The Anime Diversity: „Ergo Proxy“

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„Ergo Proxy“ – Worum gehts?

Romdeau – in der gewaltigen Kuppelstadt leben Menschen und „Autoreiv“s genannte Androiden Seite an Seite. Die örtliche Polizei hat allerdings alle Hände voll zutun mit Autoreivs die vom sogenannten Cogito-Virus („Cogito Ergo Sum“) befallen sind und gewalttätiges oder auffälliges Verhalten zeigen. Die Ermittlerin Re-L Mayer (jp: sprich リル „riru“; dt: Re-El) wird tiefer in die Geschehnisse hineingezogen, als ihr lieb ist. Denn plötzlich tauchen vor ihren Augen Wesen auf, deren Existenz die Regierung leugnet. Eines dieser „Monster“ hat sie beschützt und schien sie zu kennen. Die Regierung findet es allerdings viel praktischer alle Spuren zu beseitigen. Auch wenn das Re-L mit einschließt. Aber was hat der Immigrant Vincent Law damit zutun? Er hat die vermeintlichen Monster verfolgt und soll plötzlich ein Mörder sein. Muss auch er als Sündenbock herhalten? Wo kommen die „Proxy“ genannten übermenschlichen Wesen her? Und gibt es einen Zusammenhang zu den infizierten Androiden? Für Vincent und Re-L beginnt eine Sinnsuche, die sie in das Ödland außerhalb Romdeaus verschlägt.

Hintergrund

Die besten Serien sind manchmal die, in denen man nicht von Anfang an alles auf dem Silberteller serviert bekommt. Anfangs hat man keinen Plan, was es mit Romdeau und den Proxy auf sich hat. Das schöne: man erfährt vieles zeitgleich mit den Hauptcharaktere. Ein bisschen Verwirrung ist natürlich auch immer dabei. Deswegen sei mir dieser Hinweis erlaubt: Ergo Proxy spielt in der fernen Zukunft, in der ein großer Teil der Erdbevölkerung nach einer Umweltkatastrophe ausgelöscht wurde und die Umgebung großflächig kaum bewohnbar ist. Diktatorisch anmutende Kontrollstaaten wie Romdeau haben strenge Aufnahmerichtlinien und wir erleben den Immigranten Vincent Law, der verhärmt und unsicher versucht sich dort ein Leben aufzubauen.

So oder so ähnlich beginnen hunderte Sci-Fi-Filme, Bücher oder andere Medien. Die im Jahr 2006 veröffentlichte 23-teilige Animeserie aus dem Hause Manglobe (Samurai Champloo) macht aber eins richtig: sie läßt sich nicht in ein Genre einordnen. Der Grundton ist düster, cyberpunkig und philosophisch. Überall tauchen Namen aus verschiedenen Strömungen der Philosophie auf und Motive wie die Sinnsuche, Anpassung und Evolution spielen eine erhebliche Rolle. Dann gibt es aber auch wieder gesellschaftskritische, lustige oder traurige Episoden. Über weite Strecken fühlt es sich wie ein Roadmovie an, wenn der verstoßene, unsichere Vincent Law mit der resoluten Re-L reist. Re-Ls Verbindung zu „Ergo Proxy“ wird wiederum wie eine moderne „Die Schöne und das Biest“-Variation. Nur ist hier die Schöne ziemlich tough und das Monster hat extrem mit sich selbst zu kämpfen. Selbstironie ist auch da … Tipp: achtet auf die Grabsteine, die eingeblendet werden. Die Serie fällt insgesamt gerne aus dem Rahmen. So beispielsweise, wenn unsere Protagonisten in der Episode „Who wants to be in Jeopardy?“ in einer Quizshow um Leben und Tod kämpfen müssen und nebenbei den Hintergrund von Romdeau klären.

Vincent und Re-L

Fazit

Die ersten Folgen empfinde ich als etwas schwach. Man weiß nicht so richtig in was für einer Welt man sich hier wieder findet. Spätestens wenn der tatsächliche Hauptcharakter Vincent Law zentriert wird, nimmt die Story etwa ab Episode 3 erheblich an Fahrt auf. Vincent versuchte ein Rädchen im Getriebe zu sein. Er verliebt sich in Re-L Mayer, die die Enkelin des Regenten ist. Weder der Arme, noch die Reiche und Privilegierte können sich aber gegen das System auflehnen. Ihre Suche nach dem Proxy macht sie zu Opfern und beschert uns eine Sinnsuche nach der Art wie ich es mag. Mal lustig, mal nachdenklich, mal zutiefst düster. Dabei ist die Animationsqualität durchgehend gut. Man merkt auch hier Qualitäts-Schwankungen und leicht unterschiedliche Stile, die aber verglichen mit anderen Serien immer noch überdurchschnittlich sind. Zudem gibt es in dieser Noir-angehauchten Serie wenig Platz für klischee-hafte Animeniedlichkeit. Stattdessen erwartet uns ein erwachsener Stil, den höchstens das kleine Autoreiv-Mädchen Pino durchbricht, aber dafür auch für heitere Momente sorgt.

