Die Oscars stehen bevor und es gab schon reichlich Kritik, dass zuviele Lebens- und Leidensgeschichten nominiert seien und andere dagegen schwer ankommen. Dazu passt auch ein weniger der Ausspruch ‚die besten Geschichten schreibt das Leben‘, oder? Andererseits ist es traurig für die Geschichten, die untergehen. Wie kann schon eine dysfunktionale Ehe mit einer gestörten Frau gegen den Terror ankommen, wenn sich der Verstand auflöst und eine Frau gegen eine unheilbare Krankheit kämpft? Dann gibt es aber auch diese anderen Geschichten. Die, die aus der Reihe tanzen. Ich finde eigentlich, dass die Auswahl der Nominierten sehr gut ist. Und spannend! Noch mehr als in anderen Jahren.
Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)
Riggan Thompson (Michael Keaton) hat als Schauspieler den Höhepunkt seiner Karriere bereits hinter sich gelassen. Zwar ist er noch heute bekannt als Birdman, die Superheldenfigur die er einmal in drei Filmen verkörperte, aber ein Leben nach Birdman gab es scheinbar nicht. Zumindest kein erfolgreiches. Stattdessen gilt er als gealterter, abgehalfterter B-Promi. Er versucht sich wieder zu profilieren, indem er eine Geschichte von Raymond Carver am Broadway inszeniert. Es geht aber alles schief was schief gehen kann. Die männliche Hauptrolle muss kurzfristig neu besetzt werden – undzwar mit dem gefeierten, aber neurotischen Star Mike Shiner (Edward Norton). Nicht Riggans einzige Sorge. Da sind auch noch Geldprobleme, eine Klage, giftsprühende Kritiker und seine Tochter Sam (Emma Stone), die gerade aus dem Entzug kommt und auf die er eigentlich ein Auge haben soll. Ach ja. Und dann ist da noch die Stimme seines Alter Egos Birdman, der alle seine Fehltritte kommentiert. Und da soll man nicht wahnsinnig werden?
Birdman handelt von einer handvoll Wahnsinniger in der wahnsinnigen Welt zwischen Film-Blockbuster-Kino und den Brettern die die Welt bedeuten. Ein modernes, schwärzlich-bitteres Märchen über die Zeit nach dem Ruhm und das Ende der Anerkennung. Egal was Riggan tut, es endet stets in einem Desaster. Seine Motive wirken dabei ehrlich und aus dem Herzen kommend. Aber wenn man jemanden fragt, den die Kritiker und das Geschäft schon genug verdorben haben, dann zählt das auch nichts mehr. Dabei wirkt nicht nur das Kinoposter von Riggans Birdman wie eine Hommage an Iron Man und die Avengers, an das Popcornkino, an die Branche wo das Geld sitzt. Während er es kaum schafft sein Stück auf die Bühne zu bringen. Der Film steckt voller Ironie und Satire beginnend bei Michael Keaton, der einmal wen verkörpert hat? Genau: Batman in der Verfilmung von 1989. Batman. Birdman. Batman. Birdman. Verrückt. Auch wir, die Zuschauer sind ein bisschen Birdman. Aus unserer Perspektive schweben wir um die Charaktere. Verfolgen mit unseren Augen wer gerade spricht, gleiten näher heran. Die Kameraarbeit ist großartig und läuft auf unsichtbaren Bahnen, zirkuliert um die Akteure. Wir denken jeden Moment, dass wir die Technik sehen müssten. Aber das tun wir nicht, weil die Kamerafahrten perfekt sind. Mal so nebenbei: wieviele Schnitte habt ihr gezählt? Der angepriesene magische Realismus ist Alejandro G. Iñárritu (Babel, Biutiful) bestens gelungen. Und hat Riggan dann noch seinen Höhenflug bekommen? Ich werds euch nicht sagen. Aber ich sage euch soviel: Oscar. Oscars.
