Da hat sich ja einiges angesammelt. Und wo das herkommt, gibt es noch viel mehr. In der Zwischenzeit habe ich u.a. auch Downton Abbey geschaut. Aber bevor mein Beitrag zu lang wird (ich bin mir ja nicht mal sicher, ob den hier jemand liest 😉 ), schreibe ich lieber schon Mal meine Gedanken nieder. Es gilt – wie immer – spoilerfrei für die Staffel, die ich reviewe. Nicht spoilerfrei für vorangegangene Staffeln.
‚How to get away with Murder‘ Staffel 1
Als 2014 die Pilotepisode über amerikanische Mattscheiben flimmerte, schalteten mehr als 14 Mio. Menschen ein und bescherten ABC somit den erfolgreichsten Serienstart des Senders aller Zeiten. Legendenbildung? Mich würde mal interessieren wieviele von denen noch weitergeschaut haben und v.A, wieviele in die zweite Staffel reinzappen. Dass sich die Serie großer Beliebtheit erfreut, habe ich mitbekommen und sehe auch woran das liegen könnte. Ich selber fühlte mich nur mäßig unterhalten. In How to get away with murder (HTGAWM) folgen wir dem Werdegang einiger ehrgeiziger Studenten, die die Vorlesung ‚How to get away with Murder‘ (dt.: ‚Wie man mit Mord davonkommt‘) der praktizierenden Strafverteidigerin Annalise Keating (Viola Davis) besuchen. Die meisten hoffen von Keating als Praktikanten ausgewählt zu werden und sie bei echten Fällen unterstützen zu dürfen. Darunter befindet sich der homosexuelle Playboy Connor (Jack Falahee), sowie Michaela (Aja Naomi King), die eher verwöhnt wirkt. Außerdem Laurel (Karla Souza), die oftmals die Moral und das Vorgehen der Anderen hinterfragt, der Richter-Sohn Asher (Matt McGorry) und Wes (Alfred Enoch), der im Gegensatz zu allen anderen nicht aus einem gut situierten Elternhaus kommt. Bei der Arbeit mit Keating werden sie mit der Dehnbarkeit des Moralbegriffs konfrontiert – nicht nur wegen der Fälle, sondern weil sie in einen Mordfall hineingezogen werden und versuchen ihre eigene Haut zu retten. Eine Zwickmühle, die nicht nur Keatings Leben umkrempelt, sondern auch das von Wes und seiner undurchschaubaren Nachbarin Rebecca (Katie Findlay).
HTGAWM ist quasi die Telenovela unter den Krimis. Es strotzt aus jeder Pore wie man sich hier um Dramatik und Coolness bemüht. Ein ziemlich guter Kniff ist, dass es pro Episode 2 parallele Handlungen gibt. Einmal die Gegenwart, in der die Studenten Keatings Privatsklaven werden und einmal die Zukunft in der man sieht wie die Studenten versuchen eine Leiche verschwinden zu lassen. Die Handlungen laufen irgendwann zusammen und es gibt natürlich punktgenau zum Ende jeder Episode eine Offenbarung oder Andeutung, die alles ändert, woran wir geglaubt haben. Die schauspielerischen Leistungen sind solide für ein eher flaches Drehbuch. Die Verwicklungen die Keating und die Studenten herbeiführen und das Aufweichen der Grenzen sind übel. Hier wird dermaßen viel gelogen und geschwindelt und so oft mit fraglichen Mitteln ein Beweis herangeschafft, dass man schlichtweg hinnehmen muss wie einfach das in Keatings Welt ist. Es ist eine nette Metapher, dass Keating sich oftmals in der Serie abschminkt und hinter dem Make-Up, falschen Wimpern und der Perrücke scheint eine andere Person zu stecken. Aber die emotionalen Ausbrüche der Figuren und langen Reden zusammen mit abertausend kleinen Wendungen machen die Handlung und Charaktere einfach nur unglaubwürdig und ermüdend. Das einzige was die Serie richtig macht, ist dass sie Gruppen ins Rampenlicht zieht, die ansonsten nur allzu freiwillig unter den Tisch fallen gelassen werden. Als da wären: Frauen, Afroamerikaner, Asiaten und andere Natioanlitäten und ebenso andere sexuelle Gesinnungen, so ist eine Hauptfigur beispielsweise homosexuell. Und ja, auch ich war ein großer Fan von Connor x Oliver und ja, auch ich habe die Staffel zu Ende geschaut, weil ich nun wissen wollte, wer Lila umgebracht hat. Ob die Auflösung lohnenswert ist, muss jeder für sich entscheiden. Ich habe nicht auf diese Auflösung getippt und empfand es als überraschend. Die Komplikationen die sich daraus ergeben, sind groß. Nichtsdestotrotz ist HTGAWM meines Erachtens nach ziemlich stumpf und für mich keine weitere Sichtung wert. Dann lieber einen richtigen Krimi ohne dieses ganze Getue und die falschen Tränen im akkord und Lifestyle-Katalogwohnungen.
