Ich muss gestehen … ich habe diesen Monat nichts zum reviewen. Denn: ich habe mein aktuelles Buch noch nicht ausgelesen. Aber! Da diesen Monat die Verfilmung des Buchs „Ich. Darf. Nicht. Schlafen.“ von S.J. Watson mit Nicole Kidman, Colin Firth und Mark Strong in den Hauptrollen in die Kinos gekommen ist, dachte ich mir: guter Anlass mal ein Buch zu reviewen, dass ich vor längerer Zeit (2 Jahre?) gelesen habe. Aber keine Bange, ich sage zwar immer mein Gedächtnis ist löchrig, aber an Bücher und Filme kann ich mich immer noch ziemlich lange erinnern 😉
Inhalt
Christine durchlebt jeden Morgen denselben Horror. Sie wacht auf mit der Gewissheit Anfang 20 zu sein. Aber sie kennt weder den Raum, noch sich selbst. Ältere Hände, ein älteres Gesicht – wo ist sie und wo sind die letzten über 20 Jahre hin? Sie hat praktisch keine Erinnerung an ihr Leben und erfährt jeden Tag von ihrem Mann den Grund. Sie leidet seit einem Unfall an einer Amnäsie. Ihr Kurzzeitgedächtnis funktioniert nicht und alles was normalerweise irgendwann ins Langzeitgedächtnis wandert, geht Nacht für Nacht verloren, wenn sie sich hinlegt. Wacht sie wieder auf, beginnen die Fragen und Erkenntnisse von neuem. Ihr Mann, der sich fürsorglich um sie kümmert und es scheinbar nicht müde wird, ihr jeden Tag alles von Neuem zu erklären, ist ein Fremder für sie. Aber gibt es da nicht einige Details die er ihr verschweigt und sogar welche die sie vor ihm geheim hält? Was ist mit dem Therapeuten mit dem sie scheinbar Termine hat? Er läßt sie wissen, dass sie ein Tagebuch führte, um ihre täglichen Erkenntnisse festzuhalten und ihrem kranken Gedächtnis zu trotzen. Schon der erste Satz in dem Buch lautet aber: „Vertraue Ben nicht.“
Hintergrund
Für mich war das ein Urlaubsbuch. Ich habe es im Urlaub gesehen, gekauft und sehr schnell ausgelesen. Christines Situation fand ich sehr sehr spannend. Wie komplex unser Kopf ist und wieviel dort schief gehen kann, finde ich mindestens so interessant wie das Gedächtnis an sich. Kopfgeschichten: Déjà-Vus, Träume, Gedächtnis, Optische Täuschungen … ich hab Spaß an solchen Sachen. Und irgendwie hatte ich auch ein wenig Spaß an dem Buch von S.J. Thomas – der übrigens ursprünglich Physiker ist und im Klinikumfeld arbeitete. Na … ob er da nicht vielleicht über die Idee gestolpert ist?
Meinung
Anfangs war ich unheimlich begeistert von dem Buch. Christines Situation ist außergewöhnlich und sehr dramatisch. Man stelle sich den Horror vor, wenn man realisiert wieviele Jahre man einfach verloren hat. Verschwunden im Nichts eines kaputten Gedächtnisses. Ganz schön grausam – und traurig und beunruhigend. Der Mann mit dem man zusammenlebt und verheiratet ist und der tagaus tagein dasselbe Spiel mit macht – und man kann sich nicht mal an ihn erinnern. Nochmal grausam. Dann kommen einige Details ans Licht, die erschüttern und Christine mehrmals an den wenigen Ankerpunkten in ihrem Leben zweifeln lassen. Die Spurensuche ist wirklich interessant gemacht.
Dass für Christine jeder Tag bei 0 beginnt und die Geschichte extrem redundant ist, wird trotz der ansonsten sehr einfachen Sprache des Buchs ganz intelligent gehandhabt. So beginnen spätere Kapitel als Christine ihr Tagebuch bereits gefunden hat und im Bilde ist, was hier vor sich geht. Leider kann die Geschichte aber ab einem späteren Zeitpunkt nicht mehr überzeugen und rutscht in Klischees ab. Zwar gibt es einen ganz netten Twist, aber den habe ich leider erahnt. Und ansonsten ist die Auflösung etwas, das man in vielen Tatorten und einfachen Krimis schon zig Mal gesehen hat. Auch das Ende konnte mich nicht so ganz befriedigen, obwohl es wahrscheinlich noch realistisch und lebensnah war. Leider konnte mich das Buch also nicht durchgehend überzeugen. Starker Anfang, schwaches Ende. Was euch aber nicht zwingend vom Lesen abhalten muss. Insbesondere dann, wenn ihr um Krimis ansonsten einen Bogen macht. Wer viel Krimis und Thriller liest, dem wird hier zu wenig geboten, denke ich. Und die Verfilmung? Hat eigentlich einen großartigen Cast. Aber meine Filmerfahrung sagt mir, dass wenn für einen Film mit so einem Cast so wenig Werbung gemacht wird, ist irgendwas faul.
Fazit:
Ein Buch zwischen Krimi und Drama. Mit Stärken, aber auch mit vielen Schwächen. Meiner Meinung nach aber gut für Leute geeignet, die Krimis sonst nicht soviel abgewinnen können.
„ausgelesen“ ist eine Kategorie meines Blogs, in der ich immer zwischen dem 15. und 20. eines jeden Monats ein Buch unter die Lupe nehme. Der Begriff „ausgelesen“ ist sehr dehnbar. So wie die Themenvielfalt meines Blogs. Ein „Buch unter die Lupe nehmen“ schließt Belletristik, Sachbücher, Manga, Comics unvm mit ein. 🙂
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