„World Masterpiece Theatre“ – Anime, die wir alle kennen

‚Kleine Prinzessin Sarah‘, ‚Wunderbare Polyanna‘, ‚Die Kinder vom Berghof‘, ‚Eine fröhliche Familie‘ (aka ‚Little Women‘), ‚Peter Pan‘, ‚Heidi‘ – kommen euch die Kinder-Zeichentrickserien bekannt vor? Was viele nicht wissen, ist dass sie alle in Japan produziert wurden, somit Anime sind und zu einer ganzen Reihe gehören: dem ‚World Masterpiece Theatre‘ (世界名作劇場, Sekai Meisaku Gekijō).

„Wunderbare Pollyanna (Deutscher Trailer) | KSM“, via KSM (Youtube)

Das World Masterpiece Theatre (WMT) sind von Nippon Animation (zuvor Mushi Production und Zuiyo Eizo) produzierte Serien, die zum Großteil auf bekannten westlichen Romanen und Erzählungen beruhen und den Zweck hatten dem Publikum die Lebensweise in westlichen Ländern näherzubringen und kindgerecht verschiedene Kapitel der Menschheitsgeschichte zu zeigen. Die Staffeln hatten jeweils Eigennamen, allgemein hat sich aber der Name World Masterpiece Theatre etabliert. Was eignet sich da besser als bekannte Kinder- und Jugendbücher wie Little Women von Louisa May Alcott oder Pollyanna von Eleanor Hodgman Porter? An den Animationen wirkten auch bekannte Namen wie Isao Takahata und Hayao Miyazaki (Studio Ghibli) mit. Zwischen 1974 und 1997 hat das Studio jährlich einen Anime der Reihe rausgehauen und zwischen den Jahren 2007 und 2009 das Programm nochmal aufgenommen, dass zwischenzeitlich wegen zu geringem Interesse eingestellt wurde. Auch im deutschen Fernsehen wurden die Anime ausgestrahlt und ich habe als Kind ausgesprochen viele davon gesehen. Außerdem würde ich wetten, dass ihr das auch habt 😉 . Eine vollständige Liste der Serien gibt es in der englischen und deutschen Wikipedia.

Eine Übersicht aller WMT-Anime (mit seltsamer Musik, aber man kann ja stumm schalten):

Für mich ist das WMT immer wieder ein nettes Argument, um zu sagen „Ach du findest Anime blöd? Du würdest sowas nie gucken? Die sind alle Quatsch? Keine vernünftigen Geschichten? Ich wette du hast schon ein paar gesehen. Und am Ende sogar noch sehr gemocht.“ 😉 Mal von den offiziellen WMT-Anime abgesehen, wurden auch immer recht viele allgemeine historische Stoffe umgesetzt. So zum Beispiel Lady Oscar (basierend auf dem Manga Die Rosen von Versailles von Riyoko Ikeda) – aus dem Anime bezog ich mein Wissen über Marie Antoinette und die französische Revolution, bevor es in der Schule behandelt wurde. Auch die Grimmschen Märchen wurden als Anime umgesetzt. Man denke auch an Willy Fog und noch so viele Anime mehr. Schöner Grundgedanke und allesamt sehr lehrreich. Frappierend aber auch, dass in asiatischen Ländern solche Formate geschaffen wurden, hier in unseren Breitengeraden aber keine, die uns das Leben in asiatischen oder afrikanischen Ländern näher bringen. Für mich hat das WPT noch heute das Prädikat besonders wertvoll, denn (auch auf die Gefahr, dass ich klinge meine Eltern-Generation) das war noch Kinderfernsehen mit Qualität und ganz viel Charme. Apropos Charme … wecken wir mal ein paar Erinnerungen:

Kennt ihr Anime des World Masterpiece Theatre? Habt ihr einen Favoriten, der vielleicht eure Kindheit geprägt hat? Oder die literarischen Vorlagen? Wusstet ihr, dass das eine zusammenhängende Reihe ist? Im Blog stelle ich immer mal wieder einen Anime in der Artikelreihe Anime Diversity vor. Wie bewertet ihr das Kinderfernsehen heutzutage?

23 Antworten

  1. Oh, vielen Dank dafür, dass du mich voll in die Kindheitserinnerungen geworfen hast! Ich habe so viele davon gesehen und geliebt – Jo war meine Lieblingstocher, so! – und es gab auch so viele interessante Stoffe, ich meine, allein „“Wr Kinder vom Berghof“, und dann gab es ja noch einen zweiten Anime, der ebenfalls in den Alpen spielte, das war ganz großes Kino! Und zwar sehr erwachsen, weil es da auch stark um Armut ging und darum, wie man auf dem Land früher ge- bzw. überlebt hat. Oder auch Pollyana und Prinzessin Sarah, das waren tolle Geschichten!
    Lady Oscar ist natürlich ebenfalls große Klasse! 🙂
    Und dann gab es ja auch noch Das Dschungelbuch, das war auch cool. Ach, ich komm aus dem Schwärmen nicht mehr heraus…