(9/10)
Boyhood
Bei Boyhood handelt es sich um ein außergewöhnliches Projekt. Regiesseur Richard Linklater hat 12 Jahre im Leben eines Jungen festgehalten. Dabei macht er Schnappschüsse aus den Lebensstadien des Jungen Mason (Ellar Coltrane) und beginnt, als dieser 6 Jahre alt ist. Über 12 Jahre hat Linklater das durchgezogen und dabei sowohl den wechselnden technischen Anforderungen getrotzt, als auch dem Zahn der Zeit. Man sieht den aneinandergereihten Segmenten keine bedeutenden Unterschiede in der Machart an und hat tatsächlich das Gefühl Teil von Masons Kindheit zu sein und ihm beim erwachsen werden zuzuschauen. Fast so, als ob man einer seiner besten Kumpels oder Kumpelinen wäre. Wir begleiten ihn dabei wie er Umzüge durchmacht und zu Freunden auf Wiedersehen sagen muss. Wie er mit seiner Schwester Samantha (Linklaters Tochter Lorelai) und seiner Mutter (Patricia Arquette) einen Neuanfang wagt, wie seine Mutter die falschen Ehemänner kennenlernt und Mason andere größere und kleinere Katastrophen oder Meilensteine hinter sich läßt.
Boyhood ist ein Film, der keine Minute langweilig ist. Man fühlt sich in so vielen Situationen so stark an die eigene Kindheit und die Probleme des Erwachsenwerdens erinnert, dass man nicht ausschalten möchte, wenn man seine Kindheit auch nur ansatzweise mochte. Bei den Nachmittagen und dem Rumlaufen mit den Freunden in der Nachbarschaft hatte mich der Film schon irgendwie. Und auch bei den Dragonball Z Bildern. Bei dem Drama mit dem Haarschnitt, den er gehasst hat. Genauso wie bei den Vorträgen über Verantwortung. Na – hat’s bei einem der Bilder geklingelt? Genau das ist es nämlich. Linklater erzählt eine Geschichte, die sich früher oder später wie unsere eigene anfühlt. Und er erzählt wesentlich sympathischer vom Erwachsenwerden und der Kindheit als beispielsweise Malick mit seinem Tree of Life. Auch wenn letzterer unschlagbar bildgewaltig ist. Ein weiterer kleiner Bonus ist der Wandel der Zeit. An Musik, Politik oder diversen sozialen Netzwerken wissen wir plötzlich wann wir uns befinden. Und obwohl ich Coming-of-Age-Storys sehr mag, hat mich Boyhood dann doch nicht so komplett gekriegt und leider verloren als Mason ein Teenager wird. ich bewundere den Film für das was er ist und wie er entstanden ist. Aber ich hatte nicht gänzlich den Eindruck zu wissen warum Mason so geworden ist wie er ist. Wann hat er das Fotografieren für sich entdeckt? Wann ist das sein Ding geworden? Nicht, dass es immer einen großartigen Auslöser geben muss. Aber das Beispiel illustriert vielleicht, warum mir das leichte Dahinrieseln der etwas handlungsarmen Geschichte dann doch zu viel Dahinrieseln war.
(7/10)
Die Entdeckung der Unendlichkeit
The Theory of Everything, so der Originaltitel des Films, erzählt einen Teil der Lebensgeschichte des weltbekannten Physikers Stephen Hawking und seiner Jugendliebe Jane. Hawking ist neben seinen Theorien und seiner Fähigkeit komplizierte Sachverhalte brillant einfach zu erklären vor Allem deswegen bekannt, weil er unter ALS leidet. Einer Erkrankung des motorischen Nervensystems, die ihn fast gänzlich unbeweglich werden ließ, seinen Verstand aber nicht beeinträchtigt. Der Film ist aber nicht ein vollständiges Stephen-Hawking-Biopic, sondern eine Verfilmung des Buchs Die Liebe hat elf Dimensionen: Mein Leben mit Stephen Hawking von Jane Hawking. Somit erzählt der Film ganz klar die Liebes- und Leidensgeschichte der Beiden. Es beginnt mit ihrem Kennenlernen, thematisiert die Prognose und das Abhandenkommen der motorischen Fähigkeiten, die Familiengründung und die sich immer stärker häufenden Probleme im Alltag. Inmitten all dessen Stephen, gespielt von Eddie Redmayne und seine Frau Jane, die von Felicity Jones verkörpert wird.