(5/10)
‚Gotham‘ Staffel 1
Gotham widmet sich der Vorgeschichte zahlreicher Charaktere aus dem Batman-Universum, greift aber nicht nur Kapitel der zahlreichen Comics auf, sondern entwickelte auch neue Figuren. Im Zentrum der Handlung steht James Gordon (Ben McKenzie), der noch ein Frischling im Gotham City Police Department ist und mit seinen hohen moralischen Werten nicht nur einmal aneckt. Er mischt den korrupten Sumpf ziemlich auf und einer seiner schwierigsten Fälle wird der des Mordes am Ehepaar Wayne sein. Die gut betuchten Eheleute wurden ausgeraubt und erschossen, ihr Sohn Bruce (David Mazouz) blieb traumatisiert zurück. Zusammen mit seinem Partner Harvey Bullock (Donal Logue) versucht Gordon sowohl die Verbrechen zu klären, als auch der Korruption und den Sitten im Police Department ein Ende zu bereiten. Dabei macht er Bekanntschaft mit Unterweltgrößen wie Fish Mooney (Jada Pinkett Smith) und auch einigen Gestalten bei denen noch nicht ganz klar ist, wo sie hingehören wie ein gewisser Oswald Cobblepot (Robin Lord Taylor).
Da ich seit früher Kindheit ein großer Batman-Fan bin, war ich unendlich auf Gotham gespannt. Und was folgt aus hohen Erwartungen? Hohe Verantwortung. Halt. Falsches Franchise. Und der Spruch ging auch etwas anders. Die Prämisse ist eigentlich ganz spannend: wir erleben den Ursprung vieler unserer liebsten Helden und Bösewichte. Wenn damit geworben wird, dass Selina Kyle (Camren Bicondova) auftritt, genauso wie Oswald Cobblepot, Harvey Dent (Nicholas D’Agosto) und ein gewisser Edward Nygma (Cory Michael Smith), dann ist die Freude groß. Tatsächlich blieb die Serie aber stark hinter meinen Erwartungen zurück. Die Serienmacher versuchen scheinbar ein möglichst großes Publikum zu bedienen und sparen deswegen an Atmosphäre. Die Serie geht nie in die Vollen. Sie ist nicht so düster wie es das Thema verlangt, nicht so rau wie Detektivgeschichten sein könnten und auch nicht so grotesk wie es das Batman-Universum anbietet. Weder richtig Fisch, noch richtig Fleisch. Und das äußert sich im hölzernen Spiel der Charaktere wie man beispielsweise auch an Bruce Wayne sehen kann. Klar, er ist ein Kind, dass seine Eltern verloren hat. Das ist furchtbar, aber ich finde es kommt emotional praktisch gar nicht rüber und das Schauspiel wirkt sehr gestelzt. Nicht nur bei ihm, ich fand viele in ihren Rollen sehr hölzern, andere übertreiben stark. Vielleicht hätte es der Serie auch gut getan die Handlung schneller zu entwickeln und weniger Nebenhandlungen einzubauen. Barbara Gordon ist für mich ein rotes Tuch geworden und auch Fish Mooney und das mafiöse Ränkespiel nerven mich unendlich. Das sind alles Handlungen, die ich in dem langatmigen Ausmaß nicht gebraucht hätte und die der Atmosphäre Gothams überhaupt nicht dienen, weil sie zu inkonsequent umgesetzt sind. Da ich auch weniger an den Detective Stories, d.h. an Gordons Ermittlungen, interessiert bin, waren die Fälle für mich relativ austauschbar und teilweise sehr billig geskriptet. Klar, die Qualität schwankt und manche Verweise machen Lust auf mehr, aber das einzige was mich bei Laune gehalten hat, war die Aussicht darauf zuzusehen, ob wir die Geburtsstunde des Riddlers oder des Jokers erleben. Da sehe ich ein wenig Potential, obwohl es auch hier sehr sehr langsam voran ging. Meine Neugier reicht aber nicht aus, um Gotham weiterzuschauen.