    PS: Du klingst gerade wirklich wie eine Vertreterin der Elterngeneration, so von wegen „früher war alles besser“ und so. 😛
    Aber das kenn ich auch, da fühlt man sich irgendwie alt, ohne, dass man den Vorgang bemerkt hätte. *seufz*

    1. „Du klingst gerade wirk­lich wie eine Ver­tre­te­rin der Eltern­ge­ne­ra­tion, so von wegen “frü­her war alles bes­ser” und so. “

      Ich habe mal Videos von einem 15-Jährigen gesehen, der sich 2013 etwa über die neuesten Zeichentrickserien aufgeregt hatte. Zu früher-war-alles-besser zählte er harten Shounen-Tobak wie „Dragon Ball Z“, „Bleach“, „Beyblade“, „One Piece“ und andere Serien zum Thema stärker und besser werden.

      Mir sind solche Serien, auch wenn ich sie geschaut habe, zu hektisch und ähnlich in der Handlung. Die oben genannten Serien sind zwar ein anderes Genre, würde ich sagen, und eher an Kinder gerichtet, aber ich sehe auch beispielweise: mehr Erkundungsfreiraum für die Umgebung, die Familie wird gezeigt und thematisiert, es wird gebrüllt aber es gibt auch viele Ruhephasen, usw.

      Und das beste: Kein Fanservice (= Brüste, Schlüpfer, Badezimmer-Eskapaden, etc.)

      1. cIh glaub, da hat der “ 😛 “ nicht geholfen, was? 😳
        Der Spruch war dazu gedacht, die liebe Miss Booleana ein wenig aufzuziehen, zumal ich es ja so sehe wie sie. 😉
        Ich hab genug von den WMT-Anime gesehen, um zu wissen, wie hoch der Anspruch und die Qualität sind. Und wie wenig sie den Vergleich mit jüngeren Anime scheuen müssen, bzw. wie oft sie da besser dastehen. 🙂
        Und das WMT ist in meinen Augen nur bedingt an Kinder gerichtet. Gerade dann, wenn ich an „Sans Famille“ von Hector Malot denke, dieser Anime ist sehr, sehr heftig, da auch die Vorlage nicht ohne ist. Das hat mich damals als 12-15jährigen (keine Ahnung, wann ich das gesehen habe, zumal das ja z.B. nie nach Deutschland kam) sehr mitgenommen. Durch die Adaptation literarischer Vorlagen ist quasi automatisch ein gewisser Anspruch mit drin, der uns damalige Knirpse nur nicht gestört hat, weil wir an sowas wachsen konnten und – wichtiger noch – durften. Heutzutage wird ja schon jeder Hinweis auf Blut (Kickers!) oder den Tod (Naruto fällt mir als Beispiel ein) gestrichen. Wie wollte man da denn die dramatischen Schicksalsschläge von Remy oder Sarah zeigen?

        Beim postpubertären Brustwachstum von Nami und Nico Robin sind wir uns aber einig, das muss echt nicht sein.

        1. Bei „Alle meine Freunde“ starben die Freunde des Protagonisten. So viel dazu…

          „postpubertäres Brustwachstum“ *seufz* Hach ja…

          1. „Alle meine Freunde“ hab ich immer mal wieder gesehen, aber eben nur unregelmäßig. Ich erinnere mich nur noch dunkel daran. 🙁

      2. Avatar von Miss Booleana
        Miss Booleana

        Ja, ich empfinde das auch ähnlich. Zwar habe ich aus Sailor Moon auch viel moralische und zwischenmenschliche Lehren gezogen und aus Naruto den Gedanken importiert „Wenn du nur hart genug an dir arbeitest …“ usw. aber generell finde ich, dass die Serie aus dem WMT schon lehrreicher waren als Dragonball Z und Konsorten. Frage mich, ob sowas heute noch eine Chance im Kinderfernsehen hätte, oder ob das nicht interessant genug ist.

    2. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Gern geschehen 😀 Jo war auch meine Lieblingstochter, aber auch die, die Klavier gespielt hat. Mir ist gerade der Name entfallen …
      Ja, das war ein tolles Kinderfernsehen. Ach was heißt Kinderfernsehen … wenn das heute laufen würde, ich würde es wieder gucken. Das waren damals vielleicht nicht die coolen Geschichten mit den großen Helden, aber ich mochte es. Frage mich wie sowas heute im Kinderfernsehen ankommen würde.

      1. Meg war glaub die älteste, Beth die nach Jo, und die kleine Blonde war Amy, oder? Also meinst du vermutlich Beth. 🙂

        Kinderfernsehen ist gut, das ist ziemlich anspruchsvoll und würde auch genügend Erwachsene fesseln, die sonst mit Anime wenig am Hut haben. Von uns Fans mal ganz zu schweigen! 🙂
        Und ja, die waren nicht ge- oder erzwungen cool, die waren deshalb cool, weil sie sich für die richtigen Sachen eingesetzt haben oder eben ziemlich hefitge Hürden bewältigt haben.

