Falls ihr euch fragt, warum ich manchmal Staffel und manchmal Season schreibe … das ist mein eigener kleiner ‚Hack‘ um mir zu merken, ob ich eine Staffel auf deutsch oder auf englisch geschaut habe. Schaue ich auf englisch, schreibe ich immer Season. Diesen Monat gibt es schon wieder Reviews, das ist selten, aber muss sein, weil meine Gedanken raus in die Welt wollen. Davon mal abgesehen gibt es plötzlich im Free-TV enorm viele interessante Serien zu schauen. Einige davon starteten leider direkt Anfang des Monats, sodass ein „Neu im Free-TV Artikel“ da gerade schlecht in meinen Zeitplan gepasst hat. Besonders gespannt bin ich auf Bates Motel Staffel 2 (montags, VOX), Resurrection (montags, VOX), Extant (freitags, sixx), Sens8 (Netflix) und ich spiele tatsächlich mit dem Gedanken Teen Wolf Staffel 3 zu schauen – ich weiß nicht was in mich gefahren ist XD Das ist so ein Guilty Pleasure wie ‚Pretty Little Liars‘, ich kann euch keine vernünftigen Gründe dafür nennen das zu gucken. Und bei ‚Resurrection‘ bin ich noch etwas zwiegespalten. Will ich wirklich noch eine Serie schauen, die von Toten handelt, die putzmunter zurückkehren? Schließlich schaue ich im Moment The Returned und ärgere mich stellenweise darüber, da ich Les Revenants schon kenne und sehr mochte und mir das sehr ähnliche ‚The Returned‘ auf den Keks geht. Aber zurück zu den Reviews: Es gilt – wie immer – spoilerfrei für die Staffel, die ich reviewe. Nicht spoilerfrei für vorangegangene Staffeln.
‚Masters of Sex‘ Staffel 2
Nach den Ereignissen der ersten Staffel stehen alle Beteiligten vor einer vollkommen anderen Ausgangsposition. Bill Masters (Michael Sheen) hat seinen Job verloren und geht praktisch betteln, um bald wieder irgendwo zu arbeiten und seine Studie vorantreiben zu können. Virginias (Lizzy Caplan) Job bei Dr. DePaul (Julianne Nicholson) wirft nicht genug für den Lebensunterhalt ab und sie versucht sich nebenbei mit dem Verkauf von Diätpillen. Libby (Caitlin Fitzgerald) ist als Mutter nicht so von Natur aus begabt wie sie erwartet hat und lässt das an ihrer Umwelt aus, v.A. ihrer Haushaltskraft und Kindermädchen Coral (Keke Palmer). Burton Scullys (Beau Bridges) Konflikt mit seiner Homosexualität und dem Wunsch nach einem glücklichen Familien- und Sexualleben kollidieren und treiben ihn zum Äußersten. Das bleibt aber genauso geheim wie die Affäre zwischen Bill und Virginia. Deren Beziehung ist so geheim, die gesteht sich nicht Mal Bill selbst ein.
Masters of Sex war für mich in der zweiten Staffel sehr unbequem. Mir sind fast alle Charaktere äußerst unangenehm aufgefallen. Ich hätte fast jeden am liebsten links und rechts eine scheuern wollen wegen der Dinge, die sie getan haben. Es ist nicht gespoilert, wenn ich euch verrate, dass Bill ab der ersten Folgen die Ansicht vertritt, dass seine Treffen mit Virginia im Hotel Teil der Studie sind. Das jetzt zu interpretieren und euch ein Bild davon zu machen überlasse ich euch. Auch Libby hat durch ihre Einstellung gegenüber Schwarzen anfangs sehr für Unmut bei mir gesorgt. Ihre Anschuldigungen und ihr Verhalten entstehen aus ihrer Unzufriedenheit mit sich selber. Das wiederum ist eine ziemlich starke Aussage, die den Umgang mit Schwarzen zu der Zeit kritisiert. Meines Erachtens nach sehr stark, dass die Serie das mit in die Handlung einfließen lässt und durchgängig weiterentwickelt. Nichtsdestotrotz gibt es da einige Momente, in denen man am liebsten vor der Mattscheibe unsichtbar werden will vor Wut, Fremdschämen oder Bestürzung. Virginia hat erneut einen gewissen Leidensweg, wird aber nicht nur als Heilige dargestellt. Besonders stark empfand ich Julianne Nicholson als Dr. DePaul und Beau Bridges als Burton Scully.