(4/10)
‚Flash‘ Staffel 1
Als Kind habe ich mit Begeisterung eine Serie oder einen Film über den roten Blitz geschaut, kann mich aber heute quasi an so gut wie nichts mehr erinnern. Über die Neuigkeiten, dass es eine Serie geben würde, die sich dem Superhelden widmet, habe ich mich riesig gefreut. Als es hieß, dass die Serie im Arrow-Universum angelegt sein würde, war ich schon weniger überschwänglich. Arrow wurde für mich von einer recht guten Serie mit tollen Darstellern zu einem unglaubwürdigen Superhelden-Kitsch. Wenn Flash genauso werden sollte, dann Mahlzeit. Die Serie handelt von Barry Allen (Grant Gustin), einem Polizei-Forensiker, der durch die Explosion eines Teilchenbeschleunigers die Fähigkeit erlangt sich übermenschlich schnell zu bewegen. Das Team von Wissenschaftlern um Dr. Wells (Tom Cavanagh), die sich als Verursacher des Unfalls sehen, überwachen seinen Zustand und helfen ihm seine Fähigkeit in den Griff zu kriegen. Schnell ist der Gedanke geboren, dass Barry sie in den Dienst der Gerechtigkeit stellt. Vor Allem weil noch mehr Menschen durch denselben Umstand zu Fäigkeiten gelangten, die sie entweder zu kriminellen Zwecken einsetzen oder nicht im mindesten kontrollieren können. Das Team beginnt diese Menschen als Meta-Wesen zu bezeichnen. Und desto mehr sich Barry an die neue Situation gewöhnt, mehr darüber lernt, desto mehr keimt in ihm der Verdacht, dass all das mit dem Tod seiner Mutter vor vielen Jahren zutun hatte.
Klingt erstmal gut, oder? Naja. Ist es nicht wirklich, zumindest nicht für mich. Die vereinnahmenden Charaktere wie Barry, Cisco (Carlos Valdes), Caitlin (Danielle Panabaker) und Barrys Ziehvater Joe (Jesse L. Martin) tragen die Handlung, genauso wie manches kleine Easter Egg. Darunter auch der Fakt, dass John Wesley Shipp den Vater von Barry spielt und niemand geringeres ist als der Flash der Fernsehserie von 1990. Das Geheimnis um den Tod von Barrys Mutter und ntaürlich die Frage „Wer ist Harrison Wells wirklich?“ haben mich gut bei Laune gehalten. Aber der Rest der Serie ist eigentlich albern. Die Bösewichte sind wie vom Fließband und relativ austauschbar. Genauso wie die immer wie aus dem Ärmel geschüttelten Lösungen. Was Barry diesmal tun muss, um den Bösewicht zu besiegen? Mal ganz schnell mit den Armen wedeln. Oder doch mal superschnell im Kreis laufen? Die Physik von Flash strotzt jeder physikialischen Gleichung. Ähnlich wie bei Gotham hätte es der Serie gut getan statt höher-weiter-unrealistischer einen etwas am Boden gebliebenen Ansatz zu wählen und sich zu entscheiden welche Zielgruppe man ansprechen möchte. Die Arrow-Gastauftritte machen es nicht besser, zumal das noch größerer erzähltechnischer Trash ist. Weniger Episoden, weniger Metawesen, weniger Brechen physikalischer Gesetze. Ich finde es ist außerdem ein Fehler, dass bereits in der ersten Staffel die Grenze von Raum und Zeit gebrochen wurde und Barry so schnell rennt, dass er einen Zeitprung macht. Flash ist handlungstechnisch einfach zuviel mit zu wenig Verstand. Das positive an der Serie sind aber mit Abstand die sehr liebenswerten Charaktere und die Chemie zwischen ihnen. Und sie sind der einzige Grund, warum ich die Serie letztendlich sogar weitergucken werde. Mal sehen wie lange noch. Wenn Flash jetzt ein bisschen mehr um Realismus bemüht wäre, wäre es eine tolle Serie, denn die Grundzutaten sind eigentlich nicht schlecht.