Ergo Proxy bietet enorm viel und ist für mich eine der besten Animeserien, die ich in jüngerer Zeit gesehen habe. Selbst die deutsche Synchro ist meines Erachtens nach gut. Obwohl ich den Originalton zuerst geschaut habe und mich dementsprechend daran gewöhnt habe, finde ich Re-Ls deutsche Stimme vom Timbre her fast passender. Sie ist etwas kälter und distanzierter und fügt sich gut in die ungewöhnliche Liebesgeschichte, den ungewöhnlichen Cyberpunk-Thriller oder das ungewöhnliche Sinnsuche-Roadmovie ein. Den Ergo Proxy passt in keine Schublade und das ist äußerst spannend.

Wo schauen?

der Anime ist in Deutschland auf DVD erschienen und somit höchstwahrscheinlich auch ausleihbar 🙂 Erhältlich sind sowohl Einzelausgaben, als auch die komplette Serie und eine Collectors Edition.

Anime sind unheimlich vielseitig – genau das möchte ich in „The Anime Diversity“ ausdrücken und stelle jeden Monat einen Anime vor. 😀 Lustig, kultig, alt, neu, grenzwertig, gruselig, romantisch, verrückt: Anime eben.

11 Antworten

  1. Eine Freundin hat mir diesen Anime schon vor einer Weile empfohlen, aber ich bin noch nicht dazu gekommen, ihn anzuschauen. Insofern – Danke für die Erinnerung! 🙂 Das muss ich diesen Sommer unbedingt nachholen!

    1. Bitte gerne. Lass mich wissen wie es dir gefallen hat, wenn du dazu gekommen bist, den zu schauen. 😀

  2. […] bewege ich mich im Schneckentempo, aber ich bewege mich. XD Geschaut habe ich u.a. den Anime Ergo Proxy. Fabelhaft! Ich liebe den Anime. Reiht sich für mich bei den Lieblingsanime irgendwo neben Cowboy […]

  3. Oh… vielen Dank!!! Klingt sehr gut… kommt auf meine Liste und wird hoffentlich demnächst mal in Angriff genommen!!!

    1. Würde dir bestimmt gut gefallen – sofern ich das bewerten kann. 🙂 Und mir würde es gut gefallen, wenn ich mit jemandem über die Serie diskutieren kann. Hehe 😉

      1. Avatar von donpozuelo
        donpozuelo

        Alles klar. Noch ein Grund mehr, sich der Sache mal zu widmen 😀

        1. ^^b

  4. […] Da ich schon viele Lobes­hym­nen auf die Ani­me­se­rie gesun­gen habe, ver­kneife ich mir das hier und lasse die Bewer­tung für sich spre­chen. Wer sich an meine Lobes­hym­nen nicht mehr erin­nern kann, fin­det die Bespre­chung hier. […]

  5. War letztes Wochenende auf der Cosplay Con in Solingen und habe mir dort die limitierte Collectors Box geholt. Ich war schon bei Erscheinen begeistert. Leider gibt es nicht viel vergleichbares was an diese tolle Atmosphäre heran reicht.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Von der limitierten Collectors Box träume ich auch noch 😀 Das stimmt wohl, Ergo Proxy ist ziemlich einmalig, aber dennoch ein gutes Beispiel dafür was Anime kann. Packe das Beispiel nämlich gerne aus, wenn Leute nicht so recht glauben wie vielseitig Anime sein können. 🙂

  6. […] Ergo Proxy ist ein fan­tas­ti­scher, düs­te­rer, steampunkig-angehauchter Anime um eine Klas­sen­ge­sell­schaft in der Zukunft, die auf der Kippe steht. Darin spie­geln sich einige brand­ak­tu­elle The­men wie bspw. Ein­wan­de­rung wie­der. Der Look und die Stim­mung der sehr viel­sei­ti­gen, ani­mier­ten Serie wird bes­tens wie­der­ge­ge­ben. Die zwar sel­tene, aber meist ent­waff­nende Comedy-Seite kommt aber eher nicht durch. Der Song war rich­tig rich­tig lange ein Ohr­wurm für mich. […]

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