Dieses Jahr war ich das erste Mal für mehrere Tage auf der Leipziger Buchmesse. Wie der Freitag war, konntet ihr bereits nachlesen. Weiter gehts mit dem zweiten Teil und der brennenden Frage: habe ich Takeshi Obata denn nun doch noch gesehen? Habe ich mich am Samstag endlich mit Cosplayern angelegt? Und wen habe ich noch so getroffen? Kennt ihr vielleicht auch 😉
Getroffen! Im echten Leben!
Am Samstag war’s dann mal wieder soweit und ein kleines Treffen zwischen Bloggern stand auf dem Plan. Direkt am Anfang des Messetages habe ich mich mit der lieben Kathrin vom Blog Phantásienreisen getroffen. 😀 Ich finde das immer sehr spannend die Menschen zu treffen, die man sonst nur aus der digitalen Welt kennt und Kathrin ist ein sehr sympathischer Mensch. 😀 Ich behaupte mal wir haben uns gut verstanden und hätte gerne noch länger mit ihr gequatscht, aber die Zeit verging wie im Flug und wir sind dann zu den jeweiligen Veranstaltungen aufgebrochen, die wir uns vorgenommen hatten. Schade – vielleicht sehen wir uns das nächste Mal länger. 😀 Getroffen haben wir uns übrigens in der Bloggerlounge. Sehr praktisch, die auch nochmal von innen zu sehen und zu nutzen, dass es sowas gibt. Das war ein abgegrenzter Bereich, in den man nur mit dem Presseausweis konnte. Schöne helle Sitzecken, ein eigener kleiner Stand mit Verpflegung und … WLAN. 🙂 Dort gab es auch ein, zwei Veranstaltungen, die ich alle verpasst habe, weil andere Termine gelockt haben. Wir wurden auch kurz begrüßt und darüber aufgeklärt, dass wir in der Lounge auch gerne mit Interviewpartnern aufschlagen können oder für irgendwelche Treffen. Was auch ratsam wäre, dort war es ruhiger. Finde es sehr schön, dass uns ein kleines Fleckchen auf der Messe eingeräumt wurde. 🙂
Des Fitzeks Haarschopf
Für mich ging es weiter zu einer Lesung von Sebastian Fitzek. Zumindest dachte ich, dass es eine wäre. Letztendlich war es ein Interview, dass sich vorrangig um das Buch Passagier 23 drehte. Ich habe ja eine schwierige Beziehung zu Fitzeks Büchern. Als Teenager war ich extrem begeistert von seinen Thrillern wegen des doppelten Bodens der meisten Geschichten und der Twists. Ich habe einige Bücher regelrecht verschlungen. Vor einer Weile habe ich mal wieder was von ihm gelesen und war alles andere als begeistert. Auf mich wirkte beispielsweise mein zuletzt gelesener Fitzek „Nachtwandler“ wie ein billiger Schocker mit Twists wie aus irgendwelchen B-Movies. Es wirkte wie geplant, dass zum Ende eines jeden Kapitels irgendein Cliffhanger oder Twist platziert wurde. Da kann man sich schon mal verscheißert vorkommen. Das schlimme ist, dass er mich mit fast jedem Klappentext kriegen könnte. Noah finde ich interessant, Passagier 23 klingt auf dem Klappentext auch so, als ob ich es gern sofort lesen würde. Würde mich aber lieber erst durch Reviews davon überzeugen, dass das diesmal eher was für mich ist. Oder durch eine Lesung. Oder meinetwegen auch durch ein Interview 😉 Und gerade weil ich schon so eine schwierige Beziehung zu seinen Büchern habe, möchte ich ihn auch mal sehen. „Sehen“, ja … .