(6/10)
‚Person of Interest‘ Staffel 4
IT wird in Serien oftmals so dargestellt, als ob es ein Kinderspiel ist, sich in Fremdsysteme zu hacken und Unfug anzustellen. Person of Interest fiel mir von der ersten Folge an immer deswegen positiv auf, weil sie nah an der Realität sind und ein durchaus realistisches Szenario des Überwachungsstaates liefern. Die Realität hat die Fiktion hier eingeholt. Der NSA-Überwachungsskandal und Snowdens-Enthüllungen erinnern an Die Maschine in Person of Interest, die uns belauscht und Risikoberechnungen und Prognosen durchführt. Wer wird Opfer eines Gewaltakts? Oder sogar Täter? In der Serie gibt es eine kleine Gruppe aus Outlaws, Totgeglaubten, Gerechtigkeitsuchenden, die sich die Maschine zunutze machen, um Verbrechen zu verhindern, bevor sie geschehen. Nach den Ereignissen der letzten Staffel ist das aber denkbar schwierig. Ein konkurrierendes System wurde in Betrieb genommen. Samaritan. Der Name ist mehr als unpassend, denn diese KI lenkt das Geschehen und strickt das Gebilde einer trügerischen Gerechtigkeit durch Kontrolle. Unsere Helden stehen in dieser Staffel auf der Abschussliste und müssen sich mit Tarnidentitäten über Wasser halten. John Reese (Jim Caviezel) ist beispielsweise ein Polizist und wird, wie passend, Fuscos (Kevin Chapman) Partner. Harold Finch (Michael Emerson) hingegen versucht sich als Professor. Weniger passend ist Sameens Scheinidentität als Kosmetikerin (Sarah Shahi). Ihre Lage ist schlimmer denn je. Sie müssen ihre Tarnidentitäten schützen, gleichzeitig den case of the week bestreiten und verhindern, dass Samaritan noch mehr an Kontrolle gewinnt oder sogar Die Maschine findet.
Was für eine Staffel. Es ist nicht einfach über soviele Episoden hinweg das case-of-the-week-Szenario aufrecht zu erhalten. Früher hat die Serie sehr viel dadurch gewonnen, dass wir wenig über unsere Helden wussten und in Flashbacks immer mal etwas über sie erfahren haben. Nun glauben wir alles zu wissen. Die Serienmacher sind aber ziemlich gewieft: sie geben uns stattdessen mehr fortlaufende Handlung. Spätestens seit Greer und Samaritan drehen sie richtig auf und tun etwas, dass sehr gewagt ist. Sie zeigen wie unsere Helden kontinuierlich in die Enge getrieben werden und es fast so aussieht, als würden die Guten dieses Mal nicht gewinnen. POI Staffel 4 hat einige sehr beklemmende Episoden vorzuweisen. Außerdem trauen sie sich, die Maschine und die Entscheidungen, die sie trifft (verrückt das zu schreiben) selbst in Frage zu stellen. Das ist vermutlich sogar das Hauptthema. Muss Finch denken, dass seine Maschine ein Fehler ist, weil sie teils Auslöser für all das und zuletzt sogar einen Mord anordnete zum Wohl der Allgemeinheit? Hartes Thema. Warum tritt die Maschine nicht mehr in Erscheinung? Ist gegen Samaritan kein Kraut gewachsen? Die Serie bleibt nicht stehen und entwickelt sich sehr rasant. Nicht nur, dass mit dem Schicksal eines Charakters gespielt wird, auch eine Episode ist mir in Erinnerung geblieben, in der Die Maschine alle Szenarien durchspielt und eines sucht, in dem keins seiner assets (John, Root, Sameen, Fusco, Finch) stirbt. POI kennt keinen Stillstand und entwickelt das Szenario stetig weiter. Vielleicht ist der Humor etwas zu kurz gekommen … aber bei dem Ernst der Lage kein Wunder. Übrigens gibt es zahlreiche Wiedersehen mit Figuren aus den letzten Staffeln. Somit hat die Serie für mich an nichts von dem verloren, was ich an ihr so liebe. Mal sehen, ob sie mit der nächsten Staffel dann wirklich endet.