Der Film demonstriert wie eisern Stephen und Jane trotz aller widrigen Umstände zusammenhalten. Der Film funktioniert als das was er sein soll: eine Erzählung, die sich gleichermaßen auf Stephen, als auch auf Jane konzentriert und die Tragik der jeweiligen Charaktere einfängt. Stephen, dessen brillanter Verstand in einer handlungsunfähigen Hülle steckt und sich damit abfinden muss, dass er sich bald nicht einmal mehr selber artikulieren kann. Jane, die an der Liebe festhält und ihren Mann so gut wie es geht unterstützen will und dabei fast Selbstaufgabe betreibt. Als was der Film nicht funktioniert, ist als Erklärung von Stephens Lehren. Von den wenigen Erklärungsversuchen gelingen die ersten noch, die späteren verlaufen im Sand und zuletzt gibt es gar keine Erwähnungen der wissenschaftlichen Theorien mehr. Drama, Drehbuch und Schauspiel sind großartig. Eddie Redmayne vermittelt schlussendlich Emotionen nur noch durch minimale Mimik und bringt doch die Botschaft rüber. Ein Einblick in das, womit Stephen Hawking jeden Tag zu kämpfen hat. Was die Machart des Films betrifft, so ist diese durchwachsen. Manche Stilmittel wirken passend. Zum Beispiel die körnigen Aufnahmen während der Hochzeit, so als ob man ein altes Familien-Amateurvideo anschauen würde. Andere Stilmittel fallen unangenehm auf wie der Einsatz von Farbfiltern. Ein Film, den man wegen der Geschichte guckt, nicht wegen der Machart.
(8/10)
Gone Girl
Nick Dunne (Ben Affleck) ist ein der finanziellen Krise zum Opfer gefallener Journalist, der in seiner Heimatstadt eine Bar betreibt. Er geht seiner Frau Amy (Rosamund Pike) aus dem Weg — insbesondere an ihrem Hochzeitstag. Jedes Jahr denkt sie sich ein Spiel, eine Art Schnitzeljagd, aus. Nicht der einzige Grund warum Nick schon am morgen lieber in seiner Bar bei seiner Schwester Margo (Carrie Coon) rumhängt. Als er aber nach Hause kommt und sein verwüstetes Wohnzimmer sieht und Amy unauffindbar ist, wird klar: das ist der Tatort eines Verbrechens. Er ruft die Polizei und ein Aufruhr beginnt, denn seine Frau ist Amazing Amy. Die Real-Life-Vorlage für die bekannte Kinderbuchfigur. Neben dem Pressetrubel und dem Waschen schmutziger Wäsche, erfahren wir nach und nach wie es um Nick und Amys augenscheinlich perfekte Ehe wirklich stand und das ist schon fast morbide.
Ich habe selten in einem rund 150-Minuten-langen Film gesessen ohne zu merken wie die Zeit vergeht. Der Regiesseur David Fincher liefert eine spannende Verfilmung mit großartigen Schauspielern ab. Er präsentiert uns die Ausgangslage der etwas kränkelnden Ehe, dann ist die Frau plötzlich verschwunden. Wir erleben in Flashbacks wie sich beide kennenlernten und wie ihre Ehe anfangs lief. Widersprüche häufen sich. Ihr Kennenlernen ist wie aus dem Bilderbuch, aber warum ist Nick so reserviert? Er ist nicht der gebrochene Ehemann, den man erwarten würde. Und das fällt auch den Medien auf. So löst der Film die Kernpunkte der Erzählung aus: Medienhetze, kranke Beziehungen, Wirtschaftskrise. Eine Mischung die bei schwierigen Charakteren in einem Desaster mündet. Gone Girl ist auch mehr eine Psychografie einer Beziehung als ein Krimi. Ben Afflecks Nick kommt was die Inszenierungsart betrifft schlecht weg. Ich habe keinen Vergleich zum Buch, aber ich würde sagen, dass Nick allgemein als nicht besonders smart skizziert wird. Ben Affleck spielt das offensichtlich allürenfrei — eben wie einen Mann, der seinen Kopf versucht aus der Schlinge zu ziehen und keinen Anspruch darauf erhebt Mr Perfect zu sein. Man merkt Afflecks Leistung an, dass Nick über diesen Punkt “hinweg” ist, was die Figur irgendwie rettet. Rosamund Pike spielt fast alles an die Wand. Sie ist in dem Film wahrlich eine “Amazing Amy” in jeglicher Hinsicht. Andere Rollen wie beispielsweise Neil Patrick Harris’ Verkörperung von Desi finde ich leider schwach. Liegts an mir oder sehe ich wirklich zuviele Barney-Stinson-Gesten?