Der Termin fand auf einer Bühne in der Autorenarena statt. Dort war eine Zuschauertribüne mit Einlass und viele Leute blieben nach dem vorherigen Termin einfach dort sitzen. Frage mich, ob die wirklich alle beide Termine besuchen wollten oder sich einfach den Platz reservieren wollten? Jedenfalls gingen nicht genug Leute und ich musste zusammen mit vielen anderen am Rand stehen bleiben. Zuerst habe ich gerade mal ab und zu die Haare von Sebastian Fitzek gesehen. D.h. nicht mal ich, sondern nur meine Kamera, die ich auf Verdacht mal über die Menge gehalten und was geknipst habe. Später gingen einige und ich habe ihn tatsächlich gesehen. (Man kennt ja das Messe-Phänomen: Wer ist da? Kommt da wer bekanntes? Fitzek? Finde ich das toll? Mal gucken. Ach. Kenne ich nich. Komm weg hier.) Sebastian Fitzek mag schreiben wie er will, aber er hat scheinbar ein vereinnahmendes Wesen. Erzählt lebendig lustige und interessante Dinge. Zum Beispiel in Bezug auf Passagier 23 wieviele Menschen auf Schiffen verschwunden sind. Oder wieviel so ein Anruf von einem Schiff auf den Weltmeeren kostet. Dass es der ideale Ort ist, um jemanden verschwinden zu lassen. Dass schon Mal einer von einem Kreuzfahrtschiff über Bord gegangen ist und von einem anderen Kreuzfahrtschiff zufällig aufgesammelt wurde(!). Aber auch darüber, ob man über Themen wie Kindesmisshandlung schreiben darf und dass er das nicht tut, um sich daran aufzugeilen, zu polarisieren oder was auch immer. Sondern dass das eine Form der Verarbeitung von solchen schlimmen Themen ist. Genauso wie nicht jeder der das liest ein insgeheimer Psychopath ist, sondern das liest, um sich mit den Themen auseinanderzusetzen und die zu verarbeiten. Gut gesagt – ich habe früher fast nur harte Thriller gelesen und wurde oft gefragt, warum ich mir sowas aussuche.
Nochmal getroffen! Im echten Leben!
Danach wagte ich mich in Halle 1 zur Manga-Comic-Convention (MCC). Obwohl es noch Vormittag war, konnte man trotzdem kaum treten und musste sich ständig verrenken, um nicht irgendeinem Cosplayer auf den Rock zu treten oder was am Kostüm zu treffen. Ist ein bisschen wie Twister spielen. Nur ohne die Kreise. :-/ Der Anlass war aber ein schöner: undzwar sollte ich die Bloggerin Sani vom Blog Sani Hachidori treffen und ihre lieben Freundinnen. Wir haben uns letztes Jahr schon Mal getroffen und damals das erste Mal ‚offline‘ gesehen und ich habe alle 3 ins Herz geschlossen. 😀 Schnell war geplant, dass wir uns das nächste Mal wieder treffen wollen. Ab zwei Mal ist es eine Tradition, oder? 🙂 Wir kämpften uns durch die Menge, haben es irgendwie sogar geschafft uns kaum zu verlieren XD und haben bald eine Mittagspause eingelegt. Ziemlich lange sind wir übrigens durch die Zeichner-Allee der MCC gewandert und an der Stelle muss ich der Messe und der MCC ein Lob aussprechen. Bevor es die MCC gab, haben sich die Zeichner in ein wahnwitzig enges, abgesperrtes Areal quetschen müssen, in dem man wirklich nicht mehr treten konnte, weil es dort immer so brechend voll war. Und das war keine Metapher: man konnte nicht mehr treten. Die Zeichnerallee bietet jetzt genügend Platz und Fläche um die Werke zu präsentieren. Mensch. Würde auch gerne wieder mehr zeichnen und irgendwann mal dort sitzen. Jedenfalls hat es mir auch wieder viel Spaß gemacht mit euch, Mädels 😀
Takeshi Obata, ich werde dich sehen. Auch wenn ich dafür Cosplayer umschupsen muss.