(9/10)
‚Chosen‘ Staffel 1
Anwalt und Familienvater Ian Mitchell (Milo Ventimiglia) findet eines Tages vor seiner Haustür eine hölzerne Box mit dem Foto eines ihm vollkommen unbekannten Mannes, Versehen mit einem Datum und Uhrzeit in der Zukunft und einer Schusswaffe. Anfangs hält er das für einen bösen Scherz, als aber kurz darauf auf ihn geschossen wird, hat er die Botschaft verstanden. Er ruft die Polizei, die ihm scheinbar nicht glaubt. Später wird sich herausstellen, dass es den Komissar gar nicht gibt, der sich ihm vorgestellt hat. Egal was er tut, es ist so als würde alles in einem losen Ende münden. Bleibt ihm wirklich nur ein Ausweg? Es fühlt sich so an, als ob die Geschichte nicht neu wäre. Mann wird erpresst ein Verbrechen zu begehen. Sein Leben und das seiner Familie hängt davon ab. Er hadert mit seinem Schicksal und ist hin- und hergerissen. Üblicherweise haben es die Hauptakteure in ähnlichen Filmen und Serien gar nicht erst versucht die Polizei zu rufen. Chosen ist also immerhin so konsequent, dass Ian alles mögliche versucht und einige unkonventionelle Wege geht. Dass manche davon scheitern, weil der Spielmeister dieses grausamen Scherzes so übermächtig ist, erweckt den Eindruck, dass es sich die Drehbuchschreiber hier etwas zu leicht gemacht haben. Milo Ventimiglia (Gotham, Heroes) spielt aber sehr glaubwürdig und führt uns durch diese quasi-One-Man-Show, denn die Nebencharaktere haben wenig zu melden. Ventimiglia reißt es heraus, indem er so ziemlich alles spielt was die Palette zu bieten hat und anfangs auch nicht den coolen, abgebrühten Anwalt markiert, sondern mal richtig scheiß Angst hat. Die Handlung entwirft außerdem ein Szenario, dass uns immer wieder vor die Wahl stellt: wie würden wir reagieren? Besonders spannend war, dass ich an Ians Stelle oft dieselben Entscheidungen getroffen hätte, was ich selten in Serien erlebt habe. Man erinnert sich ja an die üblichen Scherze über bestimmte Genres wie bei Horrorfilmen: inzwischen weiß man, dass man immer als erstes das Licht anmacht und sich nie trennt. Es gibt so klassische Filmfehler, die dem logischen Denken strotzen: Chosen macht aber vieles richtig. Inzwischen gibt es schon 3 Staffeln mit jeweils 6 Folgen – wer eine solide Actionserie sucht, die den Kopf etwas mehr fordert, kann hier reinschauen.
