Im Jahr 2031 herrscht Eiszeit und fast alles Leben auf dem Planeten ist ausgelöscht. Snowpiercer heißt die letzte Bastion der Menschen: ein immer fahrender Zug, in dem sich der verbliebene Rest der Menschheit in eine Klassengesellschaft aufgeteilt hat und irgendwie überlebt. An der wortwörtlichen Spitze lebt die Elite, während die mittellosen unter menschenunwürdigen Bedingungen am Ende des Zuges hausen und stark kontrolliert werden. Als in Folge einer Bestrafung durch die Obrigkeit ein Freund seinen Arm unter grausamen Bedingungen verliert, beschließt Curtis (Chris Evans) das zu versuchen, woran bisher alle gescheitert sind: an die Spitze des Zuges gelangen und die Maschine erobern.
Bong Joon-hos erste Regiearbeit in Koorporation mit den USA widmet sich des gleichnamigen Comics von Jacques Lob, Benjamin Legrand und Jean-Marc Rochette – in Deutschland erschienen unter dem Namen Schneekreuzer. Der Regiesseur hat schon in seine vorherigen Werken wie The Host und Mother bewiesen, dass er einen Hang zu monströsen und brutalen Stoffen hat. Und damit meine ich nicht zwingend den body count seiner Filme, sondern auch schonungslose Darstellung von einer moralisch verfaulten Welt. So auch in Snowpiercer, in der die Menschen im Zug jegliche Vorstellung von Moral verloren zu haben scheinen – vornehmlich die Leute an der Spitze, die legitimiert durch eine seltsame Ideologie in den Tag hinein leben und ignorieren, dass am anderen Ende des Zugs Leute hungern. Das hat mich nicht nur einmal an die Willkür des Militärs in The Host erinnert.
Während sich Curtis und seine Freunde Edgar (Jamie Bell), Gilliam (John Hurt) und viele weitere durch den Zug schnetzeln, sammeln sie Namgoong (Song Kang-ho) und Yona (Ko Ah-seong) auf und begegnen der verblendeten Ministerin Mason (Tilda Swinton) – ein ausgezeichneter Cast und vor Allem zur Abwechslung mal ein internationaler. Song Kang-ho dürfte Fans des asiatischen Kinos u.a. durch seine Rollen in The Host, Durst und Lady Vengeance bekannt sein. Tilda Swinton liefert hier wieder die Darstellung einer besonders exzentrischen Person ab und ist anfangs kaum zu erkennen. Und Chris Evans … bei dem möchte man fast sagen: spiel öfter sowas. Und weniger von dem anderen. Während des Films werden außerdem mit Eintritt in jedes neue Zugabteil neue Wahrheiten enthüllt. Über den Zug, das Leben im Zug, den Erbauer, die Hauptcharaktere … aber eins ist sicher: Snowpiercer ist nichts für schwache Nerven. Sowohl die moralische Härte dieser Geschichte über eine moderne Arche der Eiszeit, als auch der body count sind enorm.
Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 😆
Schreibe einen Kommentar