Irgendwann zog ich dann aus Takeshi Obata doch noch zu sehen. Zu versuchen ihn zu sehen. Der Haarschopf würde mir diesmal nicht genügen. (Wie ich später erfahren sollte wäre das auch äußerst schwierig, denn Takeshi Obata hat eine Glatze. Da hätte ich mich selbst um den Haarschopf betrogen gefühlt.) Nein, ich habe nicht früh mit den Cosplayern, Freaks und Geeks und lustigen Menschen zusammen vor der Halle gecampt und bin nicht mit ihnen zusammen losgerannt, aber wenn, dann hätte es natürlich so ausgesehen. Nein, ich habe mich entschieden die Signierstunde aufzugeben und stattdessen zu dem Termin an der schwarzen Couch zu gehen, wo er live zeichnen würde. Herrgott, egal was passiert, ich muss ihn zeichnen sehen *_*. Zuerst hatte ich schlechte Karten. natürlich standen dort relativ viele Menschen und haben sich Plätze reserviert und ich bin irgendwie hinter ein paar besonders großen Menschen gelandet. Hinter besonders großen Menschen, die die Veranstaltung gar nicht interessiert hat und die in der Weltgeschichte rumgeguckt oder sich miteinander über dies und das unterhalten haben. (WTF? Geh! GEH! JETZT!)
Die Moderatorin, Gwyneth von Tokyopop, hat erklärt, dass Obata-sensei nicht fotografiert werden möchte und dass wir das respektieren sollten. Habe ich getan. Habe also kein Foto für euch. Aber was wäre das Internet, wenn nicht irgendwer irgendwann irgendwas missachtet hätte. Im Schlepptau hatte er seinen Redakteur und einen Dolmetscher und stellte sich Gwyneths Fragen, während er gezeichnet hat. Die Kamera hat den Prozess über seiner Schulter eingefangen. Wahrscheinlich hätten sich alle derb gewünscht, dass er auf einem leeren Blatt bei 0 anfängt zu zeichnen. Wie baut der Meister die Proportionen auf???? Aber er hatte einen vorgezeichneten Bogen dabei. (Ich kanns verstehen 😉 ) Und hat dann mit geübten Strichen aus der Rohzeichnung ein Line-Art gezaubert und ist mit der Feder übers Blatt gewandert, als wäre das ein Kinderspiel. Die Menge hat gejubelt. Als er auf zum schwarzen Sofa kam, als sein Namen nur genannt wurde, als er angekündigt hat, dass er jetzt live zeichnet. Und als er gesagt hat, dass er den Charakter „L“ aus Death Note zeichnen würde. Dann erst! L ist auch mein Lieblingscharakter (verlinkter Text enthält Spoiler) aus dem Manga. Nebenbei hat er viele Fragen beantwortet, von denen einige Fragen und Antworten doch arg konstruiert wirkten. Zum Beispiel was ihn mit Deutschland verbindet. Ja, er hat ein deutsches Auto, sein Mountainbike ist aus Deutschland und eine seiner Lieblingsmangafiguren war deutsch. Hach ja 😉 Aber ich fands süß.
Außerdem hat er ein wenig von seinem Werdegang erzählt und man hat zahlreiche Parallelen zu Bakuman erkannt. Bakuman ist ein Manga über ein paar Schüler, die nebenbei versuchen Mangazeichner zu werden und dabei zahlreiche Höhen und Tiefen haben und viele Hürden überwinden müssen. Genauso wie Obata werden sie als Zeichner in Erwägung gezogen, nachdem sie einen Manga-Nachwuchs-Wettbewerb gewonnen haben. Und das war nur ein Beispiel. Außerdem hat er erzählt, dass einige der in Bakuman dargestellten Redakteure des japanischen Manga-Magazins Shounen Jump tatsächlich so aussehen und so heißen wie im Manga dargestellt. Und so nach und nach nahm der „L“ auf dem Papier Gestalt an und man konnte sehen, dass er den Charakter in der typischen Hock-Pose zeichnet und wie er natürlich Süßigkeiten schnabuliert, undzwar Haribo Goldbären. In Spezialverpackung „XXL for L“. Und während er da so zeichnete, hatte ich echt Gänsehaut. Glücklicherweise sind auch ein paar Leute gegangen. Gut für mich. So konnte ich endlich alles sehen. Gegen Ende hat er auch noch angefangen einen Ryuk zu zeichnen. Hach. Da hatte ich enorm Lust wieder Manga zu zeichnen. Das tat auch ein bisschen weh – v.A. die Erkenntnis wie lange ich schon nicht mehr gezeichnet habe. Und irgendwie schüttelte ich jetzt den Stress der Messe ab. Manchmal, wenn man was gesehen hat, was irgendwie besonders ist, vielleicht sogar einmalig im Leben, dann fühlt man sich …. selig? Ist das das richtige Wort? Erstaunlich wieviel man von so einer Veranstaltung mitnehmen kann. Ich möchte zeichnen. Jetzt.
