloren hat und Todesgedanken hegt. Oder auch Komatsuzaki, der gewalttätig ist. Wie ein dunkler Schatten hängen Erzählungen und Erinnerungen an Arie über der Schulklasse – ein Mädchen, dass im Koma liegt. Was die Kindern schon so früh so kaputt gemacht hat und welche Konsequenzen das für deren späteres Leben hat, wird in „Das Feld des Regenbogens“ äußerst düster geschildert und zeichnet dabei ein zutiefst perverses Bild der Gesellschaft.
Hintergrund
Liest man einen Klappentext über den Autor, Inio Asano, wird oftmals hervorgehoben, dass er Jahrgang 1980 ist. Vermutlich deswegen, weil ihm noch der Ruf eines sehr jungen Mangazeichners nachhängt, der sich unverblümt Themen wie Perspektivenlosigkeit und einer gefühlskalten Gesellschaft und v.A. dem Erwachsenwerden widmet. Damit hat er einst viele Newcomer-Preise abgestaubt. Zu seinen bekanntesten Werken zählen allesamt seine Coming-Of-Age-Geschichten und Slice-of-Life-Erzählungen wie „Gute Nacht, Punpun“ und „Wonderful Life“. Wesentliche Merkmale seiner Geschichten sind, dass insbesondere Erwachsene und Personen in einer autoritären Rolle wie in einer Karikatur grotesk überzeichnet werden. Entweder haben sie ein schräges Äußeres oder ihr Verhalten ist auf irgendeine Art und Weise extrem. Dagegen sind die Protagonisten seiner Geschichten oftmals junge Menschen, die wegen der seltsamen Menschen ihres Umfelds und deren seltsamen Handlungen eine manchmal zerstörerische, manchmal selbstzerstörerische Neigung entwickeln. Das klingt jetzt im ersten Moment eher surreal. Aber er trifft einen ganz bestimmten Nerv mit seiner Erzählweise, denn es fühlt sich so echt an. In Deutschland ist er wahrscheinlich einer DER Autoren des Segments „Manga für alternde Jugendliche bis Erwachsene“.
Meinung
Mir war ehrlich nicht klar wie düster der Manga sein würde. Ich kannte die Leseprobe, die man auf der Seite des Verlags (Tokyopop) bewundern kann, aber das Buch an sich ist schon ziemlich krass. Selbst Figuren, die man hasst werden vor vollendete Tatsachen gestellt, sodass sie einem letztendlich doch leid tun. So gewaltig ist die Sprengkraft des Übels, das dort geschildert wird. Beispielsweise wenn einem Mann der Vorschlag gemacht wird, er solle doch „aus Versehen“ auf Arbeit alle seine Finger verlieren, um durch die Versicherungszahlungen seine Schulden zu begleichen. Auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt vermutete, dass der Mann dem dieses ‚Angebot‘ unterbreitet wurde, ein Kinderschänder ist, ware es doch wie ein Schlag ins Gesicht. Ein Mensch macht tatsächlich einem anderen Menschen so einen Vorschlag? Ein Schlag ins Gesicht nach dem anderen – genau so fühlt es sich an diesen Manga zu lesen. Es geht um Mord, Mobbing, emotionale Kälte und Vernachlässigung, Scheidung, sich auseinander leben, Vergewaltigung, Kindesmisshandlung, morbide Sehnsucht nach dem Tod, psychische Störungen – und das ist wahrscheinlich noch nicht mal alles. Definitiv kein fröhliches Buch – ihr seid gewarnt. Dabei muss ich allerdings zugeben, dass der Manga sehr sehr gut ist. Mir fällt es nur schwer etwas so düsteres zu mögen, das so an meinem Glauben an der Menschheit kratzt. „Das Feld des Regenbogens“ führt gekonnt die Lebenslinien der unterschiedlichen Charaktere zusammen. Immer wieder erfährt man Details der zwei Erzählebenen – Details aus Vergangenheit und Gegenwart. Dabei wird der Leser ziemlich ins kalte Wasser geschmissen. Die losen Enden werden nach und nach verknüpft. Dabei arbeitet Inio Asano mit seinem typischen unklischeehaften Zeichenstil. Er verzichtet weitestgehend auf Kindchenschema-hafte Kulleraugen. Stattdessen zeichnet er insbesondere von Erwachsenen oftmals fast Karikaturen und gibt ihnen schon Mal leicht dümmliche Gesichtszüge. Ganz im Sinne seiner Erzählungen, in denen er der Gesellschaft den Spiegel vorhält.
Fazit:
Ein erschreckender Manga, v.A. auch ein erschreckend guter.
„ausgelesen“ ist eine Kategorie meines Blogs, in der ich immer zwischen dem 15. und 20. eines jeden Monats ein Buch unter die Lupe nehme. Der Begriff „ausgelesen“ ist sehr dehnbar. So wie die Themenvielfalt meines Blogs. Ein „Buch unter die Lupe nehmen“ schließt Belletristik, Sachbücher, Manga, Comics unvm mit ein. 🙂
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