Was ich aber beim besten Willen nicht verstehen kann ist wo Scully in der Staffel abgeblieben ist. Sein Konflikt spitzt sich am Anfang der Staffel extrem zu und ich denke auch, dass es wichtig ist zu erzählen was für Märchen von „Heilung von Homosexualität“ erzählt wurden. Aber nachdem es zum Äußersten gekommen ist, ward von Scully in dieser Staffel nichts mehr gesehen. Wie bitte? Das funktioniert für mich gar nicht und wäre nur erklärbar, wenn Beau Bridges Probleme/Terminkonflikte o.Ä. hatte und nicht weiter an der Staffel mitwirken konnte. Die Beziehung von Bill und Virginias private und berufliche Belange haben einen starken Fokus, wurden sehr ausgeschmückt, sind regelrecht redundant, drehen sich im Kreis und man steht wieder am Anfang. Daher wirkt es so, als ob die zweite Staffel viel Zeit verschwendet hätte. Inzwischen habe ich auch gelernt, dass es doch einige Unterschiede zwischen den realen Ereignissen und der Serie gab, muss mich aber dazu noch mehr belesen. Abschließend muss ich sagen, dass die zweite Staffel meines Erachtens nach nicht mit der ersten mithalten kann und sich über lange Strecken unangenehm und unausgeglichen anfühlt, weil die Themen teilweise hart sind und sich viele Konflikte wiederholen, weil nie gelöst werden (Leute! Sprecht miteinander! D:). Nichtsdestotrotz ist es eine dahingehend wertvolle Serie, dass sie dramatisch und anspruchsvoll ist und den historischen Aspekt hat. Man sieht an welchem Punkt damals die Medizin und auch die Gesellschaft war und das ist immer wieder erstaunlich. Nicht auf die positive Art.
(7/10)
‚Broadchurch‘ Season 1
Wenn ich euch erzähle, dass in einer kleinen englischen Küstenstadt eine Jungenleiche am Strand gefunden wird, würdet ihr (so wie auch ich) wahrscheinlich sagen „Kommt mir bekannt vor, gab es da nicht mal einen Film? Eine Serie?“ Und wir alle würden vermuten, dass die Familie außer sich ist. Trauer. Tränen. Wie soll man jetzt weitermachen? Es wird deutlich, dass es ein Mord gewesen sein muss. Anschuldigungen. Misstrauische Blicke in alle Richtungen. Schmutzige Wäsche wird gewaschen. Hat der eine Alte aus dem Dorf nicht immer besonders lange mit dem Opfer geredet? Ist der Pervers? Die Presse mischt sich ein. Und natürlich – der Ermittler hat irgendwas, das ihn belastet und ihm zu schaffen macht. Alles schon Mal gesehen. Und trotzdem ist Broadchurch extrem spannend und ich würde mal sagen: zurecht gehypt.
David Tennant gibt den Ermittler Alec Hardy, der nur kurz nachdem er seine Stelle in dem Städtchen Broadchurch antritt, den Fall übertragen bekommt. Er arbeitet zusammen mit Ellie Miller (Olivia Colamn), die schon lange in Broadchurch lebt und ebenso bestürzt ist. Das Opfer, der elfjährige Danny Latimer, ist der beste Freund ihres Sohnes. In der Serie gibt es außerdem noch einige, weitere bekannte Gesichter, über die ich mich sehr gefreut habe. Arthur Darvill (u.a. Doctor Who) beispielsweise spielt den ortsansässigen Pastor, David Bradley (Ein Abenteuer in Raum und Zeit, Harry Potter-Filme, …) einen Kioskbesitzer. Insbesondere seine Rolle hat mich stark mitgenommen. Das ist also irgendwie ein kleines Doctor Who Revival … . Die Leistung der Schauspieler und der unaufdringlich dramatische Aspekt der Serie sind auch das große Geheimrezept. Die Figuren sind Originale und sehr natürlich. Broadchurchs Erfolgsrezept sind die Charaktere, die man auch hier um die Ecke treffen könnte. Menschen, deren Existenz bedroht ist, wenn der Tourismus ausbleibt, Menschen die Fehler machen, Menschen wie wir. Und mit deren kleineren oder größeren Geheimnissen und Miseren wird immer wieder ein neues Spannungselement geboten und immer wieder ein neues Detail, das es zu entdecken gilt. Wie jede Krimiserie setzt auch Broadchurch darauf immer und immer wieder einen neuen Verdächtigen zu präsentieren und uns zum Mitdenken anzuregen. Nimmt sich aber extrem viel Zeit die Charaktere zu entwickeln. Es lastet nicht mal, wie bei vielen anderen Krimis, der Fokus auf dem ja ach so strauchelnden und mit sich selbst kämpfenden Ermittler. Broadchurch macht einfach irgendwie alles richtig. Über den Täter wussten übrigens nur knapp 30 Leute im Produktionsumfeld Bescheid. Die bittere Überraschung war groß. Man kennt das ja, wenn man Krimis schaut, dass man früh die üblichen Zeichen erkennt. Das kann ich hier nicht behaupten. Es war bitter. Die Frage How could you not know kommt zurück wie ein Bumerang und trifft hart.
(10/10)
Was schaut ihr im Moment? Seid ihr aktuell auch einem Guilty Pleasure verfallen? Welche Serie hat euch zuletzt vollkommen überzeugt, obwohl sie einem ganz konventionellen Modell folgt? Habt ihr Broadchurch oder MoS geschaut?
Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei :).
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