(7/10)
‚Black Mirror‘ Season 1
Black Mirror – das ist der alles verschlingende, schwarze Bildschirm. Der unseres Fernsehers, unserer Computer und Laptops, Smartphones oder von Kameras. Unser schwarzer Spiegel zur Seele. Manch einer mag noch darüber scherzen, dass das wirklich verstörende am schwarzen Bildschirm ist, wenn der Bildschirm schwarz bleibt und nicht mehr angeht. In Black Mirror geht es aber um die Auswirkungen von Technologie auf unseren Alltag. Präsentiert werden uns Dystopien, deren Alltag unserem mal vollkommen gleicht und sich nur durch etwas raffiniertere Smartphones und Benutzeroberflächen unterscheidet. In wiederum anderen Geschichten sehen wir eine Zukunftsvision, die unserem gegenwärtigen Leben kaum gleicht und wie die Technik die Menschen da im Griff hat, ist unheimlich. Die erste Staffel beinhaltet drei Folgen, die sich u.a. auch der Überzeugungskraft der Medien widmen. So geht es u.a. um den britischen Premierminister, der erpresst wird, etwas abscheuliches zu tun, aber auch darum wie wir uns verändern würden, wenn alles was wir sehen aufgezeichnet wird.
Eine der besten Serien, die ich in diesem Jahr geschaut habe! Und es kam mir ganz recht, dass Netflix die zwei Staffeln und das Weihnachtsspecial jetzt nach und nach ins Angebot aufgenommen hat, denn Black Mirror steht schon länger auf meiner To-Watch-Liste. Die drei Episoden der ersten Staffeln haben eine Lauflänge zwischen ca. 50 min und über einer Stunde und haben jeweils wechselnde Darsteller und Themen. Darunter sind viele bekannte Gesichter der britischen Serienlandschaft wie zum Beispiel Rory Kinnear, Jessica Brown-Findley, Alan Leech, die allesamt sehr glaubwürdig spielen. Aufgrund des Realismus ist es nicht weit hergeholt Black Mirror als eine Horrorserie zu bezeichnen wie es manche Themenwebseiten tun.
(10/10)
‚Tokyo Ghoul‘ Staffel 1
Der Anime basiert auf dem gleichnamigen Manga von Sui Ishida, der ab 2011 in Japan erschien und sich so großer Beliebtheit erfreute, dass es inzwischen mehrere Manga- und Anime-Spinoffs und -Prequel gibt. Darin geht es um eine Welt in der normale Menschen und Ghule leben, die augenscheinlich wie Menschen aussehen, aber ‚auf der Jagd‘ durch ihre rot leuchtenden Augen und ‚Klauen‘ als solche zu erkennen sind. Ghule und Ghulas können sich absolut nur von Menschenfleisch (naja und Kaffee …) ernähren, weshalb sich die Menschen von ihnen bedroht fühlen und sie zur ausnahmslosen Gefahr erklären und dämonisieren. Die meisten versuchen unerkannt unter den Menschen zu leben, andere sind eher radikal und leben offen ihr Leben als Ghule. Ken Kaneki ist der Antiheld der Geschichte, der zu Beginn erkennen muss, dass seine Angebetete Liz eine Ghula ist und sich nach ihrem ersten Date auf ihn stürzt und ihn verspeisen will. Durch einen Unfall kommt Liz um und er übersteht es lebensgefährlich verletzt. Im Krankenhaus werden ihm aber Organe von Liz eingesetzt (wie auch immer das möglich war). Als er entlassen wird, muss er erkennen, dass er sich nur noch von Menschenfleisch ernähren kann. Der empfindsame Junge kann überhaupt nicht mit der Situation umgehen und akzeptiert nicht, dass er nun halb Ghul, halb Mensch ist. Bevor der Hunger ihn ganz wahnsinnig macht, wird er von der aufbrausenden und kaltschnäuzigen Touka aufgesammelt und lebt und arbeitet zusammen mit anderen im Café Antik, in dem Ghulen wie ihm geholfen wird.