(9/10)
Grand Budapest Hotel
Der Film erzählt in mehrere Rahmenhandlungen eingebettet die Geschichte des jungen Einwanderers Zéro Moustafa (Tony Revolori), der nach dem ersten Weltkrieg als Page im berühmten ‚Grand Budapest Hotel‘ arbeitet. Dabei lernt er Kniffe, Tricks und Weisheiten von seinem Vorgesetzten, dem Concierge Monsieur Gustave H. (Ralph Fiennes). Der schafft es mit seinem Charme die Leute um den Finger zu wickeln. Was ihm letztendlich auch eine Erbschaft einbringt, als ein regelmäßiger Gast des Hotels das Zeitliche segnet. Gustave H. erbt das Gemälde Jüngling mit Apfel – und den Zorn der Hinterbliebenen. Was Gustave H. und Zéro Moustafa bald in reichlich Schwierigkeiten bringt. Gefängnisse, Auftragskiller und die erste Liebe inklusive.
Der Film heißt zwar Grand Budapest Hotel, beschreibt aber mehr eine Zeit und ein Lebensgefühl, als wirklich das titelgebende Hotel in einem fiktiven Land. Es geht um das Abenteuer, die Gefahr, den Glanz vergangener Zeiten, die schrulligen Charaktere mit hunderten, einzigartigen Charaktereigenschaften. Das Ganze wird mit fantastischen Kulissen, Make-Up und Kostümen ausstaffiert, sodass man sich gar nicht an all den Farben sattsehen kann. Und Überraschung: es wurde an vielen Standorten in u.a. Deutschland gedreht. So zum Beispiel im sächsischen Görlitz und Dresden. Dabei ist der Ton des Films ironisch-witzig, satirisch und abstrus. Und als ob das noch nicht genug wäre, erleben wir ein sehr großes Staraufgebot – selbst in den noch so kleinsten Nebenrollen. Das macht einfach Spaß! Einziges Manko: die Länge. Wes Anderson nimmt sich sehr viel Zeit für all die Details. Das muss man mögen, das muss man abkönnen. Ich tue mich damit schwer – mein einziger Kritikpunkt, der aber meinen Spaß doch ab und zu sehr gehemmt hat.
(8/10)
Guardians of the Galaxy
Im Jahr 2014 in einer weiter entfernten Galaxie ist Peter ‘Starlord’ Quill (Chris Pratt) Plünderer und auf der Suche nach einem Artefakt, das offensichtlich auch viele andere raue Gesellen wollen. Als dann auch noch auf ihn ein Kopfgeld ausgesetzt wird, klebt ihm der Ärger offiziell an den Hacken. Und wer nicht das Artefakt will, ist nun wegen der Kohle hinter Peter her. So kommt es, dass die Kämpferin Gamora (Zoë Saldaña), der genetisch veränderte Rocket Racoon und sein Kumpel, das Baumwesen Groot, in einen Kampf mit Peter geschnappt und kurzerhand alle eingebuchtet werden. Und die können sich jetzt schon nicht riechen, dann kommt auch noch Drax der Zerstörer dazu, der Gamora nach dem Leben trachtet. Aber sie merken schnell: sie haben dieselben Feinde. Sie beschließen zusammenzuarbeiten, auszubrechen, das Artefakt zu versetzen und den Gewinn aufzuteilen. Und das bei diesen Dickköpfen und Querdenkern? Bei diesen Egomanen und Wahnwitzigen? Bei diesen Unterschätzten und Missverstandenen? Schießwütiger Waschbär, maulfauler Baum, begriffsstutziger Muskelprotz, unnahbare Amazone und ein Mensch? Die Feinde sind nicht ohne und plötzlich liegt das Schicksal Tausender in ihren Händen, denn das Artefakt hat eine kaum zu bändigende Kraft.
Guardians of the Galaxy erfindet das Medium Film definitiv nicht neu. Die Handlung hat man so schon ein paar Mal gesehen und die dem Comic entliehene Welt erinnert mich auch extrem an Filmvorgänger wie zum Beispiel Luc Bessons “Das fünfte Element”. Dafür hat der Film aber jede Menge Charme. Denn … wessen Herz schlägt nicht für Antihelden? Die müssen sich dumme Sprüche anhören, sind bisher ein Niemand gewesen, versuchen vergeblich sich coole Spitznamen zuzulegen oder werden gehasst. Alle haben sie einen gewaltigen Knacks weg, aber keiner ist richtig böse. Helden in Anführungszeichen, die sich alle anfangs nicht besonders leiden können, die aber (wir wissen es ja eigentlich schon vorher) zusammenwachsen und große Taten vollbringen? Jeder hier hat eine eigene Motivationen, eine tragische Hintergrundgeschichte und einen gewaltigen Spleen. Der Humor und diese bunt gewürfelten Truppenteile sind die Essenz des Films und machen das ganze zu einem wirklichen tollen Unterhaltungsfilm, den man auch gerade deswegen schauen sollte. Um eine gute Zeit zu haben! Dann zieht der Film trotz der meiner Meinung nach mangelhaften Story alle Register und ihr werdet viel viel viel zu lachen haben. Manchmal etwas grenzwertigen Humor, manchmal etwas spleenigen — eben anders. Schöner 80er-Jahre-Charme und Musik, die heute noch mein Ohrwurm ist! Über eine Woche nach dem Kinobesuch .… hooked on a feeling .… ch-ch-ch-ch-ch-ch-cherry bomb .… gut gemacht.