        Die Frage nach der heutigen Reaktion auf das WMT stell ich mir auch manchmal. Ich befürchte, dass eine Mehrheit nichts damit anfangen können würde. 🙁

  2. (Habe einen Doppelpost. Kannst du den bitte löschen?)

    Ich mochte diese Serien sehr. Manchmal sind sie recht still, aber erwachsener als man denkt. Heile Welt gab es nicht immer. Es gab einige Serien, in denen sogar Charaktere gestorben sind. Vielleicht liegt das tatsächlich an der Literaturvorlage.

    Vor kurzem war ich bei einem Comickünstlertreffen und einer, der mit Manga eher weniger am Hut hat, erzählte mir von „Pinocchio“. Er fand die Serie gut, hat sich als Kind aber gewundert, warum Pinocchio ständig auf der Stelle tritt, wenn rennt. Na ja, irgendwie hat sich da wohl nicht so viel in der Machart geändert…

    Mir gefielen „Peter Pan“, „Alle meine Freunde“, „Wickie“ und „Heidi“. Ach, eigentlich fast alle! 🙂

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Wird gemacht 😉 Spät aber doch …

      Ja, siehe meinen Kommentar oben – ich finde die Serien geben einem viel und ich mag sie auch fast alle. 🙂 Nur nicht die Kinder vom Berghof … anfangs zumindest nicht. Ich weiß nicht mal mehr warum.

  3. Da kommen Erinnerungen hoch! Davon habe ich früher (bei Bim Bam Bino auf Tele 5) auch eine ganze Menge gesehen. Fand ich immer toll. Hach, nun mal in Ausschnitten schwelgen… 😉

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ja, oder? 😀 Hat auch Spaß gemacht den Artikel vorzubereiten 😉
      Bim Bam Bino auf Tele 5 und Vampy auf RTL II …. das waren Zeiten. Da gab es noch ein echtes Kinderprogramm auf fast jedem Sender … und dann kam das Scripted Reality TV. Neeeeeeeeeeeiiiiiiiiiiiiiiin.

  4. Hach, Heidi! Heidi ist wundervoll, da hatten wir ja letztens schon drüber geredet 😉 Ich bin ja immer noch verblüfft, wie viele dieser Kinderfilme und -serien eigentlich Anime sind und es dennoch so weit in unsere westliche Welt geschafft haben – und das, obwohl ja ein Großteil der Deutschen glaubt, Anime wären nur was für Kinder und Perverse^^

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ja … das hält sich irgendwie hartnäckig in der breiten Masse. Aber immer schön, wenn man dann harte Fakten auspacken kann. Das letzte Einhorn ist eine amerikanisch/japanische Koproduktion…. BÄM! da war es wieder, die „Anime-Plakette“ 😉

  5. DANKE für diese kleine Zeitreise. Mehr kann ich gerade nicht sagen, schwelge zu sehr in wundervollen Kindheitserinnerungen 😀

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Yay, Ziel erreicht 😀

  6. Davon habe ich noch nie etwas gehört und rein gar nichts gesehen 😀
    Das war informativ! 🙂

    Das deutsche (Kinder)fernsehen sieht schlimm aus. Vergleiche ich mein damaliges Super RTL mit dem Jetzigen, dann rollen sich meine Fußnägel hoch. Meine Kinder würde ich nicht davor sitzen lassen.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Dann solltest du ihnen vielleicht Anime aus dem World Masterpiece Theatre zeigen 😉

      Dann muss ich mich jetzt mal selbst beweihräuchern, dass ich über was geschrieben habe, dass du nicht kennst 😉 Yay! Freut mich, wenn es dir gefällt. Kennst du echt gar keinen von denen? Heidi vielleicht???

  7. Pollyana und Lady Oscar, oh wie schön, daran mal wieder erinnert zu werden!

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ja, oder? Tolle Serien. 😀 Würden die heute im TV laufen, ich würds gucken …

  8. […] es mit Figuren wie beispielsweise Sarah und Pollyanna aus Kinderbüchern, die ich nur durch ihre Anime-Umsetzung kenne. Ähnlich ist es mit Maika aus der Graphic Novel ‚Monstress‘, die immerhin fast nur […]

  9. […] Buch von Louisa May Alcott (der Originaltitel ist „Little Women“) basiert oder Teil des World Masterpiece Theatre ist. Auf Sindys Blog habe ich erfahren, dass die Serie auf Watchbox zum freien Streaming […]

  10. […] Prinzessin Sara, im Original 小公女セーラ (Shōkōjo Sēra), entstand 1985 als Teil des World Masterpiece Theatre. Einer Reihe an Animationsserien, die Kindern im asiatischen Raum das Leben in anderen Teilen der […]

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