Kein Bock auf Merch
Selig hin oder her. Ich wollte noch von den zahlreichen Merch-Ständen auf der Messe profitieren. Nach nur ein paar Minuten, in denen ich praktisch vor lauter Menschen an nichts rangekommen bin, habe ich die Halle dann verlassen. Also so dringend brauche ich dann doch keine Plüschtiere, Poster, … aber Manga hätte ich schon ganz gerne mitgenommen. Wie es der Zufall so wollte, waren die, die ich wollte nicht mehr auf Lager. Sowohl bei Verlagen, als auch bei Händlern. Nun denn. Guter Zeitpunkt die Halle zu verlassen. Und dann war der Messetag auch schon vorüber. Schön wars! Ich hatte wirklich ein bisschen Wehmut, dass es schon wieder vorüber ist.
Messe-Fazit
Ich habe den Eindruck, dass es von Jahr zu Jahr samstags voller wird. Nachmittags, wo mit Abstand am meisten los ist, braucht man durchaus mal über eine Viertelstunde um von einer Halle in die benachbarte zu kommen. Es sei denn man steht schon vor dem Ausgang der Halle – ist klar. Das bringt die Messe dazu Maßnahmen zu treffen, die uns genauso wenig gefallen haben wie das lange Anstehen oder die Besucherdichte. So war es verboten sich auf die Treppen zu setzen. Wir wurden zweimal verscheucht, als wir uns niederlassen wollten um was zu essen. Sitzplätze existieren praktisch samstags auf der Messe nicht. Weswegen ich auch hier wieder ganz gut verstehe, dass ältere Leute gerne ‚campen‘. War schön anzusehen wie die Leute von einer Treppe gescheucht wurden, und die gegenüber so voll wurde, dass man kaum noch treten konnte. Genau das wollte man mit der Aktion vermeiden – Fluchtwege sollen frei bleiben. Um Massenpaniken und verstopften Wegen vorzubeugen wurden auch teilweise Übergänge geschlossen, sodass man über einen Halleneingang nur raus, aber nicht rein durfte und umgekehrt bei den anderen. Man muss seine Mitmenschen schon sehr mögen, um sich nicht die Laune verderben zu lassen. Wie kann man da Abhilfe schaffen? Die Hallenverteilung ist für die anderen Tage mit Sicherheit sinnvoll. Samstag hat man aber das Gefühl, dass es noch 2 Hallen mehr geben müsste, damit der Messebesuch weniger stressig ist und sich die Lage entspannt. Solche Knotenpunkte wie die MCC werden aber immer unendlich überfüllt bleiben. Wie dem auch sei … . Tschüß Messe. Ich mag dich sehr. Nächstes Jahr sehen wir uns hoffentlich wieder.
Wie steht ihr zu den vollen Messe-Samstagen? Wart ihr sogar da? Und welche Veranstaltungen habt ihr euch angesehen? Kennt ihr diesen „selig“-Moment? Und gibt es Zeichner oder Autoren, die ihr wenigstens einmal im Leben sehen wollt? Und welche Autoren habt ihr früher viel gelesen, habt aber den Eindruck, dass ihr irgendwie nicht mehr rankönnt?
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