Downton Abbey Season 6 Review

Mit der inzwischen sechsten Staffel und dem Christmas Special endet Downton Abbey, eine der höchst bewerteten, britischen Fernsehserien. Sechs Jahre haben uns die Geschichten von den Menschen up- als auch downstairs beschäftigt. Und um dem Geschehen schon einmal vorzugreifen: es ist eine wunderbare Staffel und das gelungene Ende einer Ära. Diese Review ist spoilerfrei, aber es gab im Blog auch bereits einen Recap-Artikel für jede Episode, die ihr hier findet (nicht spoilerfrei). Wer allerdings die Serie noch nicht bis einschließlich 5. Staffel gesehen hat, sollte auch einen Bogen um diesen Artikel hier machen.

In der letzten Staffel wird ein ausgewogenes Verhältnis zwischen upstairs und downstairs geschaffen – fast jedem kommt in etwa gleich viel Aufmerksamkeit zu. Der im Christmas Special der fünften Staffel ausgesprochene, längst überfällige Antrag von Mr Carson (Jim Carter) an Mrs Hughes (Phyllis Logan) zieht neben Hochzeitsvorbereitungen auch die Frage nach sich, wie die beiden leben werden und ob es wirklich eine Liebesheirat ist. Lady Mary (Michelle Dockery) muss sich, nachdem sie eine Aufgabe in Downton gefunden hat, der Frage stellen, ob sie bereit für eine neue Liebe ist. Mit Henry Talbot (Matthew Goode) hat sie vielleicht einen Mann gefunden, der ihr in punkto Schlagkräftigkeit das Wasser reichen kann. Kann sie sich aber auf jemanden einlassen, der Rennfahrer ist? Nicht nur, dass Matthew bei einem Autounfall starb, macht ihr dabei zu schaffen. Lady Edith (Laura Carmichael) sucht noch ihren Platz im Leben. In London als Frau mit Verantwortung – und Marigold? Oder weiter in Downton leben? Anna (Joanne Froggatt) und John Bates (Brendan Coyle) versuchen ein Baby zu bekommen. An Annas Gesundheit nagen aber die Sorgen und Verzweiflung der letzten Zeit. Thomas (Rob James-Collier) hingegen hat damit zu kämpfen, dass er die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen möchte. Leichter gesagt als getan. Der Wunsch sich zu bessern bringt ihn an seinen bisherigen Tiefpunkt. Für Daisy (Sophie McShera) wird es ernst: Prüfungen stehen an, die auch für ihren selbst erklärten Lehrer Molesley (Kevin Doyle) Konsequenzen haben. Der neue Footman Andrew (Michael Fox) versucht sich in Downton einzuleben und ein Geheimnis zu bewahren. Für Spitzfindigkeiten und Lacher ist neben all dem Drama natürlich auch gesorgt. In dieser Staffel erwarten uns Hochzeiten, ein Todesfall und erstaunlich viel Blut, sowie ein legendäres Gespräch über Sex. 😉 Lang schwelende Konflikte werden endlich ausgefochten (u.a. Stichwort Mary und Edith).

Nach dem Tiefpunkt der Serie in Staffel vier und einem langsamen Aufschwung mit Staffel fünf, gehen die Serienmacher in der sechsten Staffel in die Vollen. Fehler der Vergangenheit wie das sich doppelnde Mordverdachts-Spiel um Familie Bates werden vermieden oder aus dem Weg geräumt, um den Figuren ein Vorwärtskommen zu ermöglichen. Um nur ein Beispiel dafür zu nennen, dass die Staffel deutlich den Weg wählt, das Schicksal aller Personen aufzuzeigen. Fast durchweg wird ein gesundes Verhältnis zwischen dramatisch oder traurig und lustig aufrecht gehalten. Mal sorgen die Episoden zwischen Denker (Sue Johnston) und Spratt (Jeremy Swift) dafür, mal Mrs Hughes und Mr Carson. Hin und wieder konzentriert sich eine Episode mal mehr auf upstairs, als auf die Menschen downstairs, aber es ist insgesamt ist das Verhältnis ausgeglichener als in anderen Staffeln. Ein, zwei Charaktere bekommen deutlich weniger Screentime als andere wie Mrs. Patmore (Lesley Nicol), aber auch für sie werden Konflikte geschaffen („A house of ill repute?“ 😉 ) und es wird zumindest genug angedeutet, um als langjähriger Downton-Abbey-Fan zu verstehen wo für sie die Reise hingehen wird. Allerdings gelingt nicht jeder Handlungsfaden. Die Downton-Interna rund um das Krankenhaus und wer den Vorsitz erhält, langweilen im Gegensatz zur durchgängig spannenden Entwicklung. Das Tüpfelchen auf dem i sind die Gastauftritte von Charakteren, die wir ins Herz geschlossen haben und nicht unbedingt erwarteten sie wiederzusehen.

Wie in vorherigen Staffeln versuchen die Serienschaffenden historische und gesellschaftliche Entwicklungen mit einzubringen. Dieses Mal wird besonders der gesellschaftliche Wandel beleuchtet. Der Einfluss des Adels sackt weiter ab. Wir bekommen Einblick in Häuser, die in Erinnerungen an den Glanz vergangener Tage schwelgen. Im Hier und Jetzt aber vor sich hinvegetieren. Auch die Lords und Ladys in Downton wollen ihr Personal reduzieren. Wer einst Bediensteter war und es als seine Lebensaufgabe sah, muss ich umorientieren. In dem Wort Lebensaufgabe steckt das Wort Aufgabe – wie in Selbstaufgabe. Und umorientieren klingt nach orientierungslos sein. Ersteres ist sicher bei dem einen oder anderen der Fall. Letzteres eher nicht. Unsere Lieblingscharaktere haben ein genaues Bild davon was sie können und manche haben schon vorgelebt wie man einen eigenen Weg geht. Nie war die Tendenz so deutlich wie in dieser Staffel. Bilde dich, emanzipiere dich, ändere dein Schicksal. Außerdem macht es den Eindruck, dass in dieser Staffel die Frauen das starke Geschlecht sind.

Die sechste Staffel spielt mit unseren Gefühlen – aber gerade so im richtigen Tempo. Die Konflikte werden einem um die Ohren gehauen. Wäre es noch schneller wäre es Downton-untypisch. Zusammen mit dem Christmas Special ist das eine rundum gelungene, vielleicht sogar die beste Staffel der Serie. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge geht damit eine kleine Ära zu Ende.

(10/10)

Sternchen-10

Habt ihr die Staffel schon gesehen? Und wenn ja, wie hat sie euch gefallen? Falls nicht, was denkt ihr wie es für eure Lieblingscharaktere ausgehen wird? Was wünscht ihr euch von der Staffel? Sind sechs Staffeln genug oder seid ihr schwer enttäuscht, dass es zu Ende ist?

2 Antworten

  1. […] haben, bevor die Serie schlecht wird. Es tut zwar weh, aber bei einigen meiner Serienfavoriten wie Downton Abbey und LOST hat das Abschied nehmen weh getan. Ein Positivbeispiel unter den Endlosserien ist aber […]

  2. […] und Leid der betuchten Gesellschaft erinnert es mich bereits zu Beginn stark an Period Dramas wie Downton Abbey. Nur das Downstairs zum Upstairs fehlt. Bälle und Empfänge, Roben in leuchtenden Farben, jeder […]

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