Eigentlich sind es viele spannende Motive, die hier aufgetischt werden, aber aus denen die Serie nichts macht. Dass beispielsweise Ghule gejagt werden und die Allgemeinheit sie nicht als Menschen anerkennt, ist die älteste Geschichte der Welt. Diskriminierung und Angst vor dem Unbekannten wo man nur hinschaut. Diese kleine Diskriminierungsfabel und viele damit verbundene Gedanken werden auch angedeutet oder erwähnt, aber nur mäßig zu Ende gedacht. Es macht fast den Anschein, dass wenn jemand anfängt darüber nachzudenken, zufälligerweise ein Kampf das Geschehen unterbricht. Es scheint quasi keine Menschen zu geben, die Ghule verteidigen oder sich differenziert damit beschäftigen. Kens anfänglicher Wahn und der Hunger, der ihn übermannt ist anfangs ziemlich gut dargestellt. Wie er sich dabei ertappt, dass er alle Menschen um sich herum als Fleisch betrachtet und nicht mehr als lebendes, denkendes Wesen. Nahezu alle anderen Motive versickern aber. Stattdessen wirkt es manchmal so, als ob alles in der Geschichte an einer Art massentauglicher Krassheits- und torture-porn-Skala gemessen wird. Was ist noch brutaler als das, was in der letzten Episode passiert ist? Was wird noch mehr schocken? Logisches Denken und Charaktere, die über den Tellerrand blicken, sucht man hier vergebens. Vom Grundkonstrukt her ist Tokyo Ghoul ein Battle-Anime. Aber es gibt keine nächste Stufe, keine Entwicklung, sondern nur Kampf, Kampf, Kampf. Moralische Fragen ohne Antwort und ohne Weiterkommen. Als kleine Aufheiterung zu den harten Kämpfen, Folter und dem Blut gibt es die Kitschgranate. Beispielsweise durch Hanami und ihre Mutter, die im Antik unterkommen und selbstverständlich durch Kens Naivität, mit der er sehr lange nur zuschaut wie andere abgeschlachtet werden, anstatt seine Fähigkeiten zu trainieren. Denkbar wäre ja, dass er Angst hat den Ghul in sich zuzulassen, da er befürchtet ihn ansonsten nicht mehr kontrollieren zu können. In der Serie kommt es allerdings die meiste Zeit so rüber, als ob ihn die Brutalität lähmt und schlichtweg zuviel für ihn ist. Diese Zögerlichkeit erinnert nicht nur einmal an Shinji Ikari. Wer gern Geschichten liest und sieht, ahnt schon, dass Ken wohl irgendwann seine neue Identität zulässt – das ist dann quasi wie ein plötzlicher Ausbruch und zumindest sein Seelenleben wurde in den entsprechenden Episoden mal sehr gelungen dargestellt (erinnert aber auch an Shinji Ikari). Die ‚Liz‘ in seinem Kopf tritt nicht oft in Erscheinung, was ich wieder sehr inkonsequent finde. Aus all den Motiven hätte man eine ganze Menge mehr machen können, ohne dass es wie eine platte Gewaltfabel und ‚mimimi-buhu-alle-sind-so-schlecht-und-so-krass-und-so-brutal‘ rüberkommt. Den jüngeren Animebegeisterten wünsche ich, dass sie Anime schauen, die etwas vielschichtiger sind und die Fragen, die sie aufwerfen auch mal zu Ende denken, anstatt rumzuschlachten und zu metzeln wo es nur geht.
(5/10)
‚Daredevil‘ Season 1
Die Serie beginnt mit einem Mann, der eine Beichte ablegt. Es ist der Anwalt Matt Murdock (Charlie Cox ), der aber nicht dort ist, wegen dem, was er getan hat, sondern wegen dem, was er tun wird. Tagsüber arbeitet er mit seinem besten Freund Franklin „Foggy“ Nelson (Elden Henson ) in ihrer gemeinsam, frisch eröffneten, relativ schlecht besuchten Kanzlei. Nachts aber zieht er durch die Straßen von Hells Kitchen (eine gegend in Manhattan, New York) und prügelt sich durch Scharen von Übeltätern, um seine Stadt aufzuräumen. Bei der Frage wer dieser Maskierte ist würde niemand als erstes auf Matt Murdock kommen, denn er ist seitdem er ein Kind ist blind. Die Serie liefert Antworten darauf wie es sein kann, dass niemand Verdacht schöpft, warum Matt das kann und offenbart uns wie der Maskierte langsam von einem Held zu einem vermeintlichen Täter wird. Eine Angst, die Matt ständig begleitet. Und desto näher er dem einen großen Endgegner kommt, demjenigen der die Stadt im Griff hat, desto weniger sieht es so aus, als ob die Guten dieses Mal gewinnen könnten.
Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: mit Daredevil und Jessica Jones ist Marvel erwachsen geworden und schafft, woran The Flash und Gotham kläglich scheitern. Sie sind realistisch, erwachsen, ernstzunehmen, menschlich und wir können uns mit dem identifzieren was ihnen passiert – sie könnten unsere Nachbarn sein, sie sind ein bisschen kaputt und haben auch mal Angst. Und es läuft nicht alles wie am Schnürchen. Matt spaziert nicht topfit aus den Kämpfen. Ich drücke es mal unschick aus: er bekommt richtig auf die Fresse. So sehr, dass er auch mal für ein paar Tage das Haus nicht verlassen kann und dem Tod ziemlich nah war. Obwohl Daredevil in derselben Welt spielt wie The Avengers, Thor und die Captain-America-Filme, ist davon nicht viel zu merken. Es werden mal Leute in schimmernden Rüstungen, Verwüstungen und Millionäre im Heldenkostüm erwähnt, mehr aber auch nicht. Und dieser Realismus spiegelt sich auch in der Vielschichtigkeit der Charaktere. Den großen Bösen, Wilson Fisk (Vincent D’Onofrio), habe ich anfangs gar nicht für den Drahtzieher gehalten und dachte, dass er von irgendwem gelenkt wird und nur eine Marionette ist. Bis er dann das erste mal austickt. Und ab dann konnte ich mir alles vorstellen. Außerdem scheut sich die Serie nicht Frauen etwas Platz zu machen, beispielsweise Rosario Dawson als Claire, eine Krankenschwester, die Matt oftmals zusammenflickt und quasi die Stimme der Vernunft ist. Sehr beeindruckt hat mich auch wie weit die Serienmacher gehen und die Figur der Karen entwickeln, gespielt von Deborah Ann Woll. Die Darsteller sind allererste Sahne, genauso wie die Handlung. Anfangs war ich nicht so recht interessiert an der Serie, weil ich auch die Comics nicht kenne und mit Daredevil kaum was anfangen kann („Da war doch mal sowas mit Ben Affleck…“). Tatsächlich habe ich sie nur geschaut, weil ich Jessica Jones sehen wollte und es für sinnvoll hielt die hier zuerst zu schauen, zumal beide in Hells Kitchen spielen. Aber ich kann mich der Mehrzahl der Reviewer nur anschließen: Daredevil ist eine der besten Serien, die ich dieses Jahr geschaut habe.
(10/10)
Ja, da hatte ich doch einiges zu meckern, aber es ist eben leider wie es ist. Unter den hier vorgestellten Serien sind einige dabei, die ich im deutschen Free-TV verfolgt habe und ich muss tatsächlich sagen: das sind hauptsächlich die, die mich eher enttäuscht haben. Der geneigte Leser des Blogs weiß, dass ich aus Neugier durchaus mal eine Staffel zu Ende schaue. So bspw. weil ich wissen wollte wer in HTGAWM der Täter war. Gerade bei dieser Serie gibt es aber keine Verlängerung für mich. Ich würde es gern sehen, dass sich das Free-TV mehr bei qualitativ besseren Serien bedient wie beispielsweise Black Mirror. Mag sein, dass es eine unbequeme Wahrheit ist, dass die breite Masse das möglicherweise gar nicht sehen wird, sondern sich das mehr auf die Serienbegeisterten beschränkt, die u.U. sowieso schon längst Netflix haben. Aber Serien wie Daredevil schaffen hoffentlich doch irgendwann den Sprung auf die Free-TV-Mattscheibe. Wäre ansonsten schade.
Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei 🙂 .
Schreibe einen Kommentar