(8/10)
The Imitation Game
The Imitation Game erzählt die Geschichte eines außergewöhnlichen Mannes. Der britische Mathematiker Alan Turing (Bebedict Cumberbatch) wird angeworben, um an der Entschlüsslung der deutschen Funksprüche zu arbeiten, die während des zweiten Weltkriegs den Alliierten das Leben schwer machen. Zusammen mit u.a. Hugh Alexander (Matthew Goode) und der jungen Mathematikerin Joan Clarke (Keira Knightley) arbeitet er getarnt in der Radiofabrik Bletchley Park daran die Verschlüsselung der ‘Enigma’ genannten Verschlüsselungsapparatur zu knacken. Sein Charakter und seine andere Vorgehensweise stoßen nicht nur einmal auf Ablehnung und er findet lediglich in Joan eine Freundin und trifft bei ihr auf Verständnis. Niemand darf wissen, was sie in der alten Radiofabrik tun. Dabei wird in Bletchley Park Geschichte geschrieben. Nicht ungefährlich für Turing selber. Er ist homosexuell und das wurde damals als Verbrechen bestraft — er führt in vielerlei Hinsicht ein streng geheimes Leben
An und für sich ist The Imitation Game ein sehr guter Film. Es geht um ein historisches Ereignis, das den Krieg maßgeblich beeinflusst hat. Um harte Arbeit. Um verkannte Genialität. Um Spionage. Um Mathematik. Um moralische Fragen zwischen Leben und Tod. Um das persönliche Glück angesichts geschichtlicher Umbrüche und falscher Ansichten. Ich kann es dem Film nicht übel nehmen, dass die mathematischen Sachverhalte nicht mehr beleuchtet wurden. Das will nun mal nicht jeder sehen. Es wäre für die breite Masse einfach ein Abtörner. Woran ich aber Anstoß genommen habe, ist dir Darstellung Turings als weltfremder Sonderling. Warum muss ein genialer Kopf immer ein verschreckter Nerd sein? Andere Momente wie die zum Ende des Films waren stark und haben bei mir einen großen Eindruck hinterlassen. Aber der Rest: Empfindsamkeit? Eindrucksvoll. Nerdige, unsympathische Sturheit – nicht mit den Kollegen klarkommen? Da berichten die historischen Quellen etwas anderes. Trotz fachlicher Schnitzer und künstlicher Verweichlichung (‚Christopher‘ anstatt ‚Turing-Bombe‘?) ist The Imitation Game ein guter Film, der mehr als nur eine wichtige Botschaft hat und diese ohne allzu übertriebenen Hollywood-Protz erzählt. Ein guter Film. Ein Film bei dem man nicht dümmer wird und mal die Grenzen der Berechenbarkeit (am Computer) gezeigt bekommt, sowie das moralische Dilemma, das großes Wissen und Kleingeister mit sich bringen. Aber der Film blieb leider stark hinter meinen Erwartungen zurück.
(8/10)
Natürlich lasse ich es mir nicht nehmen und werde kurz vor den Oscars meine Prognose zum Besten geben, wer den Goldjungen in welcher Kategorie mitnehmen wird. Aber bis dahin hoffe ich noch mehr nominierte Filme zu schauen. Wie ist eure Meinung zu dem Dilemma – schreibt das Leben die besten Geschichten? Oder haben Sci-Fi und Fantasy auch ihre Daseinsberechtigung bei solchen Awards? Welchen Film vermisst ihr unter den Nominierten? Und findet ihr irgendeinen der Nominierten extrem über- oder unterbewertet?
„7ème art“ (Sprich: septième art) heißt „siebte Kunst“. Gemäß der Klassifikation der Künste handelt es sich hierbei um das Kino. In dieser Kategorie meines Blogs widme ich mich also Filmen – evtl. dehne ich den Begriff dabei etwas. Regulär stelle ich zwischen dem 1. und 5. jeden Monats jeweils 7 Filme in kurzen Reviews vor.
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